Romane & Erzählungen
Edda entdeckt sich selbst - Teil 3

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"Edda entdeckt sich selbst - Teil 3"
Veröffentlicht am 21. Mai 2013, 18 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Edda entdeckt sich selbst - Teil 3

Edda entdeckt sich selbst - Teil 3

Zwei Menschen im Park

Edda ist ganz aufgeregt. Sie steht vor dem Spiegel und fühlt sich so garnicht wohl in ihrem Schlabberlook - Outfit. Am liebsten hätte sie ihr neues Kleid zur Schau getragen. Aber voreilig hat sie sich zum Joggen einladen lassen. Lieber hätte sie sich in ein schönes Cafe gesetzt - aber so?

 

Robert weiß, dass er nicht joggen kann und kleidet sich in Jeans und Poloshirt. Setzt sich auf sein Fahrrad und fährt in den Park. Irgendwie muss er ja Schritt halten können.

 

Edda hat den Park genau vor der Nase. Sie geht  etwas ängstlich aus dem Haus und begibt sich auf den Hauptweg, wo sie in wenigen Minuten Robert begegnen wird. Noch immer weiß sie nicht was auf sie zukommen wird. Heute ist ein sehr heißer Tag. Sie schlendert den Weg entlang und lässt sich auf einer Parkbank nieder.

 

Robert wohnt am anderen Ende der Stadt und hat schon eine ordentliche Wegstrecke hinter sich. Schon jetzt ist er total durchgeschwitzt und schämt sich ein wenig dafür. Aber er hat sein Deo dabei und sprüht vorsichtshalber nocheinmal, um gut zu duften. Aber die Flecken die sich am Shirt gebildet haben und noch weiter zu wachsen drohen, für die schämt er sich.

 

Er radelt den Hauptweg entlang und hält wenige Minuten später vor der Bank, auf der Edda auf ihn wartet.

 

Edda errötet mal wieder und schaut nach unten, als er ihr die Hand zur Begrüßung gibt.

"Na, dann wollen wir uns mal sportlich betätigen!", sagt daraufhin Robert zu ihr.

Er staunt wie leichtfüßig die anderen Jogger an ihnen vorbeilaufen.

Ängstlich denkt er daran, wie er mit seiner noch verbliebenen Kondition Edda verfolgen könnte.

Dann steht Edda schon auf und trabt los.

Robert ist erschrocken.

Schwerfällig stampft sie dahin um schon nach wenigen Minuten knallrot anzulaufen.

Nach 5 Minuten kam sie schon wieder ins schnaufen und bekam Seitenstechen.

Beide setzten sich auf eine Parkbank.

Robert fragt entsetzt nach, was sie sich dabei gedacht hat, ihn zum Joggen einzuladen.

Er ist zumindest so ehrlich und sagt ihr, dass er nicht joggen könne.

 

Edda senkt verlegen ihren Kopf. "Ich dachte ja, es würde diesesmal besser klappen!"  "Aber Edda, sie sind doch garnicht der Typ dafür," entgegnete daraufhin Robert, "suchen sie sich doch etwas entspannendes!

"Ich zum Beispiel liebe es Yoga zu betreiben. Alles geht langsam vorran, man dehnt und stärkt seine Muskeln ohne viel zu merken. Wenn man auch am Anfang nicht viel schafft, so wird es doch von mal zu mal besser. Darf ich sie einmal dazu einladen?" fragt Robert.

Edda verhält sich etwas eingeschüchtert.

"Und nächste Woche habe ich mich zu einem Kurs zum Meditieren bei der Volkshochschule angemeldet.", fügte er noch hinzu.

 

Edda strahlt ihn an und entgegnet: "Genau das hatte ich auch vor! Aber nachdem ich mich im Fitnessstudio so blamiert habe, traue ich mich dort nicht mehr hin! Und für diesen Kurs, habe auch ich mich angemeldet!"

 

"Edda," fragt Robert "darf ich sie jetzt nach Hause bringen? Dort ziehen sie sich um, und wir gehen später schön in ein Cafe."

 

Den Vorschlag nimmt Edda gerne an. Robert hieft sie mit viel Geduld auf seine Stange und beide fahren los.

Edda vertraut Robert inzwischen soweit, dass sie ihn mit zu sich in die Wohnung nimmt.

Sie bringt ihm ein Wasser.

Sie selbst duscht sich schnell und schlüpft in ihr schönes sonnengelbes Kleid, welches sie mit ihrem schönen orangenen Schal etwas aufpeppt. Noch schnell in die neuen Pumps schlüpfen. Sie geht in ihre Wohnstube und dreht sich wie ein Teenager vor ihm.

Roberts Augen beginnen zu leuchten. So schön hatte er sich Edda nicht vorgestellt. So oft wie er mit ihr U-Bahn gefahren ist, hat sie immer ihre so weiblichen Kurven vor ihm und allen anderen versteckt. Mit offenem Mund steht er da und es fällt ihm schwer sich zu äußern. Er ist so durcheinander, dass ihm kein passendes Kompliment einfällt. Er denkt nur: "Gott sei Dank hast du dich zu diesem Flirtkurs an der Volkshochschule angemeldet."

 

Aber ersteinmal wird er Edda ausführen. Beide gehen in das Cafe genau um die Ecke. Es ist klein und gemütlich dort und hier kommen sich beide immer näher.

 

Nach ihrem kleinen Ausflug verabreden sie sich schon bald wieder. Sie verabschieden sich mit einem kleinen Schmatzer auf den Mund. Ein Rosenverkäufer kreuzt ihren Weg. Robert kauft und schenkt ihr eine lange rote Rose. Glücklich trennen sich beide und jeder geht seines Weges. Edda - um die Ecke und Robert - an das andere Ende der Stadt.

 

Chaos

Auf dem Weg zur Arbeit schaut Edda sich in der U-Bahn um, ob sie Robert irgendwo sehen kann, doch er ist nirgends zu entdecken.

„Klar“, denkt sich Edda, „er hat mich ja am Morgen in der U-Bahn gesehen und  jetzt fahr ich zur Nachtschicht.“ Die Arbeitsschicht verlief problemlos, gleichwohl kommt Edda übermüdet wieder zu Hause an.

 

Sie schließt die Wohnungstür auf und erblickt das Chaos. Ihr Gesicht wird aschfahl. Die Schränke stehen offen und die Fächer wurden durchwühlt. Die Schubladen wurden herausgerissen und teilweise entleert.

In der Küche das gleiche Bild. Edda geht ins Schlafzimmer. Der Schlafzimmerschrank steht offen und ihre Kleidung liegt auf dem Boden und auf dem Bett verteilt.

Auf dem Nachttisch liegt ein Zettel. „Habe nur was gesucht“, steht auf dem Zettel. Edda kennt die Handschrift nur zu gut. Es ist die Handschrift ihres Ehemannes.

 

Wie betäubt geht Edda schwankend zurück ins Wohnzimmer. Wie von einem Baseballschläger getroffen, lässt sie sich in den Sessel fallen.

 

So als wäre sie in einem Albtraum, schaut sie starr vor sich hin. Dann wird ihr bewusst, dass sie Robert gegenüber nicht erwähnt hat, dass sie verheiratet ist. Nun, was heißt verheiratet? Sie zählt seit kurzem zu den getrenntlebenden. Aber auch das hat sie nicht erwähnt. Robert wird gesehen haben, dass sie keinen Ring trägt. Der Ring! Sie hat doch vom Ringfinger geträumt! Hat sie den Traum zu sehr zu ihren Gunsten gedeutet, dabei wollte der Traum ihr nur sagen: „Edda, du bist verheiratet und jede neue Beziehung wird unter deiner Scheidung leiden?“

Bevor Edda vor Erschöpfung im Sessel einschläft, kommen ihr noch zwei vernünftige Gedanken: „Ich muss das Wohnungstürschloss auswechseln!“ und „Wonach hat er gesucht?“ Dann formen sich wieder Bilder vor ihrem Auge.

 

Im Traum sieht sich Edda Barfuß in einem herrlich schwebendem Sommerkleid auf einer Wiese auf einer Waldlichtung freudestrahlend tanzend. Das Kleid hebt sich und ein kühler Wind um wirbelt ihre Beine. Ein angenehmes Gefühl. Dann sieht sie Robert. Er kommt auf sie zu und küsst ihr liebevoll auf den Nacken. Ein Kribbeln durchflutet ihren Körper bis hinunter zu den Zehen.

Sie schaut Robert tief in die Augen und will mit ihren Händen sein Gesicht berühren. Doch sie kann ihre Arme nicht bewegen. Ihre Arme sind an ihren Körper gepresst. Ihr Körper ist umgeben von einem Ring, einem goldenem Ring, einem Ehering, ihrem Ehering, er umschließt ihre Arme und ihre Taille.

Panisch schaut sie auf Robert, doch Robert entschwindet vor ihren Augen.

Schreiend wacht Edda auf.

 

Sofort besucht sie im Internet ihr heißgeliebtes Traumdeutungslexikon. Und dieses sagt ihr wieder einmal so einiges.

 

Barfüßigkeit kann mit der Demut, mit der Sie das Leben in seinen Höhen und Tiefen ertragen hat, gedeutet werden. Eine sehr gute Bedeutung hat das gehen durch taufrisches Gras und die sich bietenden Möglichkeiten sind sehr erfolgsversprechend.

Ein schönes, kostbares oder prunkvolles Kleid kann Glück und Erfolg verheißen, zuweilen aber auch vor Eitelkeit warnen. Tanz und das Tanzen deuten auf innere Harmonie oder spontan ausgelebte Gefühle hin.

Tanzen Sie alleine, haben Sie den Wunsch, dass ein bestimmter Mensch Ihnen mehr Aufmerksamkeit schenkt.

Sie sieht gleich wieder Robert vor sich.

Träumt ein einsamer Mensch von einem Freund, sehnt er sich nach Geselligkeit. Die Gefühle, die Sie dem Freund im Traum entgegenbringen, empfinden Sie auch im realen Leben.

Erhalten Sie einen Kuss, so zeigt das an, dass Sie geachtet und geschätzt werden. Jemanden auf dem Nacken küssen bedeutet Emotionalität und sich gehen lassen.

Augen sagen etwas über Ihren seelischen Gesamtzustand und Ihre Stellung zum zukünftigen Geschehen aus. Das Gefühl ist von den Augen abzulesen, weshalb eine erotische Deutung durchaus nahe liegt. Augenträume erfassen das Dasein und Ihre innere Einstellung dazu. Es steht für Intelligenz, geistige Interessen, Wachheit, Neugierde und Wissen, aber auch für innere Unruhe.

Die Tiefe symbolisiert fast immer Ihre innere Tiefe. Wer von der Tiefe träumt, der sollte sich nicht vor ihr fürchten, sondern sich in diese Tiefe hineinbegeben.

Sie schaut tief in Roberts Augen, soll sie sich in ihre und seine Tiefe fallen lassen, sich dort hineinbegeben. Kann sie dort den Schutz finden, den sie jetzt so dringend braucht?

Wenn Sie sich im Traum auf das Gesicht eines Menschen konzentrieren, dann versuchen Sie, diese Person zu verstehen.

Aber sie versteht ihn nicht? Warum lässt er sich nicht blicken, wo sie sich doch so nah gekommen sind?

Gefangenschaft deutet meist an, dass Sie sich eingeengt fühlen, sich nicht frei entfalten können, vielleicht zu stark von der Mitwelt isoliert sind. Das kann zahlreiche Ursachen haben, die nur aus den individuellen Lebensumständen erkennbar sind, zu denken ist vor allem an Pflichten, Hemmungen, Moralvorstellungen, Gefühle und Leidenschaften. Stets sollten Sie versuchen, diese Situation zu ändern.

Aber wie kann sie das alles ändern?

Sie mag Robert, kann aber nicht aus ihrer Haut, da sie sich in ihrer Ehe gefangen sieht. Wieso nur, konnte sie ihn heute nicht entdecken?

Sehen oder tragen Sie einen Ring, werden Sie abgeschlossene Dinge nicht ändern können.

Vielleicht hat sich in Ihrer Psyche ein "Goldschatz" gefunden, eine neue Erkenntnis oder Idee.

Noch immer zittert sie.

Wo ist nur die gute Idee, die sie vor diesem Ehemann retten kann?

Zuersteinmal ist der Schlosswechsel angesagt.

Sofort vereinbart Edda telefonisch einen Termin mit einem Schlüsseldienst.

Eine freundliche weibliche Stimme beruhigt Edda ein wenig.

Sie bringt ihr Anliegen vor und die junge Frau sagt, das sie ihren Vater morgen zu um 15 Uhr vorbeischicken würde.

Da die Sache eilt, gibt Edda ihr Einverständnis.

Dann muss sie eben einmal etwas eher aufstehen. Aber das macht ja nichts, denn morgen ist ihre letzte Nachtschicht und dann hat sie drei Tage frei. Sogar ein freies Wochenende.

Sie weiß noch nicht was sie tun soll und von Robert keine Spur.

Sie hatten sich ja verabredet, aber wie ihr scheint  mochte er nicht mehr.

Wo doch alles so gut begonnen hat!

 Sie nimmt sich ersteinmal ein schönes Buch zur Hand um sich etwas zu beruhigen.

Und schon bald geht es wieder zum Dienst.

 

 

Edda bekommt eine Einladung

Nach ihrer Schicht, macht Edda sich ganz schnell fertig und geht zu Bett, denn jede Minute Schlaf zählt. Ihren Wecker stellt sie auf halb drei. Sie schläft etwas unruhig und wälzt sich von einer auf die andere Seite, aber träumen, ja träumen kann sie heute nicht.

 

Als ihr Wecker klingelt, steht sie völlig geschafft auf. Sie macht sich frisch und isst eine Kleinigkeit. Dann klingelt es auch schon an ihrer Tür. Müde schleppt sie sich zur Tür und öffnet. Vor ihr steht ein  Mann im Blaumann, der ihr seinen Rücken zeigt. Neben ihm sein Werkzeugkoffer. Dann dreht er sich um und vor ihr steht Robert. In der einen Hand hält er einen Blumenstrauß und in der anderen ein paar Karten. Edda ist außer sich vor Freude und fällt ihm gleich in die Arme.

 

Irgendetwas wahres haben ihre Träume irgendwie. Vieles bricht gerade aus ihr herraus was ihr der Traum gezeigt hat.

 

Robert entschuldigt sich bei ihr. Zur Zeit reiße die Arbeit bei ihm nicht ab und gestern hätte er sich einfach mal einen freien Tag gegönnt. Er brauchte einfach mal Ruhe. Er habe sich einfach nicht in der Lage gefühlt das Treffen gestern wahrzunehmen und da sie keine Telefonnummern ausgetauscht hatten, konnte er sich auch nicht bei ihr abmelden.

 

Als Entschädigung habe er diese beiden Karten hier besorgt. "Tänzchentee" kommt in die Stadt und läd am Samstag zum Tanz.

Edda wird ganz blass. Tanzen? Das hatte sie ja schon seit Urzeiten nicht mehr getan und wenn sie ehrlich ist mochte sie es auch garnicht so gerne. Auf dem Parkett bewegte sie sich eher plump. Und doch freut sie sich. Einfach nur mit Robert zusammen zu sein.

 

Noch immer stehen sie vor der Tür und als Edda sich wieder fasst bittet sie ihn ersteinmal herrein. Sie stellt die wunderschönen Blumen, die sicherlich ein Vermögen gekostet haben, ins Wasser und kocht ersteinmal einen Kaffee für sie beide.

 

Robert widmet sich seiner Aufgabe und wechselt in Nullkommanichts das Schloss.

 

Jetzt haben sie genug Zeit sich auszusprechen.

Sich alles zu gestehen, was zwischen ihnen stehen würde.

Edda erfährt, das Robert seit zwei Jahren verwitwet ist und seine Tochter die Stelle ihrer Mutter übernommen habe. Sein Sohn lebt im Ausland und hat ihn mit zwei süßen Enkeln zu einem glücklichen Opa gemacht. Nur leider kann er die beiden so selten sehen.

Sie selber erzählt ihm ihre Geschichte. Das ihr Mann sie für eine jüngere verlassen hat. Das sie selbst nie Kinder bekommen habe. Und die Sache, warum sie ihr Schloss auswechseln lassen habe. Und ganz nebenbei gibt sie noch ganz kleinlaut zu, das sie garnicht so gut tanzen könne.

Robert zeigt sich entsetzt über ihren Mann und möchte ihr gern eine Freude machen.

 

 

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