Beschreibung
Heute geht es mit der Geschichte von den magischen Wesen der Jemawe, der jetztmagisch Welt, weiter.
Doch eigentlich kommt Wickel, der heute die Hauptrolle spielt, aus einer ganz anderen Welt, einer anderen Zeit sogar und er erinnert sich!
Wer heute schon mehr wissen will als die anderen hier, der suche nach den Geheimnissen auf www.gezabu.de!
Viel Freude bei meiner Geschichte!
Kullerchen!
Wickel, der seinen eigentümlichen Namen nach seiner Gestalt erhalten hatte, erinnerte sich:
Kapitel 4
Die Ankunft eines Königs
Hermanns Gutshof liegt nicht weit weg vom Meer und so hatte es sich der Riese zur Angewohnheit gemacht, täglich vor dem Mittagessen am Strand entlang zu wandern. Strandgut war nicht selten und so brachte der Gutsherr die ein oder andere Merkwürdigkeit mit nach Hause.
Eines Tages sah er, dass eine riesige Kiste, mit wirklich vielen Schwimmbojen angeschwemmt wurde. Da Hermann kein Werkzeug dabei hatte, zog er diese unermesslich schwere Kiste nach Hause. Vor dem Tor angekommen, holte er sich ein Brecheisen und öffnete dieses ungewöhnliche Strandgut. Darin lag unbeschädigt ein goldenes, riesiges Gefäß, in der Form eines Menschen.
Die Malereien darauf erinnerten auch an ein menschliches, doch eher magisches Wesen und Hermann war sich sicher, dass es sich um einen Wohnort oder eine Schlafstätte für einen Zauberer handelte. Schöne bunte Farben, ein wenig schwarz und ganz viel Gold schienen von weißer Magie zu zeugen. So öffnete Hermann mutig diesen ungewöhnlichen Wohnort, der sich tatsächlich als Schlafstätte herausstellte.
Darinnen lag eine Art Geschenk, mit ungewöhnlichem Geschenkpapier und da es grad anfing zu regnen, zog Hermann die Kiste in seine gute Stube. Die frische Luft, das anstrengende Gezerre und Geschiebe hatten den Riesen erschöpft und müde gemacht. So ließ er das Geschenk, Geschenk sein und hielt erst einmal ein Nickerchen. Als er aufwachte, saßen seine Freunde die Kunos vor der Kiste und Opa Kuno haute den Zwillingen immer wieder mal auf die Hände.
„Nehmt ihr Lausbuben wohl eure durchsichten Griffel weg!“, wiederholte er sehr oft und kratzte sich am Kopf. Als Hermann sich erhob, saßen die Kunos um die Holzkiste, wie die Zwerge damals um Schneewittchens kristallenen Sarg. Das waren Hermanns Gedanken und irgendwie sollte er recht behalten mit dem Sarg. Gunni fuhr mit dem Finger immer wieder auf den Zeichen des Kistendeckels entlang. Sie sahen irgendwie geheimnisvoll aus und fassten sich eigenartig an. Das teilte Gunni dem Gutsbesitzer mit: "Fass mal da rüber Hermann, das fasst sich eigenartig an. Die einen Bildchen sind erhaben und die anderen nicht!"
Hermann folgte Gunnis Rat und strich mit seinen Händen ebenfalls darüber. Einen Splitter zog sich der Ärmste dabei ein und ein Tropfen grauen Blutes, das durch die Adern des untoten Riesen floss, tropfte auf den schwarzen Hund, der den Deckel zierte. Alle kümmerten sich um Hermann, der sein Blut nicht sehen mochte und bemerkten nicht, dass das „Geschenk“ erwachte.
Dieses schaute sich um und sprach in einer merkwürdigen Sprache, die Opa Kuno zu verstehen schien, da er stutzte. Der Splitter, der Hermann und die anderen beschäftigt hatte, war urplötzlich unwichtig und schweigend lauschten alle dem unheimlichen, mit Binden umwickelten Gast. Dieser saß in seinem goldenen Sarg und breitete bei seiner Rede die Arme aus. Nur die dunklen Augen, die durch die Binden blinzelten, verrieten ein Geschöpf dahinter. Opa Kuno übersetzte leise, was der Gast erzählte:
„Ich, Ramses, der Dritte, erlaube euch, euch zu erheben, da ihr Anubis, meinem schwarzen Freund, den Tropfen der Untoten gewährt habt, den er brauchte, mich zu erwecken. So wird euch jedem ein Wunsch gewährt, bevor ihr hingerichtet werdet, da ihr nun den geheimen Ort meiner Begräbnissstätte kennt!“ Die Zwillinge verfielen in lautes Gelächter und Gunni tippte den Gast an. „Bevor sie hier weiter Unsinn erzählen, sollten sie sich umsehen!“ Der Besucher tat dies und sagte dann laut und deutlich in Hermanns Sprache:
„Um Anubis Willen, wo befinde ich mich und warum sprecht ihr in dieser Sprache, die ich als Kind erlernte?“ Hermann erzählte, wie er die Kiste fand und ins Haus brachte, jede Kleinigkeit und der Gast stand ungelenk auf. Er wollte eben etwas sagen, da trat er ungeschickt gegen seinen Sarkophag, wie er ihn nannte und fiel auf den Kopf. Wieder lag er da, wie tot.
Hermann lief und holte die Riechsalbe, die Malu einst fertigte und von der sie behauptete, sie würde sogar ohnmächtige Drachendamen wecken. Den eingewickelten Gast weckte sie jedenfalls. Er hustete und prustete und spuckte und schimpfte in der Sprache der Kunos und der von Hermann. Ansonsten hatte er vergessen was oder wer er war. Na ja, er wiederholte immer wieder, man solle ihn Hoheit nennen, da er ein König sei, und war davon auch nicht abzubringen.
Alle lachten und nannten ihn König Wickel, da er sein eigentümliches Gewand nicht ablegen wollte, obwohl es ihm eindeutig viel zu eng war. So schien es jedenfalls. Die Treppe kam er gut hinauf und sehr schnell hinunter, indem er fiel, jeden Tag aufs Neue. Manchmal erzählte Wickel eigentümliche Geschichten, von dreieckigen Häusern, einem riesigen Geschöpf, halb Frau, halb Löwe und von Bäumen mit Nüssen, und auch, ohne, die Palmen hießen, und einem Meer der Mitte und einem welches rot sei und einem anderen, welches tot war.
Die Geschichten waren echt spannend, doch auch ganz schön verrückt. Manchmal, wenn Wickel Durst hatte, klatschte er in die Hände und rief laut: „Man bringe mir einen kühlen Saft aus den Früchten der Mango, der Banane und der Apfelsine!“ Gunni brachte Wickel dann meist ein Glas Kakao und damit war er auch zufrieden. Würde Wickel nicht laufend die Treppe herabstürzen, wäre er ein ruhiger und lieber Zeitgenosse, der ein bisschen gaga war.
Wenn Hermann von seiner Zeit bei Malu im Haus erzählte, fand Wickel es spannend, genau so spannend, wie die Geschichten der Kunos, als sie noch keine Geister waren. Schöne Abende waren das immer, die jeder hier genoss und Freunde waren sie letztendlich alle. Niemandem hier war wirklich bewusst, dass keiner von ihnen tatsächlich noch lebte, oder jemals gelebt hatte, wie Hermann. Das schien auch keinem wichtig zu sein.
Kapitel 5 folgt morgen, versprochen!