Sonstiges
Liegt es am Alter? - Ich bin so müde

Liegt es am Alter?

 Ich bin so müde, so satt von all den Worten, die ich gelesen, gehört und gesprochen habe. Kein Text interessiert mich wirklich.

Das ist recht traurig, denn ich war eine wirkliche Leseratte. Jede Menge Bücher umgeben mich.

Ich habe sie alle gelesen. Die einen schnell, andere über Wochen, Monate, manche sogar über Jahre hinweg. Anfangs las ich immer nur ein Buch. Mit der Zeit wurden es immer mehr Bücher, die angelesen in verschiedenen Zimmern der Wohnung darauf warteten wieder in die Hand genommen zu werden.
Momentan ist Lesen für mich eine Schlaftablette. Kaum habe ich drei Sätze gelesen, fallen mir die Augen zu. Ein deutlicher Hinweis meines Körpers.

Genug davon. Nicht noch mehr. Ich verschließe meine Augen vor diesen schwarzen Buchstaben auf weißem Papier. Keine Chance dagegen anzukommen.

Gibt es ein Leben ohne Bücher, ohne regelmäßiges Lesen?

Die Hinweise darauf, dass es das geben könnte, mehren sich.

Was soll ich dann tun?

Stricken, Häkeln, Malen, selbst schreiben?

Komischer Weise geht das immer, das Schreiben. Irgendwas tippen die Fingerchen immer.

Es scheint so, als solle ich mich selbst lesen. Ein interessanter Gedanke.

Ist der Selbst-Schreiber ein Wiederkäuer? Wenn er genug aufgenommen hat von Fremd-Schreibern käut er es wieder und gibt eigenen Kauderwelsch zum Besten?

Ein Misch-Masch aus vielfältigen Gedanken,  die Menschen einfielen und die sie für eigenes Gedankengut halten. Gibt es überhaupt eigene Gedanken? Ich bezweifle dies. Die Gedanken vergleiche ich mit Insekten. Manche sind schön anzuschauen, Libellen gleich. Andere bösartige Bremsen, die lange Zeit Juckreiz verursachen. Schnaken, Bienen, Wespen, Hummeln, Ameisen und anderes Zeugs, was das kreucht und fleucht.  Soll mir keiner erzählen, das sind meine Gedanken. Sie sind einfach da. Gedanken sind frei heißt es. Sie sind so frei, ja. Doch ihre Freiheit, wozu soll sie nützlich sein? Ist es nicht nützlicher frei von Gedanken zu sein?

Dann gibt es noch die Gedankenverlorenheit. Alle Gedanken gingen verloren. Wo gingen sie verloren? Sie gingen in einem Augenblick, in einem Moment, im Jetzt verloren. Denn dort wurden sie nicht benötigt.

Da sieht man wie die Gedanken führen, verführen, lenken.

Beim Alter fing es an und geendet hat es in Gedanken.

So wie fast immer.

Gut dass es den Schlaf gibt. Da wird der Empfänger abgeschaltet. Sollen doch die Gedanken rumschwirren wo sie wollen. Ich höre ihnen einfach nicht zu.