Kurzgeschichte
Der Pavillon am Meer

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"Der Pavillon am Meer"
Veröffentlicht am 17. Juni 2013, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Der Pavillon am Meer

Der Pavillon am Meer

Einleitung

Ein alter Pavillon, ein Abend und eine Person, die aufs Meer hinausschaut.

Der Pavillon am Meer

 

Hey, was hast du heute so gemacht? Du warst sicher viel beschäftigt oder? Man hört ja nie was von dir. Wie geht es dir so? Alles wie immer?

Hm…
 

Ich bin wieder hier, an unserem Ort am Meer. Vermisst du ihn? Den alten, abgelegenen Pavillon am vergessenen Strand? Die Aussicht auf den Ozean, wie er sich bis zum Horizont erstreckt? Das leise Rauschen jeder Welle und die Schreie der Möwen? Den blaugrauen Himmel kurz bevor es regnet? Den kühlen Beton der Sitzbänke und den Rost des Geländers? Er ist immer noch so wie damals als du ihn zum letzten Mal verlassen hast.

Weißt du noch wie wir früher hier saßen? Den halben Tag oder länger, ohne all die Hast und Eile des Alltags? Einfach nur hier und dem Meer zugehört, wie es anbrandet, Welle an Welle an Welle.

Weißt du noch welches Blau die See hier hat?

Wahrscheinlich nicht, es ist ja nun wirklich schon lange her. Ich weiß selber nicht mehr wie lang.

Schon traurig, dass ich immer noch jede Nacht hierher komme und warte….

Worauf?

Hm…
 

Seit du weg bist hat sich hier vieles geändert und dennoch ist alles gleich geblieben

Das Wetter schlecht wie immer und die Leute in Eile und Stress wie immer. Nichts Neues hier, es ist so als ob die Zeit hier stillsteht, aber wenn du dich umdrehst merkst du dass die Tage, Wochen, Monate und Jahre sich einfach davonschleichen, leise und unmerklich. Man fragt sich erst wo sie geblieben ist, wenn es schon zu spät ist. Wie viel Jahre ist es nun schon her? 5, 6 oder 7?

Manchmal wünschte ich, ich wäre mit dir gegangen, dann würde ich nicht hier warten müssen, jeden Tag. Erinnerst du dich noch an jene Nacht? Das letzte Mal als wir uns hier trafen? Die salzige Brise vom Meer und den sternenklaren Himmel?

Hätte es etwas geändert wenn ich dir damals eine Antwort gegeben hätte? Oder wäre alles gleich geblieben? Was blieb ist ein Versprechen, eines was ich halten muss.

 

In welchen Sternenhimmel schaust du auf? Kann man bei dir die Sterne so gut sehen wie hier? Sag, wie geht es dir da drüben, am anderen Ende dieses Ozeans? Scheint dort heute die Sonne oder regnet es? Kannst du das Meer sehen, oder wohnst du mittlerweile woanders? Bedeutet dir dieses Meer noch was?

 

Fragen über Fragen, die ich dir hier stelle jeden Abend, leider kann das Meer mir nicht antworten, es rauscht bloß leise, entschuldigend. Aber übers Meer kommen keine Nachrichten, wie immer. Weißt du wie es ist täglich enttäuscht zu werden? Über die Jahre hab ich mich daran gewöhnt, aber trotzdem schmerzt es jede Nacht zu diesem leeren Pavillon zurückzukehren. Alles nur wegen eines lange vergessenen Versprechens, eines Versprechens auf eine Antwort auf die einfachste und doch schwerste Frage der Welt.

Es ist erstaunlich wie lange Worte dir erhalten bleiben, wenn der Rest schon verschwimmt und sich verflüchtigt.


Weißt du wie es ist eine Person zu vergessen? Es fängt langsam an, unbemerkt verschwinden die ersten Details, der Klang eines Lachens heute, morgen das Funkeln in den Augen, bis letztendlich nur noch Schatten bleiben. Schemen, Schlieren und trübe Erinnerungen aus einem vergangenen Leben in dem du da warst. Das ist es was übrigbleibt nach all der Zeit. Selbst wenn man verzweifelt versucht festzuhalten was bleibt, ist man letztendlich verdammt dazu hilflos zu sein. Mir bleiben bloß die Worte jener Nacht, also komme ich hierher und warte.

Ich frage mich, weißt du noch wie ich aussehe oder sind wir schon Fremde geworden, die an der Straße aneinander vorbeilaufen würden? Würdest du mich erkennen, wenn ich nicht hier wäre, an unserem Ort?

Schwer zu sagen was deine Antwort wäre, vielleicht ist es besser einfach nicht danach zu fragen, sich zu klammern an die Idee, dass du dich erinnerst, wie ein Ertrinkender an das Treibholz mitten im Meer.

 

Es fängt hier schon wieder an zu regnen…

Hörst du es? Dieses Orchester von Regen und Meer?

Vielleicht hörst du diese Melodie auch, ich denke du würdest es zu schätzen wissen dieses Lied zu hören, unser Lied zu hören.

Ich hab dir ein Bier mitgebracht, wie immer, aber es sieht wohl so aus als ob du es auch heute nicht mehr schaffst, kein Problem, ich trink einfach für dich mit. Wir hören uns morgen, wenn ich wieder hier bin und auf deine Mailbox rede, in der Hoffnung, dass du eines Tages zurückkommst, sie hörst, verstehst und hierher kommst, wo ich warte.

Auf dich, wie immer.

 

 

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