ArnVonReinhard Ich denke, du fasst den Begriff des Kapitalismus hier zu weit. Aber eigentlich ist das gleich, denn in deinem Text könnte man dafür auch einen anderen Begriff benutzen. Am passendsten wäre meiner Ansicht nach der der hierarchischen Gesellschaft. Es mag Unterschiede in den Abstufungen und der Durchlässigkeit geben, aber alle Gesellschaften sind de facto hierarchisch. Der Grund dafür ist, dass der Mensch, ab einer bestimmten Gruppengröße - ich befürchte, sie fängt bei 4 Individuen an - nicht mehr in der Lage ist, seine persönlichen Beziehungen zu den anderen Mitgliedern selbst zu regeln. Schon ein Friedensstifter muss jedoch von beiden Seiten anerkannt werden und steht damit über ihnen (denn wenn die beiden Streitenden sich gegenseitig zur Gänze anerkennen würden, bräuchten sie keinen Friedensstifter). Auf die Dauer übernimmt ein Friedensstifter diese Aufgabe nur, wenn er dafür auch entlohnt wird (Geld, Ansehen etc.) und das ist auch verständlich. Wer tut sich freiwillig für nichts den Ärger anderer an? Entscheidender ist jedoch u.a. der von dir am Anfang abgesprochener Egoismus. Auch dass könnte man anders ausdrücken: Was tut der Mensch? Alles was er kann. Also auch Mord und Totschlag. Demnach ist ein Belohnungssytem nötig, das systemkonformes Verhalten eben belohnt und Zuwiderhandlungen sanktioniert. Und schon haben wir wieder Unterschiede. Diese Unterschiede entstehen ganz ohne, dass man einen Blick auf die Produktionsmittel wirft. Beim Wirtschaften übernimmt der Mensch also ganz "natürlich" das, was er kennt: das Belohnungssytem - gerne auch samt Pervertierung (Neoliberalismus). Ein philanthropisch oder altruistischer Gesellschaftsansatz fordert von den Menschen eine ständige Rücksichtsnahme. Schon der Versuch in eine U-Bahn einzusteigen beweist uns, wie schwer das ist. Dabei wird deutlich, dass es neben dem Egoismus noch einen weiteren wichtigen Punkt gibt: die Angst, z.B. die Angst, zu kurz zu kommen. Diese ist tief in unserer Psyche verankert. Gesellschaftsentwürfe, ganz gleich wie klug diese auch sein mögen, können diese nicht überwinden. Dankt zu deinem Text AvR |
EagleWriter Bitte. ich muss tatsächlich sagen das sich meine Ansichten , grade zu vielen meiner älteren texte, immer wieder geändert haben. Tatsächlich muss ich dir mittlerweile in den meisten Punkten recht geben. Und doch bleibe ich doch Idealist und habe ich die Hoffnung, das irgendwann einmal der Altruismus über den Egoismus triumphieren kann und wird. lg E:W |
ArnVonReinhard "ich muss tatsächlich sagen das sich meine Ansichten , grade zu vielen meiner älteren texte, immer wieder geändert haben" Da ich ja schon einiges von dir gelesen habe: Dir scheint nicht klar zu sein, wie sehr diese Aussage dich adelt. Darum sage ich es: Diese Aussage adelt dich! LG AvR |
EagleWriter Was soll ich sagen ich war jünger... und vielleicht weniger pessimistisch.^^ Aber wenn ich eines früh gelernt habe, dann das man seine Meinung auch ändern muss, wenn man sie nicht länger logisch Vertreten kann. Daran habe ich immer Versucht mich zu halten. lg E:W |
rolandreaders Utopien um zu setzten halte ich für utopisch. Wenn etwas anderes als der Kapitalismus ( Demokratie) erfolgreicher gewesen wäre, hätte es sich längst durch gesetzt. In einer Gemeinschaft leben und grenzenlose persönliche Freiheit ohne Rücksicht auf die anderen Mitglieder dieser Gemeinschaft, wird es in keiner Staatsform geben. Das ist ein Widerspruch in sich. L.G.Roland. |
EagleWriter Weshalb die Utopie den Staat als Form meist ganz abzuschaffen versucht und ihn stattdessen in etwas anderes zu verwandeln versucht. Aber sieh die Entwicklung der Regierungsformen mal wie die Evolution. Es kommt nicht das ,, beste" dabei heraus, sondern das was eben grade so funktioniert. Eine Monarchie beispielsweise Kann udn ich sage ausdrücklich bloß KANN effizienter und zielgerichteter Arbeiten als eien Demokratie. Aber eben NUR wenn der Herrscher stimmt. Eine Demokratie wiederum setzt das Volk im Idealfall an die Stelle des Herrschers. udn auch das KANN effizient sein. Wenn die Leute an einem Strang ziehen. Ob nun konstruktiv kritisierend als Opposition oder als direkte Entscheidungsträger. Eine Utopie ist die Idee, mit der man die Leute genau dazu auffordern möchte. |
rolandreaders Die kleinste Staatsform ist die Familie. Ist das nun eine Demokratie, eine Diktatur oder eine Monarchie? Das sieht bei jedem wohl anders aus. Aber das Zusammenleben mehrere Menschen ist automatisch eine Staatsform. Irgendwie muss ja festgelegt werden: "Wie gehen wir miteinander um?" Den Staat ab zu schaffen, hieße jegliche Gemeinschaft ab zu schaffen. |
Zentaur Viele Machthaber und auch die der sogenannten höheren Gesellschaftsschichten scheuen sich vor den Utopischen Ideen, weil sie denken der Fortschritt würde zum erliegen kommen und sie würden ihre gewohnten Räume aufgeben müssen. Und es gibt noch kein passendes Konzept, womit die gesamte Menschheit zu frieden leben könnte. lg Helga |
EagleWriter Aber eben auch kein unbequemeres ^^ lg E:W |
Milan01 Re: Re: - Zitat: (Original von EagleWriter am 25.06.2013 - 19:56 Uhr) Zitat: (Original von Milan01 am 25.06.2013 - 19:48 Uhr) Der freie Wille ist laut Hitnforschung nicht gegeben. Uneigennützig und Selbstlos handeln ist ja noch bei vielen vorhanden. Am besten sieht man es bei Krisen. Der Kapitalismus hat zwangweise den Altruismus zurückgedrängt, aber nicht vernichtet. Ich habe die Zuversicht das die nexten Generationen erkennen, dass Kapitalismus in der Form nicht mehr tragbar ist. Wieder mal ein gelungener Beitrag mit "utopischen" Aussichten, die hoffentlich mal real werden. 5 St. Lg Milan Wenn du dich auf die Experimente von Haynes und Libets beziehst, wo Entscheidungen Sekunden vorher vorausgesagt werden konnten, bevor sie getroffen wurden, so ist hier wohl klar,d as der freie Wille nicht in der Form existiert, wie wir es gerne hätten ja, aber vollkommen wiederlegt ist die Handlungsfreiheit in gewissen Situationen damit für mich noch nicht. Es ging hier immerhin um simpelste Wahl und keine großen Entscheidungen. Ich persönlich möchte gerne glauben, das zumindest ein Schwach ausgeprägter freier Wille da ist. In einer Generation ist es meiner Meinung allerdings vielleicht schon zu spät, um noch die Notbremse zu ziehen. Ich habe hier zwar nicht wirklich einen Gegenvorschlag zum Kapitalismus geliefert ( ich arbeite an einem :-) ) aber ich finde die alten udn neuen Utopien reichen unter dem von mir dargestellten Bedingungen durchaus auch als funktionsfähige Gegenkonzepte aus. Wolf Singer Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will. Die Hirnforschung wird uns noch einige Überraschungen bringen. Das mit dem freien Willen muß man noch abwarten. Lg Milan |