Biografien & Erinnerungen
Ein nicht ganz normaler Tag - ... in Selchow und Umgebung

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"Radtour der besonderen Art ..."
Veröffentlicht am 02. Juni 2013, 22 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: Andrea Minutillo
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich - eindeutig rot - freiheitsliebend - in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt - nach außen der Fels in der Brandung - die Person, auf die man sich verlassen kann - auch mal anlehnen, kein Problem - ein dunkles samtiges Rot also - richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand - Struktur - Kunstschule Zürich - zahlreiche Ausstellungen in der Region - flippig - flapsig - bunt in mir drin - auch mal ...
Radtour der besonderen Art ...

Ein nicht ganz normaler Tag - ... in Selchow und Umgebung

Einleitung

Ich bin ganz neu hier und kenne mich nicht aus ...


Ach je, Meeting um 8:00 Uhr in der Filiale! Dumm nur, dass ich erst ab 8:15 bis 8:30 Uhr ein Auto zur Verfügung habe … Nun denn, so habe ich einen Tag zuvor getestet, wie schnell mein Fahrrad den Weg bis Schönefeld schafft. Hätte besser genau auf die Uhr sehen sollen, doch zu vieles hatte mich abgelenkt!

 

So ging ich also von einer geschätzten Zeit von knappen 40 Minuten aus. Am Schönefelder Flughafen befindet sich natürlich auch die S-Bahnstation. Sie war mein Ziel. Von dort wollte ich mich, mit dem Rad im Gepäck, bis Wildau kutschieren lassen und von dort aus

wieder aufs Rad und irgendwie den Weg zur Filiale erspüren. Ein freundlicher S-Bahnbeamter half mir, die Zeiten in Erfahrung zu bringen, wann diese Bahn nun fährt. Alles ein wenig kompliziert, denn um ein Umsteigen sollte ich nicht herum kommen.

 

Ach ja, es gibt ja Internet! Der gute Mann sah auf seinem Handy nach und konnte mir die gute Auskunft geben, dass es keine langen Wartezeiten gäbe. Ich bedankte mich bei ihm. In der alten Heimat hätte sich wohl kaum jemand so viel Mühe gegeben. Er hatte mir sehr geholfen, dennoch fühlte ich mich noch nicht sehr viel schlauer als zuvor und die

Unsicherheit aus meiner Bauchgegend wollte sich nicht verflüchtigen.

 

Aber egal – andere packen das auch. Vielleicht haben sie ein paar Ortskenntnisse oder sind sogar hier Zuhause, aber das alles wird sich bei mir ebenfalls bald einstellen, dachte ich mir. Augen zu und durch. So lautet meine Devise. Also schwang ich mich auf mein Rad, um den Heimweg anzutreten.

 

Nicht so einfach, aus den S- Bahn, Flughafen und Bahn Tunneln wieder heraus zu finden. Ich fragte einen anderen Radfahrer. Er meinte, ich solle

einfach mit ihm kommen, wir hätten den gleichen Weg. Na bestens. Unterwegs erzählte ich ihm meine Geschichte.

 

Ne ne Mädchen, meinte er, das geht doch viel einfacher! Es fährt von hier ein Bus direkt bis vor die Haustür deines Ladens. Na denn … Nochmal zurück. Er erklärte mir noch kurz, wo ich lang fahren muss, um zur Bushalte zu kommen.

 

Also trat ich erneut in die Pedale und tatsächlich hatte ich alles gefunden. Einen Busplan mit halbwegs passenden Zeiten und einen Ort, wo ich über den Tag mein Rad festbinden kann.

Vormichhinlächelnd trampelte ich mein treues Rad wieder Heim. Natürlich warf ich einen kurzen Blick auf die Uhr, da ich vor lauter … nach dem Hinweg ganz vergessen hatte …! Die Zeit …!

 

Kurz bevor ich daheim war, warf ich noch einen Blick auf den Busplan Vorort. Vielleicht passt ja die Abfahrtszeit Richtung Schönefelder Flughafen … aber nein, soviel Dussel kann doch niemand haben – ich auch nicht.

 

So bog ich um die Ecke in die Hauseinfahrt und meine untrainierten Schenkel waren heilfroh, wieder festen

Boden unter sich zu spüren. Die Nachbarin erkundigte sich, ob denn alles gut geklappt hätte. Ja klar! Alles gut! Wir schwatzten ein wenig und dann verstaute ich wieder mein Rad unterm Carport.

 

Und plötzlich fiel mir ein, auf die Uhr zu sehen. So kam ich auf meine geschätzten vierzig Minuten, was sich heute als sehr hilfreich erweisen sollte …

 

 

Ich rechnete hoch: 6:00 Uhr Abfahrt, also 4:45 Uhr aufstehen! Zum Glück bin ich ein Blitzstarter und werde dann erst

später irgendwann am Tag wieder müde. Diese Zeiten können mich nicht erschrecken. Und wer hätte das gedacht, bin ich sogar noch `ne Viertelstunde vor dem Klingeln wach geworden!

 

So konnte ich in aller Ruhe Frühstücken und was Frau so alles gerne macht, bevor sie das Haus verlässt, erledigen.

 

Umsichtig entfernte ich die Satteltasche vom Gepäckträger,  denn die wollte ich mir während der Busfahrt nun wirklich nicht über den Arm legen.

 

Tja, um diese Tageszeit wäre Licht am Rad wirklich von Vorteil! Aber es wollte

nicht leuchten! Keine Ahnung, wann es sich verabschiedet hatte. Vielleicht während es jahrelang im Fahrradkeller an einem gepflegten Haken hing? Kann sein – ich weiß es nicht.

 

Nach langem Probieren fuhr ich ohne Licht los. Mein schlechtes Gewissen bohrte sich durch meine Eingeweide. Meine schwarze Jacke konnte das Desaster auch nicht wirklich ausgleichen! Zum Glück ist beinahe die gesamte Strecke mit Radwegen ausgebaut! So musste ich nur aus Selchow raus, um abseits der Straße fahren zu können, auch wenn der Radweg selbst in der Dunkelheit nur schwer

auszumachen war.

 

Kurz vor dem zweiten Abbiegen schoss mir ein Gedanke durch den Kopf! Das Fahrradschloss befand sich in der Satteltasche, die ich ja umsichtiger Weise unterm Carport zurückgelassen hatte!

 

Na denn - umdrehen, aber fix! Ich trat ordentlich in die Pedale. Ständig die Angst im Nacken, meinen Bus zu verpassen. Das wäre wirklich dumm gewesen, weil die Busse in meine Richtung nur stündlich fahren! Dennoch kann ich das Rad nicht ungesichert am Flughafen zurücklassen! Also …!

Immerhin konnte ich das Schloss sofort finden, verstauen und wieder losdüsen.

 

Ganz langsam wechselte der Himmel seine Farbe von tiefen schwarz zu einem schön etwas freundlicheren blau und der Radweg zeigte sich mir immer deutlicher.

 

Trotz Eile nahm ich den Dunst über den Feldern wahr, der sich gespenstisch erhob.

 

Trotz Eile genoss ich die Morgenluft, die mir durch die Haare wehte.

 

Und dank der Eile war ich noch eine

Viertelstunde vor dem Bus an meinem Ziel.

 

So hatte ich genügend Zeit, mein Rad an einem Geländer festzuschließen und mir den Weg durch die Unterführung auf die richtige Straßenseite zu suchen.

 

Als ich an der Bushalte wartete und langsam ausdampfte, schoss es mir, wie ein Blitz, durch den Kopf. Ich hatte nur einen 50,-€ Schein in der Tasche!

 

Ein Busfahrer in meiner alten Heimat wäre sicher sehr erbost gewesen. Sie können halt nicht immer freundlich sein – die Busfahrer im Siegerland! Kann man

ja auch wirklich nicht verlangen …!

 

In der Unterführung  hatte ich einen kleinen Bäckerstand gesehen. Noch knappe 10 Minuten. Ich lief schnell hinunter und versuchte mir eine Brezel zu kaufen. Doch der nette Herr hinter der Theke hatte noch nicht genügend Wechselgeld! Uff! Schnell wieder zurück.

 

Es tat mir wirklich leid, aber es gab keinen Ausweg! Ich musste den Busfahrer mit dem großen Schein quälen! Entschuldigend betrat ich den Bus. Der Fahrer meinte nur, das sei doch nicht so schlimm. Alles kein Problem.

Er kramte sein persönliches Geld mit der Buskasse zusammen und schon hatte er genügend Wechselgeld. Das alles freundlich und mit einem Lächeln auf den Lippen. Wow!

 

Durch das Busfenster genoss ich entspannt den Sonnenaufgang und bestaunte erneut den Dunst über den weiten Feldern, Wiesen und über den Pferdekoppeln.

 

Ich hoffe inständig, dass mir diese Fähigkeit, die schönen Dinge erkennen zu können, erhalten bleibt. Was wäre ich ohne sie?

 

Das Meeting verlief gut und informativ, da ich ganz neu bin und ja noch so viel lernen muss. Dann kam die Zeit für die Rückfahrt.

 

An der Bushalte angekommen, stand da bereits ein Bus und schien beinahe auf mich zu warten. Doch die Nummer auf der Anzeige war eine andere, als noch zwei Stunden zuvor. Also studierte ich noch einmal den Fahrplan. Eine andere Linie sollte mich zum Flughafen zurückbringen.

 

Zur Sicherheit fragte ich den Fahrer doch noch, um auch keine Möglichkeit verstreichen zu lassen – man weiß ja nie

 

Der stieg sofort aus und las sich ebenfalls den Plan durch. Er meinte, ich solle mit ihm kommen. Er würde mir dann sagen, wo ich aussteigen soll und in einen anderen Bus umsteigen kann. So würde ich mir mehr als eine halbe Stunde einsparen. Wow!

 

So stieg ich also zu ihm ein, lehnte mich zurück und erfreute mich an der Gutmütigkeit dieser Leute hier. Wieder ließ ich mich kutschieren.

 

Ich betrachtete sehr alte Häuser, heruntergekommene Gegenden, aber auch

einen See und ebenfalls sehr gepflegte Ortschaften. Ich genoss die Fahrt, bis mein Chauffeur mir Bescheid gab. Er erklärte mir noch, in welche Richtung ich weiterfahren musste und in welche Linie ich einsteigen sollte. Außerdem machte er mich darauf aufmerksam, dass meine Wartezeit nun vier Minuten betragen würde. Wow!

 

Draußen las ich zur Sicherheit in dem aushängenden Busfahrplan. Ein entgegenkommender Bus hielt kurz an und fragte, wo ich hinwolle. Ich erklärte ihm, dass ich zum Schönefelder Flughafen müsse. Er meinte lächelnd, die Linie würde in circa zwei Minuten

eintreffen. Wow!

 

Ich ging ein paar Schritte ans Busfenster ran und erklärte ihm, dass ich erst seit Kurzem hier lebe und selten auf so hilfsbereite Menschen getroffen sei, wie hier.

 

Er lächelte mich mit einer Zahnlücke an und meinte achselzuckend: „So sin wa eben!“ Beschwingt fuhr er davon.

 

So konnte ich doch ein bisschen was zurückgeben, an die Busfahrer in Brandenburg ... 

Tatsächlich, ein paar Augenblicke später kam bereits mein Bus um die Ecke

gefahren. Die Rückfahrt verlief ohne weitere Vorkommnisse.

 

Mein Rad stand brav an seinem Platz und ich radelte ganz gelassen heim.

 

                                      

                                                      Das war`s schon    

 

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Hörbuch

Über den Autor

Frettschen
Ich
- eindeutig rot
- freiheitsliebend
- in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt
- nach außen der Fels in der Brandung
- die Person, auf die man sich verlassen kann
- auch mal anlehnen, kein Problem
- ein dunkles samtiges Rot also
- richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand
- Struktur
- Kunstschule Zürich
- zahlreiche Ausstellungen in der Region
- flippig - flapsig - bunt in mir drin
- auch mal nachdenklich
- manchmal introvertiert
- stets auf der Suche nach Neuem
- in meinem Bereich versteht sich
- Sternzeichen Löwe
- Querdenker und Rebell
- reiße mir die guten Seiten des Alltags unter die Nägel
- manchmal erwische ich auch die weniger Guten,
doch die schüttele ich hastig ab

ich liebe:
- einsame Orte
- den Wind
- das Geklapper der Taue an den Masten
- ob an Fahnen oder Booten, ist mir egal
- die Ruhe im Wald
- der Schutz eines Baumes - wenn man sich darauf einlässt
- das Eintauchen in die Arbeit an der Staffelei
- wenn`s gelingt
- das sichere und untrügliche Gefühl,
etwas Besonderes entstehen zu lassen
- das Spielen mit unserer Sprache
- gutes Essen
- ein unerwartetes Lächeln
- Musik - alle Richtungen
- am besten schön laut
- Tanzen
- Ausdruck
- Profil
...

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Feedre Wow...:-))))))))) bin ganz aus der Puste...:-)))))))))))))))))
LgF
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Dankeschön für den Kommi und sogar noch ein Herzchen obendrauf!
Nen schönen Sonntag
vom Frettschen
Vor langer Zeit - Antworten
Sylke Diese Geschichte zeigt viel. Es gibt so viel Hifsbereitschaft und Freundlichkeit, andererseits aber auch Unfreundlichkeit. Ich finde es toll, dass du die freundliche Seite so hoch leben lässt. Vielleicht steckt es ja an und bald sind alle Menschen so. Das wäre doch was.

Ich wünsche dir jeden Tag diese freundlichen Gesichter. Sie sollen dich durch dein Jahr begleiten.
LG Sylke
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Da mir die meiste Zeit die Sonne aus dem Gesicht scheint, sind alle lieb zu mir (meistens). Es gibt natürlich auch die Miesepeter! Sie laufen überall herum. Doch habe ich es mir schon seit langer Zeit zum Sport gemacht, ihnen ein Lächeln abzuringen.
Sonnige Grüße ins neue Jahr
Frettschen
Vor langer Zeit - Antworten
Tintoletto Die Geschichte fängt sehr schön an ...
doch dann ...
kommt man wohl nicht am Ende an?!
Der Text wurde wohl geschluckt ...
nur eine Seite - hab ich geguckt;)
L.G. und ein frohes Neues! Tinto
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Oh mann ... ! Diese olle Technik!
Ich danke dir für den Hinweis und ebenfalls für das frohe Neue.
Zweiteres gebe ich sofort an dich zurück.
Wünsche dir ein maximal kreatives Jahr . . .
Das Buch ist nun überarbeitet und offenbart meine gesamte Tour.
Es war wirklich schön und hat sich original so zugetragen, wie ich es aufgeschrieben hatte.
Frettschen
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Re: Herzlich willkommen hier, -
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 02.06.2013 - 11:47 Uhr) ich habe deine Geschichte sehr gern - und mit einem leisen Schmunzeln - gelesen.

LG fleur


Hi fleur,
wie schön, danke für das Lob. Ich freu mich, dass es dir gefallen hat.

Einen schönen Restsonntag
Frettschen
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Herzlich willkommen hier, - ich habe deine Geschichte sehr gern - und mit einem leisen Schmunzeln - gelesen.

LG fleur
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