Fantasy & Horror
Salii Colte - der Widerstand - Kapitel 1 - der Blick zurück

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"Salii Colte - der Widerstand - Kapitel 1 - der Blick zurück"
Veröffentlicht am 07. Juni 2013, 8 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Eigentlich nur ein ganz normaler Nerd, der Technikbegeistert ist und viel zu viel Zeit damit verbringt, Dinge zu tun, die ihm Spaß machen, aber kein Geld bringen :) Nebenher noch Kunst und Kultur-begeistert, Naturliebhaber, ehrenamtlich tätig und irgendwie nie richtig erwachsen geworden. Aber wer will das schon!
Salii Colte - der Widerstand - Kapitel 1 - der Blick zurück

Salii Colte - der Widerstand - Kapitel 1 - der Blick zurück

Kapitel 1 - der Blick zurück

Der zweiundvierzigste Tag. Etwas mehr als die Hälfte meines Weges liegt hinter mir. Ein Moment, den ich viel zu lange herbei gesehnt habe. Nun endlich erscheint der fast weiße Pferdekopf-Felsen dort im Westen größer und mächtiger als die Ruinen der ehrwürdigen Stadt Mourin im Osten, in der meine Reise begann. Im Norden lauert, prunkvoll und wie immer übertrieben hell erleuchtet, Lauriton auf den Einbruch der Nacht, weit hinten am Horizont. Meine Heimat. Es mutet fast schon symbolisch an, das sich die Sonne gerade auf macht, ausgerechnet hinter der kaiserlichen Hochburg unter zu gehen, um die Stadt mit ihrem gesamten Kriegsapparat und der Kaiserfamilie scheinbar in einem riesigen, orangen Feuerball verglühen zu lassen. Für nicht wenige von uns war dieser Gedanke ein großer Teil unseres Strebens – Lauriton fallen und in einem riesigem Flammenmeer ertrinken zu sehen.

Es ist schon einige Tage her, seitdem ich das letzte Mal auf einen Baum wie Diesen gestiegen war um die Lage zu erkunden, den weiteren Kurs zu bestimmen. Nun weiß ich, das ich noch immer auf dem richtigen Weg bin, ein beruhigendes Gefühl, mein innerer Kompass scheint immer noch zuverlässig seinen Dienst zu tun. Sicher, der Pferdekopf ist auch nur eine Zwischenstation, aber eine Wichtige, vor allem weil er der einzige Anhaltspunkt ist, den ich bekommen habe. Dort sollen sich die Überreste der Luri-Festung Arang Li an den blanken Sandsteinfelsen schmiegen, einst berüchtigt für ihre Wehrhaftigkeit, heute nur noch ein stiller, verwitternder Zeuge der militärischen Übermacht des Kaiserreiches. Genau dort haben die Luri einen Knotenpunkt errichtet, dort liefen alle vier wichtigen Straßen zusammen. Niemand weiß, was davon noch übrig ist, weder von der Festung, noch von dem spinnennetzartigem Straßensystem. Ich verlasse mich also auf vage, sehr vage Gerüchte. Leider sind es auch die Einzigen.

Aus dem Kaiserreich gibt es kein Entkommen, sagt man. Schon gar nicht nach Süden oder Westen. Der große Wald, welcher seit dem Ausbruch des Krieges unsere Heimat geworden ist, breitet sich nach dort hin wie ein engmaschiger, undurchdringlicher Teppich aus, bis er den breiten und steilen Rand des Waluron erreicht. Würde ich jetzt über meine Schulter blicken, könnte ich die verschneiten Gipfel weit in der Ferne sehen, wie ein unbezwingbares Bollwerk recken sie sich dort dem blutroten Abendhimmel entgegen. Sie bilden die Grenze, bis dort hin reicht der ausgestreckte Arm der Kaiserin. Was dahinter ist – niemand weiß es. Für mich ist es Freiheit, die ich dort zu finden hoffe, nach all den Kämpfen, den Morden. Ohne die alte Luri-Straße aber, die angeblich südwestlich über die Berge führen soll, wäre es mein sicherer Tot, das Gebirge bezwingen zu wollen. Das Land dahinter ist vor allem deshalb unbekannt, weil es nie jemand geschafft hat, die Gipfel des Bergmassivs zu überqueren, und zurück zu kehren, um davon zu berichten. Ganz egal was mich dort erwarten mag, schlimmer als hier kann es nicht werden.

Ja, ich fliehe. Vor dem Kaiserreich, wer hätte das einmal gedacht. Der große Krieger, gefeierter Held vieler Schlachten. Noch in Jahrhunderten wird den Waldboden mit adeligem Blut getränkt davon sein. Nun auf der Flucht, nicht vor dem Feind, sondern vor sich selbst. Welch Ironie, die Kaiserin würde Freudenfeste veranstalten, wüsste sie von meinem Entschluss, dem Krieg den Rücken zu kehren. Wohl möglich würde sie sogar höchst persönlich die Luri-Straße wieder aufbauen, damit ich nur so schnell wie möglich verschwände. Noch wahrscheinlicher allerdings wäre die scharfe Klinge des höfischen Henkerbeils, die sich hiebartig durch meinen Hals bewegt, sollten ihre Schergen mich je ergreifen. Aber dazu wird es nicht kommen. Mein Ziel ist in Sicht, der Pferdekopf-Felsen näher als je zuvor. Wenn mein Plan auf geht, sollte ich im Hochsommer die Grenze überqueren können, genau dann wenn der Waluron am wenigsten tödlich ist.

Allein dieser Anblick, das Wissen, das ich auf dem richtigen Weg bin, dass das Ziel immer näher rückt, allein das war es schon wert, den prächtigen Mukka-Baum hier zu erklimmen. Sicher, dem Colte ist mit mir ein wertvoller Kämpfer verloren gegangen, aber die heroischen Zeiten, in denen Einzelne ganze Kriege entscheiden konnten sind schon lang vergessen. Heute zählt, wer die tödlichsten Waffen, die meisten Männer oder die beste Taktik hat. Es ist nicht mehr mein Krieg, ich bin nur …

was war das? Ein vertrautes Geräusch, nur kurz, kaum hörbar. Ein Hoover, ganz ohne Frage. Hier draußen? So weit von der nächsten Garnison entfernt? Ich steige langsam etwas weiter hinab, bis mich das dichte Blattwerk umschließt und quasi unsichtbar macht. Seid Wochen bin ich im Wald keiner kaiserlichen Patrouille mehr begegnet, sie meiden normalerweise diesen Abschnitt des Waldes. Es bleibt zu hoffen das sich das jetzt nicht ändert.

Mittlerweile ist das Geräusch ganz verstummt. Ein leises, elektrische Surren, welches für mich, wie für jeden anderen Colte mit genug Kampferfahrung, einem ohrenbetäubenden Sirenengeheul gleich kommt. Ein leichtes Aufflackern nur, als ob der Fahrer etwas zu viel Gas gegeben hätte. Nun ist der Wald wieder in Stille versunken, die wenigen Tiere, die hier genug Mut besitzen, durch Laute auf sich aufmerksam zu machen, sind fast verstummt, haben sich vermutlich zur Nachtruhe begeben, oder halten ebenfalls gespannt den Atem an. Plötzlich bin ich sehr dankbar für den großen Mukka-Baum, der mich gerade beschützt wie eine Mutter ihr Neugeborenes, auch wenn von seinen mickrigen, schimmelfarbigen Früchten ein übler Gestank aus geht.

Ein Knacken, rechts von mir. Näher als das Geräusch des Hoovers, sehr viel näher. Und wieder Eins, noch etwas lauter, begleitet von einem fast unhörbar geflüstertem Fluch, den der Verursacher vermutlich gerade an sich selbst richtet. Jemand schleicht, sehr unbeholfen, den Weg entlang, den ich vor wenigen Stunden auch genommen habe. Langsam schält sich eine Gestalt aus dem Schatten, und betritt die kleine Lichtung, direkt zu Füßen meines Baumes.

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JanosNibor
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