Biografien & Erinnerungen
Adieu, Altes Leben

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"Adieu, Altes Leben"
Veröffentlicht am 11. Juni 2013, 14 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Adieu, Altes Leben

Adieu, Altes Leben

Beschreibung

Der 2.Teil meiner Autobiographie! Es bleibt spannend!

Neue Epoche mit neuem Stil

Es war wieder ein kalter Januar 2006 und ich besuchte einige Male Anja, fuhr bis Neuhaus/Pegnitz mit der Bahn und weiter die paar Kilometer bis Ranna mit dem Fahrrad. Eine abgelegene Gegend, und an manchen Tagen war der Schneesturm so brutal, daß mein Fahrrad fast von der Landstraße abkam. Aber für eine Frau machte ich schon immer vieles. Die Sache mit der Wohnung verlief sich, der Vermieter wäre einverstanden gewesen, aber Anjas Lebenspanung war so zum Scheitern verurteilt, sowas hab ich noch nie bei jemanden erlebt. Sie besuchte mich auch einige Male in diesem Winter, mit offiziellem Ausgang, aber richtig gemütlich waren ihre Besuche ja noch nie gewesen. Sex gab es halt mal wieder, aber oft war sie schon wieder in ihrer Welt, das selbst das nicht mehr klappte. Ich erzählte ihr auch von Bianca und als sie von ihrem täglichem Kiffen erfuhr, interessierte sie sich mit einem Male sehr für sie. Die beiden haben sich dann auch an einem Februartag kennengelernt, am Bahnhof natürlich. Bianca wohnte ja fast am Bahnhof, und Anja sowiso. Sie war durch meine vielen Erzählungen ja schon vorbereitet auf Anja, aber als sie ihren abgestürzten Lebenswandel und ihre verwirrte Art live das erste Mal sah, war sie schon sehr erschrocken. Sie hatte ja auch starke Probleme, aber ihr Leben doch noch im Griff, und was mir an ihr sehr imponierte, sie hatte Würde. Sie kannte ihre Grenzen, auch wenn sie sich manchmal völlig durchgeknallt verhielt und bei Männern zur damaligen Zeit, vielleicht manchmal etwas billig wirkte, sie hat bestimmte Grenzen nie überschritten und man kann die beiden auch in keinster Weise vergleichen. Sie verstanden sich einigermaßen, Anja kam mit in ihre Wohnung, und Bianca respektierte meine Liebe zu Anja, weil mir wurde diese eingebildete Beziehung immer peinlicher vor den Leuten. Im Haus lebte ich jetzt wirklich völlig allein, nach Dominiks Verschwinden im November war Margit noch für ein paar Wochen mit den Kindern in die Wohnung zurückgekehrt, aber mittlerweile gehörte mir sozusagen ein ganzes Haus allein. In diesem kalten Winter leistete ich auch erneut Sozialstunden bei Hr.Pöllet in Katzwang. Bei der letzten Verhandlung gab es als Bonus wieder neue dazu, und ein bißchen Verpflichtung schadete nicht. Schließlich hatte ich mit 26 Jahren null Arbeitserfahrung, meine Vergangenheit läßt grüßen, und irgendwie wollte ich auch beruflich noch eines Tages was erreichen. Das Schneeräumen bei bitterster Kälte und die Arbeit am Friedhof waren also vielleicht gar nicht mal schlecht. Ich ließ mich bloß von Kleinigkeiten zu schnell ablenken, Anjas Besuche und ähnliches verhinderten oft ausgemachte Zeiten, beim zum Glück verständnisvollen, Hr.Pöllet. Klaus hatte auch immer neue Kumpels, seit er in der Stadt wohnte. Thommy war einer von ihnen, den ich gut leiden konnte. Durch meine Suche in der Zeitung ab und an, eine normale Partnerin zu finden, hatte ich Gabriel kennengelernt, er war zwar keine Frau, aber es entwickelte sich eine Freundschaft mit diesem Kerl, der in meinem Alter war, und so ganz anders, als meine anderen Bekannten. Ich konnte mich ja jedem gut anpassen, und Gabriel kann man schon als verklemmt und für meine Vorstellungen zu brav bezeichnen. Aber wir verstanden uns, ich mußte bei ihm bloß einiges aus meiner Vergangenheit weglassen, wir machten Fahrradtouren, er lebte noch im Haus bei seiner Mutter, Rumänendeutsche, und das war mal ein anderer Umgang. Er tanzte sehr gern und professionell und wir gingen auch in Discos, bloß besondere Stimmung kam mit ihm nicht auf. Aber auch diesen Kontakt vergesse ich nicht, auch wenn Gabriel mich eines Tages vergessen hat und sich ohne Begründung zurückzog, weil er wohl zuviel aus meiner Vergangenheit erfahren hatte. Anja startete wieder verschiedene Fluchtversuche im abgelegenen Ranna, auch sie lernte Gabriel kennen, als wir ihn Sonntagnachmittag mal besuchten, bei ihm ist auch eines von nur 2 Bildern entstanden, das Anja und mich zeigt, Gabriel hat mir auch einges am Computer beigebracht, wo ich zu der Zeit noch keine Ahnung hatte. So im März 2006 wurde dann der Kontakt intensiver mit Bianca, ich war viel bei ihr, sie versuchte mich stylisch zu verschönern, da ich immer noch oft verboten aussah und es mit der Körperhygiene immer noch nicht klappte. Bianca verstand sehr gut psychische Probleme, aber ungepflegtes Erscheinen, war für sie nicht akzeptierbar. Und so veränderten sie und Klaus in diesem Frühjahr meinen kompletten Stil, was bitter nötig war. Ich ließ mir dieses Programm gerne verpassen und was so ein neues Styling beim weiblichen Geschlecht bewirken konnte, war mir erstmal gar nicht bewußt. Natürlich schaffte sie es nicht, daß sie mich in ihre bevorzugte Alterklasse brachte, aber diese "Beautykur", wie wir es in unserem einmaligen Humor nannten, ließ uns eben in diesen Wochen das erste Mal näherkommen. Das waren diese Massagen, die wir uns gegenseitig, nach meinen Besuchen in ihrem Bad, schenkten. Das war eine Nähe, die ich so nicht kannte, da ging es erstmal überhaupt nicht um Sex, nur ein Hauch Erotik, wir sahen uns auf einmal bloß mit etwas anderen Augen. Unsere Gespräche, unser Lachen, und jetzt diese körperliche Nähe, das war ein Lauf, der unwillkürlich diese Begegnung so besonders werden ließ. Das bei ihr noch ganz andere Schauplätze offen waren, bekam ich am Rande mit und vieles verstand ich auch erst im Laufe der Jahre. Weil mit der Wahrheit in bestimmten Dingen nahm es Bianca nie so genau und sie war eine begnadete Schauspielerin, leider ist das für mich verwerflich, wenn Männer dabei die Komparsen spielen müssen. Aber ich hatte meinen Platz in diesem Spiel noch lange nicht gefunden. Sie besuchte mich auch irgendwann das erste Mal in meiner Wohnung, und selbst als sie ihre sehr konservative Patentante und deren Mann, den Bruder ihrer Mutter, mal wieder anstandshalber besuchte, die ein großes Haus in Büchenbach hatten und sehr vermögend waren, nahm sie mich mit. Auch Rolf stellte ich ihr vor, sie brauchte etwas, bis sie mit seiner Machoart, seinen Sprüchen und seinem Humor klarkam, aber seitdem mochte sie Rolf sehr. Sie suchte auch wegen Drogen seine Nähe, aber da hatte sie kein Glück bei ihm. Außerhalb seines engsten Freundeskreises distanzierte er sich von schon lange von solchen Sachen. Da hätte sie bei Stephan schon wesentlich mehr Glück gehabt. Ja, Anja war inzwischen in einer Therapieeinrichtung in Roth, wo ich sie auch wieder besuchte, es war einfach aussichtslos mit dieser Frau. Und in dieser Einrichtung tauchte auch ein ganz alter Bekannter auf- Günter, damals 2002 waren er und ich Andreas Schutzbefohlene, Günter hat mich sofort erkannt und freute sich, ihn konnte ich immer leiden, ein intelligenter und charmanter Mann, wenn da die Drogen nicht gewesen wären, die ihn kaputtgemacht hatten. Keiner aus der Zeit von 2002 und 2003, der es einfach geschafft hatte, auf ein einigermaßen konstantes Level zu kommen, ohne von Psychatrie zu Psychatrie zu ziehen, war mir bekannt. Diesen Sommer wurden es 3 Jahre, das ich jetzt meine Wohnung in der Schalkhaußer Straße hatte, wie lange hatte mir Lindner gegeben? Klar, war viel passiert, aber das war alles vertretbar und viele neue Leute hatte ich kennengelernt, alle mit Problemen, aber mit meiner Karriere in der Psychiatrie, war lange Schluß. Und auch mit Psychiatern hatte ich keine Bekanntschaft mehr gemacht. Man kann und sollte es probieren, sein verlorengeglaubtes Leben sich zurückzuholen, das will ich nur damit sagen, und den schnellen großen Erfolg darf man sicher nach solchen Jahren nicht erwarten, aber von den strafrechtlichen Vergehen abgesehen, bin ich auf diese wiedererlangte Normalität, schon stolz bis heute.

Irgendwann in diesem Frühjahr habe ich von Rolf erfahren, daß einer seiner früheren Kumpels nach Nürnberg zurückkommt, nachdem er, wohl nicht ganz frewillig, 10 Jahre auf Cran Canaria gelebt hat. Mit Hilfe seiner vielen Freunde von früher, wollte dieser Yani, ein Tattoostudio nach seiner Rückkehr eröffnen, und ich erklärte mich gerne bereit, mit Christian, den noch leerstehenden Laden zu streichen. Mit dem Versprechen, wir hätten Tätowierungen ein Leben lang frei, wie Rolf wollte ich wirklich nicht irgendwann aussehen, aber damals spürte ich einen letzten Wunsch nach einer Zukunft mit Anja und somit wollte ich meine bis dahin einzig große Liebe, irgendwo auf meinem Körper verewigen. Ich hätte es bis heute nicht bereut, aber bin schon froh, daß es nicht dazu gekommen ist. Ja, so strichen wir den Laden, ich will mich nicht als Laufbursche von Rolf bezeichnen, aber er gab gerne den Ton an, aber bei ihm fiel es mir erstaunlicherweise nicht schwer, mich etwas unterzuordnen.Am 1.April 2006 war ich dann das letzte Mal zu Besuch in Anjas Elternhaus in Hartmannshof. Wieder über Nacht, und diese Verhältnisse waren von neuem erschreckend und beängstigend. Ich will nicht wissen, was da alles vorgefallen ist, und warum Anja so vom Weg abgekommen ist- die Ursache würde man mit Sicherheit hier finden. Am anderen Tag, wieder in Nürnberg angekommen, war ich relativ psychisch angeschlagen, daß ich Bianca anrief, und sie mich am Bahnhof abholte und mir seelischen Beistand leistete. Was mußte sie sich alles in unserer ersten Zeit über Anja anhören, wie oft klagte ich ihr mein Leid, sie war immer eine verständnisvolle Zuhörerin, das war so schön an unserem anfänglichen Verhältnis, das wir uns alles sagen konnten. Ja, damals mußten wir auch noch nicht über uns und unsere Beziehung sprechen.Biancas Impulsivität erschreckte mich schon manchmal, sie legte sich mit verschiedensten Leuten, oft ohne Grund, an, so klein sie war, ihr Temprament war südländisch und darauf war sie stolz, denn als echte deutsche konnte sie sich nicht identifizieren. Typisch deutsch war sie auch nie. Oft war ihr durchgeknalltes Verhalten aber auch auf ihren Drogenkonsum zurückzuführen. Sie kiffte damals fast täglich, trank ab und zu Alkohol, obwohl sie ihn eigentlich hasste, weil ihr Vater mit nur 42 Jahren an seiner exzessiven Alkoholsucht gestorben war. Ja, wir waren viel unterwegs miteinander, und meistens sind wir in irgendeine seltsame Situation in dieser Zeit gekommen, auch oft durch mein Verschulden. Bianca ist ja in der Südstadt in Nürnberg aufgewachsen, wo ihre Eltern und Großeltern immer noch wohnten, und ich lernte einige Leute aus ihrem früheren Bekanntenkreis kennen. Das war ein schlechter Umgang, der auch dazu beitrug, das sie so aus der Bahn geworfen wurde. Weil ihr Leben hätte eigentlich anders verlaufen müssen, da sie nur durch Faulheit und falsche Freunde das Gymnasium in der 8.Klasse abgebrochen hatte. Ich hab fast jede Nacht bei ihr übernachtet, wir hörten endlos Musik, sie saß immer bekifft am Fenster im 6.Stock, was oft gefährlich aussah, und nach lustigen Gesprächen, überwältigte sie irgendwann jede Nacht die unendliche Trauer über den Tod ihres Vaters. Mit ihrer Mutter war das Verhältnis sehr angespannt und ihr Stiefvater war ein sehr verträglicher Mann, dem sie sich bei wirklichen aussichtslosen Problemen besser anvertrauen konnte. Das wunderte mich auch nicht, nachdem ich immer mehr aus ihrer Familie erfahren hatte. Auch wenn es mich nicht immer interessierte, wußte ich in kürzester Zeit über alles und jeden Bescheid. Bekifft und angetrunken hat sie dann in dieser Zeit oft Annäherungsversuche unternommen, aber mehr als Küssen und Streicheln ist vorerst nicht passiert. Sie hat mich schon auf einmal mehr als Frau interessiert, ich hatte ein Gefühl zu ihr, ich hätte auch wesentlich früher mit ihr geschlafen, aber von Biancas Problemen in dieser Art sollte ich noch vor harte Proben gestellt werden. Ihr seltsames Verhältnis mit diesen beiden wesentlich älteren Männern war schwer zu durchschauen. Und mit Liebe hatte das damals im Frühjahr 2006 mit uns noch so gut wie nichts zu tun..

 

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Michael33

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Michael33 Re: Da ist sie ja, die Fortsetzung! -
Zitat: (Original von Gast am 13.06.2013 - 00:08 Uhr) Irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass der Autor in der Zeit, in der er diese Biographie verfasst hat, gereift ist. Auch stilistisch ist von der Anfangszeit, bei der man beim Lesen fast keine Luft holen konnte, einiges passiert. Man hat fast den Verdacht, er ist mit sich und seiner Vergangenheit im Reinen.
Und den letzten Satz finde ich fast genial!! Er kann wirklich stolz auf sich sein!!

LG

Miss Darcy

Ja, danke für deine erneute Kritik und das Interesse an meiner Person! Ehrlich geschrieben, hätte ich mir von dieser Seite schon etwas mehr Anregung erhofft, wenn man in nächterlanger Arbeit sein Leben hier der Nation offenbart...aber leider hinterfrägt hier niemand irgendetwas, wobei frei erfundene Gedichte mehr Diskussionsstoff erzeugen, das finde ich schade, und bestätigt wieder mal meine Meinung von dieser Gesellschaft- bei unbequemen Themen den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Und der ist nun mal Wegschauen! Wie man es so oft im Alltag erlebt! Du scheinst da anders zu sein und bleib so, ist mein Rat speziell an dich! Liebe Grüße...
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Da ist sie ja, die Fortsetzung! - Irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass der Autor in der Zeit, in der er diese Biographie verfasst hat, gereift ist. Auch stilistisch ist von der Anfangszeit, bei der man beim Lesen fast keine Luft holen konnte, einiges passiert. Man hat fast den Verdacht, er ist mit sich und seiner Vergangenheit im Reinen.
Und den letzten Satz finde ich fast genial!! Er kann wirklich stolz auf sich sein!!

LG

Miss Darcy
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Tintoletto Ich habe es sehr gerne gelesen.... - allerdings haben sich einige Fehlerchen eingeschlichen...L.G. Tinto
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