Sonstiges
Auf sanften Pfoten Teil 18 - ein Briefwechsel

Mein liebes Brüderchen!

Vielen, vielen Dank für deinen letzten Brief. Jetzt weiß ich zumindest, was du so treibst, hab mir schon riesige Sorgen gemacht. Zumal ich ja weiß, deine Zweibeiner kennen die Adresse des Tierarztes nur zu gut.

Ach, Urlaub muss schön sein, träum...

Oder ist es doch nicht so toll, wie ist die Verpflegung dort, erzähle mal.

Und wo bist du eigentlich genau, schickst du mir eine Ansichtskarte? Natürlich nur, wenn es nicht zu viele Umstände macht.

Hier bei uns am Hof gibt es keinen Urlaub im Sommer, im Gegenteil,  jetzt geht es bald los mit der Ernte. Alle sind aufgeregt und machen sich an diesen riesigen Maschinen wichtig, die so viel Lärm machen.

Da flüchte ich, das hasse ich, diese ewige Wichtigtuerei von diesen stählernen Ungetümen.

Doch bei uns gibt es auch Neuigkeiten:

Sommergäste machen sich breit.

Stell dir vor, die machen bei uns Urlaub, sind wohl sonst nirgends unter gekommen, seufz...

Also um ehrlich zu sein, ich brauche sie nicht unbedingt, dass heißt die Mädels ja, die sind ganz nett, aber der Rest:

Da gibt es einmal die Männer:

"Runter von meinem Auto, aber schnell", rufen sie schon von weitem, gerade wenn ich einmal kurz eine Temperaturmessung an der Kühlerhaube vornehmen will.

Sag mir doch einer, was das soll, ich fahre schon nicht weg, ich habe doch keinen Führerschein.

Betont langsam bewege ich mich zurück in meine Scheune, nicht ohne ihnen noch einen bösen Blick zuzuwerfen.

Die Frauen wiederum, die kommen  meist so zuckersüß:

"Ach schau, da ist eine Katze...", ich glaube das sieht man doch, wozu diese Feststellung. Dann geht es weiter, etwa so  "ach wie niedlich. Komm her, lass dich streicheln...".

So genug, mir reicht es. Ab durch die Mitte.

Das Schlimmste aber sind die Jungs, so im gefährlichen Alter.

Die fangen mich ein oder ziehen an meinem Schwänzchen.

Da muss ich mich dann mit  aller Kraft wehren, so  manch einer trägt jetzt schon eine rote Tätowierung an seiner Hand.

Wer nicht hören will, muss fühlen! Basta!

Diese Kerle gehören doch an eine Leine oder sonst irgendwie sicher verwahrt. Ihre Eltern haben bei der Erziehung glatt versagt.

Ob ich da noch etwas nachholen kann? Versuchen werde ich es, doch gerade wenn sich erste Erfolge zeigen, fahren sie schon wieder ab.

Mädels, ja die sind nett. Kommen ganz langsam zu mir, wenn ich ein Sonnenbad nehme und streicheln mich sanft.

Oh, wie angenehm! Freundlich beginne ich zu schnurren und animiere sie so zum Weitermachen. Von Mädchen lasse ich mich auch gerne herumtragen, denn sie gehen sehr vorsichtig mit mir um.

Doch was soll's. Auch dieser Sommer wird vorüber gehen und dann gehört uns der Bauernhof wieder allein. Mir und dem alten Brummbären, unserem Hund.

So, für heute wieder genug.

Schön langsam wird es mir zu heiß in  der Sonne. Ich muss mich dringend wenden, sonst bekomme ich einen Sonnenbrand.

Viele liebe Grüße und noch einen wunderschönen Resturlaub

deine  Schwester

Samantha