Beschreibung
Ein Traum von einer Stadt, hoch über dem Meer...
Ein Traum
Siehst du diese Stadt hoch über dem Meer? Auf den Klippen dort drüben? Bist du schon einmal dagewesen? Gelaufen durch die Straßen jener Stadt, erkundet die Schatten der verwinkelten Gassen? Gesehen den Bahnhof unter den fahlen Laternen? Gespürt den Regen wie er sich über dieser Stadt ergießt, täglich und unermüdlich? Gewartet auf die Menschen die nie erscheinen? Geschmeckt die so seltsame Luft, salzig von der Meeresbrise und doch wie überall sonst?
Ich denke du warst dort, vielleicht genauso oft wie ich. Dann kennst du auch den verlassenen Spielplatz im Hinterhof und die verwitterte Statue aus einer anderen Zeit. Auch der plötzlich einsetzende Nebel ist dir vertraut, immer dann wenn du den Spuren der Zeit folgst, weiter und tiefer als zuvor. Ertrinken, das ist es was passiert du ertrinkst im weißgrauen Nichts, zusammen mit der Stadt. Aber gerade wie du dich schon verloren glaubst, klärt sich langsam das Blickfeld, du erhascht Blicke auf vertraute Straßenzüge und gehst langsam weiter, immer weiter dem Gefühl nach. Diesem Gefühl, dass am Ende etwas auf dich wartet, die Antwort vielleicht. Du läufst, wirst schneller, rennst bis zur Brücke und der Nebelschleier zerreißt vollends, gibt den Blick frei auf eine Stadt voller Farben, Licht und Leben. Du verharrst kurz, starrst hinüber, siehst wie die Sonne durch die Wolken bricht, die Stadt in ein goldenes Bad taucht. Langsam formt sich ein Lächeln auf deinem Gesicht, deine Schritte werden federleicht, schneller und schneller. Doch kurz vor dem Brückenende blickst du zurück.
Du fragst dich, wo ist das Meer geblieben? Die rauen, windumtosten Klippen? Der salzige Geschmack der Luft? Der allgegenwärtige Regen? All die Schatten und Erinnerungen der Vergangenheit? Alles was du siehst ist eine graue Wand aus kaltem, hartem Stein, nichts verbleibt außer dieser grauen erdrückenden Masse.
Ich drehe mich um, zur Sonne, zum Licht, will den letzten Schritt tun und kann es nicht. Ich vergesse warum ich dort stehe, wie ich dahin kam und am Ende bleibt mir nichts, nur Leere.
Hast du je die Brücke überquert? Ist es dort so schön wie es scheint? Oder nur eine Illusion wie so vieles andere hier? Ich habe den letzten Schritt nie geschafft, obwohl ich Nacht für Nacht dorthin zurückkehre. Ich denke du weißt genauso gut wie ich warum ich verharre, festgefroren von diesem letzten Blick zurück. Ich weiß, dass du mich verstehst, du warst ja selber an diesem Ort, unzählige Male.