Gedichte
Freudgesichte

„Oh weh!“, schreit Tante voller Schreck,

„Mein Geld, die Börse, alles weg!“

Der Schock macht ihr die Glieder lahm

Und am Gesicht sieht man den Gram.

Doch um die Mär hier zu verstehen,

muss man etwas rückwärts gehen,

…die eine Stund, bevor geschah,

…eh Tante dies Desaster sah:

Die Sonne scheint an diesem Tag,

an welcher Stell er wöchlich lag,

das weiß ich nicht - ist's doch egal,

ich kann nur sagen, es wirkt Qual,

wenn Menschen eines Marktes quellen,

und sich um Warenstände stellen,

sodass man fehlet: unten, oben,

da heißt es Glücke für sich loben,

wenn findet man ein Ruheplätzchen,

um dort zu machen seine Mätzchen.

Nun schreite ich, fürbass und locker,

kein Angebot reißt mich vom Hocker.

Es bleibt auch keine Ansicht hängen,

wo ließe ich, zum Kauf, mich drängen.

So schweifet ab, mein Blick, hernieder,

der Schreck durchflattert meine Glieder

‚sieh da’, denk ich ganz angemessen,

hier hat doch jemand was vergessen’.

Ein Einkaufskorb, voll dreier Sachen,

mir Finder bringt’s das Herz zum Lachen,

und ich seh nach und, welch ein Wunder,

es ist doch wirklich Tantchens Plunder.

So nehm ich mich des Fundes an,

vielleicht ich dadurch helfen kann.

Es ist mein Freimut und Gebot,

zu sein als Engel in der Not.

Poliert die Aussicht meine Ehre,

geht Tantes Weg auch nicht ins Leere,

denn wenn sie hat, was ihr jetzt fehlt,

ist sicher dankbar sie, beseelt.

So hänge ich den Korb mir um,

und mach, dass ich zu Tantchen kumm,

die sicherlich, arg strapaziert,

nach verlorner Habe giert.

So treffe ich sie, arg zerknüllt,

und voller Sorgen, ganz erfüllt.

„Was macht dich, Tantchen, denn heut bang?

Sieh doch, der Markt ist noch so lang.“

„Oh nein!“, unkt Tante im Verfehlen,

„Hier gibt es Menschen, die auch stehlen!

Mein Korb, mein Geld und andre Sachen,

die sind's, die Freud jetzt Andren machen.“

„Vielleicht bringt dieser Fund,

die frohe Kund,

du holde Maid!“,

es funkelt Lächeln in ihr breit,

dann strahlt das Glück ihr Angesicht,

vor Schreck sie gleich mir eine wischt…

„Du bist manchmal ein furchtbar Bengel!,

doch dieses Mal-„, und Kuss, „ein Engel!“

Dies gibt sie preis, im Jubel stark,

meiner Empfindung, diesen Quark,

vor Freude, was sie wiederg’funden,

von dem, was ich vor ihr gebunden.

So schließe ich die Marktesstunde,

mit Hinweis auf manch „frohe“ Kunde,

dass Freude oftmals anders hängt,

als man zum Danke für sich denkt…