Kurzgeschichte
Verschwunden

Noch nie hatte jemand das Haus betreten, diese eine Haus. Es stand einsam und allein am Rande eines verlassenen Waldes. Die Bewohner des nahe liegenden Dorfes "Tonsberg" fürchteten und mieden den Wald. Denn jeder einzelne, der den Wald je betreten hatte, war nie wieder zurückgekehrt. Die Polizei hat schon etliche Suchaktionen hinter sich, doch es wurden weder die Vermissten noch ihre Leichen gefunden.

Am 26.11.1997 fuhr ein Auto in Richtung Wald. Am Steuer saß Johann und neben ihm seine Frau Emma. Sie wussten nichts über den Wald oder das Haus. Nach den ersten paar Metern im Wald wurde es plötzlich nebelig. Der Nebel war so dicht, dass Johann und Emma nicht mehr weiterfahren konnten. Er hielt an.

"Lass uns aussteigen und zu Fuß weitergehen", meinte Johann und öffnete die Tür. Emma gehorchte und die beiden wagten ein paar Schritte in die Dunkelheit. Plötzlich hörten sie einen Motor hinter sich aufheulen und zuckten zusammen. Als sie sich umdrehten, konnten sie nur noch Scheinwerfer eines Autos sehen, die immer kleiner wurden. Erst nach mehreren Minuten bemerkten sie das Haus, das vor ihnen stand. Es wirkte gefährlich. Emme ging auf das Haus zu. Ihr war kalt uns es fing zu regnen an. Im Haus ging ein flackerndes Licht an. Emme lauschte eine Weile an der Tür und winkte dann Johann näher zu sich heran. Da hörte er es auch: Stimmen. Als ob jemand singen würde. Der Gesang hörte sich so traurig an, dass Emma kurzerhand beschloss, in das Haus zu gehen. Sie drückte die Klinke hinunter und rüttelte an der Tür, aber sie wollte nicht aufgehen. Es schien, als ob hinter der Tür etwas war, das niemand sehen durfte. Emma rüttelte noch stärker und die Tür ging quietschend auf. Das Singen verstummte. Johann betrat den Raum und sah sich um. In der Mitte des häuslich eingerichteten Zimmers brannte eine Kerze und daneben saß ein Mädchen. Ein junges Mädchen, höchstens sieben Jahre alt. Es war verschmutzt und starrte die beiden angsterfüllt an. Dann schrei es los. Langsam ging Emma auf das Mädchen zu und versuchte es zu beruhigen. Es klappte. Ein paar Minuten saßen die Drei schweigend da, bis Emma fragte, ob sie hier übernachten dürften. Nach kurzem Zögern bejahte das Mädchen die Frage und verschwand hinter einer Tür. Sie kam nicht zurück. Johann und Emma fanden auf Anhieb ein Zimmer mit einem Doppelbett und legten sich schlafen. Mitten in der Nacht wachten beide auf. Sie fühlten sich beobachtet. Als sie sich im Zimmer umsahen stockte ihnen der Atem: Überall hingen Bildern von Menschen mit entsetzlichen Fratzen. Schnell schlossen sie die Augen weider und versteckten sich unter der Decke.
Am nächsten Morgen wollten Johann und Emma so schnell wie möglich wieder aus diesem Haus verschwinden. Als sie jedoch in den Zimmer ankamen, in dem am vorherigen Tag das Mädchen gesessen hatte, machten sie eine seltsame Entdeckung. Der Raum war leer. Das Mädchen schien auch weg zu sein. Johann beschloss, zur Polizei zu gehen. Diese kehrte dann mit Emma und Johann zu dem Haus zurück. Gemeinsam untersuchten sie das Haus, aber es wurde nichts gefunden. Doch als Emma in das Schlafzimmer zurückkehre, in dem sie geschlafen hatte, machte sie eine weitere schreckliche Entdeckung: In diesem Zimmer gab es keine Bilder! Es waren nur Fenster an den Wänden...