Fantasy & Horror
Sie verspäten sich

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"Sie verspäten sich"
Veröffentlicht am 12. Juni 2013, 28 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Sie verspäten sich

Sie verspäten sich

Beschreibung

Diese kleine Erzählung beruht auf wahren Tatsachen, ha! Was allerdings daran liegt, dass die Dummheit der Menschen keine Grenzen kennt und deswegen jeder Blödsinn sicher irgendwo schon mal passiert ist. (Cover: © PeterFranz / pixelio.de; www.pixelio.de)

»Nein, ich werde diese verdammte Tür ganz bestimmt nicht öffnen, da könnt ihr noch so sehr dagegenhämmern! Ich werde auf gar keinen Fall rauskommen und von euch wird niemand reingelassen, wie oft denn noch, verdammte Scheiße?!«
    Ach Mama, Papa … gebt‘s doch endlich auf, ja? Und wenn ihr alle Verwandtschaft der Welt herbeikarrt, um mir gut zuzureden, wird das nichts ändern. Zwischenzeitlich hatten sie schon einen Arzt geholt, der unbedingt mit mir reden wollte, sogar der Direktor meiner Schule war hier und wollte ein paar Worte mit mir wechseln. Pah, als hätten die alle auch nur den Hauch einer Ahnung. Wer weiß, welche Keime sie zu mir ins Zimmer bringen, wenn ich auch nur einem von ihnen die Tür öffne?
    Klar, ich könnte versuchen, ihnen alles zu erklären, aber dann würden sie nicht mehr Onkel, Tanten und Lehrer kommen lassen, sondern wohl gleich das Klapsentaxi. Könnte ich ihnen gar nicht verübeln. Sollen sie mich doch einfach hier in meinem Zimmer lassen. Wenn sie unbedingt wollen, können sie wieder Essen und Getränke in den Korb legen, den ich dann per Wäscheleine in mein Zimmer hinaufziehe. Wenn alles vorgekostet wurde, natürlich! Mit sterilem Besteck und so. Und bitte mit unbenutzten Gläsern. Mir doch egal, ob keiner aus meiner behämmerten Familie Cola mag. Ich werde das Zeug bestimmt nicht zuerst probieren und dann daran verrecken. Bloß kein Risiko eingehen. Die Sache ist ernst, verdammt ernst! Und falls doch noch das Schlimmste eintreten sollte, schreibe ich die ganze Geschichte am besten einfach auf. Mir doch egal, ob’s hinterher keiner glaubt.

Schuld an allem ist nur Tobi, dieser Hornochse, den ich jetzt nicht mal mehr dafür vermöbeln kann, dass er mich in diese beschissene Situation gebracht hat. Tobi, und natürlich dieser ... dieser Kerl.
    Mit Tobi war es schon immer so eine Sache. Wäre er als Katze zur Welt gekommen, dann hätte er wohl nicht nur neun Leben gehabt, sondern mindestens siebenundzwanzig oder so. Schon, als wir noch Kinder waren, verspürte der Kerl den Drang, auf jeden Baum klettern zu müssen, der ihm in die Quere kam und wenigstens halbwegs so aussah, als würde man sich den Hals brechen, wenn man abstürzte. Wie Spider-Man stieg er jedes Mal einfach an der Rinde hinauf, keine Ahnung, ob er Superkleber an Händen und Füßen hatte oder was in der Art, denn mir gelang das nie. Aber Tobi schaffte es immer. Und dann hing er ganz oben im Baum wie ein Koala, schaute nach unten, winkte und grinste bescheuert, wenn ich auch versuchte, hinaufzuklettern, dabei aber keinen Meter weit kam, bevor ich abrutschte und mit dem Arsch im Dreck landete.
    »Alte Lusche, was ist los? Komm doch rauf«, rief er dann runter. Und solche Sachen wie: »Die Luft ist hier oben viel besser, Alter. Das solltest du dir echt mal reinziehen.« Dann nahm er einen tiefen Zug und tat ganz genüsslich, als röche die Luft da oben wie die geilste Salamipizza der Welt.
    Und so ging es eine ganze Weile, bis es dann einmal eben nicht mehr gut ging. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen: Tobi musste unbedingt auf irgendeinen blöden Nadelbaum klettern - keine Ahnung, was für einer das war, schließlich sehen die Dinger, abgesehen von Weihnachtsbäumen, alle gleich aus -, und dann, zack, brach der Ast unter seinen Füßen weg, und ratter, ratter, ratter, ging es für Tobi abwärts. Alle Äste brachen unter seinem Gewicht und scheuerten seine Haut auf, bis er schließlich mit den Klöten auf einem ziemlich dicken Ast landete, der hielt. Keine Ahnung, ob er seitdem impotent war oder so. Wir redeten nie darüber. Aber natürlich nutzte ich die Gelegenheit, ihn gehörig auszulachen. Für all die Male, die er mich verspottet hatte. Scheiße, und wie ich lachte! Tobi hatte überall Striemen am Oberkörper, als wäre er von einer Domina oder so ausgepeitscht worden. Boah, sah das fies aus. Aber Glück im Unglück: Wäre der blöde Ast nicht gewesen, mit Tobi wäre es schon sehr früh aus gewesen. Aber so war er, der Tobi. Hatte dutzende Leben. Oder einfach nur scheiß Glück.
    Und mit dem Glück im Unglück, tja, da ist es auch so eine Sache. Das rettete dem Tobi so einige Male die Haut. Einmal balancierte er auf einer ziemlich hohen Mauer herum. So ein Ding aus Backstein, das irgendein alter menschenscheuer Sack um sein Haus gebaut hatte, oben voller rutschigem Moos und so, aber das machte Tobi ja nichts aus. Der tänzelte darüber wie eine Ballerina bis ... na ja, bis er eben dann doch ausrutschte und, hui, kopfüber nach unten segelte. Als er aufkam, klang das ein bisschen, als hätte jemand einen Sack Mehl über die Mauer geschmissen, und jeder andere hätte sich mindestens den Hals gebrochen, oder sich gleich den Schädel dabei eingeschlagen, aber nicht Tobi. Nee, Tobi sah hinterher zwar reichlich lädiert im Gesicht aus, und so ganz wurde das auch nie wieder, das heißt, es blieben ‘ne Narbe und eine ziemliche Beule an seiner Stirn zurück, die beide nie wieder ganz verschwanden, aber hey, ansonsten ging‘s ihm prima. »Bisschen Gehirnerschütterung vielleicht«, sagte er noch, als ich fragte, wie es ihm denn ginge, und das stimmte wohl, jedenfalls kotzte er anschließend in den Wald, aber das war es auch schon. So war er, der Tobi. Scheiß Glück halt, ich sag‘s ja.
    Dann fing die Sache mit dieser Sprayerei an. Anfangs war das nur Neugier. Tobi und ich fanden eine Dose mit schwarzer Farbe und sprühten irgendwie so was wie »Fuck you!« an eine Wand. Irgend so ein Typ auf ‘nem Fahrrad hatte uns dabei wohl gesehen und brüllte, er würde die Bullen rufen und lauter so Zeug. So rannten wir davon, bevor das »you!« überhaupt richtig fertig war. Das wäre dann auch fast unsere erste Konfrontation mit dem Gesetz geworden. Ging noch mal gut aus, aber Tobi, der gab natürlich nicht auf. Das lag einfach nicht seiner Natur, das Aufgeben.
    Denn kurze Zeit später kam Tobi zu mir, und ich weiß noch, wie seine Augen leuchteten, zog so ‘nen zerknüllten Zettel aus der Arschtasche seiner Jeans, entknitterte das Ding und meinte dann, er hätte sich so was wie eine Signatur für uns beide ausgedacht, die wir jetzt überall hinsprühen würden, und dann wären wir die Kings.
    »Das ist ‘n Tag, Alter. Hab ich drei Tage lang dran gebastelt, immer wieder neu gezeichnet, bis es fertig war«, sagte Tobi und strich mit den Fingern die Linien nach, als würde er das Papier streicheln.
    »Was bitte ist denn ein Tag?«, fragte ich, denn schließlich hatte ich von diesem ganzen Scheiß ja keine Ahnung, was mir natürlich ein bisschen peinlich war, aber Tobi achtete gar nicht auf meine Unwissenheit. Dazu war er eh viel zu sehr in seinem Element.
    »Ein Tag ist so was wie ‘ne Unterschrift, Mann. Ein Markenzeichen halt. Das sprühst du überall drauf, und dann bist du quasi der King in der Szene. Weil du dir dann einen Namen gemacht hast. Kapiert?«
    »Glaub schon«, log ich. Natürlich hatte ich überhaupt keine Ahnung von irgendwas, und irgendwas sagte mir, dass es so einfach eh nicht sein würde. Tobi erklärte dann weiter, je prominenter wir unsere Tags platzierten, desto anerkannter wären wir am Ende, desto mehr Respekt hätten wir. Die Kings halt. Für ihn war das völlig logisch. Vielleicht machte er sich die Welt auch generell ein bisschen zu einfach.
    Dann zeigte er mir noch mal im Detail, was er da genau gezeichnet hatte. Deutete mit den Fingern auf Details in den einzelnen Linien, und boah, wie seine Augen leuchteten, ich werd‘s nie vergessen. Wie Scheinwerfer. Das war halt Tobi. »Hier guck mal«, sagte er. »Da hab ich sozusagen unsere Namen eingebaut. Aber so, dass niemand so schnell drauf kommt, dass es Namen sind. Schon gar nicht unsere, schließlich sollen nicht demnächst die Bullen vor der Tür stehen, hä? Muss man quasi wissen, was das bedeutet, um es zu erkennen, weißte? Guck mal, ist das nicht geil?«
    Und ob es das war! Also geil. Ich wusste nicht genau, was ich daran eigentlich geil fand, aber es hatte echt was. Vielleicht war es auch nur Tobis Begeisterung für die Sache, die auf mich abfärbte. Der Tobi ... der hätte glatt genauso über Hundescheiße reden können, und ich Depp hätte ihm glatt ein paar Haufen abgekauft.
    So ging es dann los mit dem Taggen. Erst waren es nur irgendwelche hässlichen Mauern, die so in der Gegend herumstanden. Zum Beispiel die, von der Tobi ein paar Jahre vorher runtergeflogen war. Wir sahen unser Treiben nicht mal als was Böses, sondern eher, na ja, als Dienst an der Gesellschaft oder so. Wir hübschten schließlich nur dreckige Betonklötze auf. Aber das war auch wirklich spaßig, und allmählich wurden wir richtig gut. Dann wagten wir uns an Hauswände, und Junge, manchmal mussten wir ganz schön die Beine in die Hand nehmen, damit wir nicht aufs Maul bekamen. Einmal erwischte uns so ein ekliger Kerl in ‘nem weißen Feinrippunterhemd, und dann setzte es vielleicht was! Okay, heißt, eigentlich setzte es nur was für mich, denn Tobi kam natürlich davon. Tobi und sein Glück, ich kann‘s gar nicht oft genug erwähnen.
    Und dann ... ja, dann wurde es richtig gefährlich. Tobi suchte doch irgendwie immer wieder seine Bäume. Also im übertragenen Sinne, meine ich natürlich.
    »Das müssen wir machen, Mann«, sagte er. »Jetzt echt, sonst wird das nix mit der Credibility.« Tobi redete mir und auch sich selbst immer noch ein, wir würden mal die Kings in der Gegend werden, aber ich glaube, darum ging es ihm gar nicht. Der Tobi brauchte einfach die Gefahr, das Abenteuer, den Nervenkitzel. Sonst war ihm das alles nichts. Und deswegen standen wir dann eines Nachts wieder mal völlig vermummt, so wie wir das immer machten, wenn wir in der Öffentlichkeit taggten, an dieser scheiß Schallschutzmauer, die sie an den Bahngleisen hingestellt hatten und die kein Stück half. Von der anderen Seite aus waren die Züge immer noch saulaut.
    »Ist das nicht ‘n bisschen gefährlich?«, fragte ich sogar noch, denn schließlich mussten wir uns auf die Schienen stellen, um sprayen zu können. Tobi aber grinste nur doof, wie er das eben so tat, wenn ich mich wieder mal wie ‘ne Pussy benahm.
    »Ey, keine Sorge, ich hab die Fahrpläne studiert. Wir haben jetzt mindestens eine Stunde Zeit. Es ist mitten in der Nacht, und da fahren doch sowieso kaum Züge. Wenn der eine nachher dann durch ist, haben wir anschließend wieder ewig Zeit. Sonst tut sich hier nichts, und morgen früh haben die dann ‘ne deutlich schönere Mauer. Für mehr als zum Angucken taugt das Ding doch eh nicht.«
    Und damit hatte es sich für Tobi. Wahrscheinlich glaubte er den Mist, den er mir erzählte, auch selbst. Gibt ja immer wieder Leute, die so drauf sind und die es dann sogar meistens zu was bringen im Leben, weil andere, also solche wie ich, ihnen den ganzen Scheiß abnehmen, den sie erzählen, wenn der Tag lang ist. Oder in unserem Fall die Nacht. Aber muss wohl so sein auf der Welt. Hält die Dinge am Laufen, also die Wirtschaft und das ganze Zeug, von dem ich so überhaupt keine Ahnung habe.
    Ich weiß gar nicht mehr, wie lange wir in dieser Nacht tatsächlich sprayten. Jedenfalls nicht so lange, bis der Zug hätte kommen sollen. Wenn man sich amüsiert, vergeht die Zeit so schnell. Und wenn man nichts mit sich anzufangen weiß, oder wenn man in der Schule vor der Klasse steht und keinen Plan hat oder was in der Art, dann läuft sie rückwärts. Tja, und manchmal, ja, manchmal bleibt sie eben stehen. Und das meine ich nicht wieder irgendwie übertragen oder so, nee, es ist einfach genau so, wie ich es sage.
    »Nabend die Herren«, sprach‘s hinter uns, und prompt ließ ich vor Schreck die Dose fallen und knallte fast mit dem Kopf gegen die frisch eingefärbte Mauer. Sogar Tobi erschrak, und den haut eigentlich nichts so leicht aus den Latschen. Wahrscheinlich war es der Klang der Stimme dieses Kerls, der ihm so ins Mark fuhr. Ging mir ja auch nicht anders. Das war, als wäre das Geräusch durch den ganzen Körper gegangen, so als hätte jemand mit einer Feile an den eigenen Knochen geschabt. Besser kann ich‘s einfach nicht beschreiben. Schon klar, vielleicht war es einfach nur der Schreck, weil wir ja mit niemandem hier gerechnet hatten, und schließlich hätte das ein Bulle sein können, und dann wären wir ziemlich am Arsch gewesen, aber nein, das war‘s einfach nicht. Und das, was dann kam, bestätigt mich ja auch irgendwie.
    »Sind Sie von der Polizei?«, fragte ich den Typ, der in der Dunkelheit starr wie eine Salzsäule an den Schienen stand und uns anstarrte. Ich konnte zwar nur seine Silhouette erkennen, weil es ja stockfinster war und er gegen das Licht stand, das von der Straßenbeleuchtung zu uns herüberschien. Trotzdem wusste ich genau, dass er uns anschaute. Denn seine Augen, die, tja, die leuchteten irgendwie von innen heraus. Wie kleine Laternen, nur, dass das Licht gar nicht hell war, sondern eher besonders dunkel. Schaurig war das, echt, und da ging mir ziemlich die Muffe. Geht mir auch jetzt, wenn ich dran denke.
    »Von der Polizei? Aber mitnichten, nein. Wäre ich von der Polizei, so hätte ich nicht gegrüßt, sondern die jungen Herren zuerst an der Schulter gepackt, vielleicht die Köpfe noch zusammengeschlagen, und mich dann erst vorgestellt«, sagte der dunkle Kerl mit bierernst klingender Stimme. Seine Antwort war irgendwie logisch, auch wenn ich in dem Moment immer noch eher auf diesen ekligen Klang seiner Worte achtete, der auf meinen Innereien Geige spielte.
    »Und wer biste dann?«, fragte Tobi, der sich mit Höflichkeiten nie sonderlich lange aufhielt, wenn es nicht unbedingt sein musste. »Einer aus ‘ner Gang oder so? Falls wir in deinem Revier sind, also wir wollten ...«
    »... nur ein bisschen Spaß haben, nehme ich an«, vervollständigte der Typ Tobis Satz. »Nervenkitzel treibt euch um, nicht wahr? Ich weiß schon Bescheid. Höre dauernd dergleichen.«
    »Du bist‘n Klugscheißer, hä?«, ging Tobi ihn an, und boah, in dem Moment hätte ich ihm am liebsten eins aufs Maul gegeben. Merkte er gar nicht, dass der Typ mit seiner Raspelstimme ziemlich unheimlich war? Ging das nur mir so, dass ich mir fast ins Hemd machte? »Hast die Weisheit mit Löffeln gefressen, ne?«, setzte er nach. »Glaubst, du weißt alles, wie?«
    »Nun, ich weiß ... hmm ..., ich würde schon sagen, dass ich alles weiß, ja«, brummte der dunkle Kerl in seinem monotonen Singsang und trat zu uns auf die Schienen. Der kam ziemlich nahe, und trotzdem konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, sondern immer nur diese seltsam leuchtenden Augen. Das war, als hätte er seinen eigenen Schatten mitgebracht, den er wie einen Schleier über sich geworfen hatte, damit wir ihn nicht sehen konnten. Für einen Moment dachte ich, der trägt wohl ‘ne Maske, aber eine Maske war das nicht.
    »Ach, guck an. Dann weißt du ja bestimmt auch die Lottozahlen für kommende Woche«, frotzelte Tobi, als hätte er den alten Kleinfeld aus dem Deutschunterricht vor sich und nicht diesen gruseligen Kerl hier. Tobi … Der hätte auch noch das Maul aufgerissen, wenn ihm jemand eine Knarre vor die Nase gehalten hätte.
    »Durchaus«, bestätigte der Fremde. »Mal sehen … Versuche es mit sechs, sieben, zwölf, achtundzwanzig, fünfunddreißig, achtundvierzig. Zusatzzahl, hmm ... neunzehn«, sagte er, und es war echt, als würden sich mir die Zahlen ins Gedächtnis brennen. Ich musste mir nicht mal Mühe geben, sie mir zu merken, dabei bin ich, was Zahlen angeht, nicht gerade ein Blitzmerker. Kriege kaum den Geburtstag meiner eigenen Eltern auf die Reihe, aber das, was der Typ sagte, stanzte sich von selbst so richtig ins Hirn.
    »Kann ja jeder behaupten«, sagte Tobi prompt und verschränkte die Arme vor der Brust wie ein beleidigtes Kind.
    Der Fremde schob seinen Hut etwas höher, und erst jetzt bemerkte ich, dass er überhaupt einen trug, beziehungsweise hätte ich schwören können, dass das Ding - so ein flaches Teil mit breiter Krempe - eben einfach so erschienen war. »Ach was?«, sagte er nur, klang dabei zum ersten Mal aber irgendwie belustigt. Und klar, warum auch nicht? Tobi hatte sich ja irgendwie selbst angeschissen mit seiner Frage nach den Lottozahlen. Da hätte ich ihm in dem Moment auch irgendwas vorpalavern können.
    »Was weißte denn noch?«, fragte er weiter, weil er wohl selbst bemerkt hatte, dass das jetzt Mist gewesen war.
    »Dass ihr da einen Fehler im Effekt eurer Schrift habt, das weiß ich. Die Perspektive stimmt nicht.«
    »Quatsch keinen Mist, Alter!«, maulte Tobi, schaute aber tatsächlich auf unser bisheriges Werk.
    »Oh doch, schau dir nur die Buchstaben hier mal etwas genauer an. Sie sehen aus wie Kartons, die plattgetreten wurden.«
    »Hmm, stimmt«, sagte ich schneller, als ich mich darauf konzentrieren konnte, meine Klappe zu halten. Da war wirklich was falsch in unserem Tag, und ich hatte ich es immer schon gesehen, konnte aber nicht sagen, was verkehrt war. Deshalb hatte ich bis hierhin meine Klappe gehalten. Und da wünschte ich, ich hätte auch diesmal geschwiegen. Ich wollte einfach nicht die volle Aufmerksamkeit dieses schrecklichen Kerls auf mich lenken.
    »Euer Talent ist, gelinde gesagt, bescheiden, junge Herren. Da habe ich schon eine Menge besserer Machwerke gesehen. Und übrigens auch an weniger gefährlichen Orten, nebenbei gesagt. Ihr hättet euch vielleicht ein weniger, nun ja, dramatisches Hobby suchen sollen«, brummte der dunkle Kerl, während er näher an Tobi herantrat. »Ihr wisst schon, dass hier für gewöhnlich Züge fahren, nicht wahr?« Boah, und jetzt rückte dieser Irre Tobi allmählich so richtig auf die Pelle. Gleich würde er ihm auf die Füße treten.
    »Jetzt doch aber nicht, Mann«, gab Tobi zurück. »Der nächste kommt frühestens ...«, er schaute auf seine Armbanduhr, »in einer halben Stunde oder so. Aber was geht das überhaupt dich an? Bist du etwa doch ein Bulle? Und komm mir nicht so nahe, Arschloch!«
    Der dunkle Kerl seufzte oder so, jedenfalls klang das wie eine Kreissäge, so dass sich mir die Nackenhaare aufstellten.
    »Du hast die Fahrpläne studiert, Tobias. Gut, gut.« Tobi kriegte gleich große Augen, nur mir fiel erst etwas später auf, dass der Typ gerade Tobis Namen genannt hatte. Und das konnte nicht sein, denn ich hatte ihn bestimmt nicht laut ausgesprochen. Also wenn der Kerl uns nicht schon länger beschattet hatte ... »Du hast da ein kleines Detail außer Acht gelassen, junger Freund.« Und jetzt stand er richtig nahe bei Tobi, so dass dieser selbst schon rückwärts ging. Und Tobi ging sonst nie rückwärts!
    »D... das da wäre?«, fragte er, und jetzt hörte ich ihn auch noch zum vielleicht allerersten Mal stammeln, seit ich ihn kannte. Wie gesagt, Tobi kriegte so leicht nichts und niemand unter, aber jetzt war er plötzlich irgendwie ganz klein.
    »Fahrpläne und Züge, Tobias. Denk nach, denk nach! Was ärgert die Menschen am meisten in dem Zusammenhang?«
    Tobi stand stramm wie ein Zinnsoldat. Normalerweise hätte ich irgendeinen bescheuerten Kommentar von ihm erwartet, aber nichts da, Tobi starrte den Kerl an und antwortete wie aus der Pistole geschossen: »Sie verspäten sich.«
    Und in dem Moment, vielleicht, weil Tobi sich so komisch verhielt, ging mir erst auf, dass der düstere Typ ja seinen Namen genannt hatte. »Ey Tobi, ich glaube, das ist doch ein Bulle«, sagte ich fast schon im Flüsterton, was ja blöd war, schließlich war der Kerl mir näher als Tobi und konnte eh alles hören, was ich sagte. Tja, und prompt drehte er sich auch zu mir um, was dann wohl im Nachhinein mein Glück war.
    »Ich sagte doch bereits, dass ich kein Polizist bin!«, keifte der dunkle Mann, dass es in meinen Ohren klingelte und ich es so richtig mit der Angst bekam. Die ganze Zeit über hätte ich schon aufs Klo gemusst, und ungelogen, in dem Moment schiss ich mir einfach in die Hose. Rutschte einfach durch, das Ding, und ich selbst taumelte rückwärts, machte, dass ich von den Schienen runter kam. Weg von diesem Kerl, dachte ich, bloß weg. Und kaum hatte ich ein paar Meter Abstand, wandte der düstere Typ sich wieder Tobi zu, so als wäre ich gar nicht mehr da.
    »Sie verspäten sich, ganz genau«, sagte er wieder ganz ruhig. »Aber ich, Tobias, ich bin immer pünktlich. Und ich hätte schon viel häufiger pünktlich sein können. Fast fühlte ich mich von dir geärgert, weißt du? Ich habe dich beobachtet, lange schon, habe oft fünfe gerade sein lassen, wie man so schön sagt. Doch jetzt ... ach Tobias, hier kann selbst ich nichts mehr für dich tun. Komm, es wird Zeit.« Ich hatte keinen Plan, was der Schwachsinnige da schwafelte. Der Kerl legte seinen Arm auf Tobis Schulter, so wie man das vielleicht mal bei einem guten Freund tut, um ihn zu beruhigen. Und Tobi wirkte auch plötzlich wieder ganz ruhig. Als hätte der Fremde die Körperspannung aus ihm herausgezogen oder so. Es war ein völlig stiller Moment, die ganze schaurige Stimmung war plötzlich wie verflogen, und jetzt erst fiel es mir auch auf: Es war insgesamt viel zu still. Klar, war ja Nacht und so, aber wenigstens den Wind hätte man doch hören müssen. Raschelndes Gras oder so was, aber Fehlanzeige. Absolute Stille, echt! Ich drehte mich zu den Straßenlaternen hin, einfach, weil alles so ruhig war, und da fiel mir etwas auf: Mitten im Lichtkegel stand eine Fledermaus. Das heißt, eigentlich flog sie natürlich, aber sie war mitten in der Luft erstarrt.
    Ich drehte mich zurück und bekam gleich einen neuen Schreck. Da war nur noch Tobi vor mir. Er stand wie angewurzelt immer noch auf seinem Fleck, während der schräge Kerl zu mir an den Rand getreten war, ohne dass ich seine Schritte gehört hätte.
    Der schwarze Mann hob die Hand, und ganz plötzlich, als wären wir durch eine Mauer gerauscht oder so, waren die Geräusche wieder da. Da war es wieder, das Wehen des Windes, wahrscheinlich flog die Fledermaus hinter mir weiter, aber an die dachte ich nicht, und dann, so laut und schrill, dass ich wieder rückwärts stolperte und auf dem Arsch landete und sich die Scheiße in meiner Hose verteilte, das Hupen des Zuges. Aber das half Tobi auch nicht mehr. Keine Sekunde später schoss die Bahn direkt an mir vorbei.
    »Tobi!«, schrie ich, glaube ich zumindest, und was soll man da auch sonst schreien, aber Tobi war nicht mehr zu sehen. Als hätte man ihn aus dem Bild gewischt. Und dann fing es an zu regnen, nur dass die Tropfen ziemlich dunkel waren, weil es Blut regnete. Tobis Blut. Oh Gott, ich muss rot gesprenkelt gewesen sein. Kann mich nicht mehr an viel erinnern, was dann war, aber ich muss einfach ganz schlimm ausgesehen haben.
    Dass ich den Kerl anstarrte, der noch immer stumm und reglos neben mir stand, so als wäre gar nichts passiert, das weiß ich noch. So wie er da stand, in seiner Gestalt, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Und das, was ich zu ihm sagte, auch das weiß ich noch: »Das haben Sie gemacht, oder? Sie haben Tobi … weggebracht!« Ich sagte nicht, dass er ihn umgebracht hatte oder so, weil ich einfach wusste, dass, na ja, dass er ihn eben nur abgeholt hatte. Ich wusste es einfach. Alles weitere hatte Tobi ja selbst besorgt, und ich konnte von Glück reden, dass … na ja.
    Der Kerl schwieg, drehte sich weg und ging einfach fort. Oder schwebte. Ich konnte gar nicht sehen, dass er seine Füße bewegte. Nach ein paar Metern drehte er sich noch mal zurück und sagte: »Ein wirklich, wirklich dämliches Hobby, also wirklich! Ich konnte nichts tun. Geh nach Hause, Junge.«
    Und dann, das war das Letzte, woran ich mich erinnere, bevor ich wohl laut zu schreien anfing und irgendwer mich fand, der dann Notarzt und Polizei rief, fragte ich etwas total Bescheuertes, das mir einfach so in den Kopf kam. »Wann ... wann bin ich dran?«
    Wieder schwieg der dunkle Mann, doch dann tat er etwas mit seiner Stimme, dass wie ein Kichern klang. »Das willst du nicht wissen. Nicht jetzt.«
    »Doch, jetzt!«, schrie ich.
    »Du kannst wirklich keine sechs Monate warten? Ach Junge.« Das klang immer noch so, als würde er sich ziemlich amüsieren. Und dann, bevor ich noch irgendwas hätte sagen können, ging er fort, oder viel mehr verschmolz er einfach mit der Nacht, als hätte man ihn ins Dunkel hineingerührt. Und dann … dann schrie ich eben los.
    Armer Tobi ... Da hatte ihm auch all sein sonstiges Glück nicht mehr geholfen, und ganz ehrlich, eigentlich war es nicht der Zug, der ihn umgebracht hatte, sondern seine eigene Blödheit. Eine Blödheit, für die ich dasselbe verdient hätte.

Stattdessen ... sechs Monate? Warum, zum Teufel? Nee, ich gehe nicht mehr aus diesem Zimmer raus. Habe keinem erzählt, weshalb, aber jetzt ist es wenigstens mal aufgeschrieben. Und natürlich denken alle, es wäre wegen Tobi, weil ich ja um ihn trauere und so. Und das stimmt auch irgendwie, aber ... nein, ich werde hier in meinem verdammten Zimmer bleiben. Da muss schon irgendwas durchs Dach stürzen und mich erschlagen. Vor Ablauf der sechs Monate werde ich keinen Fuß vor die Tür setzen! Diesem schwarzen Kerl werde ich ein Schnippchen schlagen, ha! Da können die da draußen noch so sehr rufen und schimpfen und Leute herbeirufen, ich bleibe hier. Hier drinnen bin ich in Sicherheit, denn was soll der Kerl mir hier schon tun? Nichts, hahaha, gar nichts!
    Ach ja: Im Übrigen waren die Lottozahlen falsch.

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Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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PhanThomas Re: Ich hatte keine Idee ... -
Zitat: (Original von MarieLue am 23.06.2013 - 18:26 Uhr) ... wohin deine Geschichte führen würde. Erst die letzten Buchstaben klärten mich auf. So sollte eine gute Geschichte sein!
Habe ich sehr gerne gelesen!

Herzliche Grüße
Marie Lue

Hallo Marie Lue,

vielen Dank! Dabei wollte ich hier gar kein großes Rätsel aus der Handlung machen. Aber scheinbar funktioniert der Text auch so. Freut mich umso mehr. :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
MarieLue Ich hatte keine Idee ... - ... wohin deine Geschichte führen würde. Erst die letzten Buchstaben klärten mich auf. So sollte eine gute Geschichte sein!
Habe ich sehr gerne gelesen!

Herzliche Grüße
Marie Lue
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Klasse ausgemalt. -
Zitat: (Original von Brubeckfan am 18.06.2013 - 19:35 Uhr) Und im weiteren würde ich nur Gunda wiederholen. Laß ich also.
Viele Grüße,
Gerd

kleine Randbeobachtung: Im Textmodus liest sich ein längerer Riemen wie dieser einfach so weg. In 3D hat man vielleicht die psychologische Barriere des dauernden Umblätterns.

Hallo Gerd,

lieben Dank, das freut mich. Wenn sich's mal so eben wegliest, kann man als Autor des Textes ja so viel eigentlich auch nicht verkehrt gemacht haben. Äh, hoff ich. Und ja, ich glaub, es ist tatsächlich das Umblättern. Vermutlich ist man deswegen von Schriftrollen auf Buchbinderei umgestiegen.

Viele Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Klasse ausgemalt. - Und im weiteren würde ich nur Gunda wiederholen. Laß ich also.
Viele Grüße,
Gerd

kleine Randbeobachtung: Im Textmodus liest sich ein längerer Riemen wie dieser einfach so weg. In 3D hat man vielleicht die psychologische Barriere des dauernden Umblätterns.
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: Re: Mir fehlte auch nix -
Zitat: (Original von PhanThomas am 17.06.2013 - 14:03 Uhr)
Zitat: (Original von baesta am 16.06.2013 - 18:19 Uhr) bei Deiner Geschichte, hervorragender Sarkasmus, gepaart mit ernstem Hintergrund. Habe Deine Geschichte gerne gelesen.

Liebe Grüße
Bärbel

Hallo Bärbel,

abermals lieben Dank! :-) Der ernste Hintergrund ist durchaus realer Natur, allerdings habe ich natürlich keine Ahnung, ob die beiden Deppen damals auch vom schwarzen Mann besucht wurden, bevor der ICE seines Weges fuhr. Na ja, dafür hat man ja Geschichten, um die Geschehnisse auf dieser Welt auch mal ein wenig auszuschmücken.

Liebe Grüße
Thomas



Was Dir wieder vorzüglich gelungen ist.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Mir fehlte auch nix -
Zitat: (Original von baesta am 16.06.2013 - 18:19 Uhr) bei Deiner Geschichte, hervorragender Sarkasmus, gepaart mit ernstem Hintergrund. Habe Deine Geschichte gerne gelesen.

Liebe Grüße
Bärbel

Hallo Bärbel,

abermals lieben Dank! :-) Der ernste Hintergrund ist durchaus realer Natur, allerdings habe ich natürlich keine Ahnung, ob die beiden Deppen damals auch vom schwarzen Mann besucht wurden, bevor der ICE seines Weges fuhr. Na ja, dafür hat man ja Geschichten, um die Geschehnisse auf dieser Welt auch mal ein wenig auszuschmücken.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Sodele ... -
Zitat: (Original von Gunda am 13.06.2013 - 18:43 Uhr) ... also mir fehlte nix. Klar, dass der Typ mit den leuchtenden Augen Mr. Sensenmann himself sein würde, habe ich mir sofort gedacht, ebenso wie die Tatsache, dass der olle Knabe schlicht gelogen hat, als es um die Lottozahlen ging (grins: wie viele deiner Leser jetzt wohl in der nächsten Woche genau DIESE Zahlen tippen?), aber ansonsten hat mich diese Geschichte richtig überzeugt. Was ich nämlich nicht gleich durchschaute - und das ist gut so - war die Rahmenhandlung. Warum sich dein Protagonist im Zimmer eingeschlossen hatte, verstand ich wirklich erst, als du die Rahmenhandlung abgeschlossen hattest. Und auch worauf du hinauswolltest, als du die verschiedenen Stationen schildertest, in denen Tobi "Glück gehabt" hat, erschloss sich mir erst ganz allmählich, genau so, wie es beim Lesen einer solchen Geschichte sein sollte.
Einmal mehr mein Lesevergnügen gehabt. Und - ich gebe es zu - auch Moenas kleine Spitzfindigkeiten amüsieren mich immer, Macht bloß weiter so ihr beiden :o)

Lieben Gruß
Gunda

Hallo Gunda,

hihi, lieben Dank! Dass Jasmin immer was mäkeln hat, daran habe ich mich schon gewöhnt. Das treibt mich gewissermaßen an, und ihre Argumente sind ja nie aus der Luft gegriffen. Na ja, es sei denn, es fehlt ihr mal wieder iiiiiirgendwas. ;-) Aber das schiebe ich auch gern auf unseren völlig unterschiedlichen Lesegeschmack, der natürlich auch den Schreib- und Erzählstil maßgeblich beeinflusst.

Denn ich gebe zu, vom Aufbau her habe ich mich an bereits existierenden Geschichten orientiert, geklaut ist aber nichts. Die Lebensstationen des Erzählers gab es so oder so ähnlich in meinem Leben (nur dass nicht immer ich der stürzende war), und das Zugunglück gab's nahe meinem Heimatort, und ich dachte damals noch: Boah, sind die Kerle dämlich!

Und danke schön natürlich, dass du den Text trotz seiner beachtlichen Länge gelesen hast! :-) Die "kleine" Erzählung war auch nicht ganz ernst gemeint, hihi.

Liebe Grüße
Thomas
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PhanThomas Re: Re: Re: Ob man ihm ... -
Zitat: (Original von Moena90 am 12.06.2013 - 23:17 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 12.06.2013 - 23:07 Uhr)
Zitat: (Original von Moena90 am 12.06.2013 - 18:55 Uhr) Mir fehlte da irgendwas, ohne dass ich sagen könnte, was es ist.

Was stört dich denn am Ende?

Hmpf! :P
Nein, im Ernst, ich kann wirklich nicht sagen, was genau mir fehlte. Das mit den Lottozahlen ... also ich find's schon gut und als das im Mittelteil vorkam, hab ich gewusst, dass du das am Ende wieder aufgreifen würdest. ;) Nur find ich das auch irgendwie unlogisch - ich glaube nicht, dass der Erzähler tatsächlich die Lottozahlen verfolgt hätte, nach allem, was er da erlebt hat. Auch wenn er im Mittelteil sagt, dass sie sich in sein Hirn gebrannt haben, nehme ich ihm das doch nicht so ganz ab.

Insgesamt find ich's aber sehr schön, dass die Geschichte ein offenes Ende hat und dass man eben nicht weiß, ob ihn der schwarze Mann erwischen wird oder nicht. Wer weiß - vielleicht ist er auch einfach durchgeknallt und hat den Tobi selber auf die Gleise geschubst. Und jetzt verdrängt sein Hirn das Ganze oder so. Wer weiß, wer weiß.

Also damals in der Zeitung stand, dass sie beide vom Zug erfasst wurden. Einer von beiden überlebte, und ich nehme mal an, dass ihm hinterher wenigstens ein paar Gliedmaßen fehlten. Aber Genaueres weiß ich nicht. ;-)
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baesta Mir fehlte auch nix - bei Deiner Geschichte, hervorragender Sarkasmus, gepaart mit ernstem Hintergrund. Habe Deine Geschichte gerne gelesen.

Liebe Grüße
Bärbel
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Gunda Sodele ... - ... also mir fehlte nix. Klar, dass der Typ mit den leuchtenden Augen Mr. Sensenmann himself sein würde, habe ich mir sofort gedacht, ebenso wie die Tatsache, dass der olle Knabe schlicht gelogen hat, als es um die Lottozahlen ging (grins: wie viele deiner Leser jetzt wohl in der nächsten Woche genau DIESE Zahlen tippen?), aber ansonsten hat mich diese Geschichte richtig überzeugt. Was ich nämlich nicht gleich durchschaute - und das ist gut so - war die Rahmenhandlung. Warum sich dein Protagonist im Zimmer eingeschlossen hatte, verstand ich wirklich erst, als du die Rahmenhandlung abgeschlossen hattest. Und auch worauf du hinauswolltest, als du die verschiedenen Stationen schildertest, in denen Tobi "Glück gehabt" hat, erschloss sich mir erst ganz allmählich, genau so, wie es beim Lesen einer solchen Geschichte sein sollte.
Einmal mehr mein Lesevergnügen gehabt. Und - ich gebe es zu - auch Moenas kleine Spitzfindigkeiten amüsieren mich immer, Macht bloß weiter so ihr beiden :o)

Lieben Gruß
Gunda
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