Sonstiges
Auf sanften Pfoten Teil 16 - Ein Briefwechsel

Mein geliebtes Brüderlein,

endlich komme ich dazu, dir wieder einmal zu schreiben.

Aber bei dieser mörderischen Hitze in den letzten Tagen war ich kaum imstande mich auf den Beinen zu halten.

Ich lag den ganzen lieben langen Tag im Schatten der großen Hecke und bewegte mich nur in äußersten Notfällen um einen Schluck Wasser zu erhaschen.

Ich liebe zwar die Wärme, aber man muss ja nicht gleich alles übertreiben.

Die lieben Wetterfrösche waren selbst schon ganz verzweifelt, denn anstatt hoch oben auf ihrem Leiterchen das schöne Wetter zu verkünden, wären sie lieber im Gartenteich eine Runde geschwommen.

 Doch was soll's, Dienst ist eben Dienst.

Anders rum, ich muss auch eingestehen, dass ich es mit meinen Pflichten als Mäusejägerin bei diesen Temperaturen nicht allzu genau nahm.

Ich bitte dich, welches Mäuschen würde bei dieser Hitze schon sein kühles Häuschen verlassen?

An Jagd war da wirklich nicht zu denken, eher an dolce far niente, was immer das auch heißen mag.

Doch irgendwie packt es mich doch hin und wieder, das Jagdfieber.

Vorgestern lag ich wie immer gemütlich hinter der Hecke und beobachtete ein kleines Vögelchen.

Es ging ganz langsam zu Fuß zum Fressnapf der Hühner und anschließend zum Wasserschüsselchen.

Einmal, später noch einmal und noch einmal, immer zu Fuß.

War ganz lustig anzusehen, dieses ewige auf und ab.

Armes kleines Ding, du musst wohl sehr durstig sein, kam mir in den Sinn.

So ganz allein ohne Eltern, Vogelmütter kümmern sich anscheinend nicht lange um ihren Nachwuchs.

Na ja, umsonst heißt es nicht Rabeneltern.

Die Kleine tat mir so unendlich leid, immer auf und ab, da bekommt man doch wunde Füße.

Und so beschloss ich, sie von ihrem Leiden zu befreien, kurz und schmerzlos, eben auf die feine Art.

Da sie mich noch nicht gesehen hatte, würde ein kurzer Sprung genügen und sie wäre erlöst.

Gedacht, getan.

Spannung von der Nasen- bis zur Schwanzspitze und...Sprung.

Verflixt, das Ding kann fliegen!

Wer hätte das gedacht.

So ein Feigling, ergreift einfach die Flucht.

Gut, dann kommst du eben nicht ins Vogelparadies, selber schuld.

Etwas unsanft gelandet und dabei noch verspottet werden, das war ärgerlich. Noch dazu, wo der Haushund aus gebührender Entfernung die ganze Szene beobachtet hat.

Bestimmt tratscht er jetzt mein Missgeschick in der ganzen Gegend rum, denn außer bellen, kann er nicht viel.

So, das wäre es wieder für heute.

Werde jetzt meinen Rundgang durchs Haus starten, aus der Küche kommen geheimnisvolle Düfte, mal sehen.

Wünsche dir stressfreie Sommertage, Gesundheit und viele leckere Schlemmermenüs.

Dein dich liebendes Schwesterchen

Samantha