Kurzgeschichte
Gebrochene Herzen

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"Gebrochene Herzen"
Veröffentlicht am 05. Juni 2013, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Gebrochene Herzen

Gebrochene Herzen

Falscher Rat

 

Hab ich ihn tatsächlich nur deswegen verlassen? War ich wirklich so dämlich? Ich hatte es so gut bei ihm. Er hatte mich stets wie eine Königin behandelt. Mich von vorn bis hinten bedient. Manchmal war es mir auch zu viel geworden. Aber ansonsten hatte ich es genossen. Mir ging es mehr als gut bei ihm. Und nur weil er eine Niete im Bett war, habe ich ihn gegen den ausgetauscht. So blöd kann aber auch nur ich sein.

Wie ich mein altes Leben vermisse. Und ihn. Alles habe ich von ihm bekommen. Jeden Wunsch las er mir von den Augen ab. Nichts war ihm wichtiger. Als ich. Stets kam ich bei ihm an erster Stelle. Wenn ich krank war, wich er nicht von meinem Bett. Unterhielt mich. Pflegte mich. Ich fühlte mich bei ihm geborgen. Er strahlte eine angenehme Wärme aus.

Von meinen Freundinnen hatte ich mich überreden lassen mir einen neuen Kerl zu suchen und ihn in den Wind zu schicken. Eigentlich war mir Sex nie wichtig gewesen und er hatte sich wirklich Mühe gegeben mich zufrieden zu stellen. Nur habe ich es ihm nicht leicht gemacht. Nie hatte ich ihm gesagt, wie ich es am liebsten hätte. Wie ich am ehesten kam. Hab ihn einfach machen lassen.

Er war immer zärtlich gewesen. Hatte sich was einfallen lassen. Seine Berührungen verursachten bei mir stets eine angenehme Gänsehaut. Das bedeutete mir mehr, als ein Orgasmus. Jetzt sehe ich es ein. Seit dem ich den habe, komme ich zwar öfter zum Höhepunkt. Aber die Art und Weise, wie er mich dazu bringt, gefällt mir ganz und gar nicht. Keine Liebe. Völlig Gefühllos.

Er lag mir zu Füßen. Kritisierte mich nur selten. Zwang mich zu gar nichts. Außer es musste wirklich sein. Eingesehen hatte ich es dennoch nie. Erst jetzt, wo ich darüber nachdenke. Ich war seine Hübsche. Seine Göttin. Meinen Körper fand er scharf. Mich fand er sexy. Was wohl auf das Gleiche rauskommt. Ich war schon immer schwergewichtig. Auch so fand ich mich nicht schön. Am liebsten hätte ich alles geändert. Kleinerer Busen. Weniger Gewicht. Dafür mehr Körperlänge. Andere Haarfarbe. Auch mein Name gefiel mir nicht. Weder mein Vor- noch mein Nachname. Den hätte ich auch gern geändert.

Gern ergriff er meinen Po und massierte ihn kräftig. Küsste ihn. Mein Neuer verlangt, das ich abnehme. Etwas für meine Figur tue. Warum er mit mir zusammen ist, obwohl er mich alles andere, als attraktiv und ansehnlich findet? Wahrscheinlich bin ich die einzigste, die ihn wollte. Anfangs dachte ich, das ich ihn liebe. Aber das war wahrscheinlich nur Einbildung. Ich weiß nicht, warum ich immer noch mit ihm zusammen bin. Für mich wäre es besser, wenn ich einfach Schluss machen würde. Am liebsten würde ich ja wieder zu meinem alten Freund zurückgehen. Aber das kann ich nicht tun. Es hatte ihm fürchterlich wehgetan, als ich ihm sagte, das es zwischen uns vorbei sei. Ich hatte seine Tränen gesehen. Meinetwegen hatte er geweint. Kein anderer hatte es vor ihm getan. Nicht einmal meine Eltern, als ich auszog. Die hatten sich gefreut, das ich endlich eine eigene Wohnung hatte.

Da hatte ich jemanden gefunden, der mich so liebte, wie ich war. Der mich anbetete. Vergötterte. Und ich verließ ihn, weil er es im Bett nicht brachte. Nur deswegen. Aus keinem anderen Grund. Warum hatte ich es auch meinen Freundinnen erzählt? Mussten sie es unbedingt wissen? Wieso konnte ich nicht mein Maul halten? Und warum ließ ich mich von denen dazu überreden, ihn deswegen zu verlassen?

Ich bin gewillt ihn anzurufen. Zu ihm zurück zu gehen. Mich bei ihm zu entschuldigen, für das, was ich ihm angetan habe. Aber was ist, wenn er eine neue Freundin hat? Wenn...

Ja, wenn. Und zuerst musste ich das lästige Etwas loswerden. Was wohl weniger schwierig war, als dem Ex zu gestehen, das man einen riesengroßen Fehler gemacht hat und zurück will. Ihm zu gestehen, weswegen man ihn verlassen hat.

Ich kann es nicht. So sehr ich ihn auch vermisse und wieder haben will. Mein Mut reicht nicht aus, um ihn anzurufen, mich bei ihm zu entschuldigen und ihn zu fragen, ob er wieder mit ihr zusammen sein möchte.

 

Lange Rede, kurzer Sinn

 

Meine Herzallerliebste. Ich habe dich hier her eingeladen, weil ich dir etwas Wichtiges zu sagen habe. Warum ich es ausgerechnet hier mache, in diesem Restaurant, hat folgende Bewandtnis.

Wir sind ja schon ein Weilchen zusammen. Sechs wunderschöne Jahre. Davon sind drei Jahre Ehejahre. Du und ich waren uns damals einig, das wir nicht des Geldes wegen heiraten. Gut, wir haben dadurch ein wenig mehr in der Kasse. Aber, wie schon erwähnt, war nicht Geld de Grund für unsere Hochzeit, sondern die Liebe. Für immer wollten wir zusammen bleiben. Freude und Leid teilen. Und das taten wir ja auch. Stets teilten wir dein Leid und meine Freud. Das störte mich nicht. Ich war glücklich mit dir. Durch dich habe ich mich von meinen sogenannten Freunden trennen können, die mir nur geschadet hatten. Finanziell, wie gesundheitlich. Mir war schon früh klar geworden, das sie mich ausnutzen wollten und mich immer wieder zum Trinken verleiteten. Aber durch dich habe ich es geschafft, normal zu trinken und auch mal Nein zu sagen. Dafür danke ich dir. Auch für die wundervollen Jahren. Du warst ein Geschenk für mich. Ja, warst. Ich nehme bewusst die Vergangenheitsform. Denn...

Am besten fange ich ganz am Anfang an. Deine liebe Freundin und ich hatten uns getroffen. Es ist schon ein paar Tage her. Und es war nichts zwischen uns gelaufen. Du brauchst dich erst gar nicht aufzuregen. Wir haben uns nur unterhalten. Mehr nicht.

Im Nachhinein muss ich dir gestehen, das ich es bereue, das ich mich mit deiner Freundin getroffen habe. Andererseits war es ganz gut. Schließlich ging es um mich. Und um dich. Um uns. Ich muss ehrlich sagen, das ich sehr traurig war. Wütend? Ein wenig. Enttäuscht von dir. Auf jeden Fall überrascht. Im Traum hätte ich nicht daran gedacht, das du so was machst. Dafür hast du mir viel zu oft gezeigt, das du mich liebst. Gern mit mir zusammen bist. Ich wollte es anfangs auch nicht glauben. Bis ich es selbst gesehen habe. Es tut mir aufrichtig leid, das ich dich beobachtet habe. Aber es ließ mir keine Ruhe. Ich musste wissen, ob sie doch recht hatte. Denn sie klang sehr aufrichtig und ehrlich. Leider hatte sie recht behalten.

Du könntest jetzt behaupten, das da gar nichts war. Aber die Tatsachen sprechen gegen dich. Dennoch muss ich dir ein Kompliment machen. Laut deiner Freundin geht das schon mehrere Wochen so, zwischen dir und ihm. Bis dato hatte ich nichts mitbekommen. Hätte mir deine Freundin nichts gesagt, würde ich es immer noch nicht wissen. Du bist sehr geschickt. Respekt.

Nach dem dies nun auf dem Tisch ist, gebe ich dir die Chance, dich dazu zu äußern. Natürlich hast du auch das Recht zu schweigen. Ich werde dich zu nichts zwingen. Das habe ich nie getan und werde es auch jetzt nicht tun.

Dir ist bewusst, das ich dies nicht dulden kann? Ich bin treu und erwarte es auch von meiner Gattin. Dies ist, meiner Meinung nach, nicht zu viel verlangt.

Um es kurz zu machen und auf den Punkt zu bringen: Ich mache hier und jetzt Schluss mit dir. Es würde mich freuen, wenn du alsbald aus unserer gemeinsamen Wohnung ziehen würdest. Du hast ja jemand, bei dem du einziehen könntest. Oder ist derjenige etwa auch liiert, so wie du es bis jetzt gewesen warst?

Ich teile gern. Aber nicht meine Frau.

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Hörbuch

Über den Autor

Superlehrling

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trockblume toll gefühlvoll ehrlich...weg mit dem lover hol dir dn mann zurück
lg trockblume
als vorschuß 5sterne grins
Vor langer Zeit - Antworten
flovonbistram Schwerwiegende Gedanken, - die einem zeigen, erst im Vermissen wird uns der Wert des Verlorenen bewusst
Flo
Vor langer Zeit - Antworten
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