Entgegen den Behauptungen meiner Freunde, lief es spitze. Für mich, zumindest. Ich hatte meinen Willen durchgesetzt und gewonnen. Wahrscheinlich lag es daran, das ich weder die Hoffnung hatte, noch irgendwas andres. Ich hab einfach irgendwas gemacht, ohne darüber nachzudenken. Es hatte geklappt.
Ihre eifersüchtigen Blicke regten jede Frau auf, die mich ansprach. Dabei hatte sie gar keinen Grund dazu. Erstens waren es alles nur gute Freunde. Die meisten waren in einer festen Beziehung und hundertprozentig treu. Zweitens hatte sie doch mit mir Schluss gemacht. Angeblich deswegen, weil wir uns nur streiten. Das sie an unseren Streits Schuld war, wollte sie nie einsehen. Wer hatte mich stets angelogen, kaum mit mir gesprochen. Ihr musste ich förmlich alles aus der Nase ziehen. Nur äußerst selten unternahmen wir etwas gemeinsam. Denn sie wollte lieber zu ihrer Familie oder ihren Freunden. Angeblich hatte es ihr gefallen, wenn wir mal gemeinsam einen Tag verlebt hatten. Warum taten wir es dann so selten? Wenn es ihr bei mir so gut ging, warum machte sie dann Schluss mit mir?
Wie oft hatten wir uns etwas ausgemacht und sie hatte es sich spontan anders überlegt. Ohne mir Bescheid zu geben. Ich wartete dann. Versuchte sie zu erreichen. Ihr war es vollkommen egal. Sah nicht ein, das ich deswegen stinkig war. Das ich allen Grund hatte, stinkig zu sein.
Zu mir hatte sie immer gesagt, das sie kein Sex brauche und will. Nachdem sie mich verlassen hatte, trieb sie es wild. Jeden Tag mindestens ein anderer. Sie machte nichts anderes, als vor ihrem Rechner zu sitzen, nach Typen zu suchen, die Lust auf sie hatten und sich dann von ihnen flachlegen zu lassen. Aus ihrem Bett kam sie nur noch selten. Außer, der Typ wohnte woanders. Außerhalb. Ich bekam von alledem nichts mit. Hatte zu viel zu tun. Arbeit, Kinder, ihren Haushalt, mein Haushalt. Ich habe dieses Helfersyndrom. Deswegen tat ich so viel für sie, obwohl wir getrennt waren. Außerdem war sie nicht wirklich selbstständig. Und ich war ihr einzigster Freund. Auf alle anderen war kein Verlass. Wenn sie sich durchringen konnte, jemanden um Hilfe zu beten, hatte jener keine Zeit. Oder versprach und kam nicht. Mich brauchte sie nicht zu fragen. Ich sah es und machte es. Ich wusste ja nichts von ihrem Hobby.
Nachdem uns, dank ihr, die Kinder weggenommen wurden, war ich sehr deprimiert. Aber ich kämpfte darum, sie so schnell, als möglich aus dem Heim zu bekommen. Fragte tausendmal beim zuständigen Jugendamt nach, was ich machen muss, um sie wieder zu bekommen. Ich wollte nichts falsch machen. Ihnen beweisen, wie wichtig sie mir waren. Sie glaubten mir sonst nicht. Hatten auch nicht geglaubt, das ich mich in erster Linie um sie gekümmert hatte. Wunderten sich, das ich meine Kinder regelmäßig besuchen gehe. Ein Wunder war es nicht gewesen. Schließlich hörten sie mir nie richtig zu. Die Familienhelferinnen hörten nur auf die Lügen der Kindesmutter. Mir schenkten sie kein Gehör. Wollten, das ich alles mache und meine Damalige mehr entlaste. Das Jene stinkenfaul war und nur putzte, wenn Besuch anstand und ich ihr stets alles hinterhergeräumt hatte, interessierte keinem. Ich konnte daher mit denen nicht zusammenarbeiten. Als ich dann auch noch erfuhr, das sie selber keiner Kinder hatten und mir etwas über Erziehung beibringen wollten, stellte ich die Mitarbeit ganz ein. Schon lange hatte ich gemerkt, das sie keine Ahnung von dem hatten, was sie taten. Wie oft hatten wir sie gefragt, wenn wir nicht weiter wussten und sie hatten keine Antworten. Wussten selbst nicht, wie wir damit umgehen sollten. Ich sage nichts dazu. Ich war derjenige, der stets versuchte, das wir eine richtige Familie werden. Aber damit stand ich alleine da. Unsere Kinder waren noch zu klein, um ihren Beitrag zu leisten. Meine Damalige sorgte eher dafür, das wir immer weiter auseinandergehen. Tja, und dann machte sie Schluss. Alle standen hinter ihr. Redeten auf mich ein, das die Kinder die Leidtragenden sind. Wie es mir dabei ging, interessierte Keinem. Mir wurden immer nur meine Pflichten vorgehalten. Da ich dies nicht ertrug, die Trennung so wie die Vorhaltungen, fing ich an, abends heimlich zu trinken. Jeden Tag ein bisschen mehr. Tagsüber kümmerte ich mich um sie und die Kinder. Legte mich immer mehr ins Zeug. Verringerte meinen Schlaf immer mehr. Selbst am Wochenende stand ich beizeiten auf, weil meine Kinder Frühaufsteher waren und die Mutter nicht mitbekam, wann sie wach waren. Sie meckerte dann nur, wenn der Nachwuchs Blödsinn angestellt hatte. Wollte nicht einsehen, das es nur aus Langeweile war. Sie wollte nie was einsehen.
Ich war ihr verfallen. Deshalb tat ich alles für sie. Wollte sie wieder zurück. Ich wollte trotzalledem, das wir eine Familie werden. Glaubte fest daran, das ich es schaffen konnte. Ab und zu sah es auch so aus, als ob ich Glück hätte. Irgendwie führten wir auch eine Beziehung. So groß war der Unterschied nicht. Doch sie wollte nicht wieder zurück. Sträubte sich dagegen. Wollte lieber frei sein und die Männer wechseln, wie andere ihre Socken.
Ich weiß, das sie krank war. Dringend Hilfe brauchte. Aber sie wollte sich nicht helfen lassen. Oft hatte ich mich gefragt, was sie überhaupt wollte. Denn jedes mal hörte ich sie nur sagen: „Ich will nicht.“
Ich genoss die Momente, wenn ich ihr Nahe sein konnte. Im Hinterkopf hatte ich all die Typen, mit denen sie es trieb. Versuchte die Bilder zu verdrängen. Ihr zu beweisen, das ich der Richtige bin. Stand zu ihr, als sie erfuhr, das sie sich von irgendeinem Typen was eingefangen hatte. Da dachte ich, sie würde damit aufhören. Machte mir Hoffnung, das sie wieder zu mir kommt und treu wird. Aber da irrte ich mich. Sie machte weiter. Mit dem Unterschied, das sie von da an Kondome benutzte.
Ich stand zu ihr, als sie operiert wurde. Wenn ich mich recht erinnere, war es ein Virus in ihrer Gebärmutter. Die halbe Gebärmutter hatten sie ihr entfernt. Ich war für sie da. Stand an ihrer Seite, hatte wieder die Hoffnung. Zumindest die Hoffnung, das sie endlich aus ihren Fehlern lernt. Aber das tat sie nicht.
Ich sah ein, das ich ihr nicht helfen konnte. Auch wenn sie sagte, das sie unsere Kinder liebte und sie schnell wieder bei sich haben wollte, glaubte ich ihr nicht, da sie nichts dafür tat. Wochen und Monaten vergingen und sie machte nichts in ihrer Wohnung. Wir hatten angefangen sie neu zu streichen. Irgendwann verwehrte sie mir immer mehr den Zutritt. Wenn ich mal bei ihr war, sah ich keinen Fortschritt. Sah sie nur vor ihrem Rechner. Ich durfte nichts machen. Denn sie wollte es alleine tun.
Ich bekam eine andere Hoffnung. Das ich die Kinder zu mir holen konnte. So, wie ihre Wohnung aussah, hatte sie keine Chance. Theoretisch nicht. Außerdem sagte sie immer öfter die Besuche bei den Kindern ab. Angeblich, weil es ihr nicht gut ging. Aber zum Arzt ging sie nicht, weil sie Ärzte hasste. Aber im Hilfeplan stand drin, das sie sich um ihre Gesundheit kümmern soll, wenn sie die Kinder wieder haben will.
Es war reiner Zufall gewesen. Ich ging spazieren und sah plötzlich ein kleines Kind. Weinend. Allein. Es suchte seine Mutter. Ich nahm mich seiner an. Es fand sofort zutrauen zu mir. Gemeinsam suchten wir nach seiner Mutter. Jene fanden wir völlig aufgelöst vor. Panisch. Ich redete beruhigend auf sie ein. Als sie sich wieder gefangen hatte, lud sie mich auf einen Kaffee ein.
Wir kamen ins Gespräch. Redeten offen über uns und unser glücklosen Beziehungen. Es war merkwürdig gewesen. Bevor ich sie kennengelernt hatte, dachte ich, das ich mich nie wieder verlieben würde. Aber als ich ihr gegenüber saß und sie ansah, während ich ihr zuhörte, flog der Funke über. Die andere war verdrängt worden. War mir egal. Auch wenn es die Mutter meiner Kinder war.
Sie machte mir den Vorschlag, das wir uns wieder sehen könnten. Ich hätte es mir nicht getraut. War zu feige dazu. Umso erleichterter war ich, als sie den ersten Schritt machte. Ich war wirklich Feuer und Flamme. Es schien, als hätte ich endlich einmal Glück im Leben.
Als ich merkte, das sie Interesse an mir hatte, legte ich meinen Ehering ab. Vor ihren Augen zog ich ihn mir vom Finger, legte ihn in einen Briefumschlag und schickte ihn meiner Ex. Mir war egal, was aus ihr wurde. Mit wem sie schlief und wie oft. Ich hatte es geschafft, sie aus meinem Herzen zu nehmen. Aber meine Kinder hatte ich nicht vergessen. Mit Unterstützung meiner neuen Flamme, bekam ich sie schnell aus dem Heim. So ganz passte es der Dame vom Jugendamt nicht, das sie mir meine Kinder überließ. Aber ihr blieb nichts andres übrig. Schließlich hatte ich alle Auflagen erfüllt. Im Gegensatz zu meiner Ex. Jene heulte zwar. Aber ob es echte Tränen waren, mag ich zu bezweifeln. Es klingt fies. Aber was hatte sie getan, um die Kinder aus dem Heim zu holen. Nichts.
Ich hatte auch das Glück, das die Heimleiter wirklich neutral und ehrlich waren. Wären sie, wie die Familienhelferinnen und jene Dame vom Jugendamt, genauso parteiisch gewesen, hätte ich wohl immer wieder neue Ausreden zu hören bekommen, warum ich meine Kinder nicht bekomme. So hatte ich sie. Wir sind eine Familie und glücklich.
Ab und zu denke ich schon nach an die Mutter meiner Kinder. Fragte mich, wie es ihr wohl ging. Ein wenig fehlte sie mir. Anfangs hatten wir noch ein wenig Kontakt. Aber es ließ immer mehr nach. Ich weiß nicht, warum. Hatte sie vollkommen das Interesse verloren? Konnte sie es nicht ertragen, mich glücklich zu sehen? Bereute sie es, mit mir Schluss gemacht zu haben? Alles war möglich. Vielleicht sorgte sie auch endlich für ihre Gesundheit. War in einer Klinik, wie sie es sich vor langer Zeit mal vorgenommen hatte. Es würde mich für sie freuen.
Trotz allem, was sie mir angetan hatte. Wie sie zu mir war. Ich wünsche ihr nichts Böses. Ganz im Gegenteil. Auch sie soll ihr Glück finden. Irgendwo wird es ihn geben, der sie so lieben wird, wie ich es getan habe. Ich hoffe für sie, das sie zu ihm ehrlich sein wird. Das sie ihre Fehler nicht wiederholt. Im Grunde ist sie eine ganz Liebe. Durch ihre Krankheit...