Fantasy & Horror
Vollkommene Göttlichkeit - Nanowrimo-Vorübung

0
"Vollkommene Göttlichkeit - Nanowrimo-Vorübung"
Veröffentlicht am 22. Mai 2013, 6 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Bin leider immer nur mal so mal so online und schreibe auch in letzter Zeit eher unregelmäßig. Würde mich trotzdem freuen, wenn ihr mal vorbeischaut und vielleicht gefallen euch ja auch die eine oder andere meiner Geschichten :)
Vollkommene Göttlichkeit - Nanowrimo-Vorübung

Vollkommene Göttlichkeit - Nanowrimo-Vorübung

„Es steht uns nicht zu, perfekt zu sein. Das ist eine Eigenschaft, die den höheren Wesen, den Mächtigen vorbehalten ist. Wir sind nur die leere Hülle eines fremden Willen und wir sind dazu da, um zu dienen und zu helfen und um zu vergehen, wenn wir nicht mehr nützlich sind. Wir sind das, was zurückbleibt, wenn der erstarkte Gott weiterzieht, sind die leblosen Blätter, die er abwirft, um diese Kraft zu speichern, die wir die Jahre über sammelten. Unser Leben dient nur einem Zweck und diesem allein. 
Warum also strebst du nach Vollkommenheit, wo du doch weißt, dass dieser blasphemische Grund zum Scheitern verurteilt ist? Sie sind stark und wir... wir werden in Vergessenheit geraten. Wahrscheinlich früher, als uns lieb ist. Aber was sollen wir dagegen tun? Nichts. Und das ist auch vernünftig. Lebe dein Leben so, wie es dir vorherbestimmt ist. Denn sonst, junger Mann, wirst du nur die strafende Peitsche spüren und deine Sandburg wird in den riesigen Wellen zuerst zerschlagen und dann davongespült, sodass nichts übrig bleibt.“

Stille. Der junge Mann war verwirrt, wieso sprach der Alte ihn an? Was meinte er überhaupt damit, was sollte dieser Monolog? Einen Moment dachte er, es lag an dem Geld, der Alte wollte ihn zurechtstutzen, dass er es nicht einfach an einen Bettler verschwenden sollte. Dass er lieber sein Los wahrnehmen und akzeptieren sollte und andere ebenfalls ihrem Schicksal überlassen und nicht versuchen, den Armen unter die Arme zu greifen.
Aber das war doch konfus. Der Alte musste wahnsinnig sein, ja, vermutlich ausgedörrt von der Hitze, war ja kein Wunder, bei diesen Temperaturen. Schließlich war es Hochsommer. Aber war da nicht noch mehr als Irrsinn? War da noch mehr, etwas, das er nicht erfassen konnte? Ein geheimer Sinn, eine versteckte Botschaft? Etwas, dass einen erschauern ließ, ehrfurchtsvoll vor so viel Wahrheit. Eine Nachricht, die ein Mann auf der Straße, der viel gesehen und gehört hatte, der viele Menschen kannte, an einen anderen weitergab, einen, der nicht so enden sollte wie dieser hier.

Die Turmuhr schlug. Dumpf hallte der Klang der Glocken über den Platz, irgendwo begann ein Kind zu schreien und der junge Mann schreckte aus seinen Überlegungen hoch. Er hatte Dinge zu erledigen, wichtige Dinge, die keinen Aufschub duldeten. Jetzt stand er hier und verschwendete die kostbare Zeit, die er nicht hatte. Das war fast so, als überzöge er sein Konto in die dunkelroten Zahlen.
Er setzte zum Gehen an.
Da sprang der alte Mann plötzlich auf, packte den jungen am Ärmel und grinste. Es war ein scheußliches Grinsen, mit weniger als der Hälfte der Zähne und die in einem grauenerregenden Zustand. Der Junge war wie erstarrt, konnte sich nicht lösen und starrte den Alten an, Angst oder zumindest Verwirrung in den Augen.

„Denke nicht“, sagte der Alte und sein Blick wurde ernst, das Grinsen verschwand, der Griff um den Arm lockerte sich. „Denke nicht, dass es das war. Du bist ein besonderer Mensch, einer von der Sorte, die Ärger anziehen, die dafür sorgen, dass andere sich aus ihrem Trott erheben. Denke nicht, dass die Götter das zulassen werden. Sie werde nicht dulden, dass du sie so hintergehst. Dass du dich über sie lustig machst. Sie werden dich finden und dann kannst du deinem Schicksal nicht entkommen!“

Der junge Mann riss sich los,-der Griff war dazu locker genug geworden – und sprang einen Schritt zurück. Dann, als der Alte keine Anstalten machte, ihn wieder zu greifen, nahm er die Beine in die Hand und rannte los. Vor ihm der Platz, hinter ihm die Stimme des Alten, die ihm hinterherrief: „Du kannst nicht davonrennen! Es holt dich ein, ehe du dich versiehst. Und dann werden sie nicht gnädig sein. Das sind sie niemals und vor allem nicht, wenn du ihnen gefällst! Sie werden dich zu einem der ihren machen und du wirst langsam von der Macht zerquetscht, weil du das Gewicht nicht ertragen kannst!“

Die Stimme des Alten verhallte, der junge Mann war verschwunden. Der Bettler setzte sich wieder auf seinen Platz und seufzte. „Du wirst dasselbe erfahren wie ich. Und du wirst genauso unvorbereitet getroffen, weil du die Warnung nicht erhört hast. Sie werden dich brechen, benutzen und wieder ausspeien und du wirst enden. Nichts kann dieses Schicksal ändern. Ich habe es in deinen Augen gesehen. Dir kann nichts mehr helfen.“
Eine Münze landete im Hut des Bettlers. Ein anderer Gutmütiger. Aber die falschen Augen. Natürlich. Schließlich gab es immer nur einen zur selben Zeit.
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1104351.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1104352.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1104353.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1104354.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_1104355.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Mijani
Bin leider immer nur mal so mal so online und schreibe auch in letzter Zeit eher unregelmäßig.
Würde mich trotzdem freuen, wenn ihr mal vorbeischaut und vielleicht gefallen euch ja auch die eine oder andere meiner Geschichten :)

Leser-Statistik
25

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Mijani Re: -
Zitat: (Original von EwSchrecklich am 30.06.2013 - 22:35 Uhr) Eine der besten Kurzgeschichten-Parabeln-Aphorismen die ich in letzter Zeit gelesen habe auf jeden Fall (ja, ich kann's nicht ganz zuordnen... hätte im Deutschunterricht eben doch besser aufpassen sollen ^^)
Was gibt es da noch zum sagen?
Ich hab echt nicht's zum kritisieren. Die Geschichte hat mich bis zum Ende in ihren Bann geschlagen, wirklich toll geschrieben, auch wenn ich hoffe niemals von einem Bettler so angeredet zu werden wenn ich ihm einmal Geld spende xD

lg


Wow, vielen Dank für den netten Kommentar :D
Joah, ich weiß auch nicht ganz genau, wo ich das einordnen würde. Ist ein bisschen alles davon ^^
Liebe Grüße zurück :)
Vor langer Zeit - Antworten
EwSchrecklich Eine der besten Kurzgeschichten-Parabeln-Aphorismen die ich in letzter Zeit gelesen habe auf jeden Fall (ja, ich kann's nicht ganz zuordnen... hätte im Deutschunterricht eben doch besser aufpassen sollen ^^)
Was gibt es da noch zum sagen?
Ich hab echt nicht's zum kritisieren. Die Geschichte hat mich bis zum Ende in ihren Bann geschlagen, wirklich toll geschrieben, auch wenn ich hoffe niemals von einem Bettler so angeredet zu werden wenn ich ihm einmal Geld spende xD

lg
Vor langer Zeit - Antworten
Mijani Re: -
Zitat: (Original von datore am 22.05.2013 - 23:43 Uhr) Interessanter Text, der vielfältige Gedanken beim Leser auslöst. Ein wenig Parabel, ein wenig Aphorismus, etwas Kurzgeschichte. Eine lesenswerte Mischung in deinem Fall!

LG Datore

Vielen Dank für den netten Kommentar. Es freut mich, dass der Text dir gefiel :)
Vor langer Zeit - Antworten
Mijani Re: -
Zitat: (Original von EagleWriter am 22.05.2013 - 23:32 Uhr) Schöne Parabel. Klingt zumindest wie eine

lg
E:W

Vielen Dank für deinen Kommentar :)
Vor langer Zeit - Antworten
datore Interessanter Text, der vielfältige Gedanken beim Leser auslöst. Ein wenig Parabel, ein wenig Aphorismus, etwas Kurzgeschichte. Eine lesenswerte Mischung in deinem Fall!

LG Datore
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Schöne Parabel. Klingt zumindest wie eine

lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
6
0
Senden

90685
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung