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Aussteuer - ganz in weiß

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"Aussteuer - ganz in weiß"
Veröffentlicht am 08. Juli 2013, 6 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Je älter ich werde, umso weniger gibt es über mich zu sagen :-)
Aussteuer - ganz in weiß

Aussteuer - ganz in weiß

Beschreibung

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Aussteuer ~ ganz in weiß

 

Ich wurde geboren und meine Mutter fing an vorzusorgen. Sie kaufte jedes Jahr etwas für meine Aussteuer. In stabilen Kartons waren die Sets, meist zwei Kopfkissen, zwei Bettbezüge, zwei Leintücher aufbewahrt. Akkurat und mit blauen oder rosafarbenen Satinbändern zusammengehalten. Plastikhüllen gab es zu der Zeit noch nicht. Sie meinte es gut meine Mutter. Die Tochter sollte später etwas vorweisen können. So sparte sie es sich zusammen jedes Jahr. Heute denke ich Mensch Mutter, hättest du dir doch selbst was Schönes gegönnt. Im Laufe der Jahre kam da einiges zusammen. Meine Mutter bewohnte ein großes Haus, sie hatte genügend Platz die wertvolle Aussteuer aufzubewahren bis zum Tag „ ganz – in – weiß“. Sie hatte ihre Vorstellungen, ihre Wünsche. Mit Sicherheit wird sie vermutet haben, dass ich sehr froh und glücklich bin, wenn sie mir an diesem ganz besonderen Tag meine Aussteuer schenkt.

Meine Mutter hatte diese undankbare Tochter wirklich nicht verdient, denn in ihren Augen war ich undankbar. Zum einen heiratete ich zwar, aber nicht in Weiß. Zum anderen wollte ich keine weiße Bettwäsche. Es war die Flower-Power-Zeit. Bunt war angesagt. In den Schlafzimmern und Betten ging es bunt zu.

Und so blieben die stabilen Kartons da wo sie schon viele Jahre lagerten. Im Aussteuerschrank bei meiner Mutter in ihrem großen Haus. Verschenken konnte sie es nicht, wegwerfen schon gar nicht.

Als meine Mutter diese Welt verließ, war unter anderem auch diese Aussteuer noch da.

Es war so viel, dass ich meinen Schwägerinnen einen Teil überließ und für mich dennoch im Überfluss da war. Jetzt ging es mir so, dass ich es nicht weggeben konnte. So lagerte ich die Bettwäsche in einer Ecke unseres Hauses. Ich fragte meine Tochter, ob sie Bettwäsche möchte. Ja, sie könnte Bettwäsche brauchen, aber Weiße, nein, das wollte sie nicht.

Ich dachte, jetzt geht es mir, wie meiner Mutter. Das ganze Geschehen hatte schon eine gewisse Komik. Es verging noch über ein Jahr, doch dann packte es mich und ich holte die ganze Bettwäsche aus den Kartons. Es ist heute herrlich sonniger windiger Tag. Ideal zum Trocknen der großen Wäschestücke. Nach und nach wird die Wäsche gewaschen. Sie flattert im Wind, als würde sie sich freuen, endlich ihrer Bestimmung zu folgen.

Ich werde jedes Teil glatt bügeln, damit der seidige Glanz des hochwertigen Stoffes  sichtbar wird und meiner Mutter dafür danken, dass sie für mich vorsorgen wollte. Sie meinte es sicher gut.

Ja, und dann, ja dann werde ich heute Nacht in weißen Linnen schlafen. Endlich ist es soweit, nach so vielen Jahrzehnten. Meine Mutter würde sich freuen. Wer weiß, vielleicht tut sie es ja.

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Je älter ich werde, umso weniger gibt es über mich zu sagen :-)

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baesta Re: Re: Früher war es so, -
Zitat: (Original von Mitmensch am 10.07.2013 - 11:51 Uhr) Hallo Bärbel,
woher kommt diese Abneigung gegen weiße Bettwäsche, frage ich mich.
So übel ist die gar nicht.
Danke fürs Lesen!

Grüße
Johanna


Wahrscheinlich, weil man da eventuelle Flecken immer gleich sieht...(lach)
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: Re: Früher war es so, -
Zitat: (Original von Mitmensch am 10.07.2013 - 11:51 Uhr) Hallo Bärbel,
woher kommt diese Abneigung gegen weiße Bettwäsche, frage ich mich.
So übel ist die gar nicht.
Danke fürs Lesen!

Grüße
Johanna


Wahrscheinlich, weil man da eventuelle Flecken immer gleich sieht...(lach)
Vor langer Zeit - Antworten
Mitmensch Re: Früher war es so, - Hallo Bärbel,
woher kommt diese Abneigung gegen weiße Bettwäsche, frage ich mich.
So übel ist die gar nicht.
Danke fürs Lesen!

Grüße
Johanna
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Früher war es so, - jeder Geburtstag, jedes Weihnachten - Bettwäsche; seit ich 14 war. Auch ich mochte keine weiße Bettwäasche und war sicher auch undankbar, aber bei uns in der Mangelwirtschaft gab es ja solche Dinge ganz schlecht zu kaufen und so musste ich mich halt mit der weißen zufrieden geben.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Mitmensch Re: Liebe Merle, - DANKE!
Schön, dass ich nicht alleine bin...lache :-)
Ich wünsche Dir einen schönen Tag!
Johanna

PS: Merle war früher ein Kosename für mich :-)
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Liebe/r Mitmensch - Ja, es ging bunt zu in den Schlafzimmern und Betten ;-)))

Ich war auch so eine undankbare Tochter wie Du. Ich fing dann mal zu batiken an. Aber dieser glänzende Damast- Stoff wollte die Farbe nicht richtig annehmen. Meiner Mutter muss damals auch das Herz geblutet haben.

Toll geschrieben!!
Liebe Grüße
Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Mitmensch Re: Hast du eigentlich eine Ahnung, - Nein, habe ich nicht!

Wer nie nach weißer Bettwäsche Ausschau hält, hat davon keine Ahnung :-)!
Danke fürs Lesen und Deinen Kommentar!

Einen guten Tag wünscht Dir
Johanna
Vor langer Zeit - Antworten
kullerchen Hast du eigentlich eine Ahnung, - wie schwierig es ist, weiße Bettwäsche zu bekommen, die zudem noch hochwertig ist. Wenn, dann ist sie schweineteuer.

Ich hatte auch ein oder zwei Stücke, die man mir überließ. Doch solch tolle Bettwäsche war nicht dabei. Meine war bunt obwohl mein Kleid weiß war! hihi

Undank ist wohl der Mütter Lohn!

Toll geschrieben, LG Kullerchen!
Vor langer Zeit - Antworten
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