Romane & Erzählungen
"Beautiful"

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""Beautiful""
Veröffentlicht am 15. Juni 2013, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Heilpraktikerin, Autorin, Mutter, Großmutter, Hunde- und Katzenmama Am liebsten fröhlich, ohne den Ernst außer Acht zu lassen. Mehr findet Ihr auf meiner Homepage: http://nachtfluege.de
"Beautiful"

"Beautiful"

Beschreibung

Magersucht - Gestörte Sichtweisen

 

 

 

 

"Beautiful"

 

Flora von Bistram

 

 

 

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Ganz still, in sich gekehrt, saß Erika inmitten dem auf-und abschwellenden Gelächter, Geschnatter, Flüstern der sie Umgebenden vor ihrem Teller.

Bedrohlich schwieg dieser sie an, richtete die Erbsenaugen auf sie, ein Möhrenfinger drohte ihr und im Spiegel des Tellerrandes sah sie sich selbst verzerrt, fett, aufgedunsen, monströs -  in der ihr eigenen verschobenen Sichtweise- und wusste sofort, sie würde wieder nicht essen können, sie würde wieder sich anhören müssen:

 „Du bist nicht dick, du wirst sterben, wenn du nicht isst.“ Was wussten die denn schon?

Marion, die ihr immer wieder gehässig ein „fette Kuh“ zuflüsterte und dann grausam schrill lachte, in das ohrenbetäubend ihre Busenfreundinnen einfielen, diese Marion machte ihr das Leben zur Hölle, war sie doch gertenschlank und wunderschön.


 

Erika bewegte die Hand auf die Gabel zu, weil ihr die besorgten Blicke der Therapeuten, die überall immer auftauchten, dieses suggerierten. Schwer war die Gabel, aus Blei sicherlich. Was die sich doch für Schikanen ausdachten, um ihr das Leben zur Hölle zu machen. Ein winziges Stückchen Kartoffel lag nun in Sichtweite, nun direkt vor ihrem Mund … ein Schauer durchfuhr sie, sie bekam keine Luft, sie würde an dem Stückchen sicher ersticken.

Ein Hustenanfall schlug ihr die so mühsam hochgehobene Gabel aus der Hand oder war es Marion, die eben in diesem Moment dicht an ihr vorbei gegangen war? Egal, sie wollte auch gar nicht essen, was ihr da auf dem Teller so bräunlich entgegenwaberte, auch wenn es hundert Mal hieß, dass Fleisch ihr neue Kräfte geben würde. Sie war doch stark, sie konnte sich doch dem Essen verweigern, sie würde standhalten, denn sie wollte nicht fett sein.

 

 

Da war sie schon, Anke, die Psychologiestudentin, die immer wieder mit  Erika redete, über Ängste, über Familie, die sie ab und zu in den Arm nahm, was ihr eklig war, denn Berührungen waren immer eklig und schmerzhaft, ein ganz winziges Erinnern flammte immer mal wieder auf.

Ankes Blick ruhte voller Sorge auf dem zusammen gefallenen, nun in schmerzhaftem Husten sich krümmenden Körper dieses jungen Mädchens, deren Knochen spitz unter mehreren Schichten der Bekleidung  hervorstachen, deren leerer Blick aus den in tiefen Höhlen liegenden schwarz umschatteten Augen keine realen Bilder mehr von sich selbst projizieren konnten.

Sie nickte ihrem Kollegen Frank zu, der gleich hinzu eilte, um mit dem kleinen „Püster“ dem jungen Mädchen wenigstens den Hustenanfall zu stoppen und ihr zum Atmen zu verhelfen, als Erika auch schon bewusstlos wurde.

 

 

Ein Anruf… der Krankenwagen …

„BMI 15, höchste Zeit für eine künstliche Ernährung!“

Und Erika lag auf ihrem Bett, die Augen ins Nirgendwo gerichtet, lächelnd, doch das Lächeln war leer, abgebrochen, nicht wieder aufnehmbar…

 

…und aus dem Kopfhörer 

klang leise

Beautiful

 von Christina Aquilera.

 

 

 

 

 

Die Sichtweisen der Erkrankten sind so verschoben, dass sie keinen Zugang zu der Sicht der Anderen finden und das kann tödlich enden.

 

 

 

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Hörbuch

Über den Autor

flovonbistram
Heilpraktikerin, Autorin, Mutter, Großmutter, Hunde- und Katzenmama

Am liebsten fröhlich, ohne den Ernst außer Acht zu lassen.

Mehr findet Ihr auf meiner Homepage:

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flovonbistram Re: Deine Geschichte -
Zitat: (Original von MerleSchreiber am 15.06.2013 - 17:57 Uhr) gibt einen realen Einblick in die, für Gesunde nicht nachvollziehbare Selbst-Wahrnehmung der Erkrankten. Ich kannte ein Mädchen, 17 Jahre, so extrem betroffen, dass selbst die Monatsblutung ausblieb. Vielfach nicht bekannt ist die Gefahr von bleibenden Schäden innerer Organe (in Extremfällen) Das Mädchen wurde übrigens nach vielen, vielen Therapien wieder gesund.

Liebe Flo, gut, dass du dieses Thema aufgegriffen hast und vor allen WIE!
Schöne Wochenendgrüße
Merle



Danke Merle,

gerade bei den sehr stark Magersüchtigen sind die organischen Veränderungen gravierend.
Ausbleiben der Regel bis hin zur endgültigen Sterilität...

Auch Dir ein schönes und frohes Wochenende
LG Flo
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Deine Geschichte - gibt einen realen Einblick in die, für Gesunde nicht nachvollziehbare Selbst-Wahrnehmung der Erkrankten. Ich kannte ein Mädchen, 17 Jahre, so extrem betroffen, dass selbst die Monatsblutung ausblieb. Vielfach nicht bekannt ist die Gefahr von bleibenden Schäden innerer Organe (in Extremfällen) Das Mädchen wurde übrigens nach vielen, vielen Therapien wieder gesund.

Liebe Flo, gut, dass du dieses Thema aufgegriffen hast und vor allen WIE!
Schöne Wochenendgrüße
Merle
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: Re: Das sollte kein Tabuthema sein. -
Zitat: (Original von flovonbistram am 15.06.2013 - 17:07 Uhr)
Zitat: (Original von baesta am 15.06.2013 - 17:02 Uhr) Gottlob bin ich in meinem Leben noch nie derartigen Menschen begegnet, aber wie Du es beschreibst, findet man auch keinen Zugang zu ihnen, sicher ist da auch Authismus im Spiel und es bedarf besonderer Menschen, die ihnen wieder das Gefühl geben, sich selbst lieben zu können, wie man ist und nicht irgendwelchen Idolen hinterherzulaufen.

Liebe Grüße
Bärbel


Liebe Bärbel, danke für den Kommentar..

Nun, die Magersucht gehört zu den psychisch-seelischen Störungen, während Autismus eine unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns beinhaltet.

Ich empfinde es immer als besonders schwer, wenn man Menschen nicht erreicht, egal, wie gut man es mit ihnen meint.

Liebe Grüße
Flo



Geht mir genau so. Früher habe ich mir den Kopf zermartert, wie man solche Menschen erreichen kann. Jetzt akzeptiere ich sie einfach, wie sie sind und manchmal geschieht doch ein Wunder.
Vor langer Zeit - Antworten
flovonbistram Re: Das sollte kein Tabuthema sein. -
Zitat: (Original von baesta am 15.06.2013 - 17:02 Uhr) Gottlob bin ich in meinem Leben noch nie derartigen Menschen begegnet, aber wie Du es beschreibst, findet man auch keinen Zugang zu ihnen, sicher ist da auch Authismus im Spiel und es bedarf besonderer Menschen, die ihnen wieder das Gefühl geben, sich selbst lieben zu können, wie man ist und nicht irgendwelchen Idolen hinterherzulaufen.

Liebe Grüße
Bärbel


Liebe Bärbel, danke für den Kommentar..

Nun, die Magersucht gehört zu den psychisch-seelischen Störungen, während Autismus eine unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns beinhaltet.

Ich empfinde es immer als besonders schwer, wenn man Menschen nicht erreicht, egal, wie gut man es mit ihnen meint.

Liebe Grüße
Flo
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Das sollte kein Tabuthema sein. - Gottlob bin ich in meinem Leben noch nie derartigen Menschen begegnet, aber wie Du es beschreibst, findet man auch keinen Zugang zu ihnen, sicher ist da auch Authismus im Spiel und es bedarf besonderer Menschen, die ihnen wieder das Gefühl geben, sich selbst lieben zu können, wie man ist und nicht irgendwelchen Idolen hinterherzulaufen.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Re: Re: Aufrührend ... -
Zitat: (Original von flovonbistram am 15.06.2013 - 11:01 Uhr)
Zitat: (Original von KatharinaK am 15.06.2013 - 10:58 Uhr) .... eindringlich geschrieben, liebe Flo, Sucht ist die Suche nach einem Bild von sich, dem zu entsprechen nicht erstrebenswert ist. Da ist dann das Suchtmittel ohne Belang. Und die Folgen können dramatisch sein, auch für die umgebenden Menschen.

Sehr gerne gelesen,

Katharina


Das freut mich, Katharina.
Ja, auch die Umgebung, Familie und Freunde sind absolut Betroffene
Liebe Grüße
Flo


Das Thema Co-Abhängigkeit war eine Zeit lang meines.

Gottlob überstanden,

Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
flovonbistram Re: Aufrührend ... -
Zitat: (Original von KatharinaK am 15.06.2013 - 10:58 Uhr) .... eindringlich geschrieben, liebe Flo, Sucht ist die Suche nach einem Bild von sich, dem zu entsprechen nicht erstrebenswert ist. Da ist dann das Suchtmittel ohne Belang. Und die Folgen können dramatisch sein, auch für die umgebenden Menschen.

Sehr gerne gelesen,

Katharina


Das freut mich, Katharina.
Ja, auch die Umgebung, Familie und Freunde sind absolut Betroffene
Liebe Grüße
Flo
Vor langer Zeit - Antworten
flovonbistram Re: -
Zitat: (Original von Belinda am 15.06.2013 - 10:51 Uhr) Tolles Thema, wunderschön geschrieben!

Lieben Gruß
Belinda



Danke Belinda
Grüße von Flo
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Aufrührend ... - .... eindringlich geschrieben, liebe Flo, Sucht ist die Suche nach einem Bild von sich, dem zu entsprechen nicht erstrebenswert ist. Da ist dann das Suchtmittel ohne Belang. Und die Folgen können dramatisch sein, auch für die umgebenden Menschen.

Sehr gerne gelesen,

Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
Belinda Tolles Thema, wunderschön geschrieben!

Lieben Gruß
Belinda
Vor langer Zeit - Antworten
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