Nach einer alten Irischen Sage. Geschrieben für eine Frau in meinem Leben die mir lange Zeit viel bedeutet hat und nun leider nicht mir unter uns weilt. Ich vermisse Dich Baby...
DIE TODESFEE
von
Stefan Bartels
© 2007
Für Silke
Die Schlieren verwischten.
Der Raum, beengt, verzerrt, surreal – zerplatzte wie eine Blase angefüllt mit Ängsten.
Und dann kam was kommen musste, wie Sie es kannte wie Sie es erahnte.
Sie wechselte von einem Traumstatus in eine Phase des Erwachens, dem Übergang in die Realität, kurz bevor sie die Augen angsterfüllt aufschlagen würde.
Manchmal glaubte Sie, die Angst könne Ihr aus den Augen, weit aufgerissen herauslaufen, zäh und um sich beißend.
Ihre Angst hatte Zähne und Klauen, eine Angst, die niemand – und da war Sie sich völlig sicher, kennen konnte.
Ihre Angst war die Mutter der Urängste.
Die Angst vor dem Schlaf, dem Traum, dem See der Gewissheit.
An diesem Sommertag, stand Amie´ vor dem Spiegel im Ankleidezimmer, und betrachtete sorgfältig Ihre Spiegelbild.
Sie war immer noch eine hübsche Erscheinung.
Sie hatte nicht die Größe eines Models, Ihre Formen waren nicht dem magersüchtigen Ideal der Modezeitschriften angelehnt, Sie betrachtete sich selbst als Vollweib, üppig, gerundet, nicht dick.
Männer mochten das, das wusste sie sehr wohl.
Manchmal ein unschlagbarer Vorteil für Sie.
Ihr Haar war immer noch so dick wie es mit fünfzehn Jahren gewesen war, die Augenbrauen, jetzt gezupft und in Form gebracht, betonten das Feuer in Ihren braunen Augen, die erreichten was sie wollten.
Zumindest bei Männern.
Alles in allem war Sie zufrieden.
Ihre Familie, lebte seit Jahren in diesem Landstrich entlang der Irischen Küste.
Doonaha war Ewigkeiten Landsitz Ihrer Familie gewesen, die ursprünglich aus Kilfenora stammte, ein wenig abseits der herrlichen schroffen Küste, dennoch nicht weniger Liebenswert für Sie.
Das Meer war wie ein Freund für Sie, Stunden konnte sie dabei verbringen auf die offene See hinaus hinüber in Richtung Foynes zu blicken, dem Ursprung der Wellen folgend.
Schweren Herzens konnte Sie sich dann wieder von Ihnen trennen, als verbinde Sie ein tiefes Geheimnis.
Ihre Brüder nannten Sie eine „Mondfrau“ liebevoll, mit diesem Blick den nur Brüder hinbekamen.
Sie war eine emanzipierte starke Frau, dennoch war sie das Püppchen im Kreise Ihrer älteren Brüder.
Das war so typisch!
Ihr Studium absolviert, die Praktischen Jahre in Limerick verbracht, stand es ihr nun an, eine Praxis zu eröffnen, mit dem Blick auf den Atlantischen Ozean, den Tenor des Landarztes zu leben, einer langweiligen jedoch für Aime´ wundervollen Aufgabe.
Ein Landei, durch und durch.
An jenem warmen Sommertag, einer der wenigen in diesem Landstrich, machte Sie die ersten Schritte auf dem Weg dorthin.
Daddy zuerst.
Ihr Vater war ein rechtschaffener großer Mann, dem sein rötliches Haar ergraut, die Vorherrschaft im Familienclan nicht von der Hand zu weisen war.
Dongall Cairn war ein großer Kerl, spielte die Flöte wie kein anderer, und liebte Kinder, vor allem wenn Sie frech und aufsässig waren.
An seiner Seite mutierten diese Kinder zu lammfrommen Schäfchen, die sich bereitwillig Geschichten erzählen ließen, und dabei gebannt an seinen Lippen hingen.
Auch Amie´ war so ein Kind gewesen.
Jetzt, auf dem Weg in die Halle wo Ihr Vater auf sie wartete, beschlich Sie ein sonderbares Gefühl.
Vater hatte sein ganzes Leben versucht, alles aus seinen Kindern herauszuholen er duldete keine Oberflächlichkeiten, keine Unordnung.
Er wollte seine Kinder in ein Leben führen, in dem sie aufgehen konnten.
War er nicht der erste gewesen, der in den Pub gestürzt war, und geschrieen hatte: „Hah! Ein Mädchen! Gottverdammt ein Mädchen!“
(anschließend war er in die Kapelle gegangen und hatte zwanzig Vater unser gebetet).
Würde er verstehen, das Sie nicht wie er es gern sehen würde nach London ging um eine erfolgreiche Chirurgin zu werden?
Würde er überhaupt zulassen das Sie diesen Schritt tat? Würde er gar enttäuscht sein?
Konnte sie ihren Plan verwirklichen wenn dem so wäre?
Warum hatte Sie Zweifel! Sie wusste was sie wollte, und sie würde nicht nach Kapmudistan gehen um die Kunst der Ziegenmalerei zu studieren!
Ärgerlich über so viele unsinnige Gedanken betrat Amie´ schließlich die Halle und fand ihn vor wie Sie ihn immer sah, mit einem Glas in der Hand und einer wunderbar duftenden Pfeife im Mundwinkel in ein Buch vertieft.
Diese Bild ist der Inbegriff von Frieden mit der Welt! Schoss es Ihr durch den Kopf.
Er sah auf, und erblickte die Gestalt seiner Tochter vor sich.
„Amie´!“ begrüßte er Sie herzlich: „Komm auf meinen Schoß!“
Wie Alt war sie! fünf?
„Oh Dad!“ murmelte Sie, wie Dumm zu denken er würde es nicht hören!
„Aye Püppchen! Ich sehe die Zeiten sind vorbei!“ sagte er und spielte den beleidigten.
Amie´ seufzte, und ließ sich tatsächlich auf dem Schoß des alten Mannes nieder, der dieses Lachen von sich gab, das nur Er hatte, dreckig einerseits, aber so herzhaft und beglückend das man mit einstimmen musste.
„Ach Daddy, Du bist ein Kindskopf!“ sagte sie kichernd.
„Aye Kleines, das stimmt, aber warum bist Du zu dem alten Kerl auf den Schoß gekommen wenn Du keine Sorgen hast hey?“
„Sorgen habe ich keine!“ wies Sie lächelnd ab, und legte Ihren Kopf an seine Schulter „vielleicht aber ein wenig ein schlechtes Gewissen weißt Du?“
„Nun?“ er hatte den Faden aufgenommen, es gab jetzt kein zurück, er würde ohnehin so lange bohren bis sie damit herausrücken würde.
„Nun – ich habe einen Entschluss gefasst!“
„Und wie heißt er?“
Sie gab ihm einen spielerischen Klaps auf den Arm.
„Nein Dad kein Mann!“
„Wie schade!“
Sie wusste natürlich das er es gern sehen würde – eine Heirat! Sie hatte Gott weiß andere Sorgen als Männer!“
„Nein Dad ich möchte sesshaft werden“
„Aye also doch!“
„Nein Daddy als Ärztin!“
„In London? – Dublin!“
„Auch das nicht – hier!“
Eine Sekunde lang glaubte Sie ihn enttäuscht zu sehen.
„Aber – weißt Du denn was…“
„Was mich erwartet? Aber ja! Mein Land Dad – Dein Land! Ich möchte die Tradition fortführen, eine Landärztin sein und mein Leben im Kreis derer verbringen die ich liebe! Mein Volk und meine Familie..“
Damit hoffte Sie bereits Punkte gemacht zu haben.
„Ich brauche einen Drink!“ verlangte der alte
Cairn, und das war ein denkbar schlechtes Zeichen.
Wortlos stand sie auf, und sah zu, wie sich Ihr Vater aus einer Kristallkaraffe einen Whisky eingoss.
„Du bist mein Augenlicht“ sagte er mit fester Stimme und nahm einen großen Schluck aus dem Tumbler in seiner Hand.
„Aye“ erwiderte Sie nur kleinlaut.
„Ich möchte das du glücklich wirst“ fuhr er fort.
„Natürlich“ beeilte Sie sich zu sagen.
„Darum – bin ich sehr erfreut Dich in meiner Nähe zu haben, in Dublin oder London bringen Sie Dir nur dummes Zeug bei!“
Es klang ärgerlich, aber für Sie waren es die schönsten Worte die sie hören konnte.
Jauchzend sprang Amie´ auf, und stürzte sich ihrem alten Vater in die Arme.
2
In dieser Nacht, nachdem diese Zähe Masse Angst aus Ihren Augen zu quellen drohte, hörte den Schrei zum ersten Mal.
Schreie waren immer fürchterlich, egal wann von wem oder warum.
Dieser Schrei war peinigend, eine quälende Kakophonie grauenhafter Töne ausgestoßen von einem Wesen das aus den Tiefen der Hölle stammen musste.
Ihr ganzer Körper krampfte, zog sich zusammen wie ein vertrockneter Apfel, litt Qualen wie nie zuvor in Ihrem Leben.
Aus den Tiefen Ihres Bewusstseins durch die Schleier Ihrer tiefsten Ängste heraus, sah sie das Gesicht dieser Frau.
Ihre Haut umspannte das von wirrem schwarzem Haar, leblose weiße Gesicht mit den bösartigen roten Augen darin, entzündet, eiternd nach links und rechts rollend.
Ihre Lippen wie verdorrte Feigen waren zu einem Leidvollen Schrei verzerrt und zeigten die schwarzen fauligen Zähne zwischen denen Maden sich tummelten.
Der Schrei würde Ihren Schädel zerbersten lassen, Ihre Eingeweide drohten zu explodieren unter dem Druck eines phantastischen Krampfes.
Inmitten dieser entsetzlichen Qualen und Schreie erwachte Amie´ zitternd und schluchzend.
Allein.
Mit einer Gewissheit Die Ihr mehr Angst einflößte als der Schrei der Frauenfratze.
Tot! Jemand war gestorben, eine Seele war heimgekehrt.
Warum um Himmels Willen wusste Sie das!
Sie setzte sich auf die Bettkante, und verbarg erschöpft Ihr Gesicht in den verschwitzten Händen.
Das war mit Abstand der schlimmste Albtraum ihres bisherigen Lebens gewesen.
Während Sie sich im Spiegel der Schminkkommode gegenüber im Halbdunkel musterte, klopfte es leise an Ihrer Tür.
Sean, der jüngste Ihrer Brüder, steckte den Kopf durch die Tür.
„Kleines? – ich wollte Dich nicht erschrecken, wir brauchen deine Hilfe, ein Unfall…“
Er flüsterte, anscheinend war dieser Unfall außerhalb des Hauses passiert, er wollte offensichtlich niemanden Stören.
Sie sah wie in Trance zu ihm hin.
„Ja, Ja! Ich komme sofort!“
Zögerte Sie wegen Ihres Traumes?
So schnell Sie konnte zog Sie sich Jeans und Pulli Über, und schlüpfte in bequeme Sportschuhe.
Ein Griff in den Kleiderschrank genügte um alles was Sie brauchte zu bekommen, die Tasche die Sean ihr zu Ihrem bestandenen Examen geschenkt hatte, er war der Ansicht das ein Arzt so etwas einfach braucht.
Sie war ein wenig der Handtasche Miss Marples
ähnlich, aber Sie liebte sie weil sie ihn liebte.
Mit ein paar langen Sätzen hatte sie den Hausflur hinter sich gelassen und war daran die Treppe hinunter zu sprinten, als Sean ein weiteres Mal vor Ihr erschien.
„Kommst Du?“ seine Augen drückten mehr aus als Besorgnis, Angst stand in ihnen geschrieben.
Sie hasteten nebeneinander her aus dem Haus.
„Wer?“
„Komm erst mal mit!“
„Komm schon! Was ist passiert!“
Sie kam langsam außer Atem.
Sean schüttelte mit dem Kopf während er das Tempo anzog, das machte Ihr langsam Angst.
Sie durchliefen den Nahen Waldsaum, und schlugen den Weg hinunter zum Pub ein.
„Dad! Ist es Daddy?“
„Nein! Komm!“
Nach der nächsten scharfen Biegung konnte sie Feuerzeuge und eine Taschenlampe in der Dunkelheit leuchtende Schlieren ziehen sehen.
„Dort!“ sagte Sean nur Atemlos.
Sie kamen immer näher, und schließlich erkannte Aime´ um wen es sich handelte.
„Gott nein!“ entfuhr es Ihr.
Der Mann der dort auf dem brackigen Boden inmitten der alten Männer lag, war Ihr Held aus Kindertagen, der alte Schmied des Dorfes Daragh Mac Cartaigh, der Großvater den Sie niemals hatte, und ihn dazu erkoren hatte.
Eines Tages war sie als kleines Mädchen in seine Schmiede gerannt gekommen, und hatte gerufen: „Daragh! Du bis jetzt mein Granny!“ Er hatte nur unwirsch mit dem Kopf geschüttelt, und seine Arbeit fortgeführt, aber von da an war Amie´ jeden Tag gekommen und der alte Mann hatte sich irgendwann seinem Schicksal gebeugt, diese kleine Madame war nicht unterzukriegen wenn Sie jemanden mochte.
Nun lag der alte Daragh im feuchten Erdreich seiner Heimat, und hatte seine Augen geschlossen.
Ein schneller Griff an seine Halsschlagader ließ Ihre schlimme Ahnung zur Wahrheit werden.
Der Alte Mac Cartaigh hatte für immer seine Augen geschlossen.
Die Männer um Sie herum schwiegen.
Aime´ konnte sich Ihrer Tränen nicht erwehren, zu viele Erinnerungen, zu viele schöne Momente die Sie in den Augen dieses alten Mannes erleben durfte.
Jetzt waren seine Augen erloschen und ein Stück Ihres Herzen zerbrochen.
„Aye!“ brach Sean die Stille.
Er war zwar der Jüngste Ihrer Brüder aber galt seit er die Reife eines Erwachsenen erreicht hatte als das Abbild seines Vaters.
Er war ein stiller, ernster junger Mann, mit dem Willen und der Entschlossenheit seines Clanoberhauptes.
Er war für Spiele und die wilden Vergnügungen seiner Altersgenossen, die sich in den Pubs betranken und somit enthemmt Unfug anrichteten nicht zu haben, viel mehr widmete er seine Zeit seiner Familie, war die rechte Hand seines Vaters im Betrieb der Familie, und ein Freund guter Bücher.
„Aye“ wiederholte er noch einmal: „Bringen wir den alten Mann nach Hause!“
Aime´ wusste das Sie nun nichts mehr zu tun hatte, und trat zurück.
Die Männer würden ihn nach Hause tragen, auf seinem Küchentisch aufbahren, ihn waschen und ihm seine besten Kleider anziehen.
Dann würde jemand Whisky holen und Sie würden den Heimgang eines lieben Menschen in Ruhe und Ernst betrinken.
Das war die Sitte, so wurde es gemacht.
Aime´ blieb zurück, weinend und zitternd.
3 Eire´ go deo
In dieser Nacht blieb Aime´ allein in der Dunkelheit zurück.
Es war Ihr auch lieber so, Sie brauchte Zeit um zu denken.
Als Sie den alten Mann erkannte, hämmerte ein Gedanke laut pochend an Ihre Schläfen.
Der Traum.
Die Schreie der Frau.
Das ist Wahnsinn nicht nur das – Unsinn! Schalt sie sich selbst.
Die Ereignisse der Nacht hatten sie hysterisch werden lassen.
So musste es sein.
Sie schlug den Weg am Fluss hinab ein, ein alternativer Rückweg in diesem ruhigen (totenstillen) Moment zurück zum Haus Ihres Vaters.
Sie hatte es niemals anders genannt, das Haus ihres Vaters.
Shannon Castle war wunderschön, unbeschreiblich für Außenstehende, die den Anblick dieser massiven alten Mauern zum ersten Mal sahen.
Für Sie einfach Zuhause, die Burg am Shannon River.
In diesen Gedanken versunken schlenderte Sie am Fluss entlang, der Gedanke an Zuhause beruhigte Sie, brachte sie auf ein erträgliches Level herunter.
Schon von weitem konnte Sie die Gestalt im Dunkeln ausmachen, der Mond schien durch die Weiden am Wasser, und beleuchtete die Szene die sich Aime´ dort auftat.
Es schien Ihr als benütze Sie eine Art Zoom, das Bild schoss direkt auf Sie zu.
Dort saß eine Frau am Wasser, Sie trug ein grünes offenes Gewand aus dem Ihre alten Brüste schlaff und faltig hervor hingen. Sie schien etwas in Ihren Händen zu halten das sie immer wieder ins Wasser tauchte.
Immer näher, offensichtlich ohne Ihr eigenes Zutun rückte Sie an dieses Bild heran.
Das schwarze strähnige Haar fiel Ihr in die Stirn, immer wieder tauchte Sie ein weißes Leinentuch in das kalte schwarze Wasser ein.
Sie fühlte sich einbezogen, Ihr Herz hämmerte in einer Brust die von Zangen gehalten.
Sie wandte sich ihr zu, sah sie an.
Ihre Augen! Sie waren so rot wie glühende Kohlen, sie schnaufte laut und schwer durch ein einziges Nasenloch.
Sie zog das Leinen aus dem Wasser, hob es, präsentierte es Ihr wie eine Opfergabe über beide fahlen Hände deren Fingernägel brüchig und stumpf darunter hervorlugten.
Es war Blut an diesem Tuch, dunkles Blut das durch Ihre Finger rann und auf den Boden troff.
Sie riss die Lippen auseinander wie zum Schrei, Aime´ zuckte bereits zusammen, vorahnend.
Dann hörte sie die erstickte, krächzende Stimme der Frau – des Wesens!
„Eire´- go – deo!“
Als sei dies ein Startschuss in Ihrem Kopf, rannte Sie, rannte wie von Teufeln geritten in die Nacht auf die Burg zu.
Sie ließ dies Wesen zurück, in der Nacht der immerwährenden Alpträume.
Auf halben Weg stieß Sie mit jemanden zusammen, immer wieder hinter sich schauend, panisch, hatte Sie die Gestalt im Dunkeln übersehen.
Ein Schrei entfuhr Ihr, tiefer als die Nacht, wilder als die Natur.
„Hey! Aime´ Ich bin es Sean Hey!“
Sie sackte in diesem Moment zusammen, erleichtert, glücklich – entspannt?
Wohl eher nicht, sie zitterte wie Espenlaub, während Sie sich fest in seinem Hemd verkrallt hatte, und sich immer wieder ängstlich umblickte.
„Kleines! Hat Dir jemand, ich meine… was..? Himmels Willen Aime´ jetzt sag doch mal was!“
„Ich will nach Hause Sean! Bring mich nach Hause ja?“
Er schob sie vor sich her, sie nahm seinen Arm ganz fest, und konnte im Dunkeln die sorgenvollen Augen Ihres Bruders Gott sein Dank nicht sehen.
Sie gingen den Rest des Weges eilenden Schrittes, und hatten die schützenden Mauern der Burg schließlich innerhalb kurzer Zeit erreicht.
Auf der Balustrade im Haupteingang stand Ihr Vater und rauchte, einsam in der Nacht versunken.
Als er die beiden Wanderer erkannte, und den Blick seines Sohnes registrierte, kam er in schnellen Schritten die Treppe hinunter.
„Was ist passiert!“
„Der alte Mac Cartaigh ist tot Dad“ murmelte Sean, beinahe Schuldbewusst als habe er etwas damit zu tun: „Ich habe Aime´ geholt um zu helfen, aber es war schon zu spät, Wir haben Ihn aufgebahrt, ich wollte Dich eigentlich gerade holen aber dann..“
„Sean!“ das war fast eine Bitte, Sie wollte nicht das Ihr Vater…
„Was dann Sean?“
Er konnte der strengen Stimme seines Vaters nicht eine Lüge auftischen.
„Ich hab Sie gefunden, nein, Sie eher mich, Sie hatte Angst und… tja ich weiß auch nicht so recht, Sie hat mit nichts sagen können!“
Er nahm Sie in den Arm. Eine weise Entscheidung fand Aime´ denn das war genau das was Sie jetzt brauchte. Bei aller Emanzipation war Sie ab und an doch gern Daddys kleines Mädchen.
„Kommt erst einmal rein“ forderte der alte Mann und schob Aime´ vor sich her in die Halle.
Als Sie schließlich im Kaminzimmer saßen, eng am Feuer das Sean entfacht hatte, reichte Dongall Cairn seinen Kindern einen großzügig gefüllten Whiskytumbler, in dem goldgelber Aberlour sein Aroma entfaltete.
Er selbst nahm in seinem Sessel Platz, griff zu seiner Pfeife und nickte.
Das war das Zeichen für Aime´.
„Ich weiß gar nicht was ich sagen soll!“ begann Sie zweifelnd, und sah hinab auf den Grund Ihres Glases.
„Ich ging am Fluss entlang, ich musste allein sein, der Tod von Granny Mac Cartaigh, ich hatte ihn so gern, und.. „ Tränen liefen langsam an Ihrem Nasenflügel entlang.“ Die Tage mit Ihm waren mir so nahe in diesem Moment, und dann sah ich diese Frau am Fluss sitzen“.
„Eine Frau?“ unterbrach Sean, und fing sich einen ernsten Blick seines Vaters ein, der ihn sofort wieder verstummen ließ.
„Ja, eine – merkwürdige Person war das, sie saß dort im Dunkeln am Wasser und wusch Ein Leinentuch darin.“
„Ein Tuch sagst Du?“ diesmal war er es selbst der Sie unterbrach.
„ja, es war – Blut daran!“
„Blut…“ murmelte Dongall, und nahm einen Schluck Whisky.
„Sie war wirklich hässlich Dad und… ich weiß nicht wie Ich es sagen soll, Ihr haltet mich für verrückt aber:“
„Sie hatte nur ein Nasenloch“ beendete Dongall Cairn Ihren Satz.
Eine merkwürdige Stille entstand.
„Dad?“ fragte Aime´ „Du weißt?“
Er erwiderte Ihren Blick nicht.
„Schwere Zeiten stehen uns bevor“ sagte er nur leise „Schwere Zeiten…“ diesen Ausdruck in seinen Augen hatte Aime´ zum letzten Mal nach dem Tod Ihrer geliebten Mutter gesehen, begleitet von den gleichen Worten.
Es machte Ihr nicht unerheblich Angst dies zu hören und zu sehen.
„Das!“ sagte er schließlich: „Das was Du gesehen hast Kleines sind keine Hirngespinste, es ist ein alter Glaube unseres Volkes, ich habe selbst einmal gesehen, was Du sahst, war eine Banshee“.
Die Augen seines Sohnes schienen aus den Fugen zu geraten.
„Dad! Aber..“
„Still Sean!“
„Du?“
„Ja ich Kleines, es ist eine furchtbare Erfahrung ich weiß…“
Während er einen weiteren Schluck aus seinem Glas nahm, dessen rauchiges Aroma seinen Gaumen kitzelte, begann der alte Mann zu erzählen.
4 Die Geschichte des Dongall Cairn
Er holte tief Luft bevor er sprach, er nahm einen weiteren Schluck, ließ ihn seine Kehle hinunter rinnen und schloss einen Moment die Augen.
Dann begann er.
„Deine Mutter starb zwei Jahre nach deiner Geburt wie du weißt“ war sein erster Satz und sah Sean dabei fest und ernst an.
„Es war eine sehr schwere Zeit für mich, wie für alle unserer Familie.
Damals war ich noch nicht reif genug, um zu erfassen was passierte, ich nahm die Anzeichen Ihrer schweren Erkrankung einfach nicht ernst genug, ich schäme mich Heute darüber das ich manchmal dachte Sie gibt sich Ihrer weinerlichen Seite hin.“
Waren es Tränen in seinen Augen die dort glitzerten?
„ Sheila war die bezaubernde Person, die Frau die mich immer wieder durch Ihre einfache Anwesenheit in Ihren Bann ziehen konnte. Wenn wir allein waren nannte ich sie oft „Fee“ daran kann ich mich sehr gut erinnern, denn Sie mochte das eigentlich nicht.“
Er lächelte tiefgründig.
„Aber die Diagnose war nicht wegzureden, nicht zu ignorieren, Leukämie war der Schrecken meiner Nächte, in den Momenten in denen ich allein war, mit mir selbst in der Dunkelheit.
Ich versuchte an eine Heilung zu glauben, redete sie mir ein, hoffte – vergrub mich in Lügen die ich mir selbst erzählte.
Aber die Wirklichkeit holte mich jeden Morgen ein, bei dem Anblick eurer Mutter, die immer mehr dahin siechte.
Es war Hoffnungslos, einfach unmöglich den Grat zu überschreiten“
Ein tiefer Schluck, der den Rest seines Glases vernichtete diente dazu die erstickte Stimme zu kaschieren.
Ich gab auf, gab mich auf, und was noch viel schlimmer war – ich gab eure Mutter auf.
Ihr Zustand verschlechterte sich rapide schnell, Sie konnte nicht mehr für uns da sein, jetzt waren wir an der Reihe! Aber jeder drückte sich vor der Verantwortung Tod.
Ich schließe mich selbst ein, die älteren, Patrick und Thomas waren außer Haus, James und Paddy sahen sich nicht in der Lage mit der Tatsache des Sterbens ihrer Mutter zu leben, sie nabelten sich ab, gingen häufiger als sonst aus dem Haus, und blieben Nächtelang fort.
Damals hasste ich sie dafür, Heute kann ich sie sehr gut verstehen.
Ich war einfach egoistisch! Warum konnten Sie nicht helfen, weil ich am Ende meiner Kräfte war! Warum musste Ich alles auf mich nehmen.
Es war meine Aufgabe, es war meine Pflicht!
Aber ich konnte – wollte nicht meine Pflicht tun.
Darum habe ich verdient was dann passierte…“
Er nahm eine kurze Auszeit, stand langsam auf, und schenkte sich und Sean nach.
„Daddy ich..“ begann Aime´ und wurde durch eine rasche Geste unterbrochen.
„Nein, jetzt nicht.“
Sie schwieg. Es war besser zu schweigen wenn Ihr Vater in dieser Art und Weise reagierte.
Er setzte sich langsam, und nahm die Pfeife vom Tisch, legte sie jedoch einen Moment sinnend wieder zurück.
Zeit zu reden.
„In einer Nacht, als die Schmerzen sehr schlimm waren, wir hatten euch für eine Woche bei Onkel Donegal untergebracht, lief ich aus dem Haus.
Ich konnte nicht mehr, ich weinte, schrie, lief einfach weg, und ließ Sie allein, als ich Sie sah“.
Er zögerte.
„bean-nighe“ sagte er leise „So nannte mein Großvater die Frau am Wasser, Ich sah Sie dort sitzen in Ihrem grünen Kleid, den wirren Haaren und ihrer hässlichen Fratze, Sie sah mich an, hob dieses blutige Totenhemd das sie wusch, hoch und schrie! Schrie und wimmerte so furchtbar wie ich es noch nie zuvor gehört hatte, Ich war von diesem Moment an versteinert, ich konnte mich nicht wehren.
Es dauerte wie es mir schien Ewigkeiten und ich litt bittere Höllenqualen.
Als es dann vorbei war, sackte ich wie ein nasser Lappen zusammen und konnte mich nur auf Grund meiner Angst hochrappeln und fortlaufen, zurück nach Hause zu Sheila, die mir zwar auch nicht hätte helfen können, aber ich spürte den Drang alles das zu tun, wovor ich mich die ganzen Monate gedrückt hatte, was ich hätte tun müssen!“
Sean vergrub sein Gesicht in den Händen, für den sonst so ernsten jungen Mann war diese Situation einfach zu viel, ein anderes Bild seines großen Vorbildes, sein Vater mutierte vor seinen Augen zu einem tränenerstickten Schwachen Menschen.
Dongall fuhr unbeirrt fort.
„Als ich wieder bei Ihr war, lag Sie im Sterben, sie war zu schwach um…“ er schluckte schwer.
„Sie konnte mich nicht mehr erkennen, sie sprach wirres Zeug, von Menschen die ich nicht kannte, rief den Namen Ihrer Mutter, aber was ich nie vergessen werde:“
Er sah eine Weile zu den großen Fenstern hinaus, als wolle er entscheiden ob er weiter sprechen sollte oder besser schwieg.
„Sie sagte immer wieder den einen Satz:
Eire´ go deo.
Ich wusste damals nicht was es bedeutete, aber als Du Amie´ zu mir kamst und mir sagtest das Du in diesem Land deiner Heimat, deinem Clan! Als Ärztin dein leben verbringen möchtest, wurde es mir wieder bewusst, kam zurück in meine Erinnerungen.“
„Was heißt es!“ bat Aime´.
„Immer in Irland“ erwiderte er fest, und sah ihr dabei in die Augen: „Sie hat es immer wieder gesagt Kleines, immer wieder“
Sean wurde es zuviel, er nahm die Hände herunter, sein Gesicht war Tränenüberströmt.
„Ich kann das nicht!“ schluchzte er leise, und ging einfach hinaus.
Aime´ die ihm bestürzt folgen wollte, wurde von ihrem Vater aufgehalten.
„Lass den Jungen“ beruhigte er sie zärtlich, in dem er sie vorsichtig in den Arm nahm: „Sein Weltbild ist heute Abend zerstört worden“ erklärte er ruhiger Stimme: „Sein Vater ist auf einmal nicht mehr der Mann der er vorher war weißt Du? das ist schwer für ihn…“
Auch Aime´ kamen jetzt die Tränen und kullerten ungehindert an Ihren geröteten Wangen herunter.
„Glaubst Du sie hat – es gewusst?“
Er schob Sie von sich fort, sah Sie mit einem Blick an, den sie noch nie von ihm erhalten hatte, und sagte: „Ich weiß nicht ob Sie so etwas wie eine Vorahnung hatte, in der Stunde ihres Todes war sie mir näher als niemals zuvor. Ich weiß nur das Sie in diesem Moment unendlich stolz auf Dich sein muss!“
Sie sprachen nicht weiter, sie umfingen sich in der innigsten Umarmung die Sie jemals erfuhren.
Später, als Aime´ im Bett lag, sah Sie an die hohe Decke Ihres Himmelbettes, und erinnerte sich der Worte dieses Abends.
„Eire´ go deo“ flüsterte sie immer wieder.
Was war Ihr Vater für ein Mann! Hatte er im Angesicht des Todes Ihrer Mutter wirklich so versagt? Auf jeden Fall gehörte eine große Portion Mut dazu so sein innerstes nach außen zu kehren, erst Recht vor seinen eigenen Kindern.
Ihre Brüder hatten nie davon gesprochen, niemand hatte je vom Tod Ihrer Mutter gesprochen.
Sie machte sich etwas vor.
Sie nach ja! Aber Sie sollte nicht über Ihren Vater nachdenken, Sie sollte vielmehr darüber nachdenken was IHR an diesem Abend geschehen war.
Doch jemand durchkreuzte Ihre Pläne.
Es Klopfte.
Sie ahnte bereits wer dieser späte Besucher sein konnte.
„Sean?“ erwiderte sie auf das Klopfen.
Er trat ein, sein Blick auf den Boden gewandt sah er aus wie ein Schuljunge der sich bei seiner Lehrerin entschuldigen musste.
„Ich habe mich unmöglich benommen“ sagte er.
„Nein hast Du nicht!“ widersprach ihm Aime´ und klopfte neben sich auf das Bett.
Er kam ihrer Aufforderung scheinbar sichtlich erleichtert nach.
So hatten sie viele Nächte verbracht, „Die Siamesischen Zwillinge“ wie Dad sie gern während ihrer Kindertage genannt hatte.
Sie kuschelten Sich aneinander, Aime´ an seine Schulter gelehnt, lagen Sie da und genossen einfach das Gefühl füreinander da zu sein.
Sean unterbrach diese traute Zweisamkeit mit einer Frage.
„Hast Du Angst?“
Sie überlegte bevor sie antwortete.
„Ja, ich hatte Angst, fürchterlich sogar, wie verrückt.“
„Und Dad?“
„Was meinst Du?“
„Glaubst Du das er stirbt?“
Sie fuhr hoch und sah ihn beinahe wütend an.
„Wie kommst Du nur darauf!“
Sean fühlte sich zwar elend, aber dennoch unverstanden.
„Hast Du zugehört? Die Todesfee erscheint jemandem bevor ein Mensch stirbt der ihm nahe steht!“
„Grandpa Cartaigh stand mir sehr nahe Sean! sicher hast Du hast Recht ja! Aber was willst Du damit sagen!“
Er setzte sich ebenfalls auf, und sah sie verblüfft an.
„Aime´ hast Du denn nicht begriffen! Es stirbt jemand nachdem! Die Todesfee erschienen ist! Der alte Mac Cartaigh starb bevor Du die Banshee gesehen hast!
5 Der erste Tod
Die Nacht war stürmisch geworden, der Wind schlug an die Scheiben der alten Fenster, die tief in die massiven Mauern der alten Festung eingelassen waren.
Es mutete an, das Der Wind Einlass begehrte, den Gedanken heraus blasen, die Dinge wieder ins rechte Licht zu rücken, bis die Zweifel verwehten.
Aime´ lag wach, schon lange Zeit.
Die Worte Ihres Bruders hatten Sie keinen Schlaf finden lassen, es schien ausweglos darüber zu sinnen wer der nächste sein sollte der sterben musste.
Ihr Vater? Sean? Am Ende sie selbst?
Es war unnütz solchen Gedanken hinterher zu hängen, sie schalt sich selbst, doch es hatte keinen Sinn sich etwas vorzumachen, etwas würde geschehen.
Diese Schreckliche Gewissheit machte Sie wahnsinnig.
Sie hätte am liebsten die Decke zurückgeschlagen und sich wie ein kleines Mädchen in die Arme Ihres Vaters geworfen, um zu weinen, die Schulter anzulehnen und wieder ein kleines Mädchen zu sein.
Aber Sie war erwachsen, eine Reife Frau mit Idealen und einem festen Willen.
Eigentlich jedenfalls.
Würde Sie den Tod herbeireden?
Der Blick auf die Uhr zeigte Ihr das es zu früh zum Aufstehen war.
Sie war voller Drang aus dem Bett zu springen, etwas zu tun - eine Aufgabe zu erfüllen die Sie nicht kannte.
Noch nicht vielleicht.
Schließlich gähnte Sie erschöpft, und beschloss bis zum Morgengrauen zu warten und einfach aus dem Fenster den Sturm den Sturm zu betrachten.
Der Schlaf legte eine schwere Decke über Sie.
Eine Woche verging, in der Sie jeden Tag, zu jeder Stunde eine schlimme Nachricht erwartete, ein Zustand der Ihrem Nervenkostüm nicht sehr zuträglich war.
Aber nichts geschah.
Sie hatte sich schon vor langer Zeit darum gekümmert eine Bleibe für sich zu finden, in der Sie Ihre neue Praxis einbeziehen konnte, und war schließlich fündig geworden.
Zwei alte, nebeneinander stehende Arbeiterhäuser aus dem letzten Jahrhundert waren da ein willkommener Anlass.
Sie verhandelte mit dem Makler über die Umbauten und Renovierungsarbeiten, und erhielt schließlich den Zuschlag für die Häuser, die Sie von Ihrem Treuhandvermögen bezahlte, das Ihre Mutter jedem Ihrer Kinder hinterlassen hatte.
Im Ort wurde diese Neuigkeit mit reger Anteilnahme aufgegriffen, Die Menschen kamen zu ihr und boten Ihre Hilfe an, bedachten sie mit kleinen Präsenten und Aufmerksamkeiten.
Es war eine wundervolle Aufgabe für Sie, und sie vergaß beinahe die drohenden Wolken die über Ihr schwebten.
Eine Sonne erstrahlte in Ihrem Leben, eine, von der Sie nichts ahnte, nichts wusste.
Sie war damit beschäftigt die Praxiseinrichtung zu planen, hatte einen Architekten bestellt und wartete auf diesen, als jemand an die schweren hölzernen Türen klopfte, beinahe hämmerte.
Als Aime´ die Tür, den Architekten erwartend öffnete stand jemand vor der Tür, den sie nicht erwartet hatte.
„Aime´? Ich bin hoffentlich die erste!“
Sarah O´Connell eine alte Freundin aus Schulzeiten stand atemlos vor Ihr.
Die Frauen sahen einander an, lächelten und fielen sich schließlich beherzt in die Arme.
„Ich bin leider nicht zum gratulieren gekommen!“ beschrieb Sarah den Grund Ihres Erscheinens, als die beiden die Räume inspizierten die Aime´ für Ihre Praxis vorgesehen hatte.
„Du solltest eine Art Tresen einbauen lassen, als Anmeldung weißt Du?“ sagte sie mit verschränkten Armen vorangehend, und zeigte Ihr mit Händen und Füßen wo.
„Ich könnte viel Platz gebrauchen für Computer und Aktenschränke, aber ich denke es wird reichen!“
Sie strahlte.
„Du?“ echote Aime´ amüsiert „Wofür?“
Sarah grinste.
„Du brauchst eine Sprechstundenhilfe nicht wahr? Und: TATA! Da bin ich!“
„Soso“ erwiderte Aime´ die sich das Lachen kaum noch verkneifen konnte „Da bist Du also.“
Sarah sah nicht so aus als würde Sie sich abwimmeln lassen, und tatsächlich hatte Aime´ bereits eine Anzeige im Shannon Review aufgeben wollen um sich darum zu kümmern.
Sarah war der Typ Mensch, der am Morgen mit einem lauten HALLO! Aus dem Bett sprang und Ihre Umwelt geradezu mit Ihrer ewig währenden guten Laune zu überrollen drohte.
Sie war einfach ansteckend.
„Ja!“ entgegnete sie freudestrahlend „Da bin ich Schatz!“
Nun brachen alle Dämme, und Aime´ schloss Sie ein weiteres Mal lachend in die Arme.
„Willkommen in meiner kleinen Praxis Du verrücktes Ding!“ sagte sie lachend, und eine kleine Träne glitzerte dabei in Ihrer beider Augenwinkel.
Doch damit war nicht genug, denn sowohl die Lösung der Sprechstundenhilfe als auch das Erscheinen des Architekten schien neues wie altes hervor zu rufen.
Denn am Nachmittag, als die beiden Frauen wie die Verrückten in dem alten Haus schufteten um die Spuren der Handwerker zu beseitigen und die Fliesen auf Hochglanz zu bringen, erschien endlich er erwartete Architekt.
Allerdings wartete hinter der Tür ein weiterer Mensch aus einem früheren Leben.
Die Begegnung verlief ein wenig merkwürdig.
Als Sarah die Tür öffnete und den Besucher ansah schoss es aus Ihr heraus.
„Du – echt nett von Dir das Du kommst, aber wir haben jetzt echt keine Zeit!“.
Sprachs und schloss die Tür vor dem verdutzen jungen Mann.
Dieser hatte keine andere Wahl als noch einmal zu klopfen und sich somit ein weiteres Mal Einlass zu erbitten.
Als Sarah ein zweites Mal öffnete hatte er bereits einen Fuß in der Tür.
„Wenn ich einen Moment Aime´ sprechen könnte?“ Sein Lächeln war ebenso umwerfend wie kompromisslos fand Sarah.
Als Aime´ letztlich erschien, eine Schürze umgebunden die Haare in alle Richtungen stehend mit einem Wischmopp bewaffnet machte die Szene einen ein wenig gespannten Eindruck.
„Etienne?“ mehr fiel Ihr nicht ein.
„Aime´!“ erwiderte er ein wenig heiser.
„Jetzt wisst Ihr wie Ihr heißt! Toll!“ warf sich Sarah dazwischen und grinste schelmisch: „das wäre also schon mal geschafft!“
„Wolltest Du nicht eben noch Kaffee kochen?“ fragte Etienne mit der Höflichkeit eines weißen Hais.
„Nö?“ erwiderte Sie.
„Wär aber nicht schlecht!“ mischte sich Aime´ ein und winkte Sie mit dem Kopf in die Küche.
Die Melodie von „Love Story“ pfeifend, verschwand Sie.
„Und?“ sagte Aime´ „Wie geht’s so?“
Wie geht’s so? dachte Sie, bist Du denn total bescheuert?.
Scheinbar ja.
„Ich bin, Du wirst es nicht glauben, der Innenarchitekt den Du bestellt hast!“
Aime´ schluckte. Die Aussicht, mit diesem Mann viele Stunden bei der Einrichtung und vor allem der Planung dieser Praxis zu verbringen machte Aime´ irgendwie nervös.
Aber das war natürlich völlig grundlos.
„Ach?“ erwiderte sie und stand immer noch da wie angewurzelt.
„Planen wir die Praxis von der Tür aus?“ fragte er schelmisch.
„Nein nein! Natürlich nicht!“ beeilte sich Aime´ zu sagen und bat ihn mit einer Geste einzutreten.
Als er an Ihr vorbeiging und Sie seinen herben Geruch nach After Shave und Haarwasser wahrnahm wurde ihr irgendwie schwindelig.
Was machte den Mann, mit dem Sie praktisch Ihre Kindheit in den Feldern verbracht hatte plötzlich so mysteriös?
Er ist ein Mann geworden du Dummchen! Meckerte Ihr Gewissen genervt.
Er schlenderte Seelenruhig durch die Räume, Sie stand da mit Ihrem Mopp.
Wie ein Zinnsoldat.
Sara huschte an Ihr vorbei, und wackelte übertrieben mit dem Hintern, so das Aime´ es sehen konnte.
„Einen Kaffee mein Schätzchen?“ flötete Sie zuckersüß.
„Zwei Zucker, Sahne“ sagte er geistesabwesend, und hantierte dabei geschäftig mit einem Entfernungsmesser in der Hand.
„Aber sicher Schätzchen!“ Ihr Ton war unangenehm schleimig.
Beweg Dich! Argumentierte Ihre Kopfstimme Mach etwas!
Und das tat Sie dann auch.
Sie schüttelte sich kurz innerlich, und ging zum Tagesgeschäft über, der Planung der Praxis, auch wenn der Junge von Damals ein Mann geworden war.
Ein besonders attraktiver noch dazu.
Sie begannen mit der Arbeit und bemerkten beinahe nicht wie der Abend kam, die Lichter eingeschaltet werden mussten und die Müdigkeit in die Glieder kroch.
Aime´ fühlte sich einfach wohl in seiner Nähe, sie wollte nicht unbedingt daran denken, trotzdem schlich sich der Gedanke irgendwie immer wieder von hinten an.
Sarah stand irgendwann hinter Ihnen, während sie, Ihre Kaffeebecher umklammert über den Sinn und Unsinn von Einrichtungsgegenständen diskutierten und verabschiedete sich mit viel sagenden Blicken die Aime´ nicht verborgen blieben.
Sie war nicht einmal peinlich berührt, es machte Sie eher verlegen als das.
Vielleicht war es das was Ihr in Ihrem Leben noch fehlte, ein aufregender Mann.
Die Zeit verflog wie Sand in den Dünen.
Als die beiden zum ersten Mal auf die Uhr sahen war es bereits spät am Abend.
Etienne streckte sich, und klappte seinen Laptop zu.
„Ich glaube für Heute haben wir schon eine Menge erreicht!“ stellte er zufrieden fest.
Aime´ nickte erleichtert.
„Da hast Du Recht, eine Frage hätte ich zum Schluss doch noch!“ sein Blick machte Sie schon wieder total unruhig.
„Und?“ fragte er.
„Und was!“ erwiderte sie verblüfft.
Er verschränkte die Finger hinter dem Nacken und lehnte sich auf dem alten Holzstuhl zurück.
Was sehr verlockend aussah fand Sie.
„Die Frage!“ sagte er gelassen und lächelte.
Sie kam sich so dumm vor! Sie benahm sich wie ein kleines Mädchen.
Sie räusperte sich erst einmal.
„Wo hast Du die ganze Zeit gesteckt! Wir haben uns schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen!“
Aus der Fragestellung und der Beantwortung dieser, entwickelte sich das angenehmste Gespräch seit langer Zeit.
Etienne erzählte von seinem Studium der Kunst und Architektur in seiner Heimat Frankreich, seiner Liebe zur Malerei, und Aime´ hing wie gebannt an seinen vollen Lippen.
Er schloss mit den Worten: „Tja – und da bin ich nun, sitze hier und trinke längst kalten Kaffee mit Dir, und freue mich Dich wieder gefunden zu haben!“
Das war allerdings der Satz, den Sie nicht erwartet hatte.
Das saß, das war sicherlich der Krönende Abschluss dieses Tages.
Denn sie empfand genauso.
Allerdings kamen diese Gefühle nicht dazu auszuufern.
Denn in dem Augenblick in dem Sie sich vielleicht herzlicher verabschiedet hätte als es vielleicht voraussehbar gewesen wäre, donnerten drei Fahrzeuge am Haus vorbei.
Eines davon war der letzte Wagen in dieser Kette, der Einsatzwagen der örtlichen Feuerwehr, und hielt mit knirschenden Reifen auf dem Kiesbett vor Ihrem neuen Haus.
Paul Mac Dounahou sprang aus dem Wagen und lief eilig den Weg hinauf.
„Da ist etwas passiert!“ knurrte Etienne erschrocken.
Paul sah sie im Eingang stehen, und blieb auf halber Höhe plötzlich stehen.
„Wir brauchen Dich! Komm!“
Aime´ griff hinter sich, doch Ihr wurde bewusst das Sie ihren Koffer nicht bei sich hatte.
„Such nicht wir haben alles!“ forderte sie Paul zum gehen auf.
Etienne fasste an Ihren Oberarm, eine sehr tröstliche Berührung fand sie.
„Ich fahre Dich, komm!“
Die heile Welt, die vielen neuen Eindrücke des Tages sackten wie eine dünne Eisdecke unter Ihr zusammen.
Die Ereignisse der letzten Woche, das Geständnis Ihres Vaters, die Bilder der Bean nighe brachen wie eine Woge von Übelkeit über Ihr zusammen.
Es hatte Sie eingeholt.
Sie stiegen schweigend in seinen Wagen, einen robusten Landrover Defender ein, und die Fahrt, den Einsatzwagen verfolgend begann in hohem Tempo.
Sie passierten die engen Straßen nach Moveen, und begaben sich weiterhin angespannt schweigend auf die Landstrasse nach Kilfearagh.
Als Sie den Ort durchquert hatten, kam Etienne ein Gedanke den er unbeabsichtigt laut aussprach.
„Sag mal: kommt nicht Sarahs Freund aus Kilfearagh?“
Aime´ sah ihn in der Dunkelheit fragend an, sie wusste es nicht.
Im Stillen begann Sie ein Stoßgebet zum Himmel zu schicken.
Doch nach der nächsten Kurve, dem Blaulicht und Dem rotieren der Feuerwehrfahrzeuge, wusste Aime´ das Ihr Gebet zu spät kam.
Der Vauxhall Ihrer neuen alten Freundin Sarah war ein Bild des Grauens.
Feuerwehrleute waren gerade fieberhaft damit beschäftigt das Dach des Kleinwagens aufzutrennen.
Sie musste ruhig bleiben, Ihre Arbeit tun, egal wer in diesem Wagen saß, und was sie dort vorfand.
Sie hielten am Randstreifen an, und Aime´ sah sofort den Einsatzleiter der Feuerwehr von Kilfearagh im Eiltempo auf Sie zu kommen.
„Eine scheußliche Nacht!“ begrüßte er Sie mit zusammengekniffenen Augen, in die der Regen peitschte. „Wir haben es mit einer Schwerverletzten zu tun, Ihr Werkzeug ist bereits am Wrack, die Sanitäter sind überfordert, darum baten wir die Kollegen in Doonaha um Hilfe, Sie kannten nur eine Adresse an die sie sich wenden konnten – sie!“
Im Grunde genommen hörte Sie ihm überhaupt nicht zu, Ihre Beine die Füße arbeiteten automatisch auf das Wrack des blauen Wagens zu, und erwartete das schlimmste.
Und es trat ein.
Sarahs Körper lag in einem abstrakten Winkel eingeklemmt im nach verbrannten Öl stinkenden Wagen.
Die Rücksitze und ein Großer Teil des Hecks waren abgerissen, die Metallfetzen davon steckten wie Shuriken in der Eiche Am Straßenrand.
Sie war noch am Leben, Ihr verzweifeltes Wimmern ging allen Männern am Unfallort durch Mark und Bein.
Aime´ registrierte kaum das Etienne die ganze Zeit über hinter Ihr war, den Erst-Hilfe Koffer hinter ihr her schleppend, und besorgt in Ihr Gesicht war, das wächsern und bleich auf dem Körper Ihrer Freundin geheftet.
Das Dach wurde gerade Heckwärts gebogen, das kreischen den reißenden Metalls riss Aime´ aus Ihrer Lethargie.
„Sarah?“ Ihre Stimme klang immer noch abwesend und krächzend.
Sie reagierte, Ihr Kopf bewegte sich, und sie erkannte wer bei Ihr war.
„Schmerzen!“ wimmerte Sie leise „solche Schmerzen!“
„Ja“ beruhigte Aime´ „Ja Schatz kein Problem, Ich bin da, wir helfen Dir jetzt, alles wird gut hörst Du?“
Nichts ist in Ordnung Sie wird es nicht schaffen! Protestierte Ihr Kopf.
Und er hatte Recht.
Ihre Chancen standen denkbar schlecht.
Am Geruch konnte Sie erkennen das Ihre Wirbelsäule gebrochen war, sie hatte unter sich gemacht.
Auf die Frage ob Sie ihre Beine spürte schüttelte schrie Sarah vor Schmerzen auf, Ihre inneren Verletzungen mussten erheblich sein, Blut lief aus dem rechten Mundwinkel und tropfte von ihrem Kinn hinab auf ihr einstmals hübsches blaues Kleid.
„Aime´“ wimmerte Sie hilflos „Aime´ - Sie… „
„Sarah?“
„Aime´ - Sie hat“ ein Hustenkrampf schüttelte Sie, offenbar hatten Ihre Rippen die Lunge durchdrungen.
„Sie ! – hat deinen Namen gerufen“
„Wer Sarah wer!“
Im Augenblick ihres Todes sah Sarah sie an als könne Sie nicht begreifen das sie nicht verstand was sie sagen wollte.
„Ban – shee!“ krächzte sie blubbernd, und schloss erleichtert die Augen.
Das Leben war aus Ihr gewichen wie ein schlechter Traum.
6
Der Regen hatte zu prasseln begonnen, die Männer um Aime´ standen betreten im Wütenden Sturm um sie herum.
Es war still geworden.
Etienne berührte ihren Rücken, seine Hand suchte Ihren Nacken, fand ihn, und zog sie zu sich hin.
Aime´ gehorchte willenlos.
Die Männer sahen sich schweigend an, Sie waren die Reaktion der jungen Ärztin nicht gewöhnt und ahnten bereits dass ein persönlicher Hintergrund dahinter stand.
„Eine Freundin“ kommentierte Etienne dem Einsatzleiter, der entsetzt das Gesicht verzog.
„Wenn ich gewusst hätte..“ versuchte er zu entschuldigen, doch Etienne winkte beruhigend ab.
„Sie können ja nichts dafür Mann!“
Aime´ schwieg. Sie ließ sich zum Auto führen, Etienne öffnete die Tür für Sie und bugsierte Sie in das Wageninnere.
Er selbst stieg schließlich ein, und holte tief Luft.
„Es ist nicht Deine Schuld…“
Sie sah ihn an. Eine Mischung aus Trauer Fassungslosigkeit und Entsetzen spiegelte sich in Ihren braunen Augen wieder.
„Sie hat meinen Namen gesagt“ flüsterte sie beinahe tonlos.
„Das habe ich nicht verstanden, Sarah hatte große Schmerzen, Sie phantasierte, Ich glaube Du stehst einfach noch zu sehr unter Schock, Ich bringe Dich heim, dann werden wir sehen!“
Seine Worte wirkten wie eine warme Decke, sie fühlte sich bei ihm geborgen, sehnte sich nach seiner Berührung.
Ist das Liebe? Fragte die Stimme in ihrem Hinterkopf, und sie schämte sich Augenblicklich für einen solchen Gedanken Angesichts dieses tragischen Geschehens.
Sie fuhren langsam durch die Dunkelheit, Sie spürte seine Blicke ab und zu auf sich ruhen, aber Ihr Blick war stur auf die schwarze ungemütliche Nacht gerichtet.
Keine Zeit zum Reden, Zeit um zu schweigen.
Oder?
Die Lichter der Stadt kamen näher.
Eine Stimmung von Heimat machte sich in ihr breit, das wohltuende Gefühl nach Hause zu kommen, vertraute Räume, vertraute Stimmung.
Als Sie vor dem Haus hielten, stieg Etienne aus, und öffnete die Tür für Sie.
Sie stieg wortlos aus, zog sich den Mantel enger um die Schultern, und wanderte langsam auf das Haus zu.
Er folgte Ihr bis zur Tür, und schloss die Tür für Sie auf, dessen Schlüssel Sie ihm wortlos gereicht hatte.
Als er das Licht in der Diele angeschaltet hatte, drehte er sich zu Ihr um, und fummelte eine Karte aus seinem Jackett.
„Hier ist meine Nummer, wenn Du jemanden brauchst, dann…“
Sie kam näher, löste Ihre Hände vom Mantel, legte Sie auf seine feuchte Brust, und suchte seine Lippen mit den Ihren.
Er schloss die Tür hinter Ihnen mit dem Fuß.
„Bleib bei mir heute Nacht!“ flüsterte Sie heiser.
Er erwiderte Ihren Kuss einfach, gab keine weitere Antwort.
Die Nacht war für sie beide bestimmt, der Sturm und die Fragen konnten warten.
Als Sie schließlich in inniger Umarmung aneinander geschmiegt vor dem noch glimmenden Kamin lagen, Ihre Atmung unter Kontrolle brachten und die Nähe des anderen genossen, meldeten sich Zweifel und Tod wieder in Ihren Gedanken zurück.
Etienne war es, der seine Neugier nicht länger unterdrücken konnte.
„Was hat Sie gemeint!“
„Sie hat meinen Namen gesagt..“ flüsterte Aime´ ängstlich, und schüttelte sich unwillkürlich als eine Schauer Gänsehaut sie überlief.
„Das habe ich nicht verstanden!“ erwiderte Etienne hartnäckig „und was war das für ein Name? Jemand den Du kennst?“
„Banshee“ sagte Aime´ fröstelnd, trotz des wärmenden Kamins und seiner Körperlichen Stärke neben sich.
„Merkwürdiger Name“ kommentierte Etienne und war sichtlich verärgert über diesen dummen Kommentar.
„Die Todesfee das ist Sie, die Alteingesessenen nennen Sie „bean nighe“ die Waschfrau an der Furt.“
Etienne rückte ein wenig von Ihr ab, und angelte nach Zigaretten in seiner Jacke die vor dem Bett lag, Sie hatten – nicht viel Zeit verschwendet.
„Entschuldige ich kapiere jetzt langsam gar nichts mehr…“
Und Aime erklärte, berichtete über die Erscheinung der Todesfee, den Tod des alten Mac Cartaigh und die Geschichte Ihres Vaters.
Etienne hörte zu, schwieg, rauchte, und Ihr war es als wäre diese Vertrautheit in seinen Armen niemals anders gewesen, als wäre es ganz normal nackt bei ihm zu liegen und von Ihren Problemen zu sprechen.
Als sie endete, seufzte er.
„Also, mal ganz ehrlich das ist ein wenig viel auf einmal, diese.. Fee ich meine was hat Sie in dieser Geschichte mit dem Unfall von Sarah zu tun, denn Sarah hat ja eigentlich nichts! Mit Deiner Familie und Deiner verstorbenen Mutter zu tun!“
Aime setzte sich vollends auf, und sah ein wenig verärgert auf Ihn hinab.
Sie registrierte seine Blicke die Ihren nackten Körper betrachteten, was ihr in diesem Moment ein wenig peinlich war.
Deshalb zog Sie die Decke zu sich hoch und bedeckte sich notdürftig.
„Sie sagte meinen Namen, Sarah musste sterben! SIE hat Sarah von der Straße in den Tod getrieben!“
Sie stand eilig auf, und zog sich ein Shirt über das auf der dunklen Kommode neben dem Kamin lag.
Sie war zornig, voller angestauter Gefühle die nun in Wellen aus Ihr heraus brachen, es war wie ein Gefühl von Übelkeit, Hilflosigkeit und Wut in einem Zustand zusammengefasst.
Etienne bedauerte seine Worte sofort, suchte nach einer Entschuldigung, dennoch verstand er die ganze Situation eher wenig.
„Du glaubst wirklich das die Todesfee Sie umgebracht hat? Warum! Was hat Sarah damit zu tun!“
„Ich weiß es nicht!“ Ihre Stimme wurde lauter, Die Stimmung schlug in eine eisige Atmosphäre um.
Trotz dieses Umstandes konnte Etienne nicht umhin Ihre Erscheinung die vor ihm auf und ab ging als äußerst attraktiv zu bewerten.
Etienne begann einzulenken.
„Okay! Nehmen wir an es ist wirklich so: Du hattest die Erscheinung dieser Frau, Dein Vater ebenfalls, nun hatte Sie Sarah, und es führte Sie in den Tod! Wie sollen wir jetzt damit umgehen! Wenn Du sagst sie erscheint bevor jemand sterben muss, dann stirbt als nächstes jemand anderes? Wer soll das sein! Und wann wird es passieren!, und wenn Sie wirklich Deinen Namen aussprach – besteht vielleicht eine Beziehung zwischen Dir und der Banshee!“
Aime´ dachte nach, kurz, schmerzvoll.
„Oder zu meinem Vater…“ sagte sie leise.
„Er war der erste Der die Erscheinung hatte!“ dachte Etienne laut mit.
„Ja, vor dem Tod meiner Mutter.“
„Und dann starb Sie.“
„Ja“
„Sie wäre allerdings so oder so gestorben, an Ihrer Krankheit und dessen Ausgang bestand kein Zweifel oder?“
„Nein, sicherlich nicht.“
„Gut, ich meine nein! – Du weißt schon was ich meine..“
Etienne war sichtlich verwirrt, es kostete eine große Portion Phantasie diese Geschichte ernst zu nehmen und sich damit auseinander zu setzen.
Sie sah ihn an, konnte nicht glauben, nicht verstehen das Sie nun einen Verbündeten hatte, jemand der sich freiwillig Ihre Geschichte anhörte, darüber nachdachte, so abstrus diese auch klingen mochte.
„Wir?“ sagte sie plötzlich. Es war als hätte jemand anderes diese Worte in Ihren Mund gelegt.
„Ja“ entgegnete er und sah sie fest dabei an, es war kein Argwohn, keine Spur Falschheit in diesen Worten und Blicken.
„Wir werden diese Geschichte irgendwie hinter uns bringen, wir beide..“ Ein Lächeln huschte über seine Gesichtszüge, Sie empfand diese Regung als sehr attraktiv.
Sie schlüpfte wieder unter seine Decke und kuschelte sich an ihn.
Gern hätte Sie den Rest der Nacht in dieser Atmosphäre verbracht, aber ein Gedanke drängte sich immer wieder in Ihren Kopf.
Mum wäre sowieso gestorben, er hat ganz Recht!
Wenn die Banshee am Ende nicht SIE meinte, wen dann?
Gab es hinter der Geschichte Ihres Vaters ein weiteres Geheimnis?
Wenn ja! Welches?
„Etienne?“
„Ja?“
„Darf ich dich um einen Gefallen bitten?“
„Wenn es mit diesen wundervollen Sachen zu tun hat die wir gerade…“
„Nein!“
„Schade! Was dann?“
„Finde etwas für mich heraus!“
Etienne rückte etwas von Ihr ab.
„Und?“
„Finde heraus ob mein Vater ein Geheimnis hatte, vielleicht etwas das wir Kinder nicht wissen durften!“
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contja Re: Nur ein Buch...? - Zitat: (Original von roxanneworks am 23.06.2013 - 17:48 Uhr) Was sind ein Wort, ein Buch, ein Autor...? Sie sind wie einzelne Wassertropfen, die sich finden, verbünden für die Zeit des großen Regens. Zusammen ergeben sie sich dem Strom, der alles hinwegreist und den keine Kraft zurückfließen lassen kann.... Nur ein Buch...? Ich denke, mehr als das... Ganz liebe Grüße roxanne Was für herrliche Worte liebe Kerstin... DANKE!!! das kopiere ich mir für den nächsten Roman ja? wenn ich darf natürlich |
roxanneworks Nur ein Buch...? - Was sind ein Wort, ein Buch, ein Autor...? Sie sind wie einzelne Wassertropfen, die sich finden, verbünden für die Zeit des großen Regens. Zusammen ergeben sie sich dem Strom, der alles hinwegreist und den keine Kraft zurückfließen lassen kann.... Nur ein Buch...? Ich denke, mehr als das... Ganz liebe Grüße roxanne |