Empty Rooms
Die
Sonne waberte durch das Fenster und tauchte den fast leeren Raum in
Helligkeit und Zwielicht. Staub wirbelte durch die Strahlen, die
wie Finger gleich nach Halt an der frisch gestrichenen Wand
suchten. Eine fleckige Matratze war alles was von meinem Ehebett
noch übrig war, sie lag am Boden, wie mein Herz. Liegen gelassen,
blutend.
Auf dem schäbigen,
alten Stuhl legte ich des Nachts immer meine Kleidung ab. Einige
Hundehaare hatten sich noch in diversen Ecken versammelt und warteten
darauf weg geklaubt, oder wie ich, vergessen zu werden. Vielleicht
würden sie liegen bleiben und noch die letzte Erinnerung sein, die
von uns erzählte.
Hier waren wir mal
glücklich. Hier wollten wir starten in ein neues Leben …
Du
bist nicht mehr hier. Ich bin geblieben, weil ich Hoffnung hatte,
noch Liebe in meinem blutenden Herzen.
Die Hoffnung stirbt
zuletzt, sagen die Poeten, wie Recht sie doch haben. Und wenn sie
stirbt, dann stirbt auch der Teil in dir, der noch an Sternenstaub
und Feenzauber glaubt und es bleibt nur ein leerer Raum.
Leere Räume,
leere Räume …
Gerade jetzt dringt diese alte Melodie von einem längst vergessenen
Gary-Moore-Song in meinen Sinn. Lange bevor er den Blues hatte,
kannte er sich mit leeren Räumen aus.
Wie viele leere Räume hatte ich in meinen Leben schon gesehen?
Mehr als genug, um
eigentlich wissen zu müssen, dass es die Liebe auf immer nicht
gab. Das die Liebe nur ein Feuer war, das heiß loderte, aber
genauso schnell erlosch und alles in eine Eiszeit stürzte. Dennoch
machte ich das alte Spiel immer wieder mit und werde es wohl auch
bis zu meinem Lebensende spielen, obwohl ich nicht dafür geboren zu
sein scheine. Auf wie vielen Friedhöfen ich mein Herz verbuddelt
habe, kann ich kaum noch zählen. Wie oft es wie Lazarus
auferstanden ist genauso wenig. Lazarus, der alte Zombie …
Leere Wohnungen sind
Friedhöfe der Herzen. Je mehr du davon sammelst umso älter und
verlassen kommst du dir vor. Es lohnt nicht in leeren Wohnungen zu
leben, sie erzählen dir nur von der Schönheit der letzten Jahre.
Staub im Zwielicht aus Sonne und Schatten.
So
als wären es nur Fieberträume.
Leere Räume,
leere Räume …
Was
sollten wir in ihnen lernen?
Vielleicht
dass der Mensch in Wirklichkeit nicht mit anderen seiner Art klar
kommt? Das würde die derzeitige Weltsituation erklären, aber dem
Wort Freundschaft jeglichen Sinn entreißen. Warum können zwei
Menschen, die den letzten Schritt gegangen sind, die letzte
Barriere überschritten haben und sich vereinigt haben, nicht für
immer glücklich sein? Einige können es vielleicht? Doch sehen sie
nicht über das hinweg, was sie in ihrem Leben stört?
Wenn
ich älteren Paaren zusehe, wo der Eine nur redet und der Andere
einsilbige Grunzlaute der Konversation beifügt, dann ist dies wohl
trauriger, als leere Zimmer. Dann haben wir nicht nur uns verloren,
sondern auch den Einzelnen, das Ego.
Leere
Räume, in denen wir lernen ohne den Anderen zu leben.
Ich
hob die Matratze hoch, der Staub wirbelte durch das Zimmer, als
wolle er sie nicht los lassen und brachte sie runter zu dem Rest des
Sperrmülls.
Irgendwo
in dieser Stadt warten neue Räume, die leer sind, aber die darauf
warten mit neuem Leben gefüllt zu werden. Denn egal wie viele
leere Zimmer ich auch hinterlasse, ich glaube doch an Feen, ganz,
ganz fest!