„Noch einen Wodka-Tonic bitte“, Tom saß nun schon seit Stunden an dieser Bar. Leute gingen und wieder neue kamen hinzu. Ein Mann saß alleine am anderen Ende des Tresens und musterte eingehend sein Glas. Ab und zu trank er einen Schluck, wobei er sein Gesicht zu einer Grimasse verzog. Mit jedem weiteren Schluck wurde sein Blick immer glasiger.
Hinter dem Mann saßen zwei Frauen und schienen sich köstlich zu amüsieren. Eine der beiden kramte ihr Handy hervor und las anscheinend eine sms laut vor, wodurch die andere ein lautes Lachen von sich gab. Es erinnerte allerdings eher an das Wiehern eines Gauls. Nicht sehr attraktiv. Hinzu kamen noch ihre übergroßen Schneidezähne, die den Vergleich nur weiter bestärkten. Tom ließ den Blick noch einmal durch die Bar schweifen und fragte sich wie andere ihn wohl gerade wahrnehmen mochten. Doch bei näherem Betrachten stellte er fest, dass ihn niemand anstarrte.
Ich habe Sie beobachtet“, eine attraktive brünette Frau näherte sich ihm. Er hatte sich wohl getäuscht. „Achja und was ist Ihnen an mir aufgefallen?“, entgegnete er und starrte an ihr vorbei. „Sie sitzen hier ganz alleine. Ist der Platz neben Ihnen noch frei?“, sie zeigte auf den Barhocker neben ihm. „Tun Sie sich keinen Zwang an. Was trinken Sie?“ „Mojito“ „Gut“, er drehte sich Richtung Bar, „Wir bekommen dann zwei Mojitos.“ „Und Ihr Wodka-Tonic?“, hörte der Barkeeper nach. „Egal, geben Sie mir beides.“ Die Frau setzte sich derweil neben Tom und schlug ihre Beine übereinander. „Victoria“, sie gab ihm die Hand. „Tom“, entgegnete er, doch beachtete ihre Hand nicht worauf sie diese wieder leicht irritiert zurückzog. „Nunja Tom, trinken Sie immer alleine?“ „Sind Sie immer so neugierig?“ „Und Sie immer so unfreundlich?“ „Niemand hat gesagt, dass Sie sich hierhin setzen müssen. Das ist ein freies Land und nebenbei gesagt eine ziemlich leere Bar. Also genug andere Sitzmöglichkeiten.“ Er wand sich wieder seinem Getränk zu. „Sie laden mich erst zu einem Drink ein und wollen dann wieder dass ich gehe?“ „Wer hat gesagt, dass ich Sie einlade?“ Tom setzte den Wodka an und leerte ihn. „Haben Sie irgendein Anzeichen dafür gesehen, dass ich die Drinks bezahlt habe?“ „Was wollen Sie mir damit sagen?“ Tom grinste und setzte auch den Cocktail an und trank ihn leer. Dann beugte er sich zu Victoria vor und küsste sie. Sie erwiderte seinen Kuss. Schließlich lösten sie sich wieder voneinander. „Wollen wir noch zu mir?“, fragte sie nun. Tom dagegen stand auf. „Meine Freundin bezahlt“, sagte er dem Barkeeper und ging.
Er trat hinaus in die kalte Nacht und ließ eine völlig verdutze Frau an der Bar zurück. Ein kalter Windstoß schlug ihm ins Gesicht. Schnell zog er seinen Schal bis über den Mund und eilte auf ein Taxi zu. „Bambergerstraße, bitte“, sagte er zu dem Taxifahrer und setzte sich. Es war angenehm warm. Der Mann musterte ihn: „Ich kenne Sie! Sie sind doch dieser berühmte Autor oder?“ Tom seufzte, denn wer konnte ahnen, dass so ein ungebildeter Personenkutschierer fähig wäre etwas anderes als die Bild zu lesen: „Sie müssen mich verwechseln. Fahren Sie los oder wollen wir hier Wurzeln schlagen?“ Leicht irritiert wand er wieder seinen Blick nach vorne, setzte den Blinker und reite sich in den nächtlichen Verkehr ein.
Häuser deren Ende man nur erahnen konnte säumten den Weg. Die unzähligen Lichter, die aus den Fenstern eben dieser Häuser drangen und die unentwegt weiterblinkenden Werbetafeln machten die Nacht beinahe taghell. Trotz der frühen Stunde sah man immer noch viele Menschen vorbeieilen. „Eine Stadt, die niemals schläft“, dachte er, „War das vielleicht ein guter Titel für seinen neuen Roman? Klang ja fast wie „Schlaflos in Seattle“.“ Schnell verwarf er den Gedanken wieder.
Weitere Minuten vergangen, in denen er so viel wie möglich versuchte von seiner Umwelt wahrzunehmen. Vielleicht brachte ihn das ja auf eine Idee. Doch immer wieder fiel der Fokus nur auf einzelne Dinge, wie einen Mann der zusammengekauert gegen eine Mauer lehnte oder eine Gruppe Jugendlicher, die sich einen Spaß daraus zu machen schien Kronkorken in einen in einiger Entfernung stehenden Mülleimer zu werfen. Immer wieder schüttelte er seinen Kopf. Sein Blickfeld musste sich erweitern, er war zu engstirnig.
Dann endlich bog das Taxi in eine enge Gasse ab. Das Straßenschild wies daraufhin, dass sie nun in der Badenerstraße angekommen waren. „Hausnummer fünf“, sagte Tom dem Fahrer. Dieser hielt neben der besagten Nummer. „Das macht dann 24,50 Euro“, der Taxifahrer drehte sich zu seinem Kunden um und streckte die Hand aus. Zähne knirschend kramte Tom sein Portemonnaie raus: „Ich hab nur noch 20. Könnte ich meine Schulden auch anders begleichen? Wie wär’s wenn ich Ihnen schnell einen blase? Ihr Kollege fand es letztes Mal ganz gut.“ Tom musste an sich halten, um es völlig ernst rüber zu bringen. Der Taxifahrer starrte ihn derweil aus großen Augen an, dann riss er ihm unwirsch den 20er aus der Hand: „Stimmt so, machen Sie, dass Sie hier raus kommen!“ Tom stieg aus und beobachte wie der Mann kopfschüttelnd wieder von dannen fuhr. Dann grinste er und blickte erneut in sein Portemonnaie. Dort waren noch 50 Euro.
Tom begann in seinen Hosentaschen nach dem Haustürschlüssel zu kramen. Er brauchte ein paar Anläufe bis er schließlich den richtigen Schlüssel ins Schloss steckte. Vor ihm erstreckte sich ein Flur an dessen Ende eine schmale Treppe zu den oberen Stockwerken führte. Der Flur war komplett weiß. Sowohl die Wände als auch die Fließen waren weiß. Tom stieg nun die Treppe schwerfällig empor, immer wieder stütze er sich am Geländer ab. Der Alkohol machte sich bemerkbar.
In Seiner Wohnung angekommen warf er sich sofort auf ein Sofa, welches mitten im Raum stand. Die Wohnung schien keinen Flur zu besitzen, sobald man die Tür öffnete stand man schon im Wohnbereich, Küche und Wohnzimmer waren untrennbar miteinander verbunden. Von dem Wohnzimmer, welches anscheinend der Mittelpunkt des Apartments war, gingen vier weitere Türen ab. Eine davon führte offenkundig auf einen Balkon, denn sie war aus Glas.
Tom schaltete den Fernseher ein, doch nichts Interessantes. „Das einzig Interessante um diese Uhrzeit waren anscheinend die Werbungen“, dachte er und schaltete ihn wieder aus. Stattdessen drehte er jetzt seine Anlage auf. Seine Ohren wurden prompt von den Tönen der Red Hot Chili Peppers erfüllt: „…I don’t have a partner. Sometimes I feel like my only friend. Is the city I live in, the city of angels. Lonely as I am, together we cry…” Als nächstes griff Tom unter das Sofa und kramte eine Plastiktüte von H&M hervor. Aus dieser Tüte zog er eine weitere wesentlich kleinere, durchsichtige Tüte. Es war eher ein Tütchen, wessen Inhalt stark an Tabak erinnerte. Tom holte ein Blättchen hervor und streute etwas von dem Inhalt der Tüte darauf. Dann rollte er das Blättchen zusammen und befeuchtete die Stelle an der die beiden Enden überlappten mit Spucke, damit sie besser hielten. Schließlich steckte er sich den Joint in den Mundwinkel und zündete ihn an. Entspannt ließ er sich wieder zurück ins Sofa sinken.
Qualm stieg auf und sammelte sich an der Decke des Apartments. Der Klang der Musik kam kaum noch bis zu Toms Ohren durch. Es klang als ständen die Boxen meilenweit entfernt. Toms Blick wurde immer glasiger, er wirkte fast hypnotisiert. Er schüttelte ein paar Mal seinen Kopf um wieder etwas klarer zu werden, doch es half nichts. Sein Blick blieb letztlich an der Balkontür hängen. In ihr stand eine wunderschöne Frau. Einzig ein weißes Tuch bedeckte ihren makellosen Körper. Sie lächelte zu ihm rüber. Tom stand auf und starrte sie ungläubig an. Dann schritt er langsam auf sie zu. Sie blickten sich tief in die Augen und die Frau strich mit ihren langen Fingern ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Finger waren eiskalt. Tom streichelte der Frau nun über die Wange. Diese begann zu lächeln. Obwohl die Frau eine unglaublich große Freude und Zufriedenheit ausstrahlte, rannen kleine Tränen, kaum sichtbar, über Toms Wangen. Er schämte sich dessen keineswegs. Ihre Gesichter waren nun keine Handbreite mehr voneinander entfernt und Tom schloss seine Augen. Dann küssten sie sich beide. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen bis sich beide wieder voneinander lösten. Ein kribbeln, welches sich im ganzen Körper breit machte, überkam Tom.
Plötzlich knallte es und ein stechender Schmerz überkam ihn auf seiner rechten Wange. Zack. Erneut dieser Schmerz. Die Frau vor ihm verschwand genauso schnell wie sie erschienen war. Blinzelnd und orientierungslos erwachte der Mann. Langsam versuchte er seine Augen zu öffnen, doch das grelle Licht unterband dies vorübergehend. Blinzelnd nahm er einige Umrisse war. Er lag anscheinend immer noch auf dem Sofa in seiner Wohnung. Über ihm beugte sich ein Mann und starrte auf ihn herab. Auf einmal schien es ihm als habe man seinen Kopf ins Gefrierfach gelegt, als die Gestallt über ihm ein Glas eiskaltes Wasser auf ihn herab goss.
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lukas3893 Re: - Zitat: (Original von Sandelholz am 03.06.2013 - 16:22 Uhr) Hallo lukas, habe gerade deinen text gelesen. und frage mich ob du ihn fragmenthaft lassen oder etwas weiter ausbauen möchtest? ich finde er bietet beides an. danke fürs teilen, San. auf jeden fall ausbauen. hab mir schon eine story ausgedacht und das war halt der anfang ;) |
Sandelholz Hallo lukas, habe gerade deinen text gelesen. und frage mich ob du ihn fragmenthaft lassen oder etwas weiter ausbauen möchtest? ich finde er bietet beides an. danke fürs teilen, San. |