Gedichte
Liebeszelt

Einleitung

Mal wieder ein Gedicht des romantischen Realismus. Herzlichen Dank der ahnungslosen Stich-wortgeberin!

Im Urlaub wars, bei Simitli.
Sie trampten, und er liebte sie
von Kopf bis Fuß, von Bug bis Heck.
Wir Menschen sind gern mal so jeck.

Dann hatten sie das Meer erreicht.
Erobern fiel dem Mann nie leicht,
doch näher kam das Urlaubsende.
Er nahm sein Herz in beide Hände.

Sein Zelt war eng, die Scheu verweht ...
Ein Zeltplatz ist nicht sehr diskret.
Weit war zu hören: Sie sind da.
(Hier räuspert sich die FSK.)

Geweckt von Möwen, Sonne, Meer
schworn sie sich: Dich geb ich nie her,
was andern fehlt, uns wird es glücken!
Am Zeltfirst spielten ein paar Mücken.

***

Bald nach der Heirat kam ans Licht,
sie war zu sehr ein Leichtgewicht,
das alles anderntags vergaß.
Ihr Leben sollte Spaß sein, Spaß.

Er nahm es eher ernst, fast schwer
und wälzte gern was hin und her.
Man wird nie wissen, welcher Gatte
am Leben mehr Vergnügen hatte.

Sie sprachen manchmal von der Tour,
doch sie erinnerte sich nur,
wenn sie von jener Zeltnacht sprachen,
an Stellen, wo die Mücken stachen.

***

Die Zeit verging, und unser Mann
gab doch sein Herze dann und wann
mit Ernst und Freude wieder her.
Sein Zelt indes blieb fortan leer.



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