Beschreibung
Goethe als Fußballkommentator wäre vielleicht mal eine Maßnahme gegen den allgegenwärtigen Belarethysmus.
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Liebe Zuschauer, bitte entschuldigen Sie, aber wir hatten Probleme mit dem Ton aus dem Perk an der Ilm... Entschuldigung, aus dem Wämbli-Stadion. Unser Kommentator J.W. Goethe ist uns jetzt per Telefon zugeschaltet:
Meine verehrten Damen und Herren an den Fernsehgeräten, das Ballspiel-Motiv ist eines der großen Sinnbilder der Wechselseitigkeit wie das Gingko-Bild und die Reimsymbolik. Und dieses Finale gar beweist uns, wie ästhetisch der unbedingte Wille zweier großer Mannschaften auf Augenhöhe sein kann. Beherztes Vorwärtsstürmen der Schwarzgelben , sie spielen den Ball flink nach vorne, auf Marco Reus, das Juwel von drieiundzwanzig Jahren...Er hat den Ball, aus dem Hintergrund müsste Reus schießen – Reus schießt – k e i n Tooooor! Nun, alles was es braucht auf dieser Welt, ist ein gescheiter Einfall und ein fester Entschluss. Daran hat es wohl doch dem jungen Mann mit der drolligen Haartracht gemangelt...
Wir befinden uns in den letzten Minuten der ersten Halbzeit... die Bayern decken die Dortmunder jetzt stärker von hinten. Und sie stehen besser als vor einer halben Stunde, auch wenn sie mehr laufen. Ja, aus aller Ordnung entsteht zuletzt Pedanterie; um diese loszuwerden, zerstört man jene, und es geht eine Zeit hin, bis man gewahr wird, daß man wieder Ordnung machen müsse, aber warum machen sie es denn nicht??? Und was treibt Robben da??? Er bleibt hängen. An Kehl oder Hummels oder Wem-auch-immer, Namen sind Schall und Rauch!!! Es ist manchmal, als wenn das, was wir Schicksal nennen, gerade an guten und verständigen Menschen seine Tücken ausübte, da es so viele Narren und Bösewichter ganz bequem hinschlendern läßt. Fromme Leute mögen das auslegen, wie sie wollen, und darin eine prüfende Weisheit finden; uns andern kann es nur verdrießlich und ärgerlich sein!
Wie komm ich jetzt darauf... es ist ein wenig abseitig... Abseits! Abseits! Er steht im Abseits! Inmer wieder im Abseits... der Mandzukic, im Abseits ist er, aber er zieht ab und da fällt es. Das erste Tor. Und jetzt ein Foul an Reus, im Strafraum, er gibt Elfmeter!!! Welche Dramatik!!! Du mußt steigen oder sinken, du mußt herrschen und gewinnen oder dienen und verlieren, leiden oder triumphieren, Amboß oder Hammer sein!!! Das ist guuut, das schreib ich mir auf... Nun, das höchste Glück ist das, welches unsere Mängel verbessert und unsere Fehler ausgleicht. Aber von dieser Maxime wollen die jungen Männer in ihren kurzen Hosen nichts wissen, sie wollen lediglich das Runde in das Eckige manoeuvrieren.Und der BVB markiert. Den Ausgleich natürlich.
Nervenkützel pur. 1:1. Und immer wieder stört, man mag es kaum glauben, der göttliche DANTE den Gegner! Er fasst die Gegenstände so deutlich ins Auge seiner Einbildungskraft, dass er sie scharf umrissen wiedergeben kann; deshalb wir denn das Abstruseste und Seltsamste gleichsam nach der Natur gezeichnet vor uns sehen.Aber immer wieder foult er, der Dante. Das ist ewig wahr: wer nichts für andere tut, tut nichts für sich selbst. Und dann schlägt es ein. Der Arjen, der Robben, macht es. Das 2: 1. Nur noch wenige Minuten zu spielen. Der BVB wirft sich mit dem Mut der Verzweiflung gegen die drohende Niederlage, aber--- nix is. Wieder zeigen sich die beiden größten menschlichen Fehler: Versäumen und Übereilen. Über dieses Thema könnte ich ganze Bände vollschreiben. Werd ich auch noch tun. Ihr werdet es sehen.
Ähm...Das Spiel ist aus -- der FC Bayern hat den CL-Pokal gewonnen! Und ich gehe jetzt noch einen mit den Gewinnern trinken. The winner takes it all, wie Kollege Shakespeare so trefflich zu formulieren wusste.Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Falschen. Soll auch von William S. sein, aber ich habe das, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, aus dem Munde eines heißspurigen Briten aus Tottenham gehört.
Gut Nacht, meine Lieben,
Und Engelscharen singen Euch zur Ruh. -
Was will das Trommeln hier...
Der Rest geht in ohrenbetäubendem Schuhplattln unter. Uli Hoeness weint heiße Zähren der Rührung und telefoniert wenig später mit seinem Schweizer Bankberater. seine Aktien sind sprunghaft gestiegen, denn la Kanzlerin hat ihm die Hand gegeben. Das ist die Lossprechung von seinen Sünden. Blau-weiße Leuchtkugeln fliegen durch die stille Nacht über das Stadion, die Musi spuilt, die Spieler nehmen eine Bierdusche – und es ist alles, alles, alles gut, mir san mir!
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