Fantasy & Horror
Krixl, der Zauderer - V.

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"Krixl, der Zauderer - V."
Veröffentlicht am 05. Juni 2013, 8 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Krixl, der Zauderer - V.

Krixl, der Zauderer - V.

Der Bär ist endgültig los

 

 

Aber Schnee und Kälte dauerten an. Wir machten uns daran, die Feuerstelle von dem Plateau vor der Höhle weiter hinten hinein zu verlegen. Reisig lag auf dem Boden herum, bereit aufgehoben zu werden, um das Feuer anzumachen, Holz hatten wir auch genug von den angelegten Vorratssteren. Die Holzsterze lagen zwar außerhalb der Höhle, aber waren gut abgedichtet. Es blieb nur der Umstand, dass wir jedes Mal aus der Höhle mussten, um dieses Brennmaterial zu holen.

Eines Tages wurde plötzlich Meixix, der gerade von den Holzstössen einen Arm voll Holzscheite heruntertat, von dem Bär angefallen, der auch Brüllix attackiert hatte. Dieser schlug mit seinen Tatzen auf die bloße Schulter Meixix und vergrub seine Krallen darin, um ihn vom Holzstapel herunterzuzerren.

Unser Meixix wurde nicht sofort zerrissen. Der Bär wollte ihn ins Gebüsch zerren. Der Bär wollte seine Haut retten, jederzeit waren mit Attacken von Menschen zu rechnen. Meixix brüllte, mutig um sich schlagend, wurde aber mit unbändiger Energie vom Holzstoss gezerrt und durch Schnee und Geröll zum nahen Dschungel gezerrt.

Rixix ließ sein Holz fallen, ergriff eine riesige, schwere und ungelenke Holzplatte und stürzte Richtung Bär los, um auf diesen einzuschlagen. Der Bär ließ sein Opfer, Meixis fallen, der sich dann in Sicherheit begeben konnte, und attackierte widerum Rixix, der sofort zurückwich.

Aber inzwischen hatten auch Muxix und Mäxis das Geschehen erfasst. Sie griffen, jeder einen Speer in der Hand, aus verschiedenen Richtungen den Bären an. Er schlug wild um sich und musste erkennen, dass er keine Chance hatte, die Angreifer abzuwehren und trat die Flucht an, ohne Meixis.

Wir atmeten auf. Wir waren zutiefst erschrocken.

Der Anblick Meixix vor Schmerzen brüllend schlimmer als jeglicher Bär, zeigte uns, was wir zunächst nicht glauben konnten. Bis hierher in unsere Behausung, in solch unmittelbare Nähe des Menschen hatte noch kein Bär zweimal gewagt zu kommen. Wir waren somit vor dieser wilden Bestie ungeschützt. Damit verdüsterten sich erneut unsere Aussichten. Jederzeit konnte er wiederkommen.

Der Bär hatte nun Blut gerochen und kam immer wieder in die Nähe unserer Höhle, zumal sich nun Kälteeinbruch und Schneefall verstärkten. Der Bär wurde mangels Essbarem immer dreister und versuchte sogar bis in die Höhle vorzudringen. Nur unsere Speere und insbesondere mit Feuer bestückten Pfeile konnten ihn in Schach halten.

Erfahrungsgemäss hatte   bislang niemals ein Bär gewagt, auf menschliche Behausungen überzugreifen. Sobald beide aufeinander trafen, auf weiter Flur oder im Dickicht des Waldes, tat der Bär besser daran, die Flucht einzuschlagen. Denn meist trat der Mensch nicht in Einzelperson auf, stets waren es ja mehrere davon. Jetzt aber war ein Bär in den „fleischlichen“ Genuss eines Menschlings gekommen, hatte Blut geleckt, und das bedeutete Gefahren über Monate hinweg. Ja, Brüllix hatte ein schreckliches, warnendes Erbe hinterlassen.

 

Mit dem Höhepunkt des Winters hielt er sich, der Bär, ständig in unserer Nähe auf - das Brüllen vor Hunger bewies es - warnendes Beispiel dafür, nicht in die Fußstapfen Brüllix zu treten. Ich gewann damit Zuspruch und festen Boden unter meinen Füssen. Tagtäglich war mein Wort unumstößlich. Meine Widersacher konnten nur mit ihren erworbenen Utensilien am Gürtel rasseln, als Zeichen dessen, dass es darum gehen müsste, Beute zu machen, Opfer zu schlagen, Feinde zu erlegen. Aber das war nur Mittel zum Zweck. Das sah bald jedermann ein. Alle Augen richteten sich immer wieder hilfesuchend, erwartungsvoll und ängstlich auf mich.

Nur was ihnen ratschlagen, wie vorgehen, was tun?

Ich zerbrach mir immerfort den Kopf.

Ablenkung gewann ich nur in Anwesenheit der einzigen, verbliebenen Frau. Sie war schon schwanger und konnte natürlich niemals das Überleben unseres Stammes garantieren. Wenn ich zeitweilig durch sie abgelenkt war, wurde ich dennoch wiederum durch sie darauf aufmerksam gemacht, worum es gehen musste: Je mehr Frauen da waren, umso mehr Nachkommen würden vorhanden sein!

 Männer konnten durchaus in der Minderzahl sein, da ja ein Mann viele, geradezu Hunderte von Frauen schwängern konnte. Wenn nur nicht das Problem mit der Versorgung der Nachkommenschaft wäre. Erfahrungsgemäß konnte etwa ein Mann zirka zwölf Kinder und Frauen versorgen, mehr nicht. Dieses Verhältnis musste unbedingt wieder hergestellt werden.

So mussten wir jenen Stamm jenseits des großen Berges in eine Falle locken auf eine Art und Weise, bei wir selbst so wenig wie möglich Schaden erlitten. Kein barbarischer, draufgängerischer und wütender Angriff war angesagt. List und Tücke anwenden, mit Überlegung, Schläue und möglichst in aller Stille zuschlagen.

Viele verachteten meine sanften Methoden, wie die des Fallenstellens, wo das gejagte Tier sich nicht mehr wehren konnte und wonach der Jäger keinerlei Bewunderung mehr erntete. In derzeitiger Winterszeit gab mir aber der Erfolg Recht. War es jedoch vermeidbar, im Frühling, Sommer und Herbst, ging kein Jäger der Verfolgungsjagd aus dem Weg. Mann gegen Tier, viele Männer gegen ein Tier, das war des Jägers Sehnsucht.

Für viele war das eine große Umstellung, aber ich, Krixl, wusste durch geduldiges Zureden, Beschwören und Lenken die Heißsporne unter uns in ihre Schranken zu weisen, uneinsichtig, aber zurückgedrängt. Folgerichtig wurde ich zum neuen Führer des Stammes gewählt, ich, der bislang wegen Weichheit, Zurückgenommenheit und Zögerlichkeit nicht gefragt gewesen war. Meine Stunde hatte geschlagen.

 

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