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Hungaria - Betrachtungen

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"Heimat in der Fremde"
Veröffentlicht am 14. Juli 2013, 8 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht: Der Winter ist ein Bösewicht, die Bäume tragen Schneegewicht, die Stämme sind kahl und so schwarz wie ein Pfahl, die Felder sind weiß und auf dem See liegt Eis. In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.
Heimat in der Fremde

Hungaria - Betrachtungen

 

Das erste, was man von von Ungarn sieht, ist das weite Grün und der weiße Sand, als nächstes schmeckt man immer und überall das satte Rot des Paprika.


Das Zweite, das man bemerkt, ist die warme Seele der Menschen, ob sie nun viel Geld haben (das sind nur eine Handvoll), oder nur das Nötigste (das sind die meisten).

Kommst du als Deutscher mit deinen Bildern im Kopf, wirst du sehr schnell feststellen, das Ungarn ungarisch ist, so sehr sich auch deutsche Einflüsse nicht haben vermeiden lassen.
 
Das Dritte, das dir begegnet, wenn du es zuläßt, ist die Stille, die Ruhe und die Gelassenheit, mit der du sicher erst einmal nicht zurechtkommst.

 

 

Nach einiger Zeit lernst du anders zu leben:
nicht hektisch und genervt, eher geruhsam, wenn es nicht schon gestern getan ist, nicht stets auf der Suche nach des Nachbarn Status, nicht so streng mit dir und den anderen zu sein.

Und doch freut es dich, was du siehst:
die Sonne scheint - sicher nicht immer,
die Bumen blühen - ein wenig eher,
die Menschen helfen dir mit Händen und Füßen.

Nicht zuletzt findest du hier, was nicht selbstverständlich ist: alles was du zum Leben brauchst.

 

 

Die Straßen sind wie leergefegt,

Rolläden verhängen Tag und Nacht,
kein Laut die Stille stört,
Hahn und Hunde schweigen,
Mensch, bleibe drinnen - es ist heiß.

Es ist Sommer in Hungaria,
die Gräser dörren aus,
das satt Grün verblaßt
im gleißenden Licht.
Und auch die Nacht vermag
die Sinne nicht zu kühlen.
 
Da träum ich mich zurück
ein kleines Stück
in die Vergangeheit,
wo es manchmal auch im
Frühling schneit.

Sommer in Ungarn

 

Verschlossen alle Fenster, Rolläden unten,

Die Sonne brennt alles Grün aus den Wiesen.

Auf den Feldern das Korn schon gedroschen,

Mais und Sonnenbulume am Halme trocknen.

 

Die Hunde liegen faul im kärglichen Schatten,

der Mensch in linnenen Hängematten.

Die Kühle der Nacht verfliegt in Sekunden,

für Besorgungen nutze die frühen Stunden.


Winter in Ungarn


Verschlossen alle Fenster, Rolläden unten,

Der eisige Ostwind fegt übers Land,

rüttelt an den Mauern aus Lehm und Sand.


Das Feuer im Ofen nicht überall lodert,

der Winter wieder Hunderte Opfer fordert,

denen das Leben zu kalt.

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Hörbuch

Über den Autor

KatharinaK
Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht:
Der Winter ist ein Bösewicht,
die Bäume tragen Schneegewicht,
die Stämme sind kahl
und so schwarz wie ein Pfahl,
die Felder sind weiß
und auf dem See liegt Eis.
In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.

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Zentaur Vor vielen Jahren haben wir Ungarn einen Besuch abgestattet, im darauf folgenden Jahr zog es uns wieder an den Balaton und vor allem zu dem freundlichen Rentnerehepaar, die meine Familie wieder mit viel Liebe umsorgten.
lg Helga
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Liebe Helga, der Balaton ist gut hundert Kilometer weit weg. Aber freundlich empfangen und im Leben begleitet sind wir hier auch. Ist auch gut so, erleichtert "die Sache" ungemein.
Liebe Grüße aus einem inzwischen durch die Sonne wohl wieder frostfreien Ungarn,
Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
Misspelled Oh mein Gott wie kann man Ungarn besser beschreiben...

Grün ... wie die Flur
Weiß ... wie die Seele eines neugeborenen Kindes
Rot ... wie das Feuer wenn es brennt.

Ich stimme mit allem was du sagst überein.

Die Menschen sind Engel und sie verkörpern ihr Land, sie sind:
Grün ... ruhig und gelassen wie die Natur
Weiß ... wie die See wenn es stürnt und schneit
Rot ... wie die Glut des Feuers und so heiß

Ich liebe dieses Land und diese Menschen, über alles und ich liebe dein Buch, weil es mir aus der Seele spricht.

Lg Miss

Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Danke, Miss, für Deine Zuneigung diesem Land, das inzwischen das Meine geworden ist, und meinen Zeilen gegenüber. Es schnieselt,
liebe Grüße,
Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
Misspelled Oh wie ich dich beneide, du lebst in Ungarn.

Ich liebe dieses Land und diese Menschen. Lg Miss
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Beneiden brauchst Du mich nicht - hier mischen genug deutsche/westliche Einflüsse mit, daß man sich fragt, warum bin ich hierher gegangen. Aber manchmal noch, dann weiß ich genau, warum.
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Liebe Katharina, das ist eine eindrucksvolle Zusammenfassung mit "Filmbildern".
Köszenem szepen (sicher ganz falsch geschrieben, aber ich bin ja nur Tourist bei Dir hier).
Viele Grüße,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Ungarisch ist nicht leicht, zu verstehen, zu schreiben, zu reden. 'Die Sprache hat so gar nichts, an das man gewöhnt wäre. Aber ich bemühe mich - seit fünfeinhalb Jahren. Köszönöm szépen, Gerd, vendége jön. (lt. Übersetzer)
Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Aber wer Ungarisch spricht, versteht die Finnen besser.
Ich vermute, in Budapest ist der Menschenschlag etwas anders als weiter draußen. Wegen des begrenzten Umtauschs früher fiel es sehr ins Gewicht, daß für jeden Kram die Hand aufgehalten wurde. Z.B. rasierte ich mich auf dem Ostbahnhof nach langer Bahnfahrt und flugs wurden 6 zusätzliche Forinten fällig (ich hatte nicht das Klo geflutet...). Der Sozialismus war dort irgendwie sehr westlich, sogar glänzende Pornos lagen im Kiosk der Katholiken.
Ja, lange her diese Verwunderung.
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Na klar, Gerd ! Daß Du Dir DAS gemerkt hast, ist nachvollziehbar.
Vor langer Zeit - Antworten
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