Fantasy & Horror
Juwelenritter Kp. 3

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"Juwelenritter Kp. 3"
Veröffentlicht am 04. Juli 2013, 24 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und ...
Juwelenritter Kp. 3

Juwelenritter Kp. 3

Beschreibung

Nell und ihr Zwillingsbruder Mustafa werden schlagartig aus ihrem bisher normalen Leben gerissen, als Nell von einem der fünf Juwelen im Rücken eines Buches ausgewählt wird. Auf der Knight Academy gerät sie dank ihres Nachnamens jedoch in Verdacht, zu den Rebellen zu gehören, und muss die Missgunst ihrer Mitschüler über sich ergehen lassen. Nur zwei Jungen stehen ihr bei, während ihr Bruder sich auf der anderen Seite der weißen Mauer bei den Rebellen befindet...

Ritt durch die Nacht

 

Während Mustafa im Eiltempo in den Stall raste und kurz in die Sattelkammer hechtete, um das Zaumzeug für seinen Wallach zu holen, blieben der Unbekannte und ich vor der Stalltür stehen. Dazu sollte man allerdings sagen, dass eisiges Schweigen herrschte. Er sagte nicht ein Wort und streichelte nur wieder den Kopf seines nachtschwarzen Hengstes, der in der Dunkelheit praktisch unsichtbar war. Nur wenn man etwa zwei Meter vor ihm stand, konnte man ganz allmählich seine Konturen erahnen, aber wirklich klar zu sehen war er nicht. Wie ein Schatten.

Dann war auf der Stallgasse plötzlich ein Poltern zu hören und wir alle zuckten vor Schreck zusammen. Leise vor sich hin fluchend schritt der Namenlose an mir vorbei, um anscheinend nachzusehen, was mein Bruder für ein Mist gebaut hatte. Dabei hörte es sich für mich so an, als wäre nur Mutters Stute Cavalcade mal wieder etwas grantig gelaunt, weil man sie geweckt hatte – obwohl Brüderchen schon ziemlich leise war und um nicht gesehen zu werden auch auf Licht verzichtete, was die Sache natürlich noch schwieriger machte. Vermutlich hatte Cavalcade nur kräftig gegen ihre Boxentür getreten – das war eine ihrer liebsten Übungen, um ihren Unmut kundzutun.

Ich seufzte leise, wobei ich den neugierigen Blick des schwarzen Hengstes bemerkte, der nun, da sein Herr weg war, auf mir ruhte. Kurz überlegte ich, doch da ich drinnen zischende Stimmen hörte, wagte ich mich vorsichtig ein paar Schritte näher und hielt dem edlen Tier meine Hand hin, damit es daran riechen konnte.

„Na, du bist Buster, wenn ich das richtig mitgekriegt habe“, sagte ich leise, um ihn an meine Stimme zu gewöhnen, „Bist ja ein richtig Schöner. Die Stuten machen dir bestimmt schöne Augen, nicht wahr? Ich kenne auch ein paar andere Pferde, wie du wahrscheinlich riechen kannst. Meine Stute heißt Vivaldi und ist hübsch braun mit weißer Blesse und drei weißen Socken. Sie würde dir bestimmt gefallen – ich hab sie auch lieb, obwohl sie manchmal auch ein richtiges Biest sein kann, besonders wenn sie schlechte Laune hat…“

Mittlerweile war ich dabei, den Hengst hinter den Ohren zu kraulen, der das sichtlich genoss und mir den Kopf hinhielt. Er stupste meinen freien Arm an, ganz nach dem Motto, dass ich ihn nicht untätig da rumhängen lassen sondern ihn auch zum Streicheln benutzen sollte. Schmunzelnd leistete ich seiner Aufforderung Folge und strich ihm mit der anderen Hand über die Nüstern, bis er ein zufriedenes Schnauben von sich gab.

„Das ist selten.“

Völlig überrascht machte ich einen Satz zur Seite und stieß mir dabei die Schulter an der Stallwand. Mister ich-brauche-keinen-Namen lehnte lässig an der Stalltür und schien mir schon eine Weile dabei zuzusehen, wie ich mich mit seinem Pferd unterhielt und es streichelte. Oh oh, wenn das mal nicht gleich Ärger gab.

„Was?“, fragte ich misstrauisch. Allerdings spürte ich dann etwas an meinem Rücken und als ich über meine Schulter blickte, bemerkte ich, wie Buster seinen Kopf an meinem Rücken rieb und auffordernd mit dem Vorderhuf scharrte.

„Äh, ich weiß nicht, ob dein Herrchen davon so begeistert ist“, raunte ich dem Hengst zu, doch er ließ sich nicht davon beirren und stupste mich dieses Mal so kräftig mit der Schnauze an, dass ich glatt zwei Schritte nach vorne stolperte.

Der Junge seufzte lediglich und schüttelte kurz den Kopf. „Es ist selten, dass Buster Fremde an sich ran lässt“, sagte er ausnahmsweise mal ohne große Feindseligkeit in der Stimme, „Ich hab nichts dagegen, wenn du ihn streichelst.. gerade da er es ja offenbar genießt, mal von einer weiblichen Person bemuttert zu werden.“

„Gibt es bei euch denn nicht viele Frauen?“, fragte ich ein wenig neugierig und wagte mich wieder an Buster, der mich sofort mit einem leisen Schnauben willkommen hieß und mir seine Nase entgegenstreckte. „Du bist ganz schön anstrengend, mein Lieber“, sagte ich an ihn gerichtet und kraulte ihn wieder.

„Ja, er ist ein schnelles, gutes Tier, erwartet aber auch eine Versorgung erster Klasse“, bemerkte sein Herrchen und schmunzelte leicht. Meine Frage ignorierte er gekonnt. Auch wenn dafür etwas kam, mit dem ich nicht gerechnet hatte: „Mein Name ist Damon.“

Ich sah ihn leicht überrascht an und verharrte in der Streicheleinheit, was prompt zu einem empörten Schnauben von Buster führte.

„Ach ja“, murmelte er dann nach einem Blick auf mich und ging an mir vorbei zu seinem Pferd, wo er die Satteltasche vorne öffnete und darin rumwühlte, bis er anscheinend das Gesuchte gefunden hatte und herauszog, „Hier, überschmier damit die Tattoos. Wenn wir aufgehalten werden sollten, wäre es nicht gerade hilfreich, wenn die Leute es sehen.“

„Hä?“ Ich runzelte die Stirn und fragte mich, wovon er bitteschön sprach. Dann wanderte mein Blick an mir herunter und auch wenn ich in der Dunkelheit praktisch nichts erkennen konnte, als ein Blitz über den Himmel zuckte und für einen kurzen Moment alles in grelles Licht getaucht war, bemerkte ich es. Mit offenem Mund starrte ich die blutroten Tattoos an, die sich in einem Wirrwarr aus Ranken und winzigen Kugeln mit Stacheln – wie winzige, eingerollte Igel mit langen Stacheln – über die Haut oberhalb meiner Brüste zogen und in deren Mitte kurz unter der Mulde zwischen meinen Schlüsselbeinen der kleine Edelstein saß. Ich hatte nichts davon gemerkt, auch wenn ich mich natürlich daran erinnerte, wie meine Haut an den gezeichneten Partien sich angefühlt hatte, als würde sie gleich verbrutzeln, als das Juwel sich plötzlich an die Stelle da gesetzt hatte. Aber seit das Licht erloschen war, hatte ich nichts mehr davon gespürt und es daher glatt vergessen.

„Krass“, brachte ich heraus und starrte den Jungen mit etwas entgleisten Gesichtszügen an, „Kann man das rückgängig machen? Oder zumindest dieses Juwel da.. rausnehmen?“

Er schüttelte bloß zweimal den Kopf. „Nein, deswegen sagte ich ja vorhin so schön, dass du dich damit selbst an der Knight Academy eingeschrieben hast. Das lässt sich nicht mehr so einfach rückgängig machen.“

„Öh.. na super…“ Ich fasste mir mit einer Hand an die Stirn und versuchte darüber nachzudenken, was dies für mich bedeutete. Freizügige Tops – gestrichen. Trägerlose Abendkleider oder generell Kleidung mit tieferem Ausschnitt – gestrichen. Mir blieben einzig und allein noch Blusen und die musste ich auch bis nach oben zuknöpfen, da mir diese komischen Tattoos bis direkt unter den Hals und bis zu den Schultern gingen.

Als ich gerade so meinen wenig erbauenden Mädchenproblemen nachging, fiel mein Blick auf das, was Damon – dass er mir seinen Namen gesagt hatte, konnte ich immer noch ganz nicht glauben – eigentlich in der Hand hielt. „Abdeckcreme? Du hast Schminkutensilien in Busters Satteltasche?“ Ich sah ihn argwöhnisch an. „Dass du zu den komischen Jungen gehörst, die sich schminken, hätte ich jetzt ehrlich nicht erwartet.“

„Quatsch!“, sagte er prompt leicht aufgebracht und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt behaupten, dass er fast verlegen war, „Das sind nicht meine! Joyce ist nur zu faul, sich ihre Sachen selber zu besorgen und hat mir ´ne ganze Liste mit diesem bescheuerten Kram in die Hand gedrückt! ‚Wenn du auch nur eine Sache vergisst, wirst du nochmal losreiten und sie mir holen‘ – das sieht ihr ähnlich. Und nicht nur, dass dieses Zeug verflucht teuer ist, nein, die meisten sind auch noch verdammt schwer aufzutreiben! Es hat mich fast einen ganzen Tag gekostet, all ihre dummen Extrawünsche einzusammeln! Dank dieser Pute ist mein ganzer Zeitplan durcheinander geraten und ich bin einen vollen Tag zu spät dran!“

Ich beobachtete lediglich, wie er sich in seinen Wutanfall hineinsteigerte. Wie mir zuvor schon aufgefallen war, war er echt ganz schön leicht erregbar. Eben gerade beim Thema Buster war auch das erste Mal gewesen, dass er nicht mindestens genervt geklungen hatte.

„Nun deck die da endlich ab!“, befahl Damon da auch schon zornig und schmiss mir die Tube mit der Abdeckcreme an den Kopf. Ich konnte sie nur gerade eben noch abfangen und warf einen Blick auf die Marke, die sich wirklich als ziemlich hochwertig und teuer herausstellte. Dieses Mädchen, das sie anscheinend verwendete, musste ziemlich viel Geld haben.

„Das geht auch freundlicher!“, schnauzte ich zurück, öffnete dabei aber die Tube und nahm etwas von der Creme, deren Farbton meiner Hautfarbe ausreichend nahe kam, dass es nicht auffallen sollte. Auch wenn ich mich fragte, wozu ich das eigentlich machen sollte. Klar, es sah ziemlich krass aus, aber heutzutage trugen die Leute doch überall Tattoos. So sehr würde es also nicht auffallen. Höchstens das kleine Juwel, das aber so weit in meiner Haut drin steckte – was sich gruselig anhörte, aber sich im Grunde gar nicht so schrecklich anfühlte, wie man meinen sollte –, aber das hätte auch genauso gut ein unechter Plastikstein sein können, den ich mir zur Zierde aufgeklebt hatte. Wozu also dieser ganze Umstand?

„Wenn du Freundlichkeit willst, bist du bei mir an der falschen Adresse!“, herrschte Damon zurück und machte sich daran, den Sattelgurt seines Hengstes festzuziehen und den Strick zu lösen, mit dem er Buster an einen der Eisenringe in der Außenwand festgebunden hatte.

„Das erscheint mir auch so“, stellte Mustafa fest, der in dem Augenblick mit seinem Wallach Raikun am Zügel aus dem Stall kam. Das Tier war etwas kleiner als Buster, der bestimmt ein Stockmaß von gut ein Meter achtzig hatte, hatte aber glänzendes, dunkelbraunes Fell und schwarze Mähne und Schweif, wobei man die Farben zurzeit kaum voneinander unterscheiden konnte.

„Gut erkannt“, bemerkte Damon und warf einen Blick zum Haus, wo mittlerweile sämtliche Lichter brannten und ich einige Schatten herumeilen sah, „Abmarsch, es ist nur noch eine Frage von Sekunden, bis sie herauskommen werden.“

Ich blickte wehmütig zu dem großen Sommerhaus und wünschte mir, ich hätte dieses komische Buch mit den Juwelen nicht gefunden. Dann wäre das alles nicht passiert – ich müsste nicht fort, mein Bruder würde sich nicht gezwungen fühlen, mich zu begleiten, und unsere Eltern würden sich jetzt keine höllischen Sorgen um uns machen. Alles nur wegen diesem Buch.

„Das Buch!“, fiel mir dann ein und sah mich suchend um, doch da bemerkte ich, wie Damon den dicken Wälzer vom Boden aufhob, wo er mich vorhin netterweise hatte fallen lassen, und es in Busters Satteltasche steckte.

Er schien meinen Blick zu bemerken und erwiderte ihn kurz, dann hielt er mir eine Hand hin. Ich hob irritiert die Augenbrauen, da tippte Muu mich an der Schulter an und deutete mit dem Kopf auf Raikun. Scheinbar reisten wir nur mit zwei Pferden, sprich ich durfte bei einem von beiden mitreiten. Es hätte mich ja gereizt, auf Buster zu reiten und das Spiel seiner Muskeln unter mir zu spüren, aber Damon würde sich wahrscheinlich eher die Kugel geben, als mich mit auf ihm reiten zu lassen – zumal ich keine Lust hatte, mit diesem Idioten zusammen auf einem Pferd zu sitzen.

Also schwang ich mich auf Raikuns Rücken und Mustafa saß gleich hinter mir auf. Mein Brüderchen schien extra den größeren Sattel genommen zu haben, sodass wir beide darauf Platz fanden, wenn wir ein wenig zusammenrückten. Der Wallach schnaubte leise und ich kraulte ihn am Halsansatz, woraufhin er nicht mehr so viel dagegen zu haben schien, dass wir zu zweit auf ihm saßen.

Als ich wieder zu Damon blickte, saß er gerade elegant auf Busters Rücken auf, wobei ich leicht überrascht feststellte, dass er ohne Steigbügel ritt. Das machte ich zwar auch gerne mal, aber bei seinem Charakter hätte ich erwartet, dass er sich eher wie der eitle Gockel in die Steigbügel stemmen würde, wenn´s an den Galopp ging, statt sich richtig mit den Schenkeln in Position zu halten. Außerdem war es doch für Jungs allgemein etwas unbequemer, von daher staunte ich nicht schlecht.

„Das wird ein langer Ritt“, bemerkte er in dem Moment wenig begeistert, „Vor dem Morgengrauen werden wir auf keinen Fall da sein, eher gegen Mittag, wenn wir die Pferde nicht zu Tode reiten wollen.“

Mustafa und ich nickten nur beide.

„Dann folgt mir, ihr Verrückten.“ Er trieb Buster nur minimal an, aber der Hengst reagierte augenblicklich und verfiel in einen tänzelnden Trab, in dem er sich gen Osten richtete und nur noch auf uns zu warten schien.

Mustafa schnalzte leise und Raikun setzte sich in Bewegung. „Komm, folg dem Hengst dort“, sagte mein Bruder leise dem Tier, das kurz die Ohren nach hinten richtete, als würde er zuhören.

Dann ging es vom Schritt in den Trab und als Buster in einen lockeren Galopp fiel, folgte Raikun ihm augenblicklich. Über uns herrschte der dunkle Nachthimmel und tiefes Donnergrollen erklang, dicht gefolgt von einem heftigen Blitz und gleich dem nächsten Donnern. Raikun erschreckte sich natürlich und warf kurz den Kopf hoch, doch mit gutem Zureden konnten Muu und ich ihn beruhigen. Es war aber auch echt hirnrissig, in dieser Dunkelheit mit einem tobenden Gewitter über unseren Köpfen loszureiten.

Allerdings bemerkte ich dabei, dass Buster nicht mal mit der Wimper gezuckt zu haben schien, sondern wie ein Sturm mit langer, wehender Mähne durch die Nacht flog als wäre er ein Teil von ihr. Damon hatte sich tief über seinen Hals gebeugt, um möglichst wenig Luftwiderstand zu bieten, und wirkte völlig auf das vor ihm liegende Land konzentriert. Mit dem wehenden Umhang erinnerte er mich an diese neun Ringgeister in Der Herr der Ringe, ein wenig unheimlich und gespenstisch war sein Anblick auf dem kraftvollen Buster schon, aber – was vielleicht nicht unbedingt auf die Ringgeister zutraf – irgendwie auch wunderschön und faszinierend.

„Und hiermit verbiete ich meinem Hirn das Denken“, murmelte ich und schüttelte über mich selbst den Kopf. Ich hatte doch nicht mehr alle Tassen im Schrank.

„Hast du was gesagt?“, fragte mein Bruder leicht verwirrt und trieb Raikun an, damit wir unseren schwarzen Wirbelwind da vorne nicht noch verloren.

„Nein, alles gut“, antwortete ich hastig und schaute wieder nach vorne. Sehr weit sehen konnte ich nicht, aber das war bei der Finsternis ja auch kein Wunder. Welcher normale Trottel ritt auch schon um diese Uhrzeit bei bedecktem Himmel, wo nicht mal der Mond oder die Sterne als Lichtquellen dienen konnten, im gestreckten Galopp durch die Gegend? Natürlich wir.

Ich seufzte und rieb mir die Augen. Mein Körper machte mich darauf aufmerksam, dass ich um diese Uhrzeit ins Bett gehörte und nicht draußen auf einen Pferderücken. Jetzt, wo die erste Aufregung allmählich nachließ und ich auf Raikun langsam wieder zur Ruhe kam – sobald ich auf einem Pferd saß, fühlte ich mich eigentlich sofort heimisch und entspannte mich schnell –, machte sich die Müdigkeit bemerkbar.

„Müde, was?“ Ich konnte Muus mattes, mitfühlendes Lächeln regelrecht vor mir sehen. Er kannte mich einfach zu gut, um es vor ihm verbergen zu können.

„Ein bisschen schon“, gab ich zu und lehnte mich mit dem Rücken gegen seine Brust. Er neigte daraufhin den Kopf nach vorne und berührte mit der Wange meinen Kopf, wie er es schon getan hatte, als wir kleiner waren. Da hatte ich auch meistens auf dem Bett oder dem Boden gesessen und meinen Frust oder meine Trauer in mich hineingefressen, bis er sich hinter mich gesetzt, die Arme vorne um mich gelegt und so wie jetzt mit der Wange meinen Kopf berührt hatte. Das war seine Art, mir Trost zu spenden und Beistand zu leisten. Zwar machten wir das eigentlich schon lange nicht mehr – immerhin war ich nicht mehr so eine Heulsuse wie früher –, aber diese Erinnerung an die alten Zeiten als wir kleiner waren half mir mehr als irgendwelche Worte.

Mir stand ja offensichtlich irgendetwas ziemlich Abenteuerliches bevor, aber dank ihm konnte ich mich dennoch entspannen. Zwar war ich zum Glück nicht komplett aus den Socken gehauen von dem Umstand, dass ich es hier anscheinend wirklich mit magischen Dingen zu tun bekam, aber ein wenig mulmig war mir schon zu mute. Die Vorstellung, von diesem magischen Stein auserwählt worden zu sein, löste in mir unterschiedliche Gefühle aus.

Zum einen war das natürlich ziemlich aufregend, immerhin passierte so etwas nicht alle Tage und ich war von Natur aus eine kleine Entdeckerin. Damit hatte ich meinen Eltern und Brüderchen früher immer Schrecken eingejagt – wenn ich mich bei meinen Touren mal verlaufen hatte oder vor Erschöpfung irgendwo eingeschlafen war und sie mich stundenlang hatten suchen müssen. Entsprechend war ich gespannt wie ein Kleinkind an Weihnachten, was es mit diesem Juwel auf sich hatte.

Zum anderen aber wusste ich dank meiner langwierigen Hingabe für Fantasiegeschichten, was mit denen passierte, die außergewöhnlich waren oder die, wie in meinem Fall, außergewöhnliche Dinge fanden. Die trudelten meistens von einem Schlamassel in den Nächsten und das war zwar immer spannend zu lesen, aber am eigenen Leib wollte ich so etwas eigentlich nicht erfahren.

Ich betete also darum, dass es vielleicht doch eine Möglichkeit gab, die Sache rückgängig zu machen – auch wenn ich, bei genauem Hineinhören in mich selbst, genau wusste, dass es keine solche Möglichkeit gab. Das Juwel wollte mich und niemanden sonst.

Ein ganz leichter Impuls ging durch den Stein, wie zur Bestätigung meiner Gedanken. Ich blinzelte leicht überrascht und war versucht, ihn zu berühren, doch dann fiel mir die Abdeckcreme darüber ein und ich verkniff es mir. War es möglich, dass dieses Juwel wusste, was ich dachte? Dieser Gedanke war so schräg und absurd, dass ich niesen musste.

Dabei ging mir auf, dass wir wirklich Hals über Kopf aufgebrochen waren und noch nicht mal vernünftige Jacken anhatten. Himmel, mein Bruder und ich wir trugen beide nach wie vor unsere Pyjamas, kein Wunder also, dass ich fröstelte.

„Vielleicht wäre es besser, wenn du dich hinter mich setzt“, bemerkte mein Brüderchen, der wie immer sofort merkte, was mit mir los war, „In meinem Windschatten wär´s wenigstens nicht ganz so kalt.“

„Ach, es geht schon“, wehrte ich mit einem leicht schiefen Lächeln ab, „Wir haben ja wahrscheinlich noch einen langen Ritt vor uns und vielleicht wechseln wir uns später mal ab.“

„Sicher?“

„Wenn du dich jetzt nach vorne setzt, werd ich dich da später nicht mehr wegkriegen, selbst wenn du zum Eisklotz gefrierst.“ Ich drehte den Kopf und sah ihn leicht vorwurfsvoll an. „Von daher bleib ich erstmal noch ´ne Weile hier. Ich brauch dich nämlich später noch und das nicht als Eis am Stiel.“

Er kicherte leicht und tätschelte mir den Kopf, während er die Zügel nur in einer Hand hielt. „Tja, ich zerschlage deine ehrenhaften Vorstellungen von mir nur ungerne, aber spätestens nach einer halben Stunde hätte ich dich schon wieder nach vorne gesetzt, mach dir keine Sorgen. Ich habe keine Lust, wegen dir als ‚Eis am Stiel‘ zu enden.“

Ich streckte ihm die Zunge raus, obwohl ich wusste, dass er mich nur ärgern wollte.

„Bei eurem Anblick wird einem ja schlecht“, stellte Damon fest, der plötzlich mit Buster neben uns auftauchte.

„Dann guck doch wo anders hin“, erwiderten Muu und ich gleichzeitig unfreundlich. An solchen Stellen merkte man doch irgendwo, dass wir Zwillinge waren.

Raikun wieherte unterdessen leise und Buster schnaubte wie zur Antwort. Wenigstens schienen die beiden sich zu verstehen.

„Bremst euer Pferd ab“, befahl der Junge unbeeindruckt und parierte selber durch zu einem flotten Trab, „Der Abstand sollte reichen, dass mögliche Verfolger uns nicht mehr einholen können.“

Brüderchen brummte etwas Unverständliches, während Raikun bereits von selbst in den Trab fiel und sich nah bei Buster hielt, wobei er dem Hengst natürlich die Führung überließ. So ging unser Ritt weiter, einer neuen, für Muu und mich ungewissen Zukunft entgegen. Keiner von uns hatte jedoch mit dem gerechnet, was noch passieren sollte, bevor wir unser Reiseziel überhaupt erreichten.

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Hörbuch

Über den Autor

SilverRose
Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD
Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P
Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und daher auch gut und gerne zwischen zwanzig bis vierzig Kapitel mit unterschiedlichen Längen varieren. Sie sind nichts für Leute, die nur gerne kurze Happen lesen, sondern mehr für die, die auch im normalen Buchladen gerne mal zu einem drei - bis vierhundert-Seiten-Wältzer greifen. Sorry, aber kurz schreiben ist nicht gerade meine Stärke. Wenn ich das versuche, werden sie am Ende nur umso länger xD
(Auch wenn ich ja mittlerweile auch wenigstens ein paar Kurzgeschichten zum Reinschnuppern in meinen Schreibstil habe :P)
Und (der Ordnung halber) die erste Interviewfrage hier oben: Welche Geschichten hast du bisher schon verfasst?
Hm, das sind mittlerweile so einige...meine abgeschlossenen sind der Reihenfolge nach:
Meine abgeschlossenen Manuskripte sind der Reihenfolge nach:
1.1) Das Geheimnis der Federn: Die Wächterinnen der Federn;
1.2) Das Geheimnis der Federn: Der Kampf gegen die Finsternis;
2) Kyra: Die Wahl zwischen Licht und Finsternis;
3) Scarlett und das Geheimnis von Avalon;
4.1) Kampf der Geister: Vertrag;
4.1) Kampf der Geister: Geschwister der Dunkelheit;
5) Das verlorene Buch;
6) Silver Rose: Das Gesetz der Killer;
7) Der Schlüssel zum Tor der Feuergeister;
8) Reinblut & Halbblut;
9) Die Wächterin von Reilong;
10) Die letzte Zauberin;
11.1) Juwelenritter: Das vergessene Jahr des Blutes;
11.2) Juwelenritter: Die sieben Höllenfürsten;

Meine noch laufenden Geschichten (auch wenn ich nicht weiß, ob und wann ich es schaffe sie zu beenden) sind:
11.3) Juwelenritter: Dämonenherz (aktiv)
12) Bund mit dem Tod (neu - auf Standby)

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