Romane & Erzählungen
Der Stein am Strand

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"Der Stein am Strand"
Veröffentlicht am 19. Mai 2013, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Der Stein am Strand

Der Stein am Strand

Beschreibung

Manchmal muss man loslassen können, um das eigene Glück perfekt zu machen. *** Das Covermotiv stammt von www.oldskoolman.de und darf frei verwendet werden. Der Text unterliegt dem Copyright des Autors.

Der Stein am Strand

Er betrachtete den Stein in seiner Hand. Er war von wohlgeformter Gestalt, glatt und eiförmig. Er ließ sich ganz leicht halten, als sei er im ganzen Leben immer nur gehalten worden.

Er drehte mit der anderen Hand den Stein in seiner Hand um und betrachtete die Rückseite. Sie war genauso wie die andere Seite. Es ließ sich keinerlei Unterschied feststellen.

Er überlegte, warum noch keiner vor ihm diese Schönheit bemerkt und den Stein mitgenommen hatte. Er war doch geradezu hervorstechend im Sand des Strandes gewesen. Es war wirklich merkwürdig.

Oder hatte der Stein ihn verhext, damit er ihn mitnehmen würde. Aber das war zu phantastisch und gehörte in das Reich der Elfen und Märchenkönigen.

Er betrachtete den Stein erneut und die Schönheit der Form faszinierte ihn.

Warum lag dieser schöne Stein noch am Strand, wobei doch Tausende von Menschen jeden Tag die Küste zur scheinbaren Erholung heimsuchten.

Es waren immer die blassen Menschen aus der Stadt, die jeden Tag vor ihrem Computer saßen und nichts anderes außer Daten, Zahlen und Fakten kannten.

Er verstand diese Menschen sowieso nicht. Warum konnten die sich so viel Schönes entgehen lassen?

Er war fast jeden Tag an Luft, badete im Meer und beschäftigte sich mit seinen Hühnern, Enten, der Katze und dem Hund.

Alles, was er zum Leben brauchte, fand er hier. Die hastige Stadt mit ihren hetzenden Schemen gab es hier am Strand des Meeres nicht.

Alles war Natur.

Hier ragten keine Wolkenkratzer in die Höhe und zwangen die Vögel, höher als normal zu fliegen. Und die stinkenden Autoabgase gab es auch nur an den schönen Sommerwochenenden, wenn die blassen Stadtmenschen über die intakte Natur einher fielen.

An solchen Tagen musste er sich immer ärgern, denn er mochte die gehetzte Gesellschaft der Stadt nicht. Ihre Autos waren Fremdkörper in der Schönheit, denn sie besaßen nicht die filigrane Feinheit des Natürlichen. Und vor allem waren sie tote Gegenstände.

Der Stein in seiner Hand war auch ein toter Gegenstand! Trotzdem war er ganz anders als ein Auto. Er gehörte in die lebende Natur wie er.

Und dann betrachtete er den Stein erneut und er gefiel ihm immer besser.

Er hatte schon viele Steine in seinen Händen gehabt, doch keiner war so schön wie der, der in seiner Hand lag. Die Sonne spiegelte sich auf der Oberfläche, so wie sie sich auch auf den Wellen des Meeres spiegelte. Er schloss seine geblendeten Augen, doch er konnte sich der überirdischen Schönheit des Steines in seiner Hand nicht sattsehen. Es war einfach zu wunderbar.

Er öffnete die Augen wieder und der Stein glänzte ihm entgegen.

Er schloss seine Faust um ihn herum, als fürchtete er, ihn zu verlieren. Er traute sich nicht einmal ihn in seine Hosentasche zu stecken, als würde er dort sofort herausfallen und für ihn unauffindbar werden. Er wollte es verhindern.

Immer fester presste er die Faust um den Stein.

Und dann ...

 

Der Stein bröckelte, seine Schönheit zerfiel in Tausende Einzelteile. Und dann war da nur noch Staub, der langsam aus der Hand in den Strandsand rieselte und sich mit ihm durch das Säuseln des Windes vermischte. Und dann ging er in den hellen Sand auf.

Was hatte er nur getan? Was? Sein Traum war zerstört, von ihm selbst zerstört!

Brutal hatte er die vollkommene Schönheit durch einen einzigen Faustdruck zerstört.

Und dann quollen ihm die Tränen aus den Augen! Er weinte! Er weinte bitterlich! Er weinte seinen Schmerz um dem Verlust hinaus.

Große Tränen tropften von seinem Gesicht in den Sand des Strandes und benetzten ihn. Und er glitzerte!

Er glitzerte, wie es vorher der Stein getan hatte. Doch es war nicht der Stein sondern der Sand am Strand, der glitzerte.

Der Sand, in dem der Stein aufgegangen war. Jeden Tag glitzerte der Sand und jeden Tag sah er das Glitzern.

Er wusste, dass die blassen Stadtmenschen es nicht bemerken würden, da sie nur in ihren Büros tagein und tagaus hockten, da sie immer nur auf Richtigkeit und Sachlichkeit fixiert waren und keine Schönheit duldeten.

Doch er sah diese Schönheit jeden Tag und er genas sie jeden Augenblick seines Lebens.

Und dann wurde er sich dessen bewusst, und er begann, sich an der unendlichen Pracht des Strandes zu laben.

Der Stein war schön gewesen, doch der Sandstrand glitzerte vieltausendmal schöner. Die Schönheit des Steines war in eine unbegreifliche Vollkommenheit aufgegangen.

Gegen das, was sich ihm nun darbot, war die Eleganz und Schönheit des Steines nur ein kleiner Augenblick in der Unendlichkeit des Universums gewesen.

Und schließlich verschwanden seine Tränen.

Er hatte begriffen, dass er eigentlich etwas Wunderbares vollbracht hatte.

Er hatte Schönheit zur Vollkommenheit gegeben, um sie noch herrlicher zu machen. Er hatte ein großes Werk vollendet.

Dessen wurde er sich immer bewusster.

Sein Gesicht strahlte wieder die alte Lebensfreude aus und er ging davon, um die Herrlichkeit der Vollkommenheit zu genießen, an der er selbst mitgewirkt hatte.“

 

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datore Re: Lieber Rene -
Zitat: (Original von Gelixx am 21.05.2013 - 09:47 Uhr) was für ein wunderbare und zauberhafte Geschichte, ich bin gerührt und spüre ganz viel in mir nach dem Lesen.
Lieben Gruß von Geli und Danke für diese guten Worte


Ganz lieben Dank für das Lesen der Geschichte, Geli. Es freut mich sehr, dass dir der Text gefallen hat.
LG Datore
Vor langer Zeit - Antworten
Gelixx Lieber Rene - was für ein wunderbare und zauberhafte Geschichte, ich bin gerührt und spüre ganz viel in mir nach dem Lesen.
Lieben Gruß von Geli und Danke für diese guten Worte
Vor langer Zeit - Antworten
datore Re: -
Zitat: (Original von Milan01 am 20.05.2013 - 10:55 Uhr) Bis zur Seite 4 war ich voller Kritik. Typisch dachte ich, wieder mal gehts um Schönheit und dessen Besitz. Dann kam Seite 5 und ich wurde erlöst.
Durchs loslassen (auch wenn es ein unbeabsichtigtes war) bekommt man oft noch was "schöneres", als durchs festhalten.
Schöne Geschichte, hat Freude gemacht sie zu lesen.
Lg Milan01



Herzlichen Dank, Milan. Ja, manchmal muss man auch loslassen können, um zuzugewinnen.
Freut mich, dass dir die geschichte gefallen hat.

LG Datore
Vor langer Zeit - Antworten
datore Re: -
Zitat: (Original von monalisa592107 am 20.05.2013 - 11:03 Uhr) herrlich fesselnd spannend geschrieben
hab es sehr gern gelesen
was man liebet sollte man nicht festhalten und fesseln nur wer wer freigiebt gewinnt alles mehrfach dazu
lg mona



Danke dir herzlich für das Lesen und den lieben Kommi, Mona. Dein Fazit trifft auf den Punkt.

LG Datore.
Vor langer Zeit - Antworten
datore Re: eine merk-würdige Begebenheit -
Zitat: (Original von cassandra2010 am 20.05.2013 - 11:38 Uhr) die du uns da aufgeschrieben hast

Cassy[/quote

Freut mich, Cassy, dass du sie gelesen hast. Ist schon eine merk-würdige Begebenheit. Aber so, wie du es aufgeschrieben hast, denke ich, dass der Satz einen ganz bestimmten "Cassandra-Hintersinn" hat.

LG Datore
Vor langer Zeit - Antworten
datore Re: -
Zitat: (Original von Andra am 20.05.2013 - 10:54 Uhr) Man kann nichts festhalten,
wenn man es versucht,
wird man scheitern,
denn das Leben
hat seinen eigenen Gang,
aber daran teilhaben kann man,
das hat Dein Protagonist
gespürt.
Ein Teil von allem sein.

LG

PS: am Besten gefällt mir diese Passage:
"Der Stein war schön gewesen, doch der Sandstrand glitzerte vieltausendmal schöner"
das hat etwas märchenhaftes


Freut mich sehr,dass dir die Geschichte zusagt. Ja, das Märchenhafte kommt ein wenig durch, das ist aber voll beabsichtigt.

LG Datore
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 eine merk-würdige Begebenheit - die du uns da aufgeschrieben hast

Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
monalisa592107 herrlich fesselnd spannend geschrieben
hab es sehr gern gelesen
was man liebet sollte man nicht festhalten und fesseln nur wer wer freigiebt gewinnt alles mehrfach dazu
lg mona
Vor langer Zeit - Antworten
Milan01 Bis zur Seite 4 war ich voller Kritik. Typisch dachte ich, wieder mal gehts um Schönheit und dessen Besitz. Dann kam Seite 5 und ich wurde erlöst.
Durchs loslassen (auch wenn es ein unbeabsichtigtes war) bekommt man oft noch was "schöneres", als durchs festhalten.
Schöne Geschichte, hat Freude gemacht sie zu lesen.
Lg Milan01

Vor langer Zeit - Antworten
Andra Man kann nichts festhalten,
wenn man es versucht,
wird man scheitern,
denn das Leben
hat seinen eigenen Gang,
aber daran teilhaben kann man,
das hat Dein Protagonist
gespürt.
Ein Teil von allem sein.

LG

PS: am Besten gefällt mir diese Passage:
"Der Stein war schön gewesen, doch der Sandstrand glitzerte vieltausendmal schöner"
das hat etwas märchenhaftes
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