Der rote Drachen
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Wir waren beim Jagen. Als wir zurückkamen, sahen wir, dass unsere Frauen und Kinder niedergebrannt worden waren. Nur eine Frau überlebte den verheerenden Brand.
Ein Windstoß hatte das große Lagerfeuer vor der Höhle ausgebreitet. Felle und Decken hatten sich entzündet. Schnell war der rote Drachen bis zu unserer Haupthöhle vorgedrungen und hatte so viel Rauch und Qualm entwickelt, dass die ins Innere geflüchteten Frauen bis auf eine jämmerlich erstickten. Mit ihnen auch die Kinder.
Was blieb uns übrig: voll Trauer, Schmerz und Wut trugen wir die verkohlten Leichen aus der Haupthöhle ins Freie. Der Anblick der schwarzen, bis aufs Skelett verbrannten Teile war trostlos. Das waren bis vor ein paar Stunden noch unsere Frauen und Kinder gewesen.
Häuptling Brüllix geriet in verzweifelte Rage und warf seinen Speer mitten in den Kopf eines Verbrannten. Vor Abscheu wandten wir uns davor ab. Zwar war das kein Menschling mehr, was als verkohlte Reste dalag, aber trotzdem waren es doch unsere Stammesmitglieder. Mochte Brüllix noch so verzweifelt sein, aber dies hätte er nicht tun brauchen.
Aber Brüllix raste weiter. Sofort wollte er den nächsten Stamm überfallen, um die weibliche Mitglieder aufzufrischen. War er denn verrückt geworden? Das bedeutete den sicheren Tod von uns allen. Er aber beharrte darauf, immer wieder versuchte er uns anzutreiben.
Er hatte insofern Recht, dass wir uns wieder mit Frauen versorgen mussten. Aber so zu drängen und unüberlegt vorzugehen glich Selbstmord.
Überfälle auf uns hatten wir schon einige erlebt. Danach konnten wir jedes Mal wieder die Verluste durch einen Gegenschlag ausgleichen. Aber es war jetzt nicht Sache, sofort den entstandenen Schaden auszugleichen. Der für einen Beutezug in Frage kommende Stamm war unseren an Stärke weit überlegen. Wir waren auf knapp zwanzig Mann zusammengeschrumpft. Ein Überfall in dieser Lage hätte die sichere Vernichtung unserer Sippschaft bedeutet.
Mit diesen Einwänden konnten wir schließlich Brüllix überzeugen. Er ließ von dem Vorhaben wütend ab.
Nun überlegten wir lang und breit, welche Vorgehensweise angebracht war. Wir mussten dabei sicher gehen, so wenige Verluste wie möglich einzustecken. Das war das einzige, was wir wussten.
Inzwischen zog der Winter ins Land. Nunmehr war sowieso an einem Überfall erst im nächsten Frühling zu denken. Das war gut. Wir konnten weiter nachdenken.
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