Einsam reitet er durch die Nacht. Keine Wolke bedeckt den Himmel. Über Wiesen, Felder, über Feldwege reitet er dahin. Durch die Wälder. Er reitet wieder, der Mond weist ihm den Weg, die Sterne schauen zu. Allein, ein Mann, ein Ross. Wie eine Einheit. In der Ewigkeit verschmolzen. Reiten wie in Zeitlupe dahin, ohne Sinn, ohne Ziel. Zweige streifen den Helm, die Hörner, das Pferd schnaubt, die metallenen Handschuhe halten die Zügel fest. Reiter der Sehnsucht, ausgesandt, weil jemand ihn sucht, sich nach ihm sehnt. Ihn gerufen hat. Dann öffnet sich das Tor des schwarzen Monolithen und der Reiter der Sehnsucht reitet los. Zu bannen dieses Gefühl, denn dazu ist er gemacht.
Eine Nacht wie die Ewigkeit, kein Ton, nicht mal Wind. Die Tiere sind alle weg, er ist allein auf weiter Flur. Hinter dem Visier, das blaue Licht schwach leuchtet. Niemand sah je sein Gesicht, auch das des Pferdes nicht, gerüstet in schwarzem Stahl, behelmt, gallopiert es, vollkommen still und zeitlos. Keine Steine springen unter den im Mondlicht blitzenden Hufen hoch, ein weißer Schimmer, dort wo bei Pferden die Augen sind. Die lange schwarze Mähne, wie eine Fahne sich bewegt. So reiten sie dahin, das Schwert der Einsamkeit steckt fest im Schaft, lang und hart. Das Schild des Einzelen hängt auf dem Rücken. Das Horn der Wehmut am Sattel hängt, das jene Melodie erzeugt, die auf ewig einen Stein zum Weinen bringen kann. Momente für die Ewigkeit. Gebunden durch den einen Schwur. Geschmiedet an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit. Gekommen um den Eid zu erfüllen. Geboren aus einer dunklen Zeit, einer anderen Welt.
Ewig gewandelt, zwischen den Welten. Um zu tun, was niemand kann. So wird er in Tausend Jahren noch seinen trostlosen Dienst tun. Allein, nur mit dem Pferd zusammen, sie können mit sich zusammen sein. Doch nur noch wenige wissen noch von ihm, dass es ihn gibt, selten nur wird er gerufen, befreit. Irgendwann wird ihn vielleicht niemand mehr rufen. Und doch muss er für immer warten und für immer reiten. Bei Wind und Wetter reiten, immerda. An jedem Ort, zu jeder Zeit. Immer wenn man ihn ruft. Und wenn ihn niemand ruft, wartet er, an einem Ort außerhalb von Raum und Zeit. Dazu auserkoren, gekrönt und verdammt auf ewig zu reiten, so wird er auch einmal für dich und mich reiten. Wenn wir uns seiner erinnern und ihn rufen. Denn er ist der Reiter der Sehnsucht.