Beschreibung
VERGÄNGLICHKEIT: Alles fließt, nichts bleibt
- Perlenkette
- Herbstzeitlose
- Gretchenfrage
- Alibi
- Schierlingsbecher
- Nebelwand
- Fluss
- Grenze
- Siegel
- Wagnis
JOKER: Wenn man begriffen hat, dass man den Rest des Lebens zusammen verbringen will, dann will man, dass der Rest des Lebens so schnell wie möglich beginnt. - Harry & Sally
Drei Jahre ist es nun her, und trotzdem bekam ich diese schrecklichen Bilder einfach nicht aus dem Kopf. In letzter Zeit war ich sehr oft im Büro, sozusagen als ALIBI, um nicht ewig an ihn denken zu müssen, denn viel zu tun hatten wir zu dieser Jahreszeit nicht. Es beginnt abends schon ziemlich kühl zu werden, aber das war nicht das einzige Anzeichen dafür, dass der Winter im Anmarsch war. Auch die HERBSTZEITLOSEN verschwanden zunehmend, ich liebe diese Blumen. Sie sind wunderschön, aber eigentlich hochgradig giftig. Ich wünschte ich könnte das, nein, nicht giftig sein, ich wünschte mir auch einfach verschwinden zu können. Um den ganzen Problemen, den Gefühlen und den schrecklichen Gedanken entkommen zu können. Ich fühlte mich so alleine, oft dachte ich darüber nach sozusagen den SCHIERLINGSBECHER leer zu trinken, dem Ganzen ein Ende zu bereiten, endlich wieder bei ihm zu sein. Es war der 27. Oktober 2010, an dem mir der Sinn zum Leben genommen wurde. Damals habe ich gelernt, dass auch die Liebe die Vergänglichkeit nicht stoppen kann. Als ich mich damals auf den Heimweg machte, war er schon Stunden in unserer Wohnung. Es roch lecker, nach meinem Lieblingsgericht. Cock au vin. Auf dem Holztisch im Esszimmer fand ich nach rosé riechende Kerzen, die PERLENKETTE die ich mir schon so lange gewünscht habe und wunderschöne rote Rosen. Er war nicht hier. Er musste wohl schon wieder in die Arbeit. Er hatte immer Bereitschaft, als Pflegehelfer hatte man leider nicht immer so viel Zeit für die Familie, wie man sich das vielleicht wünschen würde. Für einen kurzen Augenblick genoss ich den leckeren Geruch, der in der Wohnung herumirrte, ehe ich den Brief auf dem Tisch entdeckte. Auf der Rückseite hatte er, umrandet von einem roten Herz, die Anfangsbuchstaben unserer Vornamen geschrieben, damit es wie ein SIEGEL aussah.
"Schatz, wenn man begriffen hat, dass man den Rest des Lebens zusammen verbringen will, dann will man, dass der Rest des Lebens so schnell wie möglich beginnt. Ich liebe Dich."
Keine zwei Minuten später, klopfte es an unserer Tür. Die Polizei. Sie nahmen ihre Kappen ab, sahen in meine fragenden Augen und forderten mich zum hin setzen auf. Ich wollte nicht, ich spürte dass etwas nicht stimmen konnte. Er fuhr immer mit dem Motorrad los, ich hasste das Teil. Gedankenversunken, wie durch eine NEBELWAND hörte ich wie sie mir zu erklären versuchten, dass er in einer Kurve einem LKW ausweichen wollte, er stürzte die Böschung hinab und als er mit dem Motorrad im FLUSS landete, war er schon bewusstlos. Es war ein WAGNIS an diesem Tag loszufahren, denn die Straße war feucht. Aber oftmals unterschätzte er das, er kannte keine GRENZEN.
Jeden Tag aufs Neue versuche ich die GRETCHENFRAGE - „Warum fuhr er weg“ - zu verdrängen. An diesem Tag wurde mir schmerzvoll klar gemacht, alles ist vergänglich, die Liebe, das Leben, wir alle. Das einzige das bleibt, sind Erinnerungen.