Der friedliche Garten
Wann ist ein Garten ein friedlicher Garten?
Gibt es ihn überhaupt?
Da ist allerlei Getier, das sich an Pflanzen labt oder an Käfern, Larven, Schnecken usw. Doch ist dies kriegerisch? Dies alles geschieht weil es geschehen muss. Die Tiere haben keine Wahl. Sie sind so „programmiert“.
Der Mensch hat er eine Wahl? Fast zwanghaft verfolgt er alles was den Erfolg seiner Gartenarbeit zunichte machen könnte. Gegen Schnecken wird Schneckenkorn, oder Schneckenlinsen gestreut, Bierfallen werden aufgestellt oder man greift ganz rabiat zum Küchenmesser und zerteilt die glitschigen Tierchen. Andere sind richtig bösartig und streuen Salz auf die Schnecken. Manche kochen sogar einen Sud aus Schnecken und gießen diesen als deutliches Zeichen auf die Beete. Schaut her, so endet es mit euch, wenn ihr nicht verschwindet aus „meinem Reich“.
Gegen Ameisen werden Ameisenköder oder Backpulver gestreut. Kartoffelkäfer werden abgesammelt und verbrannt.
Auf den Rasen werden chemische Waffen gestreut. Es soll hier nur Gras wachsen.
Der Gehweg wird mit Unkrautvernichtungsmitteln besprüht, damit er sauber wird.
Seit ich das Buch von Eike Braunroth „Heute schon eine Schnecke geküsst?“ in die Hand genommen habe, zeigt sich mir die Aggressivität und das kriegerische Wesen der scheinbar friedlichen Hausgärtnerschar sehr deutlich. Es ist erschreckend.
Mein Entschluss steht (fest?) . Ich möchte Frieden schließen mit der Natur, mit ihr kooperieren.
Das ist nicht so einfach wie es sich schreiben lässt. Es gilt erst mal die Gedanken ausfindig zu machen, die einen Menschen so sein lassen. Ganz viel hat es vermutlich mit der unbewussten Angst, nicht genug zu haben, zu tun. Auch dieses scheinbar getrennte ICH, das glaubt es müsse sich gegen ein getrenntes Außen verteidigen scheint ein Grund. Und dann gibt es noch die Macht der Gewohnheit.
Alle machen es so. Niemand mag Schnecken, oder Blattläuse, oder Kartoffelkäfer. Diese ungeliebten Tierchen sind auch Geschöpfe, die hervorgingen aus dem Einen. Das Buch von Eike Braunroth hilft die Perspektive zu wechseln. Es mal mit anderen Augen anschauen. Er selbst hat mehrfach bewiesen, dass es auch anders geht. Wenn es möglich ist, dass auch ich einen friedlicheren Weg gehen kann, dann will ich den gehen. Ich muss die Schnecken ja nicht unbedingt küssen, es reicht vielleicht erst mal, wenn ich versuche mich ihnen mitzuteilen. Dazu muss erst mal die geistige Offenheit geschaffen werden, damit dies möglich ist.
Die ersten Schritte sind getan. Ein Schritt nach dem anderen, so ergibt sich ein Weg.
Ich bin sehr gespannt was ich alles erfahren werde, wenn ich mehr kooperiere statt zu bekämpfen.
Aus Mistviechern werden dann ganz einfach Mitnutzer, oder wie Eike sagt Helfertierchen.
Die Natur beweist immer wieder wie erfolgreich sie die größten Verletzungen heilen kann.
Die Natur macht keine Fehler. Also kann dieses verdammte Ungeziefer kein Fehler sein, auch wenn man das zu gerne behaupten möchte, da es das eigene grausame Verhalten entschuldigen könnte.
Ich weiß nicht wo es mich hinführt. In eine Sackgasse? Zurück zum Ausgangspunkt? Oder an einen Ort, den ich mir heute noch gar nicht vorstellen kann?
Probieren geht über studieren, sagte meine Oma.
Ich werde es probieren und danach um eine Erfahrung reicher sein.
So oder so.