Biografien & Erinnerungen
Wann beginnt die Zukunft

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"Wann beginnt die Zukunft"
Veröffentlicht am 17. Mai 2013, 56 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin 1950 in Berlin geboren, bin unendliche Zeiten zur Schule gegangen, habe brav studiert und in diversen Firmen artig gearbeitet, bin nunmehr das dritte Mal verheiratet, habe zwei erwachsene, tolle Kinder und gehe endlich meinen Neigungen nach, die sich auf kreativer Ebene bewegen. Ich bevorzuge die Satire, die Ironie, mag Methapher, die aber die Botschaft nicht verschleiern, eher krasser hervortreten lassen. Gerne nehme ich den typischen ...
Wann beginnt die Zukunft

Wann beginnt die Zukunft

Beschreibung

Die Autorin wagt einen kleinen Ausflug in ihre Zukunft, ganz ohne das Genre Science-Fiction zu bemühen. Nüchtern anmutend, denkt sie sich in privaten aber auch gesellschafts-politischen Gedankengängen in eine vorstellbare Zukunft. Es bleibt nur ein Versuch. Das Buch habe ich vor vier Jahren geschrieben...ich müsste wieder ein wenig daran arbeiten ...

 

Wann beginnt die Zukunft? In der nächsten Sekunde, morgen, nächstes Jahr oder erst in fünfzig Jahren? Ich überlege kurz und entscheide schnell, dass man das so einfach nicht beantworten kann. Nahe liegende Zeitpunkte scheiden aus, denn die ZUKUNFT, das ist etwas Fernes, etwas Großes. Zumindest denke ich, dass es so ist und dass es sich auch so großartig entwickeln könnte, denn ich bin optimistisch und vertraue auf mein Glück, auf unser Glück. Mein Mann ist dabei die Hauptperson. Ohne ihn bin ich ein armseliger Tropf, denke ich manchmal, wenn ich zurückblicke. Doch das soll nun wirklich kein Thema mehr sein.

Die Vergangenheit ist passiert, aufgearbeitet und hat mich so werden lassen, wie ich heute bin, eine Persönlichkeit mit vielen Ecken und Kanten, widersprüchlich, unfertig, wissbegierig, kritisch aber gutmütig und friedfertig, immer noch nicht besonders mutig, in gewisserweise sogar bodenständig und gerne lachend. Auf dieser Basis gehe ich in Gedanken schon einmal meine Zukunft an.

Die Zukunft birgt Geschehnisse, die ich kaum erahnen kann, was vermutlich auch ein Segen ist. Soviel steht fest. Ich möchte keine allumfassende Gewissheit über meine Zukunft. Am Ende werde ich schwer krank oder dement. Oder noch schlimmer, ich sterbe viel zu früh. Habe ich doch noch so viel Pläne und Wünsche, die ich mit meinem Mann gemeinsam mir zu erfüllen gedenke. Es sind im Moment Träume, die wir uns gestatten, was nicht bedeutet, dass wir mit unserer jetzigen Situation unzufrieden sind.

Wir leben in einer wunderschönen Eigentumswohnung am Rande einer relativ großen Stadt namens Wiesbaden. Eine rasante Entwicklung und Bedeutungszunahme wird eintreten, verkünden jedenfalls die Zeitungen und unsere Politiker. Die Amerikaner erklären die Stadt offiziell zum europäischen Hauptquartier und bauen was das Zeug hält Hotels und Wohnungen, um dem Zustrom der US-Amerikaner ein angemessenes aber sicher nur temporäres Zuhause zu bieten.
Die Geschäftsleute der Stadt erhoffen sich Umsatzerhöhungen und frohlocken. Ob es so kommt, weiß man nicht, denn die Amis bauen auch eigene Tankstellen und interne Supermärkte, die mit hohen Zäunen umgeben und streng bewacht werden. Jedes Hotel, jede Housing-Area ist eingezäunt. Man sorgt vor. Die Vorsicht mag nicht unbegründet sein, nicht jeder liebt amerikanische Soldaten und Offiziere, die für begrenzte Zeit ihren Dienst in einer fremden Stadt absolvieren, die zudem nur aus strategischen Gründen ausgewählt wurde. Doch sie sind mit Sicherheit Bestandteil einer Zukunft, die schwer zu fassen ist.

Mir ist ein wenig mulmig, ganz besonders, wenn ich an die großen Straßen- und Weinfeste denke, die jedes Jahr traditionell stattfinden. Multi/Kulti, die Wiesbadener, die Amerikaner und wir mittendrin, man will ja schließlich auch einmal unter Leute. Alle schieben und drängen, lachen und trinken, hören Musik, lassen sich von Verkaufsstand zu Verkaufsstand, zwischen den vielen Bühnen hin und her spülen, sehen und gesehen werden wird im großen Stil fröhlich und unbekümmert ausgelebt. Das alles prägt die Feste.

Ich bin allerdings froh, danach wieder Zuhause zu sein, denn die Massen flößen mir dummerweise auch Angst ein. Wenn hier eine Bombe hochgeht, dann gute Nacht! Das ist nicht witzig. Die Menschen können alle wunderbar verdrängen und feiern ausgelassen, mir fällt das leider etwas schwerer.
Wir spazieren gemächlich durch die grünen Felder, denn wir wohnen ja zum Glück am Rande der Stadt, und schon kann ich wieder frei atmen, fühle mich viel sicherer. Ich genieße unseren Balkon, den kleinen Garten und die freie Zeit, die mein jetziges Leben auszeichnet, denn ich bin nunmehr sechzig Jahre alt und vorzeitig im Ruhestand, wenn auch nicht ganz freiwillig, doch das ist eine ganz andere Geschichte.

Meine Mutter lebt ganz in der Nähe, sie ist schon neunzig Jahre alt aber noch sehr selbständig und geistig auf dem Laufenden aber ich kümmere mich dennoch gerne um sie. Sie braucht meine Nähe, hin und wieder natürlich auch Hilfe, doch hauptsächlich das persönliche Gespräch, eine Umarmung. Ich bin die Einzige der Familie, die diesen Luxus bieten kann, die anderen leben im Land verstreut und lassen sich kaum einmal im Jahr blicken, leider eher seltener. So ist tatsächlich eine Umarmung, eine kleine persönliche Unterhaltung zum Luxusgut geworden. Das trifft auch für mich und meine Kinder zu. Sie leben ihr Leben und ich meines, hunderte Kilometer liegen dazwischen, auch der Stress des Alltags, den ich nicht mehr verspüre, die Kinder sehr wohl. Ich muss nunmehr traurig bemerken, dass mehr als nur Entfernungskilometer zwischen uns liegen.

Die Kinder und Enkelkinder verkörpern die Zukunft, in ihnen lebe ich weiter, auch wenn ich davon nichts mitbekomme aber sie tragen das in sich, was ich ihnen geben konnte für ihre Zukunft, die nicht mehr meine ist. Ein Teil wird in ihrem Kopf sein, der Rest sind Äußerlichkeiten, Ähnlichkeiten, die nicht zu leugnen sind, stinknormale Vererbungen, die einfach passierten, ob ich das will oder nicht.
Heute hat die Kleine Geburtstag. Ich werde also mein Enkelkind heute Abend anrufen. Sie wird bereits 12 Jahre alt, nicht zu fassen. Ich bin also schon eine alte Oma. Oder anders gesagt: ich habe schon alte Enkel. Alle anderen Omas sind furchtbar stolz auf diese Tatsachen. Ich kann so ein Gefühl partout nicht entwickeln. Wahrscheinlich ist das ein Zeichen, dass ich mit meinem Altwerden nicht normal umgehen kann, denn Enkel zu haben, ist in meinem Alter das Normalste der Welt und man freut sich natürlich auch darüber, weil das Leben sich nur so fortsetzt. Man kümmert sich um seine Enkel, weil man ihnen etwas von sich selber mit auf den Weg geben möchte. Auch das ist Egoismus. Unsere Gene sind natürlich auch ohne unser „Kümmern“ in ihnen. Aber wir möchten noch mehr. Sie sollen von unserem unglaublichen Erfahrungsschatz abbekommen, ob sie diese Gabe wollen, ziehe ich mal in Zweifel.
Man hat oft im Übrigen kaum eine Möglichkeit, irgendwelche Schatzfragmente zu übergeben. Jedenfalls ich nicht, denn die Entfernung lässt vieles nicht zu. Und um ehrlich zu sein, ich kümmere mich eigentlich nicht um die Enkel. Klingt böse, wirft kein gutes Licht auf mich. Aber ich bin nicht böse, behaupte ich.

Ich habe zu viel mit mir selber zu tun. Klingt egoistisch. Ist egoistisch. Mein Leben ist begrenzt und ich hatte noch nicht so viel davon, jedenfalls nicht genug Gutes. Klar, Leben ist nie nur gut. Man muss einfach alles als Leben bezeichnen, denn es umfasst alles. Ob mit diesem Alles, das Leben unbedingt lebenswert ist, sieht man von Fall zu Fall anders.
Es ging mir niemals so dreckig, dass ich lebensverneinend wäre. Nur bin ich über zig Jahre nicht von meinem Leben sehr begeistert gewesen. Das ist auch nicht der Grund des Lebens, fortwährend begeistert sein zu müssen. Der eigentliche Grund ist die Zufälligkeit meiner Zeugung. Deshalb lebe ich. Natürlich sollte ich begeistert sein, dass sich dieser Zufall so ereignete. Ich verdanke ihm zumindest meine Existenz.

Woher schöpfe ich aber die Begeisterung für mein Leben? Eltern, Großeltern, Freunde, andere Menschen könnten sie ab frühster Kindheit vermitteln. Sie könnten wenigstens dafür einen Versuch starten. Manchmal klappt dies sogar. Das ist ein Glücksfall. Der Knackpunkt liegt aber wohl in uns selber, in unserer Lebenssituation, die wir uns als Erwachsener schaffen oder in die wir halt auch hineingeraten sind. Ach, könnten wir immer rechtzeitig ausbrechen und die Suche nach der Begeisterung erfolgreich vollenden, wenigstens zeitweilig, und hätten wir dann nach einem Einbruch immer noch die Kraft, um weiter zu fahnden? Oder versinken wir leidenschaftslos, begeisterungsunfähig in unserem Jammertal? Nein und nochmals nein, damit ist es endgültig vorbei.
Ich möchte begeistert leben. Wenn auch mir nur stille Begeisterung möglich ist, denn ich bin ein ruhiger Genießer. Oder sagt man dazu temperamentlos? Das wäre aber nun sehr hart. Irgendwie kriegt man mich schwer aus der Reserve. Ich brauche wohl dafür Provokation, einen Tritt in den Hintern. Ob dies nun aber meine Begeisterung freisetzt? Es muss also gut gemacht werden. Ich benötige, wie es aussieht, den wohl dosierten, niveauvollen Arschtritt. Auch ein Anspruch!

Der Anruf anlässlich des Geburtstages meiner Enkelin war ein Desaster. Das liebe Kind war nicht gesprächsbereit, es spielte gerade Monopoli. Mein Anruf kam ungelegen, der Mutter, meiner lieben Tochter, war es sichtlich oder besser hörbar peinlich. Sie meinte ihr Kind wäre unerzogen und heute unleidlich. Na ja, ich wollte nun die kleine Geburtstagsidylle nicht weiter stören mit meinem verständlichen Unmut, sagte also nichts. Es hätte auch nichts gebracht. Mein Päckchen wurde kaum registriert. Die Geschenke waren wahrscheinlich zu bescheiden oder wer weiß was, jedenfalls war die kleine Dame ungnädig. Ich bin ihr nicht wichtig. Das ist aber wiederum normal, denn sie hat auch noch nicht gemerkt, dass sie mir wichtig ist. Wir kennen uns eben nur flüchtig. Es ist die Quittung meines Verhaltens gegenüber der Enkelin. Also beschwere ich mich darüber nicht. Dennoch bedankt man sich für ein Geschenk. Das Kind hat diese Geste noch nicht gelernt. Sie wird mit Geschenken zugeschissen. Das ist das Ergebnis. Ich bin nicht die Erziehungsberechtigte. Zum Glück! Die Eltern werden noch so Einiges erleben. In der Zukunft! Sie bleibt auf alle Fälle sehr spannend für alle.

Aber was wird für mich und meinem lieben Mann noch in Zukunft Bedeutung haben? Geht alles so weiter? Kommt Neues dazu und was könnte diesen letzten künftigen Zeitraum meines Lebens bestimmen?
Vermutlich auch viel Alltag, der anders als früher von uns selber bestimmt wird, wenn wir gesund bleiben, versteht sich.
Das Essen wird uns ganz sicher auch künftig beschäftigen. So oder ähnlich wird es sich wiederholend abspielen:
Zum Abend werde ich etwas Schönes zum Essen zubereitet haben. Das muntert auf. Mein Bernd wirkt immer so glücklich, wenn es ihm schmeckt. Die Bedeutung eines guten, schmackhaften Essens ist nicht zu unterschätzen. Ich gebe mir Mühe beim Kochen, habe da aber so meine Grenzen. Dennoch, ein wenig bin ich schon von Bernds Begeisterung für gutes Essen infiltriert. Wäre ich alleine, würde ich sicher kaum dem Essen meine gesteigerte Aufmerksamkeit widmen.

Essen war früher für mich immer nur eine leider notwendige, aber lästige Unterbrechung anderer scheinbar wichtigerer Tätigkeiten. Diese Ansicht ist mit Sicherheit falsch und zeigt meinen, inzwischen zum Glück gemilderten, eklatanten Mangel an Genussvermögen auf dieser Ebene. Damit offenbart sich auch eine gehörige Portion Faulheit. Würde mich einer fragen, was ich lieber täte, essen oder lesen, würde eine eindeutige Antwort folgen. Falls die Lektüre es verdient, ziehe ich es vor zu lesen. Manche machen beides gleichzeitig, nur dass dabei das Essen ganz bestimmt Nebensache wäre. Der Leser nimmt kaum wahr, was er da so nebenbei mümmelt. Beim Fernsehen zu essen, halte ich auch nicht für eine so gute Angewohnheit. Das praktizieren aber viele! Auch Gourmets, aber sicher, weil das, was sie bei der Gelegenheit in sich reinstopfen, nicht gerade einen hohen Stellenwert hat. Es dient der Sättigung, weniger dem Genuss. Bernd speist, wenn er alleine essen muss, auch vor dem Fernseher. Ich sitze daneben, weil ich meinen Fastentag habe. Das kommt allerdings immer seltener vor. Gemeinsam essen wir immer sehr zivilisiert und kulturvoll am großen Küchentisch, auch mir zu Liebe, denn am Couchtisch kann ich wegen der Haltung nicht vernünftig essen.

Hat das Essen etwas mit Zukunftsvisionen zu tun? Muss man sich die Mühe machen darüber nachzudenken und ist das wirklich so spannend, dass ich es aufschreiben sollte?
Essen kann spannend werden, wenn man sich nämlich damit allmählich vergiftet, wenn man verfettet, wenn sich rein äußerlich der geliebte Körper drastisch verändert und die Konfektionsgrößen steigen, wenn man sich nicht mehr bei Licht vor dem Schlafzimmerschrank mit dem großen Spiegel für die Nacht auskleiden möchte und dies nicht nur wegen etwaiger Runzeln, sondern wegen der „Wohlstandsfülle“, dann beginnt es ernst zu werden.
Wird die Zukunft mir ein solches Szenarium bescheren?
Der liebe Gott, falls es einen solchen gibt, möge mich davor schützen. Mein Problem ist, ich glaube an keinen lieben Gott, ich glaube an gar keinen. Somit wird auch künftig niemand da sein, den ich um Schutz anflehen kann. Ich werde es wie immer, auch in Zukunft, selber richten müssen.

Ich neige dazu, zuzunehmen und es kommt, wer hätte das gedacht, eigentlich immer vom Essen. Noch bin ich nicht als dick zu bezeichnen, aber Größe 38 ist ein Traum und wird vermutlich einer bleiben. Ich werde also dem Essen auch in Zukunft viel Bedeutung angedeihen lassen. Die gesunde Ernährung wird immer wichtiger, denn ich will schlank bleiben und alt werden. Das will jeder, mancher bekommt es einfach geschenkt. Ich nicht. Ade täglicher Kuchen!
Ich fürchte allerdings, das reicht nicht an Maßnahmen. Ich werde Zeit für Bewegung opfern müssen. „Opfern“, die Verwendung dieses Verbs besagt Einiges, nämlich, dass es mir kein innigliches Bedürfnis ist, meinen Hintern angemessen zu bewegen. Das ist peinlich! Doch ich sehe es ein, ich muss einen Zahn zulegen und kontinuierlich auch künftig mehr tun. Mehr als heute, soviel steht fest!

Ob das Alter es zulässt, steht auf einem anderen Blatt. Ich visionäre mal frech, dass ich es kann, vorausgesetzt mein Bernd treibt mich auch weiterhin in die Spur. Das brauche ich wahrscheinlich künftig noch mehr als im Augenblick, in dem ich noch relativ munter bin. Ich neige nämlich zum Phlegma, muss ich zu meiner Schande gestehen. Man kann auch Lahmarschigkeit dazusagen, aber das klingt vulgär. Man sagt das nicht so drastisch, findet eher nettere Umschreibungen und versteckt sich dahinter.
Im Alter wird man etwas ruhiger, trösten die einen, die anderen glauben, jetzt alles nachholen zu müssen, was sie früher versäumten und hauen auf den Putz, dass es nur so spritzt, merken nicht, dass sie sich lächerlich betragen. Es ist ihnen auch egal, man ist erhaben…über alles. Die Weiber kleiden sich als wären sie Fünfundzwanzig und die alten bärtigen Männer müssen auf den Motorrädern durch die Gegend düsen, um sich frei zu fühlen. Nun, es sei ihnen herzlich gegönnt.

Wir haben auch unseren Vogel, dem wir Futter zu geben gedenken.
Genauso hirnrissig. Wir trainieren!
Man stelle sich vor, wir gehen noch in unserem Alter in ein Fitnesscenter. Ich lasse mir alles genau erklären. Der Trainer gibt sich redlich Mühe, muss aber schlucken als Bernd ihm das Du verweigert. Die Brut wird sonst zutraulich, meint Bernd. Damit muss der Trainer leben, denn alles ist reichlich bezahlt. Der Kunde ist König. Mein Mann kennt schon vieles, er war schon einmal in einer derartigen Institution, um seinem Rücken zu helfen, aber er hört dennoch aufmerksam zu. Schließlich würde er mir den ganzen Klump später noch einmal erklären müssen. Ich bin nämlich langsam und brauche länger, um mich an diese gewaltigen Apparate mit ihren vielen Einstellungsmöglichkeiten zu gewöhnen. Ich gebe mich aber verstehend und nicke zur Bekräftigung immer lächelnd, man will ja auch nicht unfreundlich sein und darüber hinaus noch mit zu viel Dämlichkeit Aufsehen erregen.

Zunächst das Aufwärmen: Bernd rennt auf dem Laufband und ich schwinge mich auf ein fahrradähnliches Gebilde. Irgendwie geht es und wir rotieren wie alle anderen. Wir fühlen uns schon ein wenig heimisch und tun total cool. Jeder scheint hier mir sich beschäftigt, manche lesen dabei eine Zeitung, andere sehen fern. So ist es gut. Man wird nicht beobachtet, kann in Ruhe irgendetwas bewegen. Hin und wieder piept es. Man stellt sich die Geräte ein oder einer hat die Tür zum Getränkeschrank geöffnet, dann piept es auch. Ansonsten hört man nur das Surren der Fahrräder oder die Geräusche der Laufbänder.
Hier kann man sogar nachdenken. Soll ja auch nicht schaden. Ich trample also so für mich hin und lasse die Gedanken friedlich fließen. „Ob du hier ein paar Kilo abspeckst?“, fragen sie mich ungläubig, denn im Gegensatz zu Bernd schwitze ich nicht einmal. Der Trainer hat gesagt, man soll es am Anfang nicht übertreiben. Also ich übertreibe eigentlich nie. Das kann der Trainer natürlich nicht wissen. In Wirklichkeit interessiert es ihn auch nicht. Wir sind eingewiesen worden. Das muss genügen. Was man uns zumuten darf oder lieber nicht, sagt uns hier keiner. Dafür müssten wir einen persönlichen Trainer ordern. Aber das kostet wieder extra. Alles ist schon sauteuer genug, deshalb lassen wir das Persönliche weg.

Wir sollten außerdem inzwischen wirklich selber wissen, was wir dürfen und was nicht. In unserem Alter ganz bestimmt. Recht hat er. Ich werde also nicht wühlen und rackern bis Schaum vorm Munde steht. Ich gebe mir Mühe, mache alles, was angesagt wurde und falle so nie aus dem Rahmen oder hier etwa im Ernstfall besinnungslos vom Gerät. Meine Gedanken meinen allerdings, dass ich mit der Einstellung ganz bestimmt keine zwei oder drei Kilo abnehmen würde. Vielleicht aber doch, denke ich bockig, man muss Geduld haben. Ich habe Geduld, dafür bin ich bekannt.
Ich trample weiter, kontrolliere meine Herzfrequenz und fühle mich recht wohl, wahrscheinlich auch weil ich mich nicht überanstrenge und nicht schwitze wie ein Tier.
Bernd tippt mir rot glühend auf die Schulter, er hätte genug fürs Erste. Ich schäme mich ein bisschen, weil ich eigentlich noch nicht genug habe. Aber ich klettere vom Trampler und trotte in die Umkleidekabine, wo sich schon etliche Weiber wie wild die Haare föhnen. Manche laufen nackt herum. Sie wollen wahrscheinlich in die Dusche oder in den Wellnessbereich, in die Sauna oder sonst wohin. Es sind auch reichlich stramme Mädchen dabei. Die wollen hier scheinbar auch abspecken. Gut so, denke ich, dann muss ja was dran sein. Haben die alle auch jetzt erst angefangen? Oder ist die ganze Trampelei doch nicht so erfolgreich? Ich werde es ja merken, denke ich sehr weise, sicher dauert es ein wenig. Man muss warten können. Ich kann warten.
Wir sind stolz auf unsere Entscheidung, etwas in Richtung Rotation begonnen zu haben. Wie es sich entwickelt, werden wir sehen, stellen wir befriedigt fest. Das Gewissen ist auch beruhigt, was wollen wir mehr. Das zum Thema Bewegung. Sie wird uns im wahrsten Sinne des Wortes beschäftigen, soviel ist vorhersehbar.

Ich überlege, was mich vermutlich noch mehr bewegen und beschäftigen wird, denn ich werde immer Zeit haben, allerdings ohne zu wissen wie viel ich wirklich davon noch nutzen kann. Kurz, wie lange ich meinen Kopf im vollen Besitz meiner geistigen Kräfte einsetzen kann, bleibt ein etwas bedrückendes Geheimnis.

Mein Vater starb sehr schwer erkrankt in tiefster Demenz und das obwohl er Zeit seines Lebens geistig rege war, immer die hohe Literatur und die klassische Musik liebte, selbst ein sehr guter Schachspieler war, der seinem Schachcomputer Mores lehrte, auch beschäftigte er sich stets mit Politik und Weltgeschehen und trotzdem hat es ihn erwischt, was mir sehr zu denken gibt und auch künftig kaum in Ruhe lassen wird. Ich gestehe, das alles ängstigt mich sehr.
Als mein Vater starb erging es mir merkwürdig.
Ich konnte seltsamerweise nicht weinen aber ich fühlte mich leer und stand ein wenig neben mir.
„Bin ich etwa irgendwie gefühlskalt? Nicht einmal zur Trauer fähig? Oder habe ich mich so weit weg begeben, in mein eigenes Leben vergraben, dass meines Vaters Tragödie an mir vorbei driftete?“
Ich schaue auch sehr skeptisch auf die Tränen meiner Mutter, die vorher kein gutes Haar an Papa lies und immer nur darauf bedacht war, ihre Kohle zu sichern und sich als gute Mutter und Ehefrau darzustellen. Das ist aber auch normal, jeder hat seine Variante und sieht sich nicht als Übeltäter. Das ist nämlich immer der andere. Ich möchte kein Urteil fällen und ich werde versuchen, mich nach wie vor aus diesen Diskussionen herauszuhalten. Was würde es auch bringen, nichts ist wieder herstellbar oder zu kitten. Ich versuche also nur beruhigend und ausgleichend zu wirken. Wie ich das anstelle und ob es gelingt, weiß ich auch nicht. Jeder sieht seine Wahrheit und modelliert sich eine eigene Variante mit ihr umzugehen, sie gegebenenfalls zu verkaufen.
Es gibt sicherlich irgendwo auch eine objektive Wahrheit, nur dass keiner sie sehen kann oder will. Sie ist in dem Fall auch nicht hilfreich, denn dazu ist es zu spät. Die komplizierten Beziehungen von Menschen machen es der Wahrheit so schwer, ans Tageslicht zu gelangen und meist will sie auch gar keiner entdecken, denn sie ist oft so unbequem, bereitet zuweilen große Schmerzen.

Meist sind alle Menschen große Schauspieler, sind in der Lage, anderen und sich selber sehr überzeugend allerhand vorzugaukeln. Möglich, dass dieses auch zum Selbstschutz dient. Das andere Extrem wäre die gnadenlose Selbstzerfleischung, was eigentlich auch nicht richtig sein kann, denn wem würde das schon nützen? Nur, ein wenig mehr Ehrlichkeit wäre schon hin und wieder angebracht, auch wenn man dabei selber nicht so gut weg käme.

Ich möchte gerne immer ehrlich sein, aber dazu gehört sicherlich auch der Mut dazu, anderen Menschen, die eigene Wahrheit zu zeigen und das kann gründlich schief gehen. Alle könnten sich gegen mich wenden, man würde damit nicht die Welt verbessern…oder doch?
Die Welt verbessern will ich sowieso nicht und ich kann das auch nicht leisten aber ich nehme Anteil und mache mir Sorgen.
Sicher ist gute Diplomatie immer hilfreicher, doch sie kommt damit auch den gefährlichen Lügengeweben ganz nahe. Man könnte sich in ihnen verstricken. Es gibt wohl keine Eindeutigkeit, keine klaren Linien. Es herrscht ein scheinbares Chaos, durch das zu manövrieren ist, vorsichtig mit Verstand, Gefühl und mit unendlicher Illusion für das Gute.

Ich werde mich ganz sicher sehr viel mit philosophischen Fragestellungen plagen. Ob die Antworten, die ich mir selber geben muss, mich weiter bringen oder ob sie mich beruhigen werden, kann ich heute nicht sagen.
Ich muss jeden Tag schätzen, an dem es mir gut geht, soviel ist gewiss, denn ich bin mir gar nicht sicher, ob mein Umfeld so geordnet und harmonisch bleiben wird. Damit meine ich nicht den privaten, häuslichen Bereich, sondern die wirtschaftspolitische und politische Landschaft, die sich immer krasser und widersprüchlicher auch unglaubwürdiger offenbart. Die Menschen, die unsere Geschicke in ihren Händen halten, enttäuschen jeden Tag und die Skandale, Betrügereien, Korruptionen häufen sich hinweg über alle Institutionen, Parteien und Kirchenvertreter.

Mir fällt es schwer, Optimismus zu zeigen. Meine Visionen sind eher düster, auch wenn ich damit keine Freunde gewinne, ich sehe da kaum Gutes auf uns zukommen, eher Zuspitzungen, Krisen, Inflation und Umweltkatastrophen. In der Zeitung habe ich gelesen, dass es vermehrt Menschen gibt, die ökologische Depressionen verspüren. Früher hätte ich dafür nur ein müdes Lächeln übrig gehabt, heute bin ich ganz leise und ernst.

Natürlich werde ich auch künftig nicht von früh bis spät schaurige Zukunftsprognosen innerlich erörtern, das hält kein normaler Mensch durch und es nützt auch nicht wirklich. Somit werde ich mich auch weiterhin mit stinknormalen Beschäftigungen auseinander zu setzen haben.
Außerdem habe ich ständig das Gefühl, nicht alles schaffen zu können, was ich noch vor habe? Ich bin übervoll von Ideen und möchte sie im Affenzahn verwirklichen, was natürlich nicht funktioniert. Das kann gar nicht funktionieren. Es ist einfach zu viel. Immer wieder muss ich mich zur Ruhe zwingen. Besonders beim kreativen Schreiben braucht man Besinnung. Das innerliche Flattern ist schädlich, nur habe ich es derzeit in mir und das Dumme und fast Beunruhigende ist, dass ich die Ursache nicht kenne. Es nicht begreife. Ich verstehe nicht, was mich treibt.

Ich bin bei Mutti dran mit dem Aufwischen des Hausflures. Das muss man Ernst nehmen, denn ihre Nachbarn kennen in der Hinsicht kein Pardon. Es sind Spießer, allerdings der harmlosen Art, was wiederum tröstlich ist. Ich werde also den sauberen Hausflur wischen und mich dann mit dem nicht weniger dämlichen aber notwendigeren Thema des Fensterputzens beschäftigen. In unserem Zuhause sind sie auch fällig. Ich habe schon bemerkt, dass sich mein Gewissen deswegen hin und wieder nervig meldet. Trotzdem verschiebe ich dieses auf nächste Woche.
Manchmal bin ich ein ganz großer Verschieber. Bernd meckert deswegen nie, nur wenn er Drahtbügel in den Kleiderschränken entdeckt wird’s ernst. Das wäre unter der Würde, meint er.
Die Würde in meinem Kleiderschrank ist mir mindestens ebenso schnurz wie mäßig dreckige Fenster. Meine Schwester denkt kurioser Weise, ich wäre ordentlich. Ich denke das weniger.

Meine Auffassung von Ordnung befriedigt mich, kann ich sagen. Sie ist aber durchaus nicht die der allgemeinen deutschen Hausfrau. Die Frau Saubermann-Ansichten sind nicht die meinen und werden es nie werden. Punkt. Bernd ist sehr viel ordentlicher als ich. Wir kommen aber trotzdem sehr gut klar miteinander, denn es gibt weitaus Wichtigeres als die Ordnungskacke. „Ordnung ist ein Attribut des Leblosen“ habe ich gelesen und finde das sehr treffend.

Meine kostbare Zukunft werde ich ganz sicher nicht mit Putzen vergeuden. Ich betätige mich auf dem Gebiet nur soviel, dass wir genau die Lebensqualität erhalten, die wir uns wünschen, was andere Menschen denken oder zelebrieren, ist mir ziemlich egal.

Nun komme ich wieder auf die Zukunft zurück, die ja mein Hauptthema sein soll. Alltag, Putzen, Essen, Bewegung und Philosophieren sind für sich genommen schon ein Riesenprogramm, dennoch sollte das doch nicht alles sein, hier fehlt die Kunst, schreit mein Inneres. Recht hat es, ich habe in den letzten zehn Jahren mich auf dem Gebiet versucht massiv einzubringen, wie man so schön sagt. Vieles entdeckte ich an mir, was ich vorher nicht für möglich hielt und doch ist es fast elementar ausgebrochen. Jetzt muss ich grinsen, denn viele Bilder sehen tatsächlich auch so aus. Es gibt Monster, Missgeburten aber auch Mondgenies, meine kleinen Lieblinge, die alles besser wissen wollen und ihre Meise furchtbar nett zu ignorieren verstehen.

Kurz, die Kreativität wird mich begleiten bis ans Ende meiner Tage, hoffe ich zumindest. Das ist ein wichtiger Wunsch, der mich betrifft, nämlich dass mich die Musen nicht verlassen, sondern mich immer wieder beflügeln, inspirieren, aufmuntern. Das bedeutet, dass ich auch künftig mit offnen Augen durchs Leben gehen muss, denn die Impulse kommen nun mal von außen.

Die Kunst der Anderen wird mich auch künftig über die Dummheit und Engstirnigkeit, die unsere Gesellschaft immer wieder so dramatisch erfasst oder niemals loszulassen scheint, hinwegtrösten. Die Kunst der Anderen ist ein Füllhorn, aus dem ich mich laben werde, denn ich weiß, es wird nie versiegen, unter anderem auch, weil ich auch, wie die vielen anderen kreativen Menschen, meinen Anteil dafür leiste. Darauf bin ich sogar ein wenig stolz.

Ich stelle mir vor, auch weiterhin Bilder zu malen, wenn auch nicht mehr in der Fülle. In den letzten zehn Jahren waren es ca. zweihundert Bilder, die Karikaturen nicht mitgezählt, es gibt inzwischen ungefähr einhundertfünfzig Mondgenies.
Das sieht irgendwie nach „Massenproduktion“ aus und so gesehen ist mir das fast peinlich. Das Gleiche gilt für die vielen Bücher, sie sind nicht alle große Klasse aber ich liebe sie trotzdem. Meine Kopfgeburten sind mir heilig, sie gehören zu mir. Wenn ich nicht mehr bin, werden vielleicht einige Exemplare davon länger leben dürfen und möglicherweise nicht gleich in der Papiertonne landen. Vielleicht lesen meine Kinder und Enkel erst dann verstehend und interessiert in ihnen, wenn sie nämlich zur Besinnung kommen. Jetzt müssen sie um ihre Existenz kämpfen. Das habe ich hinter mir. Die nächsten dreißig Jahre kann ich mich mit Erquicklicherem befassen, denn ich bin privilegiert und muss nicht schuften, bis es mich hinwegrafft. Ich kann der Zukunft, meiner Zukunft, einigermaßen gelassen entgegensehen.

Und doch bin ich mir bewusst, dass es in der Welt für viele Menschen nicht so rosig ausschaut. Sie müssen ums Überleben kämpfen bis zum Schluss. Die unterdrückten Völker Afrikas erheben sich jetzt so nach und nach. Das darf ich miterleben, wohin alles führt, weiß man noch nicht so genau. Ich werde es sehen, zumindest einen Teil davon, soviel ist gewiss. Die alte westliche Welt wird sich umgucken, was noch alles auf sie zukommt. Aus ist es mit der Überheblichkeit! Man möchte die guten alten Werte bewahren, alles soll so bleiben wie es ist, ruhig und sicher, was ja auch verständlich ist, dennoch wird es anders kommen. Die über Jahrzehnte benachteiligte Welt, die fernen Völker Asiens, Südamerikas und Afrikas werden sich noch weitaus deutlicher bemerkbar machen, werden zurecht mindestens Gleichberechtigungen einfordern und ob das alles unblutig ablaufen wird, wünschte ich, aber ich bin sehr skeptisch.

Die Zukunft, meine Zukunft wurde einst durch mich vorbereitet, sorgfältig geplant und abgesichert und doch ist alles ganz anders gekommen. Niemals hätte jemand geglaubt, dass die alte DDR von seinem Volk abgeschossen werden könnte, dass die Mauern fallen und Deutschland einig Vaterland wird. Immer war ich fest davon überzeugt, dass ich als DDR-Bürger in mein Grab versenkt werde und der alte Wartburg Tourist, das beste Auto welches mir vergönnt war, das bis zu meinem Hinscheiden auch bliebe. Nun, alles änderte sich.
Aufs Neue plante ich meine Zukunft, sorgte vor, doch es hat wieder nicht geklappt. Die Firma ging in den Konkurs, die Lebensversicherungen mussten verkauft, die Schulden verkraftet werden. Was lerne ich daraus? Man kann die persönliche Zukunft nicht planen, vorhersehen, denn die Zeiten ändern sich, die Menschen auch. Sie gehen im äußersten Notfall auf die Barrikaden und führen Umstürze herbei, die das Leben generell ändern. Mal abgesehen davon, dass auch Krankheiten, familiäre Situationen alles verändern können, was geplant ist.

Was passiert mit den alten Menschen, die nicht mehr zurechtkommen? Müssen sie in ein Pflegeheim, wird die Familie sich kümmern? Ist die finanzielle Absicherung gewährleistet? Wir werden die sich stellenden Aufgaben zu bewältigen haben, irgendwie. So wie es unsere Eltern im Krieg oder danach auch mussten, nur spielt sich künftig alles auf einem anderen Level ab. Ganz optimistisch betrachtet, werden wir uns glücklich schätzen dürfen, wenn wir uns nicht aus den Folgen eines Krieges aufrappeln müssen, falls man überhaupt eine Chance hätte, ihn zu überleben.


Altwerden, das hat etwas mit Zukunft zu tun. Jeder möchte alt werden aber selbstverständlich auch körperlich fit und geistig rege bleiben. Meine Mutter ist jetzt neunzig Jahre alt und liebt ihr Leben, sie nimmt Anteil, an den Geschehnissen im Umfeld aber auch an den Dingen, die sich in der Welt gegenwärtig vollziehen. Sie macht sich jeden Tag schön als würde Besuch kommen. Sie braucht das für ihr Selbstwertgefühl. Ich bewundere sie in vielen Fragen. Sie versteht es, sich mit dem Altern zu arrangieren, ohne nur in sich zu versinken. Sie kann immer noch über ihren Tellerrand hinaussehen, was ich sehr beachtlich finde.

Ich habe keine Angst vor dem Altwerden, denn das ist ein normaler Vorgang, dem jeder Mensch ausgesetzt ist, doch ich fürchte mich davor zu früh oder gar lange und qualvoll zu sterben. Jeder Mensch wünscht sich einen „schönen Tod“, es soll schnell und schmerzfrei geschehen. Das sind so Wünsche, die man heimlich hegt, die aber normal sind, finde ich. Ich habe keine Angst vor dem Danach, vor der Ewigkeit, fürchte keine Hölle, kein jüngstes Gericht oder quäle mich mit Vorstellungen über ewiges Dasein im Himmel, denn meine Weltanschauung hat damit nichts am Hut. Ich wurde in meinem Leben mit derlei Nöten und Ängsten verschont, somit muss ich dafür auch keinen Gedanken verschwenden. Meine persönliche Zukunft endet mit dem Tod und damit kann ich sehr gut leben.

Ich sorge mich eher um die Zukunft der nachfolgenden Generationen, die mit dem Erbe unserer gegenwärtigen Gesellschaft fertig werden müssen. Wir hinterlassen Schulden und eine zerstörte Umwelt, eine zerrissene, höchst unsoziale Welt, ein kaputtes Gesellschaftssystem und antiquierte Religionen, die eher bremsen als den Fortschritt voranzutreiben, mal von bescheidenen Bestrebungen einiger kluger Menschen abgesehen.

Nun, ich kann natürlich nicht viel verbessern, eigentlich nicht einmal den berühmten Tropfen auf den heißen Stein erzeugen, dennoch möchte ich in meinem Leben Verantwortung zeigen und mein Leben entsprechend einrichten, energiebewusst, umweltfreundlich, kritisch bleibend. Ich verstehe, dass besonders alte Menschen nur noch das Gute genießen möchten, dass sie von den schlimmen Dingen schlicht die Nase voll haben. Dass sie deshalb aber mit Unmut reagieren, wenn ihnen „Querulanten“ begegnen, die alles hinterfragen und nicht hinnehmen, was gegeben ist, verstehe ich nicht. Denn wenn alle Menschen alles glauben, alles annehmen, als unabänderlich betrachten, dann gäbe es keinen Fortschritt und den Machenschaften der Diktatoren, der Privilegierten wären Tür und Tor geöffnet.

Ein alter Mensch hat Ruhe und Glück an seinem Lebensabend verdient. Er soll das Leben genießen. Nun, die jungen und aktiven Menschen müssen ihren Weg gehen, nur sie können die Welt verbessern, für sich und die Alten.

Ich frage mich manchmal, ob alte Menschen verpflichtet sind, sich bis zum Schluss mit ganzer Kraft den Enkeln zu widmen, oder ob sie sich auch nun ganz ihren ureigensten persönlichen Interessen hingeben dürfen, ohne damit moralisch schief zu liegen? Auf der anderen Seite würden die Kinder schließlich auch für ihre alten Eltern sorgen, wenn sich das nicht umgehen lässt. Das sei normal und so muss es sein. Das ist nicht ganz einfach und es wird schwierig auf einen Nenner zu kommen, schon gar nicht, wenn die „Alten“ aus verschiedenen Gründen und Lebensumständen heraus, noch einmal durchstarten. Sie wollen sich in dem letzten Drittel ihres Lebens noch etwas ganz Neues aufbauen. Ich bin mir nicht sicher, ob die erwachsenen Kinder mit diesem Entschluss positiv umgehen können. Sie müssen es aber akzeptieren, dass die Enkel in dem Fall nicht die erste Geige spielen.

Ich werde immer versuchen mit meinem Mann an der Seite absolut alleine und ohne die Unterstützung der Kinder, das künftige Leben zu bestreiten. Ob das gelingt, wer weiß das schon?
Wir wollen sogar noch ein Haus bauen oder kaufen und träumen davon, an der See zu leben. Ein Haus mit Garten am Wasser! Das ist ein spießiger Traum, oder? So oder ähnlich träumen viele Menschen, für viele bleibt es ein Traum. Ich stelle mir vor unser „Kleingeisttraum“ wird wahr. Die Voreinstellungen sind günstig. Obwohl mich das Leben gelehrt hat, dass immer alles ganz anders kommt, ich bleibe zuversichtlich.
Auch haben wir vor, nicht hinter dem Ofen sitzend, auf das Ende zu warten. Wir werden die Welt bereisen, solange es sich realisieren lässt.
Früher war mir das nur sehr eingeschränkt erlaubt, denn die Diktatur der Arbeiter- und Bauernmacht gestattete nur das sozialistische Ausland zu besuchen. Mein damaliger Ehegatte wollte nicht einmal das, ihm reichte es, im Urlaub an einem See zu angeln. Persönliches Pech für mich! Man kann auch sagen: „Selber Schuld!“ Gut, ich war einmal bei Lenin in Moskau, wollte mich allerdings nicht in die Besichtigungsschlange einreihen. Jetzt habe ich ihn nicht gesehen, die Chance ist verspielt. Ich interessiere mich nicht für mumifizierte Größen und ich stelle mich nicht in eine Schlange, bis zum heutigen Tag nicht, auch für das Sehen des Leichentuches von Jesus nicht.
Natürlich ist das furchtbar überheblich, denn es gibt Situationen, da muss man sich anstellen. Viele, sehr viele Menschen müssen das, aber hier geht es um Wasser und Brot oder um eine Aidsspritze.
Ein unglaublicher Skandal ist das, alle Menschen dieser Welt haben das Recht auf Brot und Wasser, auf Medikaente. Die heile Welt, die Begüterten, die Führungen der reichen Länder, die sich regelmäßig auf Gipfeln gegen den Hunger der Welt zusammenfinden, versprechen alles und lassen die Menschen gnadenlos sterben.

Wird das so weitergehen? Ist sich jeder selbst der Nächste oder hilft man seinem Nächsten? Doch wer ist der Nächste? Ein Kind in Afrika wohl kaum, wie es aussieht. Sie müssen sich selber helfen, so sieht es doch aus. Sie werden es tun. Wie der gesättigte Mitteleuropäer dabei wegkommt, wage ich kaum zu prognostizieren.
Zunächst werden Mauern gebaut und die Grenzkontrollen erhalten Verstärkung. Keiner soll heimlich, wenn auch halbverhungert, Europa überschwemmen. Alles dient der Sicherheit, sagt man. Mir kommen solche Argumentationen sehr bekannt vor.
Wer genügend Geld hat darf aber hinaus in die Welt und sich das Elend oder die Schönheiten, je nach Geschmack, betrachten. Die Journalisten fliegen in die Brennpunkte, die Touristen in die Paradiese. Wir erleben den Kampf der Benachteiligten auf dem Sofa, über das Internet, an den Fernsehempfängern, ganz gemütlich. In Zukunft werden wir den Internetkrieg erleben, Hacker dringen in unsere Computer ein. Das mögen wir gar nicht. Wenn sie uns den Strom abschalten und wir nicht täglich in den Foren herumtrallern können, werden auch wir rebellisch.

Übrigens beschließe ich, künftig weniger vor dem PC zu hocken, doch frage ich mich besorgt, wie das funktionieren soll. Ich möchte schließlich auch weiterhin meine Gedanken aufschreiben. Mit der Hand auf Papier zu pinseln, mit einer Schreibmaschine zu tippen, ist ziemlich unwahrscheinlich geworden, außerdem habe ich gar keine Schreibmaschine. Was hätte das auch mit der Zukunft zu tun?
Viel, sehr viel, denn ich vermute, die Computertechnik wird uns immer fester in ihren Griff bekommen als sie es ohnehin schon hat. Ich gebe zu, dass in unserem Haus am Meer natürlich auch jeder seinen Computer nebst Internetanbindung haben muss. Etwas anderes wäre für uns unerträglich, wir würden uns ansonsten ausgegrenzt und von der Welt abgeschnitten fühlen. Soweit ist es schon gekommen!

Aber ich wünsche mir auch Muße zum Malen, ganz ohne Computer. Nur mit Pinsel und Farben versehen, möchte ich hin und wieder ein schönes Bild malen.
Was gilt auch in der Zukunft noch als ein „schönes Bild“? Wie werden die Bilder der Zukunft aussehen, speziell natürlich auch die, die ich malen werde? Werde auch ich dem Nonsens verfallen und kindisches Krickelkrackel auf die Leinwand bringen, mich anschließend in der Deutung meines Werkes selbstverliebt verlieren? Ich glaube nicht, dass ich mich in diese Richtung entwickeln könnte aber ich bin und bleibe ein Laie, während die wirklichen Künstler dieses Stadium bereits durchlaufen, sie stehen vor dem Problem, alles neu erfinden zu müssen, solange zu experimentieren, bis tatsächlich Neues kreiert ist. Was das sein könnte? Mit Sicherheit ist es auch die mehr und mehr von Technik durchdrungene Kunst und das auf allen Ebenen. Vermutlich wird man immer wieder Altes mit dem Neuen zu verbinden suchen.

Ich möchte Bilder malen, die harmonisch ausschauen, ohne langweilig zu wirken. Darüber hinaus möchte ich mit ihnen auch das Geschichtenerzählen ermöglichen, also Abstraktes oder musterähnliche, nur dekorative Bilder, werden es garantiert nicht sein. Vermutlich nutze ich auch weiterhin die Bilder, die wir aus unseren Reisen mitbringen, die mich ansprechen, die ich auf meine Art wiedergeben möchte, abweichend von der Fotografie.

Ich werde auch schreiben, ob ich auch weiterhin hier aus dem Vollen schöpfen kann, weiß ich nicht aber ich werde mich nicht entmutigen lassen. Verlage können einen Schreiberling leicht entmutigen, denn das Angebot, welches sie nutzen dürfen, ist riesig.
Ich erhalte also unlängst auch einen Dämpfer. Diesmal in Form des Verlagsvertrages des August von Goethe Literaturverlages Frankfurt a. Main, der mir angeboten wurde. Man will über 5.000 Euro für die Veröffentlichung als Autorenbeitrag.
Damit wäre also schon der Traum vom zweiten gedruckten Buch gestorben. Es war nicht ganz einfach, meine Enttäuchung zu verbergen und klein zu halten. Ich werde aber weiter schreiben und schöne Dinge für die Schublade produzieren, denn es ist für mich fast lebensnotwendig geworden, etwas zu Papier zu bringen, auch ohne die Motivation durch einen Verlag. Der Kommerz soll mich nicht demotivieren dürfen, darf meine Kreativität nicht antasten. Auch künftig nicht. Das wäre ja noch schöner.

Die Desillusionierung bleibt dennoch ein schmerzhafter Prozess. Man bleibt halt ohne Geld immer der Arsch. Ich möchte mir deshalb aber auf keinen Fall mein Selbstbewusstsein nehmen lassen, etwas zu können. Nur ist es scheinbar nicht genug, um es auch zeigen zu dürfen. Hat man genug Knete, darf man jeden Scheiß raus bringen. Das Schlimme ist aber, dass es so viele Leute gibt, die auf diesen Scheiß so scharf sind, dass sie ihn kaufen. Davon leben die Verlage unter anderem auch.
Muss man sich deswegen umbringen? Sicher nicht, nur wissen sollte man, dass kaum einer an diesen Hürden vorbei kommt. Geld regiert immer alles. Es ist geradezu langweilig, dies immer wieder sagen zu müssen. Nur möchte ich mich deswegen auf keinen Fall entmutigen lassen, denn natürlich gibt es Schlimmeres als nur ein unveröffentlichtes Buch in der Schublade zu haben. Ich sage mir das immer wieder.
Und doch ist es irgendwie kurios aber gleichermaßen wieder bezeichnend für den Mechanismus unserer Gesellschaft. Wir wissen: Angebot und Nachfrage reguliert den Markt. Ein Verlag ist im Grunde genommen nur ein Dienstleister, seine Produkte werden im Wesentlichen durch andere hergestellt, durch die Autoren eben. Verlage veredeln, machen die geistige Leistung flott für den Markt. Sie sind aber nicht bereit dafür in Vorleistung zu treten. Jeder Händler, der Waren veräußern will, muss sie dafür erst einmal erwerben, wie auch immer, er muss das Verkaufsobjekt entweder selber herstellen oder günstig einkaufen. Der Verlag verhält sich ganz anders, er lässt den Erzeuger des Produkts zahlen, weigert sich selber das Risiko des Verkaufs zu tragen. Dafür wird aber später der Autor ein wenig am Gewinn beteiligt. Erst sahnt aber der Verlag ab.

Ein unbekannter, mittelloser Schreiberling hat so natürlich keine Chance, denn es gibt von ihnen so viele, was wiederum Stolz erzeugen darf, wenn ein Volk so viele Poeten hervorbringen kann, dass die Verleger eine derartig großkotzige Position besetzen. Offensichtlich gibt es auch reichlich wohlhabende, lebende Autoren, die für den Vertrieb ihres Werkes bereit sind zu zahlen und es auch können. Man braucht sie, denn die toten Klassiker können den Verlag mit ihrer Größe auch nicht ewig ernähren.
Natürlich gibt es Ausnahmen: die Prominenten. Sie dürfen sich alles erlauben, sie erhalten in jedem Fall jede Unterstützung, sie werden sicher nicht um Vorkasse gebeten, denn ihre Werke werden von Lieschen Müller ganz bestimmt gekauft, auch wenn es der größte Schrott ist. Gewaltige Anteile unserer Bevölkerung geben alles für Schrott, sie reißen sich darum. Mit der Dummheit ist eine Menge Kohle zu verdienen. Das wissen nun aber alle und die Verlage ganz besonders.

Ich glaube es gibt in diesem Land mehr absolut Beschränkte als Menschen, die ihren Horizont niveauvoll erweitern möchten und können. Aber es gibt paradoxerweise auch einfach zu viel kleine, gute Poeten, man kann ihnen nur eine schäbige Ecke zuweisen und damit müssen sie sich zufrieden geben, denn eine Ecke im Verlagspalast, in der Buchhandlung, ist heutzutage für sie schon eine unendliche Gnade. Dafür müssen sie wie gesagt zunächst einmal eine ganz hohe Miete zahlen, ob sie dort beachtet werden und die Miete wieder eingefahren werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Das ist ganz ungewiss. Schließlich ist man ja unbekannt. Doch wir leben in einem Land, in dem gelesen wird. Hier werden noch Bücher produziert. Das stimmt sehr hoffnungsvoll.

Jeder Autor baut darauf, dass seine Kopfgeburt einmal gelesen wird. Jeder Autor möchte aber auch für seine Arbeit belohnt werden und zwar durch Anerkennung aber er wünscht sich auch Bares. Das bleibt irgendwie meist Illusion. Man sollte das unbedingt wissen. Das Schreiben bleibt eine brotlose Kunst, nur wenige schaffen es wirklich. Es sind entweder die ganz Großen, die aber am Anfang außer ihr geistiges Produkt ganz bestimmt auch viel Geld hinlegten und gute Fürsprache benötigten oder halt die geschäftstüchtige Prominenz, die nur ihren Namen aufsagen muss.
Dennoch schreiben wir weiter, denn im Kopf ist noch viel, was unbedingt raus muss. Zunächst landet es eben in den dunklen Schubladen im Kämmerchen, aber vorher wohnten wir als Mutter und Zeuge zugleich einer wundervollen Geburt bei und unsere Vertrauten dürfen manchmal, wenn sie es denn wollen und die Zeit haben, das Baby besichtigen. Dann freuen wir uns über ihr anerkennendes Lächeln oder nehmen ihre hilfreiche und verständnisvolle Kritik mehr oder weniger ergeben hin, wissend, dass dies vermutlich der ganze und einzige Lohn von außen sein wird.

Das Malen und Schreiben, meine bevorzugten Beschäftigungen, fahren keine Kohle ein. Es wird sich daran nichts ändern, sagt mir mein Bauch, mein Kopf, alle sagen das. Ich muss das zähneknirschend glauben. Das müssen auch andere Menschen hinnehmen und doch schaffen es immer wieder einige vorzudringen. Mein Ehrgeiz wird sich nicht danach richten, denn mein Ehrgeiz ist nicht sehr groß. Er wird klein bleiben.
„Siehste“, würde man sagen, wenn man das liest, "sie hat selber Schuld, sie will nichts tun, sie will nicht klappern, nicht werben, nicht von Lesung zu Lesung turnen, nicht an Türen klopfen und um Fürsprache bitten, sie ist selber Schuld."
Sie haben Recht. Ich bin selber Schuld. Und was das Schönste ist, ich komme damit klar. Mit manchen Schulden muss man leben und mit anderen kann man es.

Über die Frage der Schuld an sich, habe ich schon viel nachgedacht und auch diskutiert mit unterschiedlichem Erfolg, denn der Begriff „Schuld“ ist negativ belegt. Das Beteiligtsein an Unrecht, am Unglück anderer Menschen, an Katastrophen, ist für viele ein Problem, sie wünschen damit nicht belastet zu werden, ihr Gewissen soll frei von Schuld bleiben. Sie erkennen nicht, dass jeder Mensch seinen Wohlstand, seine Lebensqualität durch Schuld erhält, wobei selbstverständlich die Höhe der Schuld des Einzelnen minimal sein mag, dennoch lebt hier keiner losgelöst vom Energieproblem der Erde, unabhängig von den großen logistischen und bis ins Groteske reichende Transportgeschehen für Nahrungsmittel, die unseren täglichen Tisch zieren. Die Schuld der daran verdienenden Branchen, also der Menschen, die ihnen vorstehen, ist ungleich höher; ohne Frage, ihnen gehört gehörig auf die Finge geschaut und geklopft. Daran hapert es.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich erlebe, dass dies nachhaltig geschieht.

Ich möchte mir eine gerechtere und menschlichere Gesellschaft gerne vorstellen, würde auch unheimlich gerne etwas Kluges, Wegweisendes dafür zum Besten geben, doch damit bin ich überfordert. Ich kann nur traurig konstatieren, dass der gegenwärtige Zustand unseres demokratischen Systems überhaupt nicht befriedigt, dass früher oder später auch bei uns die Jugend revoltieren wird. In welcher Größenordnung und ob dieses friedlich vonstatten gehen könnte, wage ich nicht vorherzusagen. Die friedlichen Revolutionen sind selten und bislang ging man dabei in vorhandene Systeme, die zunächst einen Fortschritt bildeten. Mehr nicht. Sie bergen auch unglaubliche Risiken in sich. Man arbeitet an Schadensbegrenzung, flickt und stopft Löcher, bessert hie und da aus. Das demokratische System muss sich insgesamt entwickeln, damit alle Menschen die Ergebnisse ihrer Arbeit wirklich nutzen können. Ich höre an der Stelle auf, denn das sind Allgemeinplätze, phrasenhaft klingende Wünsche, kindlich und laienhaft geäußert.

So träume ich mich in eine Zukunft, die sicher Einiges relativieren wird und ich stehe dabei, alles mehr oder weniger argwöhnisch beobachtend, neben mir.
Vermutlich komme ich aber noch zu mir. Oder besser, ich finde mich, wie man so schön sagt. Bei meiner langsamen Art kann das nicht schnell passieren und es nimmt mich bestimmt sehr in Anspruch, doch die Zeit verfliegt und ganz plötzlich ist auch der Herbst des Lebens vorbei. Ängstigen, nein ängstigen lasse ich mich davon nicht, nur die Tage werden kürzer und die Zeit rast.
Aber ich lächle, das Kennzeichen einer kindlichen, vermutlich sogar fragwürdigen Altersweisheit. Die gönne ich mir.


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Hörbuch

Über den Autor

Helgaschreibt
Ich bin 1950 in Berlin geboren, bin unendliche Zeiten zur Schule gegangen, habe brav studiert und in diversen Firmen artig gearbeitet, bin nunmehr das dritte Mal verheiratet, habe zwei erwachsene, tolle Kinder und gehe endlich meinen Neigungen nach, die sich auf kreativer Ebene bewegen.

Ich bevorzuge die Satire, die Ironie, mag Methapher, die aber die Botschaft nicht verschleiern, eher krasser hervortreten lassen. Gerne nehme ich den typischen "Michel", den modernen Spießbürger, die großen Schlappen unserer Gesellschaft aufs Korn. Aber manchmal möchte ich auch poesievoll den Sinn des Lebens unterstreichen, allerdings immer den Boden der Tatsachen, stets lebensbejahend, im Auge behaltend. Ich liebe den Witz mit Geist und biete viel Hintergründiges an. Das Lachen über sich selbst aber auch über die allgegenwärtige Dummheit im Allgemeinen, scheint mir trotz aller schlimmen Erfahrungen immer geholfen zu haben, mich aus brenzligen Phasen oder Situationen zu bringen.

Ein intensives Nachdenken, Aufarbeiten mit einhergehendem Aufschreiben, und nicht zuletzt die eigene Malerei, sind meine Methoden mit dem Leben im positivsten Sinne umgehen zu können.

Falls sich jemand für meine Malerei interessiert, der besucht bitte meine kleine Online-Galerie. (im Augenblick noch in Beabeitung...die neusten Bilder fehlen..)

http://helga-siebecke.magix.net

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Helgaschreibt Re: WANN BEGINNT DIE ZUKUNFT -
Zitat: (Original von Bleistift am 15.08.2013 - 21:46 Uhr) ...Ist eigentlich der Traum von einer besseren Zukunft, denn die Gegenwart ist letztlich schlichterdings irgendwie enttäuschend, ja sogar frustrierend, lese ich heraus. Das Alte war nicht besser, aber das Neue kommt leider auch nicht viel besser weg, eher ist es nur noch unwägbarer... leider.
Seltsam, warum nur empfinde ich das in ganz ähnlichen Strukturen...
Ich mokiere die Unfähigkeit der Politik, die Korruption in der Wirtschaft, die Monopolstellung eines Einzelnen, der bestimmt was die Allgemeinheit zu tun und zu lassen hat. Und last not least, die unablässig zunehmende Macht der Mikrobe der menschlichen Dummheit.
Der grottenschlechteste Geschmack wird durch die übermächtigen Medien salonfähig gemacht. Das Bildungspotential sinkt in den finstersten Keller und die deutsche Rechtschreibreform ist ein ultra-millionenschwerer Flop, für deren Scheitern natürlich auch keiner gerade stehen will. Parteien sind längst überflüssig geworden, weil problemlos austauschbar. Politisch stehen wir an einem Abgrund an dem es für eine Umkehr längst zu spät ist. Zum Absturz in selbigen ist auch nur noch ein winzig-kleiner Schritt von Nöten...
Sorry, aber die Gesellschaft verrottet...
Selbst die Qualität von hochwertigen Produkten nimmt immer mehr ab, während der Preis dafür unablässig steigt. Der Service für den Kunden verkommt und jeder schreit, "Dafür kann ich nichts, damit habe ich nichts zu tun!"
Eine superrote Tomate schmeckt leider nur noch nach geschnittenem Wasser und den Australischen Apfel, den würde ich lieber abmalen als aufessen wollen. Beide sollten besser dort bleiben, wo sie herkamen.
In einer vollständig globalisierten Welt wird man wohl bald für ein Kilo Kartoffeln oder ein einzelnes Brot nur noch mit einem Hundert-Euro-Schein bezahlen können, ohne jedoch auch nur einen einzigen Cent wieder herauszubekommen.
Aber einen in Fernost zusammengeklebten Hi-Tec-Fernseher (das Machtinstrument der Medien) den wird man für lau erhalten, damit Otto-Normalverbraucher auch weiterhin schön brav den Mist konsumiert, den man für ihn in dieser schmierigen Regierungsküche zusammengebruzelt hat.

Verrückte Welt, in der der Anteil an guten Nachrichten permanent sinkt, ja beinahe bis gegen Null verkommt...
Ganz zu schweigen von den Verlagen, deren Verleger-Manager eh' nur noch Dollar-Zeichen in den Augen haben.

Gut, dass die Phantasie in meinem Kopf schon in die Zukunft eingetreten ist und ich wunderbar klare Vorstellungen von etwas viel Besserem habe...

***** Sterne und den Favoriten,
für diese top geschriebene Geschichte...
LG Louis :-)


Lieber Louis,

Deinen Einschätzungen kann ich leider nicht widersprechen, im Gegenteil. Du sagst es knallhart, was man sehen muss und nichts scheint übertrieben. So manch einer wird das Ganze als Gejammer und Gemecker abtun ( ist mir schon oft entgegengehalten worden) aber so mancher lässt sich auch furchtbar leicht einlullen. Im gegenwärtigen Wahlkampf zum Beispiel ...und doch sollte man sein Recht, poltisch zu wählen nicht aus lauter Frust verschenken.
Wenn man das Glück genießt, dass es mit einem persönlich alles soweit ganz gut geht, dann bin ich immer dafür, dass der Blick auf die weniger Glücklichen nicht vergessen wird. Nun ja.
Es ist in der Tat so, dass man sich den Optimismus erhalten muss. Unbedingt! Es ist schon eine Kunst, das Leben zu lieben und trotzdem den Kopf nicht in den Sand zu stecken.

Für Dein Lob und Deinen wahrlich reflektierenden Kommentar bedanke ich mich sehr. Du hast aufmerksam gelesen und Deine Gedanken ausführlich hinzugefügt, das zeigt mir, dass es Menschen gibt, die sich auch Sorgen machen um alles, was um uns herum und mit uns geschieht. Darüber können wir als Autoren schreiben und genau das ist unserer Möglichkeit, zu revoltieren. Wir sagen unsere Meinung und wir dürfen das, was für mich nicht immer so war. Ich hoffe, dass daran sich sobald nichts ändert.

Herzliche Grüße
Helga
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift  WANN BEGINNT DIE ZUKUNFT - ...Ist eigentlich der Traum von einer besseren Zukunft, denn die Gegenwart ist letztlich schlichterdings irgendwie enttäuschend, ja sogar frustrierend, lese ich heraus. Das Alte war nicht besser, aber das Neue kommt leider auch nicht viel besser weg, eher ist es nur noch unwägbarer... leider.
Seltsam, warum nur empfinde ich das in ganz ähnlichen Strukturen...
Ich mokiere die Unfähigkeit der Politik, die Korruption in der Wirtschaft, die Monopolstellung eines Einzelnen, der bestimmt was die Allgemeinheit zu tun und zu lassen hat. Und last not least, die unablässig zunehmende Macht der Mikrobe der menschlichen Dummheit.
Der grottenschlechteste Geschmack wird durch die übermächtigen Medien salonfähig gemacht. Das Bildungspotential sinkt in den finstersten Keller und die deutsche Rechtschreibreform ist ein ultra-millionenschwerer Flop, für deren Scheitern natürlich auch keiner gerade stehen will. Parteien sind längst überflüssig geworden, weil problemlos austauschbar. Politisch stehen wir an einem Abgrund an dem es für eine Umkehr längst zu spät ist. Zum Absturz in selbigen ist auch nur noch ein winzig-kleiner Schritt von Nöten...
Sorry, aber die Gesellschaft verrottet...
Selbst die Qualität von hochwertigen Produkten nimmt immer mehr ab, während der Preis dafür unablässig steigt. Der Service für den Kunden verkommt und jeder schreit, "Dafür kann ich nichts, damit habe ich nichts zu tun!"
Eine superrote Tomate schmeckt leider nur noch nach geschnittenem Wasser und den Australischen Apfel, den würde ich lieber abmalen als aufessen wollen. Beide sollten besser dort bleiben, wo sie herkamen.
In einer vollständig globalisierten Welt wird man wohl bald für ein Kilo Kartoffeln oder ein einzelnes Brot nur noch mit einem Hundert-Euro-Schein bezahlen können, ohne jedoch auch nur einen einzigen Cent wieder herauszubekommen.
Aber einen in Fernost zusammengeklebten Hi-Tec-Fernseher (das Machtinstrument der Medien) den wird man für lau erhalten, damit Otto-Normalverbraucher auch weiterhin schön brav den Mist konsumiert, den man für ihn in dieser schmierigen Regierungsküche zusammengebruzelt hat.

Verrückte Welt, in der der Anteil an guten Nachrichten permanent sinkt, ja beinahe bis gegen Null verkommt...
Ganz zu schweigen von den Verlagen, deren Verleger-Manager eh' nur noch Dollar-Zeichen in den Augen haben.

Gut, dass die Phantasie in meinem Kopf schon in die Zukunft eingetreten ist und ich wunderbar klare Vorstellungen von etwas viel Besserem habe...

***** Sterne und den Favoriten,
für diese top geschriebene Geschichte...
LG Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Carina Wann beginnt die Zukunft? - Hallo,
na jetzt beginnt die Zukunft....
Schön erzählte Geschichte, tatsächlich kann man hier und da noch an Kleinigkeiten "Feilen" aber dennoch Gut. Hat mir gefallen.
Gruß Carina

P.s. Vielleicht ist es die Falsche Kategorie für das Buch.
Vor langer Zeit - Antworten
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