Fantasy & Horror
Die Niederlassung und Folgen IX. X. XI.

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"Die Niederlassung und Folgen IX. X. XI."
Veröffentlicht am 15. Juni 2013, 10 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Die Niederlassung und Folgen IX. X. XI.

Die Niederlassung und Folgen IX. X. XI.

Die Flucht, der Weg und das Tal

 

Flucht

 

Wie zu erwarten hatten wir keine Ruhe vor dem großen Stamm und ihren Männern, von denen unsere neuen Frauen stammten. Sie überwanden unsere Barrieren. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, wann sie die blockierte Schlucht umgehen konnten. Krixl wusste und ahnte es. Sie nahmen einen Umweg, um unsere herabgerollten Steine zu umgehen. Für uns war damit auch der Zugang zum großen Fluss blockiert, ein wichtiger Pfad. Somit war die Quelle zum Fischen versiegt. Zwar hatten wir die Eindringlinge zurückgehalten, aber nur kurzzeitig und vorübergehend. Das war ein unerträglicher Zustand.

Wir waren unterdessen nicht untätig gewesen. Der neue Häuptling, Krixl, warnte meine Leute und redete ihnen nimmermüde ins Gewissen, sich darauf vorzubereiten, ihre gewohnte, geliebte Höhle und Umgebung eines Tages zu verlassen. Dies war jedoch für sie unvorstellbar. Warum? Weil sie schon immer hier lebten, ihre Vorfahren, ihre Vor-Vorfahren. Wenn es schon sein sollte, mit welchem Land und unter welchen Bedingungen sollten sie ihre gewohnte Heimat eintauschen? Dies würde einem blinden Vortasten und Vordringen in eine dunkle unendliche Höhle gleichkommen, dem sie keiner freiwillig stellen will. Nur Krixl war sich darüber im klaren, dass es einmal so kommen würde

So hielt er sie zumindest dazu an, Vorräte anzulegen: Pilze, die man trocknen, Beeren, die man einlegen und Fleisch, das man räuchern und aufhängen konnte, und zwar soviel wie sie nur zusammenbrachten. Sie würden viel brauchen für die lange, ungewisse Reise, die eines Tages beginnen musste, dessen war er sich sicher, schließlich würde der Feind doch einmal kommen. Die Konsequenzen würden eben die sein, das Land verlassen zu müssen. Dies war eine Vorstellung, die für seine Leute schrecklich war. Es war aber unvermeidlich.

 

Leider bewahrheiteten sich seine Ahnung rascher als ihm lieb sein konnte. Späher kündeten eines Tages das Nahen des fremden Stammes mit dem großen Hünen an. Sie selbst kannten die Umgebung weitaus besser als die Eindringlinge, versteckten sich geschickt und unsichtbar, um jene zu irritieren mit aus dem Hinterhalt erfolgenden Anschlägen. Das kam Mückenstiche gleich. Es wurde schnell absehbar, dass dieser Zustand nicht andauern konnte, schließlich waren die anderen in einer überwältigenden Mehrzahl. Wie eine nimmerverendende Quelle strömten unentwegt neue Stoßtrupps in ihr Gebiet. So wurde es Zeit.

Die Männer verstanden nun auf einmal auch das emsige Horten von Nahrungsmitteln. So sich in einer viele Wochen dauernden Sicherheit wiegen könnend, was wenigstens das Essen anbelangte, entschlossen sie sich, ihre bisherige Bleibe zu verlassen. Eines Morgens brachen sie auf. Allesamt. Frauen, Männer, die Frischlinge, wie sie die Neugeborenen nannten, die sie auf ihre Rücken banden wie die Säcke mit Proviant, Wegverzehr und Vorrat.

Als sie aufbrachen, hatte es schon seit vierzehn Tagen geregnet. Überall herrschte Nässe und Schlamm bis zu den Knöcheln eines Mannes hoch. Das Wasser, das vom Berg, in ihre Höhle sich befand, unaufhaltsam rann, hatte davor eine riesige Lache gebildet. Es war absehbar, bis dieses auch bis ins Höhleninnere vordringen würde. Insofern konnten sie etwas leichteren Herzens diese Bleibe ver- und zurücklassen. Man glaube jedoch nicht, dass es ihnen leichtfiel. Was schon immer, seit Menschengedenken Mittelpunkt des Menschen war, konnte man nicht länger leichten Schulters aufgeben. Die Rucksäcke, die Tragebahren, die Gepäcksstücke waren jedoch bereit und so setzte sich ein Tross von traurigen, bangen und hoffnungsvollen Wesen in Bewegung – in Richtung wo auch immer hin. Die leichteste Route, die jeweilige Beschaffenheit des Landstriches würde ihres Pfad bestimmen und was hinter dem nächsten Berg oder Horizont sich befand, wusste keiner. Aber sie mussten los.

 

Auf dem Weg

 

Es war beschwerlich: Berg auf Berg, Hügel nach Hügel, Fluss auf Fluss, Trocken- auf Feuchtgebiet, Wiesengrund auf endlose Ebene wurden wir ansichtig und durch- und überquerten wir.

Die Bahren, die wir hinter uns herzogen, waren schwer mit unseren Habseligkeiten bewehrt. Einige Male blieben wir mit ihnen im morastigen Sumpf stecken oder in wasserdurchtränkten Feldern und Wiesen. Ein anderer Mal hätten wir unsere Bahren am liebsten stehen- und liegengelassen, wenn die Sonne nicht aufhören wollte zu scheinen und sich keine Wolken erbarmten, diese zu bedecken. Dann sehnten wir uns nach Regen, so wie wir ihn verdammten, wenn er wiederum nicht aufhören wollte, Nässe auf die Erde zu schütten.

Auch hatten wir mit den wildesten, unbekannten Tieren zu kämpfen. Manche waren zwar gefährlich, wie die, die uns ähnlich sahen, Affen nannten wir sie, wenn sie in Scharen um uns herumlungernden und versuchten, das ein oder andere Essbare zu stibitzen. Auch konnte es gefährlich werden, wenn wir einer Herde von Büffeln unvermutet auf ihren Routen im Weg standen. Vor den ganz gefährlichen Raubtieren fürchteten wir uns nicht, wenn wir in Gemeinschaft waren. Vor allem vorm Feuer hatten diese Angst, welches wir gut beherrschen konnten mittlerweile.

Mit welchen Gefahren und Unwägbarkeiten also die Flucht begleitet war, würde längere Zeit in Anspruch nehmen, geschildert zu werden. Es genügt zu erwähnen, das wir den Verlust von zwei Frischlingen, einer Frau und einem Mann zu beklagen hatten, die Opfer von wilden Tieren, schlechtem Wasser, Unternährung oder körperlicher Überbeanspruchung wurden. Entscheidend war doch, dass wir in ein Land, ein riesiges Tal gelangten.

 

Das Tal

 

Eines Tages standen Brüllixsohn und ich auf einem hohen Felsen. Wir waren unserem Tross vorangegangen, spähen nannten wir das, auszukundschaften, wie am besten die ganze Meute vorankommen könnte.

Brüllixsohn deutete erregt, als wir am höchsten Punkt standen, nach abscheulichen Vögeln, die unbeirrt über einen fixierten Punkt unterhalb ihre Kreise flogen.

Er bewegte dazu aufgeregt seinen Bogen, hin- und herschunkelnd, weil er wohl von Jagdfieber geschüttelt war, oder was? Nein, krank war er nicht, es war erstaunlich logisch und vernünftig, was er da behauptete.

Wullix stieß die Vermutung aus: Wo diese waren, die totes Getier verzehrte, mussten viele Tiere sein. Tiere waren Nahrung.

Ich war über Brüllixsohn Schlussfolgerung erstaunt, sie erschien mir richtig, ich wäre nicht darauf gekommen. Meixis war eben ein Jäger.

 

Es schien und erwies sich schließlich auch als richtig, dorthin den Fuß zu wenden. Alles sprach dafür, dass es sich um ein fruchtbares, wildgesegnetes Territorium handeln könnte, was sich schließlich auch bewahrheitete.

Brüllixsohn und ich kundschafteten auch hier diesen Ort zunächst aus. Was wäre schließlich, wenn bereits dort andere Stämme hausten? Wir mussten vorsichtig herangehen, doch jegliche Sorgfalt und Umsicht war überflüssig gewesen.

Wir seufzten immer tiefer und freudiger aus. Ja, ja, es war unbewohntes Gebiet. Wir gerieten mit jedem Schritt an Erkundung in einen immer stärkeren Glücksgefühlszustand.

Sogar ein paar Quellen sprudelten aus den Steinen – so war für Frischwasser gesorgt. Höhlen enthielten auch die Berge und Steinhügel – so war für Behausungen gesorgt. Wald und kleinere Bäche – so war für Schutz, Jagd- und Sammelgebiet gesorgt. Die umfriedenden Berge sorgten für wünschenswerte Schutz und Abgeschlossenheit – niemand würde eindringen können, ohne von uns bemerkt zu werden, da wir an den zwei Eingängen des Tales Behausungen und starke Männer ansiedeln würden.

 

Als wir diesen verheißungsvollen Ort erreicht und gefunden hatten, der unseren Vorstellungen entsprach, gelangten wir an dem Punkt, an dem wir uns sagen mussten: das ist der Ort, wofür wir alle Strapazen, alle Hoffnungslosigkeit, alles Liebgewordene und Gewohnte zurückgelassen haben. Umkehr war nun ausgeschlossen und neue Zuversicht besiegelt. Zwar erwogen einige unserer Leute sogar, wieder zurückzukehren, woher wir herkamen, weil sie Sehnsucht nach unserer wohlausgebauten Höhle hatten, die ihnen auf dem offenen Feld und unbekannten Lagern so sehr fehlte. Aber was würden das bedeuten? War es nicht so, dass wir damit rechnen würden, dass der Feind erneut kam? Nein, einen Weg zurück gab es nicht mehr. Vor uns lag ein Berg von Arbeit, das wohl. Aber wir mussten uns ihm stellen, woran kein Weg vorbeiführte. Wir mussten uns einer neuen Situation, neuem Land, neuen Umständen, kurzum einem völlig neuem Leben stellen. Dieses Tal in einem Kreis von großen Bergen sollte es sein!

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