Beschreibung
Kinder besitzen eine reine Seele.
Eine Seele die so tief blicken können.
Wie graue Augen.
Der Junge sah hinauf und blickte ernst in Ihre müden Augen.
„Ist es schon lange her?“ wollte er wissen.
„Was denn mein Junge?“ flötete die alte Dame zu ihm hinunter, die sich mittlerweile auf Ihren Gehwagen gesetzt hatte.
„Das dieses Mädchen gestorben ist?“
Die Dame sah erstaunt aus.
„Das Mädchen?“ fragte sie.
„Das mit dem roten Kleid im Brunnen!“ erwiderte der Junge beinahe trotzig.
Mit fahrigen Bewegungen stützte sich die alte Dame auf die Holme Ihres Gehwagens und kam wieder zum stehen.
„Wovon redest Du ungezogener Bengel!“ wollte Sie lautstark wissen.
Der Junge nickte, als wolle er zustimmen.
„Du hast das gemacht“ sagte er.
Seine Mutter war nun auf die Situation aufmerksam geworden und kehrte vom Fahrkartenschalter des Karussells zurück.
„Ist was?“ fragte Sie ihn argwöhnisch.
„Sie hat es gemacht!“ forderte der Junge sein Recht.
„Was hat Sie gemacht?“ fragte seine Mutter liebevoll, und strich ihm eine blonde Strähne aus dem Gesicht.
„Sie wollte nur mit dem Mann weg, das Mädchen durfte nur nicht mit!“
In diesem Moment, als die Mutter langsam verstand was passierte, zog Sie ihn rasch zu sich heran.
„Komm, wir kaufen Dir ein Eis… ein großes ja? – mit bunten Streuseln?“
„Was für ein ungezogenes unverschämtes Kind!“ schimpfte die alte Dame energisch, und drohte mit einem Regenschirm den Sie scheinbar zur Verteidigung aus dem Gehwagen gezogen hatte.
„Was man sich bieten lassen muss heutzutage!“
Die Frau mit dem Jungen am Arm wirbelte herum.
„Schweigen Sie!“ forderte Sie „Sie wissen was der Junge meint nicht wahr? – sie kennen die Wahrheit so wie er nicht wahr?“
Die alte Dame in dem staubgrauen Mantel schloss blitzartig den Mund.
„Sie…. SIE!....“
Doch dann schob sich der Junge vor seine Mutter und in dem unheilvollen Augenblick, als sie in seine stahlgrauen Augen sah wusste Sie, das dieser Junge Sie nicht ansah.
Er sah in Sie hinein.
„Sie hatte Angst“ flüsterte er.
„Sie hat nach Dir gerufen“ fügte er rau hinzu.
Tränen mischten sich zu seinen Worten.
„Sie ist jetzt im Himmel“
Mit diesem Worten drehte er auf dem Absatz herum und zog seine Mutter hinter sich her zum Karussell.
Die alte Frau schob ihren Gehwagen in die entgegen gesetzte Richtung. Murmelnd und mit dem Kopf nickend, wie viele alte Damen es taten ging Sie eine Seitenstraße hinunter, bis sie sich plötzlich an die Brust fasste.
Auf dem Schmalen Sitz des Pferdekarussells sagte der Junge jauchzend: „Weißt Du was Mama? Die böse Frau ist jetzt auch im Himmel… ist das nicht gerecht?“
Ende