Kapitel 7
Als Daray aus dem Bad kam hielt er seine nasse Kleidung in der Hand. Nur seinen Hut, den hatte er immer noch nicht abgelegt, obwohl ein wenig Wasser von der Krempe auf den Teppichboden tropfte.
„Leg sie einfach in die Badewanne“, wies Mira ihn an, „Ich werde mich darum kümmern.“
„Nein, lass nur. Ich werde sie wieder mitnehmen und mich selber darum kümmern.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Wie auch immer. Magst du den Hut nicht auch abnehmen?“
Vorsichtig streckte sie die Hand danach aus, doch er schlug sie weg.
„Lass das! Versuch das bloß nicht noch einmal, hörst du? Ich mag das nicht.“
Mira schluckte. Was hatte es damit bloß auf sich?
„Vielleicht erzähle ich es irgendwann. Mal sehen. Aber nun, Mira, muss ich mit dir sprechen. Es geht um den Schlüssel, den du verloren hast, wie versprochen.“ Er verschränkte die Arme.
Sie nickte.
„Pass auf, erst einmal, was ich damit zu tun habe: Mace wollte, dass ich auf dich und den Schlüssel aufpasse. Er ist ein guter Freund und ich schulde ihm noch einen Gefallen. Mace hat dir diesen Schlüssel gegeben. Dort stand eingraviert „Pandora“. Kannst du mit diesem Namen etwas anfangen?“
„Nein.“
„Nicht? Okay. Sagt dir die Büchse der Pandora etwas?“
„Nein.“
„Die meisten die ich kenne, sagt das etwas, aber okay. In der griechischen Mythologie war sie eine Gabe Zeus´ an Pandora. Ich gehe darauf nicht näher ein, da ich zu weit ausholen müsste. Jedenfalls… Wenn die Büchse geöffnet wird, so passiert etwas. Laut Mythologie folgen plagen, doch keiner von uns ist sich sicher.“
„Uns?“
Schweigen. „Ja. Desto weniger du über uns weißt, desto besser.“
„Okay. Verstanden.“
„Nun… Angeblich wurde die Büchse damals bereits geöffnet. Scheinbar hat man das Problem in den Griff bekommen. Oder aber es war nicht die Echte. Zweiteres würde bedeuten, dass die Büchse immer noch irgendwo versteckt ist. Womöglich gefährlich. Vielleicht unbewacht.“
„Und was habt ihr damit zu tun? Und vor allem ich?“
„Wir haben den Schlüssel für das Schloss der Büchse bewacht. Genau genommen Mace. Und wir haben ihn, als Wächter, beschützt. Und zwar vor genau den Leuten, die dir vorhin den Schlüssel abgeknöpft haben.“ Er rieb sich den Nacken und atmete tief durch. „Wir haben diesen Schlüssel seit über 2000 Jahren bewacht. Beziehungsweise die, die vor uns waren. Aber jetzt…“ Er senkt den Kopf und fasst sich an die Stirn. „Haben sie den Schlüssel. Jetzt müssen sie noch die Büchse finden. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was passiert, wenn sie sie schon haben und nur noch den Schlüssel gebraucht haben.“
Daray klingt verzweifelt. Was sollte sie nun sagen? Sie war diejenige, die sich den Schlüssel hatte stehlen lassen! Von ihr wollte er vermutlich am allerwenigsten etwas hören. Und die Frage, was es ihnen überhaupt brachte, wenn sie die Büchse öffneten, war im Moment wohl auch nicht angebracht.
„Schon mal daran gedacht, dass sie vielleicht Geld mit erpressung verdienen wollen. Was wärst du bereit zu zahlen, damit etwas, von dem du nicht sicher bist, ob es dir etwas tut, es aber möglich sein könnte, nicht geöffnet wird? Ich denke, die meisten wären bereit, jede Bedrohung aus ihrem Leben schaffen, die sich auftut. Vor allem, wenn sie genug Geld dazu haben. Nur wird auch das nur ihre Lebensspanne verlängern, irgendwann haben die Erpresser alles Geld. Und dann..?“