Einleitung
Am 7.10.2016 wäre Georg Danzer 70 Jahre alt geworden.
Für mich einer der begnadetsten, ich nenne es, Liedermacher, die es je gegeben hat.
Sein Tod im Juni 2007 hat eine verdammt große, menschliche Lücke hinterlassen.
Ein paar Zeilen an Georg Danzer...
Text und Bild
(c) by avewien - Andreas V. Engel - 6/2013 bzw. 10/2016
danke georg!
Der 22.Juni 2007 hatte für mich wie ein ganz normaler Tag begonnen.
Der unglaublich penetrante Wecker hatte wie jeden Tag zur selben Zeit geglaubt, dass er mich aus meinem geliebten Tiefschlaf reißen muss. Ich hasse es mitten in der Nacht aufzustehen.
Wobei ich keinesfalls erwähnen werde, was für mich mitten in der Nacht bedeutet.
Mein Wecker hat prinzipiell das Glück, dass er weit entfernt steht. Das hat einen guten Grund – er will überleben. Außerdem bin ich somit gezwungen
aufzustehen und den ohrenbetäubenden Lärm abzustellen. Ohne diesen Wecker besteht jedoch keine Chance, dass ich jemals unter der Decke hervor krieche.
Nachdem ich schon mal auf war, versuchte ich das Badezimmer zu finden. Es ist zwar jeden Tag an derselben Stelle in meiner kleinen Wohnung, aber es zu finden bereitet mir bis heute Mühe. Mit geschlossenen Augen ist es nicht ganz einfach.
Der Blick in den Spiegel ist wie meist zu deprimierend, da ist es besser, wenn meine Lider geschlossen bleiben. Das Schlimmste war überstanden – dachte ich. Also auf in die Küche und den ersten
Kaffee schlürfen.
Mittlerweile waren meine Augen soweit offen, dass ich in einiger Entfernung eine Tasse und die Espressomaschine erahnen konnte. Wenigstens meinen kleinen Mokka kann ich im Halbschlaf zubereiten – jahrelanges Training!
Ich lehnte mich mit meiner Espressotasse in der Hand gemütlich an den Kühlschrank. Keine Ahnung warum, aber ich hatte das Bedürfnis den alten Radio aufzudrehen. Ich musste schon etwas geahnt haben…
Es plätscherte die übliche Musik aus den Lautsprechern, gespickt mit ein paar
lebensnotwendigen Werbespots über Hühneraugenpflaster, dem neuesten Was-weiß-ich-was und anderen unglaublich erbaulichen sinnentleerten Werbeeinschaltungen zum Tagesbeginn.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich schön langsam fertig machen sollte, denn es wartete wieder jede Menge Arbeit auf mich. Als ich meinen letzten Schluck Kaffee zu mir nahm wurden die Nachrichten angekündigt. Wie immer zunächst die Schlagzeilen. Ich befand mich bereits ein paar Schritte entfernt – nahm noch irgendwas von neuen Steuern wahr und dann traf mich eine Nachricht wie ein Blitz.
Der Mann im Radio erklärte, dass Georg Danzer gestorben sei. Schlagartig war ich wach. Ich ging nochmal zurück zum Weltempfänger und hörte einfach nur zu. In diesem Augenblick habe ich nichts anderes mehr wahrgenommen.
In dem Moment spürte ich wie mir langsam die Kraft in den Beinen ausging und ich musste mich setzen.
Das gibt es einfach nicht – es kann nicht sein. Natürlich wusste ich von seiner Erkrankung, aber ich hatte mir stets eingeredet, dass es heilbar sei. Er wird das überwinden war meine Ansicht – natürlich ohne zu wissen, wie es ihm wirklich ergangen ist. Nein, es kann einfach nicht sein, dass er, der mir
immer Kraft gegeben hat, der mir immer ein Lächeln oder auch die ein oder andere Träne beschert hat nicht mehr unter uns sein sollte.
Ich wusste gar nicht wie mir geschah und war auch ein wenig überrascht, dass es mich so tief traf. Das passiert mit äußerst selten, wenn ich solche Meldungen in den Nachrichten höre. Zugegeben bei John Lennon war es ähnlich. Aber Georg Danzer, der mich dazu gebracht mir selbst Gitarre spielen beizubringen. Na ja – Spielen ist vielleicht ein wenig übertrieben. Ich wollte unbedingt „Ruaf mi ned an“ nachspielen. Da gibt es zwei Textzeilen,
die mich schon immer begeistert haben: „….sog host scho vergessen, wie a Leberkas schmeckt aus´n Zeitungspapier…“.
Und oft zitiert, aber auf das muss man erst einmal kommen:
„….I was Du hast jetzt an Freind mit an Porsche,
sog eam doch er soll in Orsch geh,
und kumm wieder ham zu mir….“
Ich hoffe, lieber Georg, Du verzeihst, wenn ich mittlerweile zahlreiche Deine Lieder interpretiere. Ich mache es nur in kleinem Kreise – also praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ich bin mir sicher es gibt noch schlechtere
Versuche als meine - das rede ich mir zumindest ein.Verzeih mir auch das Du-Wort, aber es gab da für mich immer eine gewisse Vertrautheit.
Keine Sorge ich werde jetzt nicht anfangen alle Lieder aufzuzählen, oder Verbindungen zu Deinen Werken herzustellen, was ich wo und wann gemacht habe. Das interessiert Dich sicher nicht. Davon hast Du sicher genug gehört. Ich sage dir einfach:
Danke!
Danke für viele Stunden in denen Du mir in schlechten Zeiten eine Stütze
warst!
Danke für die von Dir verursachten Lachfalten in meinem Gesicht.
Danke für das Anregen meines kleinen Menschengehirns.
Danke für die Menschlichkeit in Deinen Texten.
Danke für den Mut Texte zu schreiben, die manchen einen Tritt in den Hintern versetzt haben.
Die Erinnerung bleibt. Egal, ob es mir gut oder schlecht geht, wir werden uns
immer auf eine gewisse Art und Weise begegnen. Die Schallplatten (ja Vinyl) mit Deiner Stimme werden mir stets ein Wegbegleiter bleiben.
Nach Deinem Tod war ich noch bei einem „Danzer“-Konzert. Karl-Heinz Hackl (der erst vor kurzem Dir nachfolgte) und Deine großartigen Musiker haben Dir in einem kleinen Theater in der Innenstadt alle Ehre gemacht! Dies war für mich ein würdiger Rahmen von Dir Abschied zu nehmen.
Ich hatte leider nie das Vergnügen Dir persönlich zu begegnen. Vielleicht wird
es in Zukunft einmal möglich sein. Würde mich freuen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass wir einander ganz gut verstehen würden. Weil i bin a ka Kniera!