Ich stehe IHM gegenüber. IHM der mir zuerst mein Leben schenkte und es mir dann auf einer anderen Weise wieder nahm. In diesem Augenblick fühle ich mich wieder wie am anfang, als ich ihn das erste Mal traf. Seine schwarzen Haare, die im Morgenlicht wehten und seine wunderschönen grauen Augen, die Wärme und Güte ausstrahlten. Damals als die Schmetterlinge in meinem Bauch mein Herz mit sich nahmen. Es liebkoste und umschwirrte. Jedes Wort, jeder Satz, jede Bewegung, alles hat gestimmt. Der Tag als er mir das Leben rettete..
Ich war damals die Straße, ein paar Häuserblocks von meiner Wohnung entfernt, entlang gegangen. In meinen Gedanken der Wunsch nach Liebe und Geborgenheit. Die Bäume am Straßenrand raschelten. Ein paar Häuser weiter bellte ein Hund, der in der Ferne einen weiteren hörte. So als ob sie sich etwas zurufen würden. Auf der anderen Straßenseite läuft eine Mutter mit ihrem Jungen. Das Eis des Jungen hüpfte aus dem Hörnchen und landete auf dem Boden. Weswegen der Junge anfing zu weinen. Ein Auto fuhr vorbei und ich ging weiter gerade aus.Ein paar Meter vor mir ging ein junger Mann. Als ich wenige Meter weiter eine Straße, so kurven reich sie war, überquerte. Ein Auto kam um die Ecke geschossen, doch bevor es mich erwischte, hatte mich der Mann, der vor wenigen Sekunden vor mir war, wieder auf den Bürgersteig geschuppst. Dabei landete er auf mir. Sein Gesicht war nah gewesen. So nah..
Das war der Augenblick in dem ich mich in ihm verliebte. Ohne Ankündigung und ganz sanft wie eine Feder, die die Haut berührt. Wir trafen uns und verliebten uns. Viele Tage lang. ER ist mein Leben. Ich liebe ihn so wie die Menschen die Sonne. So wie der Himmel und die Erde. Mein persöhnlicher Schutzengel. Doch auch ein Schutzengel hat eine Kehrseite. Wie zwei Seiten einer Medallie..
Jetzt in diesem Augenblick stehe ich vor ihm und die Schmetterlinge verwandeln sich in Steine, die mir quer im Magen liegen. Mein Herz hat ein schwarzes Loch, dass alles um sich herum zu verschlingen droht. ER hat mir mein Leben genommen auf eine andere Art und Weise. Denn ER hat alles zerstört was ich liebe. Ganz langsam und doch unaufhaltsam, hat er mir ein Samen der Dunkelheit eingepflanzt. So leise und heimlich, dass ich es nicht bemerkt habe. Denn ER hat mich erniedrigt. Mir meinen Stolz und meine Wünsche mit sich genommen. Fortgerissen. Weggespült vom Meer. Geschlagen und getretten. Missachtet und beraubt. Ich zittere, denn meine Gefühle fahren Achterbahn. Ich liebe ihn, weil er mir das gegeben hat, was ich mir gewünscht habe. Liebe, Geborgenheit, vertrauen, Beschützer vor mir selbst. Ich hasse ihn, weil er mir etwas sehr wichtiges genommen hat. Meinen Willen, meine Ehre.
Ich weiß nicht mehr weiter. Dieser Mann gab und nahm mir viel. Deswegen liebe und hasse ich IHN gleichzeitig. Ich wende mich von ihm ab. Gehe fort. Meine Liebe wurde von meinem Hass überwältigt...