Kurzgeschichte
Ein Sonntag im Seniorenheim

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"Ein Sonntag im Seniorenheim"
Veröffentlicht am 14. Juli 2013, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
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Ein Sonntag im Seniorenheim

Ein Sonntag im Seniorenheim

Einleitung

Bericht über die Arbeit einer Ehrenamtlichen im Seniorenheim

Ein Sonntag im Seniorenheim

 

Ein Sonntag im Seniorenheim

 

Es ist mal wieder soweit. Einmal im Monat arbeite ich in einem Seniorenheim im Cafe als „Ehrenamtliche“ zusammen mit einer Freundin.

Um 13.30 treffen wir ein. In diesem Cafe arbeiten nur „Ehrenamtliche“. So müssen einige Maßnahmen eingehalten werden. In einem Schließfach, dessen Schlüssel jeder der hier arbeitet hat, finde ich den Cafeschlüssel, Geldtasche mit Wechselgeld und Kassenbuch.

Drin im Cafe warten schon 3 Torten auf das Aufschneiden. Schnell werden 2 große Kannen Kaffee gekocht, Tassen und Becher bereitgestellt, damit es bei

Bedarf auch schnell geht. Cirka 30 Plätze fasst das Cafe.

Meine Freundin und ich sind ein eingespieltes Team. Wir kennen uns schon 40 Jahre und haben früher lange in der Gastronomie zusammen gearbeitet. So arbeiten wir Hand in Hand.

Punkt 14.30 Uhr trifft der erste Gast ein, Frau Klützke. Sie ist immer die erste, fragt aber immer:“ Noch keiner von uns da?“ Was ich wie immer verneine.

Ihren Gehwagen läßt sie im Flur stehen. Dann erscheint Frau Rotdorn. Heute hat sie sich besonders schön gemacht, und ihr kleines Gesichtchen erstrahlt, als ich ihr ein Kompliment über ihr Aussehen mache. „Es ist ja auch Sonntag „

sagt sie. Ihr Blick geht zur Kuchentheke. „Inge hast Du Dir schon was ausgesucht?“ Frau Klützke verneint.“Ich warte erst noch auf die Anderen.“

Die Anderen sind Frau und Herr Lehmann, die kurz darauf erscheinen.

Frau Klützke ist schon 93 Jahre alt, wirkt aber höchstens wie 80. Wie ich sehe, hat sie wieder ihren Ordner mit. Sie sammelt Witze in jeder Form und Klasse, und ist ganz begierig, diese an den Mann(Frau) zu bringen.

Ich muß sie im Moment leider bremsen, da ich mit Kaffee einschenken und Torte auf Teller packen beschäftigt bin. Denn inzwischen hat sich das Cafe ziemlich gefüllt. Herr Lehmann steckt mir mit einem verschwörerischem Lächeln einen Keks zu, den er lose aus seiner Jackentasche heraus fummelt.

„Sie wissen ja, einen großen Becher heißes Wasser, ich habe mir meinen Spezialtee selbst mitgebracht.“ Was soll man da machen? Anfangs habe ich ihm klar zu machen versucht, dass wir auch Ostfriesentee haben. Aber das ist nicht seine Marke. Irgendwann habe ich resigniert. Jetzt bekommt er sein Wasser. (und ich meinen Keks!) Aber ein Stück Torte bestellt er sich.

Nun tritt eine Dame ein, die ich hier noch nie gesehen habe. Sie steuert einen freien Tisch an, setzt sich und lächelt stillvergnügt vor sich hin. Einen Kaffee möchte sie nur. Vielleicht ein Neuzugang, denke ich.

Bei der Stammtischrunde Klützke, Rosenstolz und Lehmann geht es inzwischen hoch her. Frau Klützke konnte endlich ihre Witze an den Mann bringen .

Selbst 2 Nachbartische, die zugehört hatten, lachen lauthals mit.

Na, vielleicht kann ich ja später mal nachfragen. Ihre Witze sind wirklich nicht so ganz ohne. Herr Lehmann schlägt sogar vor Vergnügen mit der Faust auf den Tisch. Das hat zur Folge, dass seine Süßstoffschachtel, die er sich auch immer mitbringt, umkippt und hunderte von kleinen weißen Perlen über den Tisch und Fußboden rollen. Rasch laufe ich mit Handfeger und Schaufel dorthin, um dieses Desaster zu beseitigen.

Herr Lehmann aber schaut entsetzt auf mein Werkzeug. Er ist entsetzt, dass ich das wegfegen will. „Lassen sie mal, das hebe ich selber auf. Das kann man doch noch verwerten. Ich schlucke und versuche ihm klarzumachen, dass auf dem Fussboden schon Dutzende von Schuhen rumgetrampelt sind. Das sind doch Keime! Das aber lässt er nicht gelten. „Wenn man sich immer so anstellen würde, sie sehen doch selber, wie alt ich geworden bin. Dem ich natürlich nichts entgegen zu setzen weiß. Aber wir einigen uns darauf, dass ich diejenigen, die auf dem Fußboden liegen , auffegen darf. Sein Blick ruht bedauernd auf der Schaufel, doch ich tröste ihn damit, dass wir hier im Cafe auch Süßstoff haben.

Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie die einzelne Dame sich erhebt, und dem Ausgang zustrebt. Schnell laufe ich hin . „60 Cent bekomme ich noch von Ihnen“. Sie lächelt mich unwiderstehlich an. „Ich habe aber kein Geld“ sagt sie. Was nun? Ich schaue fragend meine Freundin Renate an. Aber sie zuckt auch nur die Achseln. Ich denke, diese Tasse Kaffee wird das Stift nicht ärmer machen und öffne ihr die Tür. „Dankeschön“ sagt sie und strahlt mich an. Ich bin schon in der Versuchung ihr noch ein Stück Torte auf meine Rechnung einzupacken. Aber die Vernunft siegt. Wenn das jeder so machen würde.

 

Draußen ist inzwischen im Flur ein Tumult ausgebrochen. Zwei Insassen haben ihre Rollatoren verwechselt, und es entbrennt darüber ein heftiger Streit.

Ich versuche zu schlichten, indem ich nach irgendwelchen Merkmalen frage.

Gott sei Dank fällt einer ein, dass sie ein rotes Bändchen unter ihrem Sitz angebracht hat. Das lässt sich schnell finden und nun ist wieder alles paletti.

Sie versichern sich gegenseitig, dass ja alles nicht so gemeint war.

Aufatmend gehe ich wieder ins Cafe.

Und da kommt auch schon Frau Streiter . Ich schätze sie auf 75 Jahre.

Kurze blonde Haare, immer sehr extravagant angezogen. Hautenge Hose im Leopardenlook, Cowboystiefel und hautenger Pullover. Die Figur hat sie ja noch. Sie setzt sich an den gerade frei gewordenen Tisch . Ihr Blick geht immer wieder zur Tür, und da ist er endlich. - Der gutaussehende Herr, mit dem sie sich sonntags immer hier trifft. Er begrüßt sie ganz alte Schule mit einem Handkuss. Eine feine Röte überzieht ihr Gesicht. Ja, denke ich für mich, auch das Alter kann seine Reize haben. Beide nehmen Kaffee und Torte, also volles Programm. Es wird ruhig hier. Die Cafezeit nähert sich nun langsam seinem Ende zu. Wir beginnen aufzuräumen, die Kaffeemaschinen und den Kuchentresen sauber zu machen und das Leergut bereit zu stellen.

Die letzten Gäste verlassen das Cafe Punkt 17.30.

Nun noch schnell Kasse machen, alle Tische wieder ordentlich herrichten für unsere Nachfolger morgen, Geld in einem Briefumschlag in den Postkasten des Personalbüros werfen, und dann ab nach Hause. Ich spüre doch leichte Rückenschmerzen. Ja, ja , das Alter.

Wie ich so in der Straßenbahn sitze, denke ich noch über Frau Streiter und ihren Galan nach.

Gibt es so etwas, dass man in dem Alter noch die Liebe wieder findet?

Irgendwie lässt das doch hoffen !

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Brigitte

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Brigitte Re: Re: Ich ziehe vor jedem den Hut der ... -
Zitat: (Original von Brigitte am 18.07.2013 - 15:21 Uhr)
Zitat: (Original von Misspelled am 18.07.2013 - 15:02 Uhr) ... sich bereiterklärt in Altenheimen, Seniorenresistenzen oder Behindertenheimen zu helfen. Es ist kein einfacher Job und dass es Menschen gibt die ihre Freizeit dafür opfern, ist nicht mehr selbstverständlich.

Es ist eine schöne Abwechslung mal jemand anderes zu sehen, als ständig nur die Pfleger oder Schwestern oder das Personal in den Häusern. Ich weiß das nur zu gut ... Man kennt mittlerweile die Anzahl der Falten um deren Augen. Von daher eine liebe und nette Abwechslung für die Bewohner.

Man muss nicht 75 oder älter sein um das kennen zu lernen. Sondern muss nur in einer Reha liegen über Jahre dann weiß man wie schön diese Hilfsbereitschaft ist. Man mit anderen Menschen reden zu können, ist ein wunderschöne Geschenk.

Ein schönes Buch und danke Brigitte das du dieses "Opfer" bringst.

Lg Miss Pelled

Ach Miss Pelled, Du machst mich ja ganz verlegen. Das ist doch kein Opfer. Im Gegenteil, ich habe hinterher ein tolles Gefühl. Es ist doch schön, nicht so ganz nutzlos zu sein. Vielen Dank für Deine Worte Einen lieben Gruß zu Dir Brigitte

Ach liebe Missplled, deinen Knuddelwuselbussiknudler nehme ich gerne entgegen und schicke dir auch einen. Ich wünsche dir einen zauberhaften Tag mir vielen netten Menschen Mit lieben Grüßen Deine brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Misspelled Re: Re: Ich ziehe vor jedem den Hut der ... -
Zitat: (Original von Brigitte am 18.07.2013 - 15:21 Uhr)
Zitat: (Original von Misspelled am 18.07.2013 - 15:02 Uhr) ... sich bereiterklärt in Altenheimen, Seniorenresistenzen oder Behindertenheimen zu helfen. Es ist kein einfacher Job und dass es Menschen gibt die ihre Freizeit dafür opfern, ist nicht mehr selbstverständlich.

Es ist eine schöne Abwechslung mal jemand anderes zu sehen, als ständig nur die Pfleger oder Schwestern oder das Personal in den Häusern. Ich weiß das nur zu gut ... Man kennt mittlerweile die Anzahl der Falten um deren Augen. Von daher eine liebe und nette Abwechslung für die Bewohner.

Man muss nicht 75 oder älter sein um das kennen zu lernen. Sondern muss nur in einer Reha liegen über Jahre dann weiß man wie schön diese Hilfsbereitschaft ist. Man mit anderen Menschen reden zu können, ist ein wunderschöne Geschenk.

Ein schönes Buch und danke Brigitte das du dieses "Opfer" bringst.

Lg Miss Pelled

Ach Miss Pelled, Du machst mich ja ganz verlegen. Das ist doch kein Opfer. Im Gegenteil, ich habe hinterher ein tolles Gefühl. Es ist doch schön, nicht so ganz nutzlos zu sein. Vielen Dank für Deine Worte Einen lieben Gruß zu Dir Brigitte


Hallo Brigitte ...

... na ja Opfer ist vielleicht auch doof ausgedrückt. Aber selbstverständlich ist es nicht. Glaube mir, es ist schön euch zu haben. Opfer in Anführungsstrichen deshalb, weil es halt nicht selbstverständlich ist. Wer schiebt schon gern einen Rollstuhl, wenn er nicht muss? Wer füttert schon gern einen Gelähmten, wenn er nicht muss? Wer opfert schon gern seine Zeit, für Menschen die "nutzlos" (in Anführungsstrichen, deshalb weil ich uns nicht als nutzlos sehe, wir sind auch immer noch zu etwas gut) sind, wenn er nicht muss?

Es gibt viele die es tun müssen, aber nur wenige die es gern und noch dazu freiwillig tun. Deshalb denke ich ist es ein schönes "Opfer", es hilft beiden Seiten. Die einen freuen sich über die Zuwendungen und die anderen darüber, dass sie noch etwas tun können. Es ist wie immer im Leben ein ... Geben und Nehmen ... Beide Herzen werden warm und füllen sich mit Liebe ... Vielleicht sagen nicht alle Danke aber von mir bekommst du ein Knuddelwuselbussyknudler extra. Weil du für die da bist, die es brauchen.

Lg deine Miss Pelled
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Kommentar vom Buch-Autor gelöscht.
Vor langer Zeit - Antworten
Misspelled Kommentar vom Buch-Autor gelöscht.
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: -
Zitat: (Original von Zentaur am 17.07.2013 - 10:48 Uhr) Liebe Brigitte,

deine Geschichte gefällt mir sehr gut,
auch wir werden vielleicht mal in einem Seniorenheim unsere letzten Tage verbringen und dann freuen wir uns bestimmt auch über jede kleine Abwechslung, und vor allem über die Damen, die uns dann Kaffee und Kuchen mit Liebe servieren.

lg Helga

So ist es liebe Helga, ich muss wirklich immer daran denken. Und sie sind wirklich dankbar für jedes freundliche Wort. Und unseren Spass haben wir auch dabei, wie Du ja gelesen hast. Danke für den Kommentar LG Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Zentaur Liebe Brigitte,

deine Geschichte gefällt mir sehr gut,
auch wir werden vielleicht mal in einem Seniorenheim unsere letzten Tage verbringen und dann freuen wir uns bestimmt auch über jede kleine Abwechslung, und vor allem über die Damen, die uns dann Kaffee und Kuchen mit Liebe servieren.

lg Helga
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: -
Zitat: (Original von schnief am 15.07.2013 - 06:52 Uhr) Klasse , wie du dich dort einbringst, schade finde ich es allesrdings, dass die Senioren dort etwas für den Kaffee und Kuchen zahlen müssen, ich kenne das anders.
LG
Schnief

Das ist innerhalb des Heimes ein öffentliches Cafe, wo sie mit ihren Angehörigen hingehenkönnen liebe Schnief. Die Insassen bekommen natürlich für ihr Zimmer oder in den Speisesälen Kaffee und Kuchen. Danke daß Du mich dort besucht hast. Lieben Gruß Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Klasse , wie du dich dort einbringst, schade finde ich es allesrdings, dass die Senioren dort etwas für den Kaffee und Kuchen zahlen müssen, ich kenne das anders.
LG
Schnief
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Brigitte Re: -
Zitat: (Original von Rehkitz am 14.07.2013 - 23:18 Uhr) Liebe Brigitte,
Ich finde es einfach toll, wie locker und selbstverständlich du Dich einbringst.
Bewundernswert und ein großes Lob all Deinen Mitstreiterinnen.

Liebe Grüße mit einem Schluck Moselwasser Theresia

Gruß zurück mit einem Glas Chardonnay, was meinst du, wieviel Spass das macht, wenn man von den Bewohnern enthusiastisch begrüßt wird. "Ich habe sie schon vermisst. " Das tut unheimlich gut. Ich glaube , so geht es auch allen anderen. Die anderen sehe ich zweimal im Jahr, zum Dankeschönessen, was einmal im Jahr für uns gemacht wird und zur Weihnachtsfeier. Aber ich finde es faszinierend, daß so viele Ehrenamtliche mitmachen. Schön, daß man in unserem Alter doch noch was Gutes tun kann. Liebe Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Liebe Brigitte,
Ich finde es einfach toll, wie locker und selbstverständlich du Dich einbringst.
Bewundernswert und ein großes Lob all Deinen Mitstreiterinnen.

Liebe Grüße mit einem Schluck Moselwasser Theresia
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