Fantasy & Horror
Krixl - III. - Die Lehre des Bären

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"Krixl - III. - Die Lehre des Bären"
Veröffentlicht am 02. Juni 2013, 6 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Krixl - III. - Die Lehre des Bären

Krixl - III. - Die Lehre des Bären

Die Lehre des Bären

 

Krixl trat vor den Eingang der Höhle. Er sah in der Weite, wie sich einige Männer mit dem Herbeischleppen eines Beutetieres abplagten.

Ein grauer Himmel prangte, wodurch kaum die Sonne drang. Schnee bildete eine glatte Eisschicht an der Erdoberfläche. In klirrender Kälte mussten seine Männer harte Arbeit leisten, um den erlegten Hirschbock auf einer Bahre vorwärts zu bewegen. Dabei war der kapitale Hirsch weniger das Problem. Die Männer rutschten immer wieder beim Gehen aus.

Krixl wollte ihnen gerade zu Hilfe kommen.

Plötzlich stand ein mächtiger, schwarzer Bär vor der Höhle. In seiner Hungersnot wurde das Raubtier also sogar bis in die Behausungen der Menschlinge getrieben. Damit hatte niemand gerechnet. Dieser Bär war vielleicht auch genauso überrascht wie die Menschlinge, die auch eiligst, vor allem wer krank und schwach war, in die weiter hinten liegenden Höhlenbereiche flüchteten. Wahrscheinlich hatte ihn der Geruch von Essbaren bis hierher gelockt.

Krixl warf sich geistesgegenwärtig hinter einen Felsen. Andere Männer, gesundere, kamen hinter ihm aus der schwarzen Höhle hervorgekrochen, bewaffnet und zu allem bereit. Man blieb nicht versteckt hinter dem Felsen verborgen, um tatenlos mitanzusehen, wie der hungrige Bär sich appetitlich über die Essensvorräte hermachte. Nein, die Männer, stapften mit den Füßen auf, hechelten mit der Zunge und gestikulierten mit den Speeren in der Hand. Der Eindringling sollte Angst kriegen.

Dieser wusste wohl auch nicht recht die Situation einzuschätzen. Statt sich über die Keulen, herunterhängenden Schinken, die über die Stelle des Lagerfeuers hingen, herzufallen, ging er erst einmal hin und her, sich aufrichtend und heftig brüllend. Drohgebärden dies, die ihre Wirkung nicht verfehlten, der Bär war über drei Meter hoch so aufgerichtet. Gute zehn Zentimeter lange Beißer ragten aus seinem eklig-rotem Maul. Die Menschlinge erbibberten und erzitterten vor Angst und Schrecken und wichen immer wieder sich versteckend hinter dem schützenden Felsen zurück. Dennoch hörte man nicht auf, allen erdenklichen Krawall zu machen, auf den Felsen mit Steinen und Sperren zu schlagen, zu brüllen, zu feixen und zu pfeifen.

Normalerweise hätte der Bär bei solch einem Geschrei längst schon die Flucht ergriffen. Warum tat er es einfach nicht? Er war doch in offensichtlicher Lebensgefahr? Ja, er roch wohl das Fleisch, so dass er nicht umkehren konnte. Die Natur, der Hunger, die Gier war einfach stärker. Und so stürzte er sich jetzt blindlings, taub und rücksichtslos auf diejenigen Fleischvorräte, die in ledernen, verschnürten Säcken am Eingang von den Wänden herunterhingen.

Die Menschlinge waren jetzt aufs äußerste erregt, tatenlos etwas so Ungeheuerem zusehen zu müssen: Das Essen wurde von einer riesigen, hungrigen  Bestie verschlungen, als wären es Gummibärchen. Ja, so heftig und hastig schlang der Bär hinein, dass man meinen konnte, er hätte es mit kleinsten Süßigkeiten zu tun anstatt mit Brocken von Fleisch und Knochen.

Was mussten die Menschlinge in ihrer unaussprechlichen Ohnmacht beobachten, fixiert, regungslos und versteinert? Der Schwarzbär - knuddeliges dichtes Fell, eine bombastische Decke für die kalten Winternächte -  sprang gut einen Meter hoch mit seinen zentnerschweren Gewicht – ein riesiger, fetter, durchwachsener Fleischberg, die Ration eines ganzen Monats für die ausgehungerten Menschlinge - um einen offen Sack, aus dem das Fleisch herausroch, als würde es sichtbare Geruchsfäden aussenden, mit seinen heftigen Krallen zu greifen.

Gierig zerrte er am Leder, zerriss die Umhüllung und verschlang dessen Inhalt, ohne um sich aber um die Beobachter zu kümmern. Mochte er auch die Höhlenbesitzer nicht sehen, so doch riechen. Solange sie ihn aber nicht angriffen, scherte er sich nicht um sie. Er war am Ziel seines Verlangens, Fleisch gefunden zu haben. Es war allen klar, dass man nur warten musste, bis er sich vollgefressen hatte, um ihn brüllend abziehen zu sehen. Leichter gesagt als getan.

Plötzlich schrie Brüllix, der überaus mächtige Häuptling, zum Angriff. Wahrscheinlich konnte er es nicht ertragen, mit anzusehen, dass sich überlebenswichtige Vorräte minderten. Aber was konnte ein einziger Bär schon großartig vertilgen? Außerdem war es noch immer besser, er fraß die Vorräte statt Menschen. Für Brüllix war aber jetzt vernünftige Überlegung sinnlos verschwendete Zeit: Auf den Bären, verhindern, dass er uns sozusagen zu Tode fraß!

So Brüllix, der Führer, in seiner Wut und Herrschsucht und Panik, unvernünftig wie es ihm eigen war, stürzte sich in Richtung des Bärs. Die anderen, zunächst erschrocken, schlossen sich ihm schließlich an. Speere wurden auf das Biest geschleudert, Steinbrocken folgten danach. Was konnte man für eine Wirkung von Waffen erwarten, die mit zugeschliffenen, spitzen Steinen bearbeitet waren angesichts eines solch hünenhaften Bären? Gefährlich und scharf, geschweige denn tödlich für ihn? – hahaha! Gut, sobald man den Bären ein paar Mal getroffen hatte, kratze er sich allenfalls unwillkürlich an jener Stelle, unterbrach sogar seine gierige Mahlzeit, stürzte sich auf seine Angreifer, die panikartig zurückflohen. Aber danach aß er seeelenruhig weiter, als wäre nichts geschehen. Er hielt es nicht einmal für nötig, die Beute schnellstens in Sicherheit zu bringen. Oh, wie den Menschlinge dessen Ruhe und Gemütlichkeit in Rage brachte!

 

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