Biografien & Erinnerungen
Apfelmus - Ein iPhone geht dahin

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"Apfelmus - Ein iPhone geht dahin"
Veröffentlicht am 17. Juni 2013, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Apfelmus - Ein iPhone geht dahin

Apfelmus - Ein iPhone geht dahin

Beschreibung

Und da war's auch schon kaputt, das gute Stück. Warum mich das nicht ärgert und weshalb ich trotzdem immer noch mit so 'nem Teil herumlaufen kann, lest ihr (hoffentlich ... ahem) hier. (Cover: © birgitH / pixelio.de; www.pixelio.de)

Ich hatte eine Begegnung der dritten Art. Ich war in einem Apple Store. Keiner, wo man frisches, ungespritztes Fallobst von glücklichen Bauern aus Freilandhaltung kauft, sondern einer dieser Läden, in denen es teure Unterhaltungselektronik zu erwerben gibt, die inzwischen so dünn geworden ist, dass man sich zur Not auch damit rasieren kann. Grund meines Besuchs: Mein iPhone war kaputt, uh!

Mein iPhone, ja genau, dieses nicht ganz billige Telefon aus einer hell strahlenden Zukunft, das von winzigen Kinderhänden aus Einhornknochensplittern gefertigt wird, und biologisch ähnlich wunderbar abbaubar ist, wie ein Komposthaufen voller Plutonium, ging nach nicht mal einem Jahr Verwendung kaputt. Und nein, ich hab mich damit nicht rasiert! Genauer gesagt war es eine der Seitentasten, nämlich die zum Leiserschalten des Geräts, die nicht mehr wollte. Klar, die Jugend von heute kennt eh nur den Lautstärke-rauf-Knopf, der ist’s also wurscht. Doch ist selbige bei mir jetzt schon ein bisschen her, und auch wenn das letzte Motörhead-Konzert mein Gehör wahrscheinlich nachhaltig ruiniert hat, möchte ich den Ton hin und wieder auch ganz gerne mal runterdrehen, um genervte Blicke im Bus zu minimieren. Aber ging ja nicht mehr.

Drum also rein in den Laden - wenn man das noch so nennen kann -, dessen Errichtung länger gedauert hat, als das Hochziehen des Waldorf-Astoria ein paar Meter weiter, der so weitläufig ist wie der Kölner Dom, ähnlich religiös inspiriert anmutet, und in dem man eine Kasse tatsächlich vergeblich sucht. Hier einen Mitarbeiter zu finden, ist nicht nötig, man wird gefunden. Im Gegensatz zum Media Markt etwa, wo man schnell panisch aufschreien möchte, einfach um sicherzugehen, dass der Laden nicht schon geschlossen und menschenleer ist, beträgt im Apple Store die Mitarbeiterdichte etwa zehn Einheiten pro Quadratmeter. Und entsteht doch mal irgendwo ein Service-Vakuum, kann man sicher sein, dass gleich eine Tür aufgeht, aus der ein ganzes Bataillon neuer Angestellter, bewaffnet mit Touchscreen-bewehrten Hiebwaffen, herausstürmt. Sie sind überall! Die dem Apfel Untergebenen in den markanten blauen Shirts manifestieren sich, sobald man auch nur zehn Sekunden auf ein Produkt starrt. Also Augen geradeaus!

»Tschuldigung, wo kann ich hier was reklamieren?«, frage ich den erstbesten Mitarbeiter direkt nach dem Betreten des von penetrant lauter Autoscooter-Musik beschallten Elektroniktempels. Der Blaumann guckt mich erst mal an wie ein Bus. »WAS wollen Sie?!« Uh, Apple-Produkte gehen natürlich nicht kaputt, ich vergaß. Reklamation, welch frevelhaftes Fremdwort! Steinigt mich mit iPod Nanos! Möge ich in der Apfelhölle auf überhitzten iPads schmoren. Neuer Versuch also: »Mein iPhone ist ka-putt. Ich würde das gern re-kla-mie-ren.« Da endlich versteht er und führt mich freundlich und in gebrochenem Deutsch (Jetzt verstehe auch ich, bäm!) zum nächsten freien Mac, klickt ein bisschen rum und meint: »Der nächste freie Termin an der Genius Bar wäre zehn nach drei.« Bitte noch mal? Termin? Ich will keine Wurzelbehandlung, ich will mein scheiß Telefon reklamieren, verdammte Axt!

Dann noch mal klicke-di-klick ... »Geben Sie hier einfach Ihren Namen und Ihre Mail-Adresse ein.« Aha, die erste Prüfung steht mir bevor: Auf den Tasten des Apfels wird er wandeln. Glücklicherweise kenne ich die Tücken der Obstbedienung, denn wer versucht, das »@« einer Mail-Adresse wie auf dem PC einzugeben, scheitert unwillkürlich, beendet mit seiner Tastenkombination das Programm, und zieht Spott und Häme der versammelten Technologiesekte auf sich. Zum Glück bin ich Mitglied und bekomme das mit dem Termin hin. Die nächste Prüfung folgt: »Kommen Sie um fünf nach drei und sprechen Sie den Mann mit dem roten iPad an«, sagt der freundliche Angestellte und deutet mit dem Finger auf einen herumschauenden Mitarbeiter mit tatsächlich rot eingepacktem iPad. Oha, das müssen die Gralshüter sein, gibt es von denen hier höchstens drei oder so.

Pünktlich zum Termin finde ich besagten Reliquienhüter tatsächlich wieder und werde prompt zur nächsten Station geleitet: »Nehmen Sie bitte dort hinten am Tisch Platz. Gleich kommt jemand vorbei.« Gesagt, getan, sitzen meine Freundin und ich auf Barhockern an einem Tisch, als warteten wir aufs kühle Blonde. Umringt werden wir bereits von anderen Kunden und noch viel mehr Apfelshirtträgern, die zusammen kleine Gerätschaften anbeten. Kurz nach dem abgesprochenen Termin - Poff! - manifestiert sich eine freundlich strahlende Angestellte direkt neben uns und erkundigt sich nach dem Wehwehchen meines iPhones. Ich erkläre also den Sachverhalt, erwarte schon fast, dass sie gleich anfängt, das Gerät auseinanderzunehmen oder zumindest so was sagt wie »Tja, tut mir fürchterlich leid, aber das müssen wir jetzt einschicken« - die Hölle auf Erden eines jeden Kunden mit kaputtem Produkt und klare Herzinfarktursache. Doch stattdessen: »Da können wir leider nichts tun. Das muss ich Ihnen umtauschen.« Wie jetzt? Um-tau-schen?! Einfach so? Ohne dass ich entwürdigend die Hosen runterlasse? Ich schaue einigermaßen traurig aus der Wäsche und denke: Geil! Dann sind ja auch die alten Kratzer und Dellen des leider butterweichen Telefons weg.

Poff! - Weg ist sie, und - Poff! - schon wieder da. Dracula könnt’s nicht besser. Mit neuem iPhone. Die müssen die Dinger hier irgendwo gestapelt haben wie Goldbarren. Gott, die armen Einhörner! Zum Abschied - die Dame verkneift sich eine Träne - darf ich mein Altgerät noch mal zärtlich streicheln, bevor es in die Schachtel der Schande gelegt und abtransportiert wird. Zwei, drei Worte zur Neueinrichtung folgen noch, ein warmer Händedruck, und - Poff! - ist die kompetente Priesterin des metallenen Fallobsts auch wieder verschwunden. Donnerwetter! Meine Freundin und ich schauen uns kurz ungläubig an und beschließen: Bloß raus hier! Fünf weitere Minuten in diesem komischen Tempel, und wir kommen vermutlich nicht ohne einen Sack voll neuer MP3-Player, Computer, Tastaturen, Adapter für alle Gelegenheiten und jede Menge Design-Netzteile raus. Puh!

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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PhanThomas Re: Re: Re: Is ja beeindruckend, so´n Laden, -
Zitat: (Original von baesta am 01.07.2013 - 23:11 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 01.07.2013 - 13:38 Uhr)
Zitat: (Original von baesta am 28.06.2013 - 22:53 Uhr) wenigstens Deiner Beschreibung nach. Bei uns gibt´s so was nämlich nicht - und wenn, würde ich mich vielleicht gar nicht reingetrauen.
Dann doch lieber Appelmus......

Liebe Grüße
Bärbel

Hallo Bärbel,

das kann einen auch echt abschrecken, so voll wie's da drinnen ist. Und dann so viele Mitarbeiter in einem einzigen Laden. Na ja, aber waren alle durchweg sehr, sehr freundlich. Aber klar, die wollen ja quasi auch, dass ich irgendwann mal was Teures kaufe. ;-)

Liebe Grüße
Thomas


Bereits da hätten sie bei mir schlechte Karten. Wenn mir jemand was aufschwatzen will, schalten meine kleinen kleinen grauen Zellen einfach auf "stur". So war es auch beim Autokauf im vergangenen Jahr. Der Verkäufer ist bald verzweifelt, weil ich nicht das genommen habe, was er mir mit zuckersüßen Worten anpries.

Liebe Grüße
Bärbel

Hallo Bärbel,

hihi, ich kenn das. Ich schieße mich gedanklich auch immer auf ein "Nein" ein, es sei denn, das Produkt überzeugt mich schon von sich aus. Was leider allzu oft vorkommt. Ahem.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: Re: Is ja beeindruckend, so´n Laden, -
Zitat: (Original von PhanThomas am 01.07.2013 - 13:38 Uhr)
Zitat: (Original von baesta am 28.06.2013 - 22:53 Uhr) wenigstens Deiner Beschreibung nach. Bei uns gibt´s so was nämlich nicht - und wenn, würde ich mich vielleicht gar nicht reingetrauen.
Dann doch lieber Appelmus......

Liebe Grüße
Bärbel

Hallo Bärbel,

das kann einen auch echt abschrecken, so voll wie's da drinnen ist. Und dann so viele Mitarbeiter in einem einzigen Laden. Na ja, aber waren alle durchweg sehr, sehr freundlich. Aber klar, die wollen ja quasi auch, dass ich irgendwann mal was Teures kaufe. ;-)

Liebe Grüße
Thomas


Bereits da hätten sie bei mir schlechte Karten. Wenn mir jemand was aufschwatzen will, schalten meine kleinen kleinen grauen Zellen einfach auf "stur". So war es auch beim Autokauf im vergangenen Jahr. Der Verkäufer ist bald verzweifelt, weil ich nicht das genommen habe, was er mir mit zuckersüßen Worten anpries.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Is ja beeindruckend, so´n Laden, -
Zitat: (Original von baesta am 28.06.2013 - 22:53 Uhr) wenigstens Deiner Beschreibung nach. Bei uns gibt´s so was nämlich nicht - und wenn, würde ich mich vielleicht gar nicht reingetrauen.
Dann doch lieber Appelmus......

Liebe Grüße
Bärbel

Hallo Bärbel,

das kann einen auch echt abschrecken, so voll wie's da drinnen ist. Und dann so viele Mitarbeiter in einem einzigen Laden. Na ja, aber waren alle durchweg sehr, sehr freundlich. Aber klar, die wollen ja quasi auch, dass ich irgendwann mal was Teures kaufe. ;-)

Liebe Grüße
Thomas
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baesta Is ja beeindruckend, so´n Laden, - wenigstens Deiner Beschreibung nach. Bei uns gibt´s so was nämlich nicht - und wenn, würde ich mich vielleicht gar nicht reingetrauen.
Dann doch lieber Appelmus......

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Habe ivh mal wieder ... -
Zitat: (Original von MarieLue am 23.06.2013 - 17:28 Uhr) ... gerne gelesen!

Herzliche Grüße
Marie Lue

Hallo Marie Lue,

abermals vielen Dank! :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
MarieLue Habe ivh mal wieder ... - ... gerne gelesen!

Herzliche Grüße
Marie Lue
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Ich habe kein Ei -
Zitat: (Original von MarionG am 22.06.2013 - 21:59 Uhr) weder einen Pott, noch ein Pet, noch ein Fon.
Aber ein Smartphone habe ich - das funktioniert aber noch einwandfrei, zumindest für meine Bedürfnisse.
Jaja, die Technik. da ist jede Reparatur zu teuer, lieber gleich ein neues. Und so lebt sie - die Wegwerfgesellschaft. Der Müllberg wird immer größer - aber Hauptsache, man hat immer das neueste Phone.
Amüsanter Text.
Liebe Grüße
Marion

Hallo Marion,

ich nehm schon an, dass mein kaputtes Exemplar jetzt repariert und dann entsprechend günstiger wieder angeboten wird (Dafür gibt's online einen eigenen Store.). Also ganz weggeschmissen wird's sicher nicht. Es ist aber eben auch sehr löblich, wenn ein Hersteller mir gleich ein neues Gerät gibt, statt das alte erst mal zu reparieren. Gerade bei Mobiltelefonen, weil's ohne ja dann doch ein bisschen blöd ist.

Das mit den Müllbergen ist aber wirklich 'ne riesige Katastrophe, da geb ich dir recht. Und es trifft immer die Ärmsten auf der Welt. Denn wir stapeln den Müll natürlich nicht vor unserer Tür, nee, der kommt schön nach Afrika.

Liebe Grüße & danke schön
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Ich habe kein Ei - weder einen Pott, noch ein Pet, noch ein Fon.
Aber ein Smartphone habe ich - das funktioniert aber noch einwandfrei, zumindest für meine Bedürfnisse.
Jaja, die Technik. da ist jede Reparatur zu teuer, lieber gleich ein neues. Und so lebt sie - die Wegwerfgesellschaft. Der Müllberg wird immer größer - aber Hauptsache, man hat immer das neueste Phone.
Amüsanter Text.
Liebe Grüße
Marion
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PhanThomas Re: -
Zitat: (Original von ViktorL am 18.06.2013 - 21:53 Uhr) Scheinbar hab ich Dich etwas spät entdeckt - aber es gibt sicher einiges zum Nachlesen für mich.

Bin erstaunt, dass das so mehr oder weniger klaglos funktioniert hat!

Deine Wortwahl ist echt ein Genuss!

Lieben Gruß
Viktor

Hallo Viktor,

och, das macht doch nichts. Ich bin schon ein paar Jährchen hier. Da kann man mich schon mal spät entdecken, hihi. Danke schön auf jeden Fall. Das freut das Autorenherz. :-)

Liebe Grüße
Thomas

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PhanThomas Re: -
Zitat: (Original von monalisa592107 am 17.06.2013 - 15:31 Uhr) gunda hat es schon auf den punkt gebracht schließ mich ihr an lg monika

Hallo Monika,

dann sage ich doch mal vielen Dank fürs Lesen! :-)

Liebe Grüße
Thomas
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