Beschreibung
"Wetten, dass,es nicht peinlicher geht?", titelte heute die Bildzeitung.
Doch, es geht peinlicher! Hier ist der Beweis.
Neulich in der Kneipe
Stefan saß mit seinem besten Kumpel Konrad in seiner Stammkneipe „Zum reuigen Schluckspecht“. Er nahm einen Schluck Bier und seufzte. „Was seufzte?“, wollte Konrad wissen. „Na, Bier natürlich, das siehste doch. Aber nein im Ernst: Hast Du gestern `Wetten, dass´ geguckt?“, entgegnete Stefan. „Nee, war da was Besonderes? Ich gucke das schon lange nicht mehr. Ist echt langweilig geworden.“
„Na, gestern war das ganz lustig. Da war ein Typ, der konnte Hundehaufen dem Besitzer zuordnen.“
„Wie jetzt? Der wusste, welches Herrchen dazu gehört?“
„Nein, natürlich nicht. Aber er wusste welcher Hund das war. Das war mal wieder was Neues.“
„Man müsste da auch mal mitmachen, Stefan.“
„Ja, das wäre Klasse. Hast Du ´ne Idee?“
„Lass uns doch mal überlegen. Was können wir gut?“
Ideen gesucht
Der Wirt Kuddel mischte sich ein: „Jungs, ich weiß ja nicht, wie Ihr Euch das vorgestellt habt. Aber außer Saufen habt Ihr doch nichts drauf.“ Konrad erhob sich protestierend und rief: „Das kann man so nicht sagen, guck mal.“ Er nahm eine Erdnuss aus der Schüssel, die vor ihm stand, steckte sie in den Mund und spuckte sie quer durch die Kneipe. Sie prallte an der Dartscheibe ab und landete schließlich in Fietes halb leeres Bierglas. Alle applaudierten. „Klasse, Konrad. Das war nicht schlecht, aber so richtig vom Hocker reißt einen das auch nicht. Fällt dir nichts Besseres ein?“, sagte Kuddel. „Ich kann Bier erkennen!“
„Na, toll. Das kann doch wohl fast jeder, zumindest kann man Alt von Weizenbier mühelos unterscheiden.“
„Aber ich mach das mit verbundenen Augen.“
„Ach, komm, Konny, das sind doch olle Kamellen.“
„Hmmm, ich unterscheide das nicht am Geschmack sondern am Geräusch. Am Reingluckern sozusagen. Bind mir mal Augen zu, Kuddel.“
Der daraufhin folgende Praxistest ließ Konrad kläglich scheitern, was ihm eine Lokalrunde kostete. Bernhard betrat die Gaststätte, in Begleitung seines Hundes, einem Bernhardiner. Dieser lief umgehend auf Konrad zu und forderte seine Streicheleinheiten, wie üblich. „Man merkt, dass du tierlieb bist, Konrad“, rief Bernhard aus und ergänzte: „Mach mal, zwei Pils klar, Kuddel, für mich und für Konny.“
„Besten Dank. Der hat aber auch ein tolles Fell, Bernie. Fühlt sich ganz anders an als bei einem Dackel oder einem Schäferhund.“
Begeistert rief Stefan aus: „Mensch, da haben wir doch unsere Idee, Konrad.“ Dieser erwiderte: „Also, ich weiß nicht, so schwierig ist das eigentlich nicht, jedenfalls nicht, solange das Fell noch am Hund ist.“
„Komm bloß nicht auf dumme Gedanken“, sagte Bernhard lachend. Konrad erwiderte: „Wir sollten meine Erdnuss-Nummer noch ausbauen, vielleicht mit Partner.“
„Und wie hast du dir das gedacht, Konny?“
„Einer spuckt die Nuss, der zweite fängt sie mit dem Mund auf, und dann …“
„Das ist doch eklig, Konny. Vergiss es!“
Üben, üben!
Etlichen Biere später. Kuddel, Konny und Stefan beschlossen, alle drei Nummern zu kombinieren. Konrad sollte mit einer Hand einen Hund streicheln und ihn erkennen, mit der zweiten Hand eine Erdnuss in den Mund stecken und sie zielgenau in ein fünfzig Meter entferntes Glas spucken und zeitgleich erraten, welches Getränk Kuddel eingoss. „So etwas gab es bestimmt noch nie!“, stellten sie fest.
Am nächsten Morgen setzte Kuddel das Bewerbungsschreiben an den Sender auf. Dieser antwortete schon zwei Wochen später. Man zeigte großes Interesse, vor allem, weil man wissen wollte, wie man es schafft, mit verbundenen Augen die Erdnuss in das Glas zu platzieren.
„Mist, daran haben wir nicht gedacht!“, rief Konrad verärgert, als Kuddel den Brief vorlas. „Also, Konny, ich will dich ja nicht beleidigen, aber wenn man dein Gehirn auf Erbsengröße bringen möchte, müsste man es aufblasen. Das ist doch ganz einfach: wir treten zu Dritt auf, du spuckst deine Erdnüsse und Stefan weist dich an, während ich die Biere einfülle.“
„Ja, so wird das klappen, Kuddel. Dann fangen wir unverzüglich mit dem Training an.“
Mangels vorhandener Hunde beschränkte sich das jedoch zunächst nur auf das Erkennen der Biersorten und dem Verbringen der Erdnüsse. Letzteres erwies sich aber als recht schwierig, was zum einen daran lag, dass das Vernichten der Gerstenkaltschalen nach dem Erraten die motorischen Fähigkeiten von Konrad zunehmend einschränkte, zum anderen Stefans Anweisungen aus dem gleichen Grund zumeist daneben lagen.
Im Stadtpark
Kuddel schlug daraufhin vor, die Übungseinheiten am nächsten Tag, an dem der „reuige Schluckspecht“ seinen Ruhetag hatte, in den nahegelegenen Stadtpark zu verlegen. Dort waren im Allgemeinen recht viele Vierbeiner anzutreffen. Außerdem hatte Konrad hier viel mehr Platz für seine Kunststücke.
„Heute gibt es nur alkoholfreies Bier“, erklärte Kuddel, als er seine beiden Freunde sah. Er hatte einen Bollerwagen mit diversen Bierflaschen und Gläsern im Schlepptau. Stefan und Konrad saßen bereits erwartungsvoll auf der Parkbank und nahmen die Ankündigung mit Enttäuschung auf.
Unglücklicherweise waren die Hundebesitzer zumeist nicht bereit, ihre Lieblinge streicheln zu lassen. Lediglich eine ältere Dame mit einem schwarzen Zwergpudel und ein etwa 50-jähriger bebrillter Herr mit einem Foxterrier waren damit einverstanden. Der Pudel hätte zudem Konny fast gebissen, wenn das Frauchen nicht eingegriffen hätte. Großen Ärger gab es auch mit dem kräftig gebauten Rocker, der seine Bulldogge dem Training keinesfalls zur Verfügung stellen wollte.
„So, Konny, jetzt musst dich 20 Grad nach rechts drehen, gut hundert Meter neben dem Baum ist die Dose“, wies Stefan seinen Freund an. „Toll, du Experte. Wie soll ich dann den Baum sehen?“, nörgelte Konrad. Dennoch folgte er den Anweisungen seines Freundes. Er traf auch, doch leider nicht die Dose, sondern den Rocker, der dort gerade sein Geschäft erledigte. Verständlicherweise war dieser davon wenig begeistert und rannte voll Wut auf die drei Freunde zu. „Soll ich noch einmal spucken?“, fragte Konny fatalerweise. Der darauf folgende Fausthieb beendete das Training buchstäblich schlagartig.
Vier Wochen später konnte Konrad schon wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Er hatte doch keine Lust mehr auf weitere Versuche.
So geschah es, dass den Fernsehzuschauern diese sensationelle Wette entging.