Kinderbücher
Die Entführung durch die Arlaxianer Kap. 3 - 12 Seiten

Kapitel 3

Als ich, Erzhard, am nächsten Morgen erwachte, tat ich dies in voller Größe. Man hatte die Komprimierung wohl aufgehoben. Das wiederum machte echt hungrig. Ich stand auf und wollt mir eben die geschenkten Kleidungsstücke überwerfen, als mich eine Art Diener im Schloss sanft ins Badix schob. "Man möchte sich schowern oder badixen, ganz, wie es dem Erzhard genehm ist!", sprach er mit sanfter Stimme. Ich würde bestimmt vom vielen Wasser noch durchweichen, doch ich war ein Gast und der benahm sich gefälligst, wie von den Krösolixhoheiten gewünscht. Als ich aus dem Badix kam, kleidete mich der Diener an und kämmte mir Bart und Haar. Meine Mütze hatte man mir nach der Reinigung zurückgegeben.

"Während der Erzhard schlief, hat unsere Krösoline ihre Eierchen abgelegt. Es sind zwei an der Zahl und man ist außerordentlich erfreut. So wird es heut ein großes Fest geben. Für euch hat man eine eurer Spezies erweckt, damit ihr nicht so allein seid! Aber pst, eure Erzhardlixkeit, von mir habt ihr das nix!" Verschwörerisch zwinkerte mir der Diener zu. Er hatte ein gutes Händchen, denn Haupthaar und Bart waren vorzüglich geschnitten und gelegt. Ich war bester Laune, denn ich ging davon aus, dass man mein Wittchen erweckt hatte, damit es an meiner Seite das Fest genießen konnte. So bat ich meinen Leibdiener, mich zu meiner erweckten Gefährtin zu führen, was er dann mit Freude tat. Doch je näher wir Wittchens Gemach kamen, um so beunruhigter war ich. Ständig liefen mir die Heilixer entgegen und wirklich viele von ihnen. Jeder trug etwas anderes in seinen vier Händen und alle schauten besorgt drein. An Wittchens Tür angekommen, drängelte ich mich an allen vorbei. "Was geht denn hier ab?", rief ich laut. Einer der vielen Heilixer, also Ärzte, kam auf mich zu. War bestimmt ein Oberheilixer! "Ein seltener Fall, der uns hier unterkommt. Noch nie, seit Beginn der Komprimierungen, noch nie, ist uns so etwas wiederfahren!", stammelte der Oberheilixer. "Wir bekommen ihre Gefährtin einfach nicht richtig wach!", ergänzte ein weiterer dieser Alienärzte. Besorgt trat ich an das große Bett heran und warf einen Blick auf die schlafende Schönheit.

Da lag nicht etwa mein Schneewittchen. Als mir das bewusst wurde, lachte ich aus vollem Halse. Ich hatte es mit Prinzessin Dornröschen zu tun. Siebenundneunzig Jahre schlief die Ärmste schon. Drei Jahre musste sie noch schlafen, bis ihr Zukünftiger sie küssen und erwecken würde. Erdlinge kannten die Geschichte. Ab und an öffnete Dorni die Augen und fragte immer ein und denselben Satz. "Was ist denn hier los?" Dann schlief sie wieder ein. Einer ihrer behandelnden Heilixer erklärte: "Wir haben der Goldhaarigen schon sieben Quadrifies Erweckungseinheiten injiziert. Das weckt sogar Tote wieder auf. Doch das hier, das ist ein seltenes Phänomen!" Ich lachte immer noch. "Nee, ihr lieben Quacksalber, das ist eine seltene und einzigartige Geschichte, die wohl eurem Krösolix zusteht.

Ich lachte noch immer, als ich in den riesigen Saal kam, um am Frühstück teilzunehmen. Man erhob sich und setzte sich erst, als ich mich setzte. Dornröschen karrte man mit einer Art rollendem Bett an den Tisch und setzte sie neben mich. Dabei wurde sie kurz wach, schaute in die Runde und fragte: "Was ist denn hier los?" Gerade als Krösolix ihr eine Art von Handkuss geben wollte, fiel die Prinzessin schlafend mit dem Kopf in ihren Haferbrei, der aus dem tiefen Teller spritzte. Krösolix sprang entsetzt zurück. Er sah mich fragend an. "Darf ich vorstellen Hoheit? Das ist Prinzessin Dornröschen, die nur ein wahrer Prinz erwecken kann, nachdem sie einhundert Erdenjahre geschlafen hat. Es fehlen nun drei Jahre und ein wahrer Prinz."

Krösolix schüttelte den Kopf. "Ohne jeden Zweifel ist sie lila Blutes (was soviel hieß, dass sie adelig war)! Ihr Name hat einen so wunderschönen Klang. Nur schade, dass sie so unschön ist. Liegt wohl am langen Schlaf!", sagte die Hoheit mehr zu sich, als zu anderen.

Ich wollte essen, weil ich echten Kohldampf hatte und so gratulierte ich zur Eiablage. Das schien der Majestät zu gefallen und sie bedeutete, dass die Tafel nun eröffnet sei. "Aber werter Erzhard, die Geschichte zu dieser Prinzessin, die müsst ihr noch erzählen!", sagte Krösolix und alle nickten. "Mach ich eure Hoheitchen, mach ich, aber es wäre nett, wenn ihr mir im Gegenzug dafür eine neue Begleiterin an die Seite stellt. Eine von meiner Spezies. Sie hat viele dunkle Haare und ist wunderschön!", erklärte ich vorsichtshalber. Krösolix winkte einen Aufsichtlixer zu sich heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Aufsichtslixer, das hatte ich bereits bemerkt, sorgen überall für Ordnung. Erwartungsvoll starrte man mich an. Ich begann also gleichzeitig zu essen, und zu erzählen. Das Essen ging gut, dass Erzählen hingegen gestaltete sich schwierig. Klar, dass keiner hier wusste, was eine Spinnspule war. Aber erklär mal Aliens, dass ein Schönheitsideal auf der Erde ein anderes ist, als hier, ohne sie zu beleidigen. Warum sollte ein schöner Prinz also diese hässliche Prinzessin küssen oder gar heiraten wollen, die schon so alt war? So wurde aus einem einfachen wunderschönen Märchen eine wahre Horrorgeschichte. Man hatte aber Mitleid mit Prinzessin Dorni. Nicht jeder konnte so anmutig sein, wie Krösoline. Immer wenn Dornis Name fiel, nahm sie ihren breibeschmierten Kopf vom Teller und fragte: "Was ist denn hier los?", um dann wieder auf den Teller zu fallen. Mittlerweile lachten sogar die Arlaxianer darüber. Krösoline hatte Mitleid und ließ die Prinzessin säubern und zurück in ihr Gemach bringen.

Gerade als ein wenig Ruhe in den königlichen Brunch eingekehrt war, kam aufgeregt ein Aufsichtslixer in den Saal. Völlig fertig schrie er: "Die königliche Brut ist verschwunden, weg, einfach weg!" Ihm liefen die Tränen und alle im Saal sprangen auf und riefen Zeter und Mordio! Also man regte sich gemeinsam tierisch darüber auf, dass die Babyeier verschwunden waren. Ich konnte zwar das Gehabe um ein paar Eier in Monstergröße nicht recht nachvollziehen, aber rief erst mal mit. "Oh Gott, wie konnte denn das passieren?" Krösolix und seine Krösoline hatten vor Angst wohl Blähungen bekommen und pupsten im Chor. Wenn ihr nun glaubt, dass meine Füße eklig waren, dann irrt ihr euch. Die Hoheitspupse rochen nach faulen Eiern und so kräftig, dass mir fast mein Frühstück aus dem Gesicht fiel. Später hat man mir erklärt, das dieser Pforzix ein Erkennungsmal war, für die königlichen Eierchen. Alles rannte, wie wild durcheinander und doch bemerkte ich einen Aufsichtslix, der der Krösolix was ins Ohr flüsterte. Beide schauten dabei auf mich und das verhieß garnix Gutes. Krösoline ließ noch einmal einen übel stinkenden und furchterregenden Pfortzix ab, bei dem es sogar den Einheimischen die Beine weghaute. Alle waren leise und schauten, wie gebannt auf die Königin.

Krösolix erhob seinen Arm und zeigte auf mich. "Deine Gefährtin, eine wirkliche Schönheit, doch eine Diebin, sie hat unsere Babys. Ein Aufi (Abkürzung für Aufsichtslixe)hat sie auf ihren grazilen Beinchen weglaufen sehen. Ihr schwarzes Haar wehte im Wind und sie hatte durch ihre feine Gestalt Mühe beide Babys zu entführen. Da sieht man mal wieder, dass Schönheit einen bitter täuschen kann!" Krösolix hatte sich während seiner Rede auf seinen Stuhl fallen lassen und weinte bitterlich. Krösoline saß, wie gelähmt neben ihm. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ist mein Schneewittchen bei der Dekomprimierung etwa durchgeknallt? Was wollte sie nur mit zwei Eiern in Riesenformat. Entsetzt erinnerte ich mich daran, dass ich nach meiner Dekomprimierung richtigen Hunger hatte. Oh mein Gott, mein Wittchen wurde doch nicht etwa eine Alienkannibalin? Die armen Babys. Ich wollte eben aufspringen und nach meinem schönen Wittchen suchen, als die riesigen Flügeltüren zum Saal aufgestoßen wurden.

Herein kam ein haariges, dünnbeiniges und dünnarmiges, buckliges Wesen, das laut in die Runde schrie: "Heute back ich, heute brau ich und dann fress ich der Königin ihr Kind!" Nach einer minimalen Pause fasste sich das hässlichste Wesen aller Zeiten an den Kopf und rief noch einmal. "Vorgestern buk ich, gestern braute ich, sofern ich mich erinnere und heute holte ich der Königin ihre Brut! Ja, so war´s, so ist´s recht! Ach wie gut, dass niemand weiß...... " Ich sprang auf. "Man Rumpel bist du völlig bekloppt? Wir wurden von Arlaxianern auf ihren Planeten entführt und du klaust die Kids der Hoheiten?" Rumpelstilzchen stampfte mit seinem Fuß auf und ließ sich bockig fallen. "Oh man ey, nich mal im All krieg ich der Königin ihr Kind. Das find ich gemein Erzi. Du hätt´st mir wenigstens eines lassen können! Nie krieg ich, was ich will. Ich bin doch nur einsam!", weinte das Rumpelstilzchen.

Entweder waren die Arlaxianer herzensgute Wesen oder völlig bekloppt oder beides! Krösoline stand auf und reichte dem hässlichen Männlein ohne Familienanschluss ihr Taschentüchlein. "Kommen sie meine Liebe. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie einsam einen die Schönheit machen kann. Sie ist gleichzeitix Segen und Fluch. Doch warum bekommen sie, mit ihrem Aussehen keinen Gatten und gründen eine eigene Familix?"

Krösoline hielt Rumpel doch tatsächlich für eine wunderschöne Frau. Der war darüber völlig entsetzt und wollte es eben aufklären, als er wohl meine Geste verstand, er solle das lieber lassen. Ich stellte Rumpel offiziell vor und versprach in seinem Namen, dass die Hoheiten sofort ihre Brut zurückerhalten würden. Rumpel fand das zwar nicht lustig, willigte aber ein und verriet das Versteck der königlichen Babys. Während man die Babys heranschaffte, badete man Rumpel, der sogar noch stärker als der Pforzix stank, und kleidete ihn an.

Ich musste mir meinen Mund zuhalten, damit ich nicht schrie vor lachen, denn als man Rumpel, den alten Knollengnom, zurückführte, war er gekleidet wie ein Hoffräulein. Na ja, er hatte es verdient. So spielte Rumpelstilzchen für die Zeit auf Arlaxia ein Fräulein im Hofstaat der Krösoline. Nur mein Wittchen hatte ich immer noch nicht zurück. Ich beschrieb sie relativ genau und hoffte auf den morgigen Tag. Für heute war mehr auf Arlaxia geschehen, als in den letzten einhundert Erdenjahren. Die Arlaxianer auf dem ganzen Planeten fanden bis spät in die Nacht keine Ruhe. Vor allem aber schwärmte man von dieser außergalaktischen Schönheit namens Fräulein Rumpel. Die Entführung der königlichen Brut schien zweitrangig zu sein. Wenns nicht so traurig wär, tät ich, Erzhard, den ganzen Tag lachen!

Doch dazu hab ich im 3. Kapitel noch viel Zeit! Bis bald!