Humor & Satire
Sitzflug

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"Sitzflug"
Veröffentlicht am 21. Mai 2013, 8 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Sitzflug

Sitzflug

Beschreibung

Ein paar nicht immer ganz ernst gemeinte Eindrücke vom Herumfliegen, was ich in letzter Zeit eher weniger gewollt ja doch öfter mal tue. (Cover: © Daniela, Debra Ernst / pixelio.de; www.pixelio.de)

Ich sitze im Flugzeug. Das ist logisch. Also nicht, dass ich hier sitze, denn genauso gut könnte ich auch auf einer Kaffeefahrt sein, Spargel stechen, oder einfach in der Ecke stehen und rauchen wie deutsche Soldaten im Auslandseinsatz. Nein, es ist logisch, schließlich muss ich im Flugzeug sitzen, zumindest solange die Anschnallzeichen nicht erloschen sind.

Ist ja eigentlich auch vernünftig, denn selbst wenn die Zeichen erloschen sind, hat es nicht sonderlich viel Sinn, im Flugzeug aufzustehen. Mal eben vor die Tür gehen wäre suboptimal. Wozu also stehen? Es sei denn, ich müsste aufs klaustrophobisch enge Örtchen, aber selbst dessen Sinn erschließt sich mir zumindest auf Inlandsflügen nicht wirklich. Hallo? Wir sind insgesamt kaum eine Stunde in der Luft, es gibt aber Leute hier, die schaffen es, gleich zweimal den luftigen Lokus aufzusuchen? Bringt das irgendeinen Nervenkitzel, darauf zu warten, ob der Hintern nach dem Spülen durch die Klobrille gesaugt wird? Oder wollen gewisse Leute einfach mal im Angesicht Gottes kacken gehen? Na ja, man gönnt sich ja sonst nichts, wa‘? Ansonsten könnte man auch einfach die Arschbacken zusammenkneifen. Theoretisch. Und sitzen bleiben, verdammte Scheiße!

Schließlich lädt der Gang nun auch nicht gerade zum Auf- und Abgehen ein, läuft man dabei doch Gefahr, irgendwann vom herbeiwalzenden Getränkewagen der zumeist stoisch lächelnden Flugbegleitung erfasst und in Richtung Cockpit geschoben zu werden. Und dann müsste man sich eine Fantastillion mal die Frage anhören, ob es denn auch Pfeffer und Salz für den köstlichen Tomatensaft sein darf, der unten am Boden für gewöhnlich in den Supermarktregalen vergammelt. Mal im Ernst: Wird das Zeug im Alltag überhaupt von irgendwem in den Einkaufswagen gepackt? Vielleicht von Menschen mit Jetlag? Man weiß es nicht. Was man einzig weiß, ist, dass niemand weiß, was es mit den plötzlichen Tomatensaftgelüsten dutzender Fluggäste in 10.000 Metern Höhe auf sich hat. Ungelöste Fragen der Menschheit sind blöd. Gastronomieservice auf Inlandsflügen ist überhaupt auch blöd. Während einer guten Stunde Flugzeug muss man sich wohl nicht unbedingt den Wanst vollschlagen. Kriegen in der Luft plötzlich alle Diabetes? Ich sag ja, blöd. Ganz zu schweigen davon, dass ich bei Pulverkaffee und einem verpackten Keks nicht von gastronomischem Service sprechen würde.

Aber Kekse sind besser als nichts, schließlich sitzt man ja nur so herum, und auch das ist blöd, selbst wenn das Stehen, wie ich bereits erwähnte, wenig sinnbringend ist. Und gefährlich wäre es auch, vor allem bei Turbulenzen. Wer schon mal erlebt hat, wie ein Getränk während eines Flugzeugrüttlers Opfer von akut auftretenden Trägheits- und Beschleunigungsgesetzen wurde, um wie von Kerosin angetrieben in Richtung Flugzeugdecke emporzusteigen, der kann sich vorstellen, wie das wohl aussähe, wenn statt Tomatensaft, Kaffee und Billigweißwein reihenweise Köpfe gegen die Decke schössen. Na gut, keine Ahnung, wie das aussähe, aber es wäre vermutlich ähnlich rot wie das Matschtomatengesöff und klänge ziemlich schmerzhaft. Knack!

Was also sonst tun, während einer Stunde Dauerrauschens, von dem man sich kaum vorstellen kann, dass so mancher Mensch es sein ganzes Leben lang nicht nur permanent in den Ohren, sondern sogar im Kopf mit sich trägt? Aus dem Fenster gucken zum Beispiel. Ich stelle mir ja immer vor, wie wir dann an einer Ente vorbeifliegen, die den Kopf dreht und zum Fenster hereinschaut. Passiert genau nie! Warum auch, haben Enten die Augen doch schließlich an der Seite, Mensch! Bleibt also nur das Vergnügen, zuzuschauen, wie schön sie wippen, die hoffentlich biegsamen Tragflächen dieses ... äh ... ja, was für ein Vogel ist das hier eigentlich? Kurz im Infokärtchen nachgeschaut und … Ah, ich sitze also in einem Airbus. Ach, das sind doch die Dinger, die reihenweise wegen Rissen in den hübsch wippenden Tragflächen zurückgerufen wurden, oder? Na gut, gilt nur für das ganz große Modell, diesen A380, von dem ich mir eh nicht vorstellen kann, dass so was Großes in die Luft gehört. Die Titanic gehörte als größter Dampfer ihrer Zeit ja auch nicht aufs Wasser. Bloß gut, dass es hier oben keine Eisberge gibt!

Puh, und sollte es mich eigentlich beunruhigen, dass ab und an eine verdächtig nach Treibstoff müffelnde Wolke an meiner empfindlichen Nase vorbeizieht? Kriegt man von Kerosindämpfen im Flugzeug eigentlich Krebs, wird man impotent, oder stürzt man einfach nur ab? Ich weiß es nicht, schaue mich besorgt um, doch die Flugbegleiter_innen, um mal ein Gender Gap zu verwenden, grinsen, als wollten sie es der vorbeiziehenden Sonne nachtun. Dann muss ja wohl alles in Ordnung sein, oder was?! Bevor ich meine Gedanken weiterspinnen kann, leuchten die Anschnallzeichen wieder. Der letzte Eierleger verlässt mit tiefenentspannter Miene die Himmelsschüssel, niemand wurde in den Orkus gesaugt. Den Konstrukteursgöttern sei Dank: Mögen auch die Tragflächen reißen, kacken kann man hier oben völlig unbeschwert.

Und schon kurz darauf ist der Spaß wieder mal vorbei. Wir sind, zwei Getränke und die geleerte Probepackung Kekse später, gelandet. Endlich raus hier, endlich rein ins Büro, endlich wieder sitzen!

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Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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MarieLue Re: Re: Der Hintern wird durch die Klobrille gesaugt ... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 27.05.2013 - 17:22 Uhr)
Zitat: (Original von MarieLue am 24.05.2013 - 21:02 Uhr) ... und im Angesicht Gottes kacken gehen. Herrlich! Wenn ich das nächste Mal im Flieger mal "muss", werde ich garantiert daran denken!
Habe ich mal wieder gerne gelesen!

Herzliche Grüße
Marie Lue

Hallo Marie Lue,

aber dann bitte nur auf Langstreckenflügen. Sonst geht man doch der Aufregung wegen eh vorher noch schnell. Und sooo üppig sind die Getränkegaben unterwegs nun ja nicht, dass man da unbedingt noch seine Blase leeren müsste. ;-)

Liebe Grüße & danke schön
Thomas



Ich werde mich bemühen - aber da ich ein "Mädchen" bin, wird dieses Bemühen nicht unbedingt von Erfolg gekrönt sein ... :-)))
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: -
Zitat: (Original von Feiden am 27.05.2013 - 17:29 Uhr) Humorvoller, großartiger Text!

Hallöchen Nico,

vielen Dank auch! Und herzlich willkommen auf der Plattform natürlich.

Viele Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Feiden Humorvoller, großartiger Text!
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Ich trinke keinen Tomatensaft -
Zitat: (Original von MarionG am 25.05.2013 - 17:48 Uhr) Nicht einmal im Flugzeug. Aber das Klo habe ich auch schon mal aufgesucht, aber nicht auf einem Inlandsflug.
Amüsanter Text.
Liebe Grüße
Marion

Hallo Marion,

auf längeren Flügen verstehe ich das ja auch. Aber bei einer knappen Stunde Flugzeit? Da kann man doch auch vorher noch gehen, es sei denn, man kommt wirklich auf den letzten Drücker am Flughafen an. Soll ja manchmal vorkommen, wenn das Glück einem einfach nicht hold sein möchte.

Liebe Grüße & danke schön
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Der Hintern wird durch die Klobrille gesaugt ... -
Zitat: (Original von MarieLue am 24.05.2013 - 21:02 Uhr) ... und im Angesicht Gottes kacken gehen. Herrlich! Wenn ich das nächste Mal im Flieger mal "muss", werde ich garantiert daran denken!
Habe ich mal wieder gerne gelesen!

Herzliche Grüße
Marie Lue

Hallo Marie Lue,

aber dann bitte nur auf Langstreckenflügen. Sonst geht man doch der Aufregung wegen eh vorher noch schnell. Und sooo üppig sind die Getränkegaben unterwegs nun ja nicht, dass man da unbedingt noch seine Blase leeren müsste. ;-)

Liebe Grüße & danke schön
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: also mir gefallen am besten: -
Zitat: (Original von Brubeckfan am 24.05.2013 - 19:54 Uhr) Orkus-Lokus: Dann wars in Deinem Text logischer als in dem, den ich neulich davor las.
Geselligkeit: Hatte ich wirklich etwas bissig gemeint, in Betracht der vielen bedeutsamen Essigfressen.
Niederdruck: Dann produzieren sicher so einige Fertigessenhersteller ihre Speisen in einer Niederdruckkabine. Und in eine solche sollte ich schlechter Koch doch nächstens meine Gäste lotsen, da hätte ich sofort eine Ausrede.
Hübsch -- ach der hört heut gar nicht auf -- hübsch finde ich übrigens auch den harten Kampf um Auto-Bild und so was. Wer keine mehr am Eingang erlegte, reißt sämtliche Klappen auf, um einen Reservestapel zu plündern: Diese 1,50 muß man doch mitnehmen.

Alsdann,
fliege schön,
und lauf ruhig bißchen rum dort oben, ist gut gegen Thrombose.

Ah, dann war's also doch so gemeint, wie ich's mir gedacht hab. Ich tue mich hin und wieder etwas schwer, wenn Ironie nicht deutlich gekennzeichnet ist. Aber da arbeite ich dran. Vielleicht sollte ich das einfach als Standard setzen.
Oh ja, und den Zeitungskampf hatte ich ja gar nicht erwähnt. Es gibt tatsächlich Leute, die packen sich die Tasche voll mit allem, was da so rumliegt. Wie breitgefächert doch die Interessen geraten, sobald das Material für lau da herumliegt ... Staune ich auch immer wieder.

Viele Grüße
Thomas

PS: Nächstes Mal geh ich vielleicht auch einfach aufs Klo. Der Thrombose wegen und um das Lokus-Orkus-Geheimnis zu ergründen.
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Ich trinke keinen Tomatensaft - Nicht einmal im Flugzeug. Aber das Klo habe ich auch schon mal aufgesucht, aber nicht auf einem Inlandsflug.
Amüsanter Text.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
MarieLue Der Hintern wird durch die Klobrille gesaugt ... - ... und im Angesicht Gottes kacken gehen. Herrlich! Wenn ich das nächste Mal im Flieger mal "muss", werde ich garantiert daran denken!
Habe ich mal wieder gerne gelesen!

Herzliche Grüße
Marie Lue
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Re: Re: also mir gefallen am besten: - Orkus-Lokus: Dann wars in Deinem Text logischer als in dem, den ich neulich davor las.
Geselligkeit: Hatte ich wirklich etwas bissig gemeint, in Betracht der vielen bedeutsamen Essigfressen.
Niederdruck: Dann produzieren sicher so einige Fertigessenhersteller ihre Speisen in einer Niederdruckkabine. Und in eine solche sollte ich schlechter Koch doch nächstens meine Gäste lotsen, da hätte ich sofort eine Ausrede.
Hübsch -- ach der hört heut gar nicht auf -- hübsch finde ich übrigens auch den harten Kampf um Auto-Bild und so was. Wer keine mehr am Eingang erlegte, reißt sämtliche Klappen auf, um einen Reservestapel zu plündern: Diese 1,50 muß man doch mitnehmen.

Alsdann,
fliege schön,
und lauf ruhig bißchen rum dort oben, ist gut gegen Thrombose.
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Ich hatte ... -
Zitat: (Original von Gunda am 23.05.2013 - 20:58 Uhr) ...mal auf einem Kurzflug von Hannover nach Berlin einen Sitznachbarn, der seinen Sitz lediglich einnahm, bis die vorgesehene Flughöhe erreicht war. Dann verschwand er aufs Klo und tauchte erst wieder auf, als der Pilot zum Sinkflug ansetzte ... Den Rest der Zeit durfte ich mich mit seinem Koffer unterhalten, den er vor seinem Sitz platziert hatte ...
Übrigens habe ich mal gelesen, dass es tatsächlich eine Erklärung dafür gibt, warum über den Wolken so oft Tomatensaft getrunken wird ... warte mal ... ach ja, guckst du hier: http://www.zeit.de/lebensart/essen-trinken/2010-02/tomatensaft-flugzeug-beliebtheit

Grins: Ich glaube, das Thema Darmentleerung hat es dir angetan, was? Das geistert öfter mal durch deine Texte.

Lieben Gruß
Gunda

Hallo Gunda,

na der Herr hatte dann wohl ein Problem mit dem Fliegen an sich. Das Pech, dass mein Mageninhalt sich auf Flügen selbständig macht, habe ich glücklicherweise so gar nicht. Andernfalls stünden mir wohl stets lange Zugfahrten als Alternative bevor.

Und das mit dem intensiveren Geschmack hab ich schon mal gehört. An anderer Stelle hatte ich gelesen, das sei aber auch nur eine Vermutung und ein endgültiger Beweis stünde aus. Vor allem weiß mein Bewusstsein doch nicht, dass Tomatensaft gleich viel intensiver schmecken wird, obwohl ich ihn noch gar nicht bestellt habe. Das, äh, scheint mir irgendwie doch fragwürdig. ;-) Liebe Grüße
Thomas

PS: Äh, ich dachte einfach, Fäkalhumor geht immer. Nee, Spaß. Vielleicht sollte man hierzu Siegmund Freud befragen, bzw. ihn in Buchform quasi. ;-)
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