Kurzgeschichte
Ein "ganz normaler" Tag

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"Ein "ganz normaler" Tag"
Veröffentlicht am 09. Mai 2013, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Ein "ganz normaler" Tag

Ein "ganz normaler" Tag

 

Es war Sechs Uhr in der Früh, als Bobo der Bonobo aufschrie um seinen Wecker aus dem Schlaf zu reißen, sodass dieser vor lauter Schreck vom Nachttisch plumpste.  Anschließend streckte sich Bobo ausgiebig, ehe er sich ins Badezimmer begab um sich seiner täglichen Affenhygiene zu wittmen. Ein bisschen Lausen hier, ein wenig Ohrenschmalz herauspopeln da. Nur noch etwas mehr und er könnte bald eine Kerze daraus formen. Wunderbar. Die könnte er dann seinen Eltern Bärbel und Boris Bonobo zum Drölfzigsten Hochzeitstag schenken.

 

Noch während er sich Gedanken darüber machte wie er diese Kerze wohl gestalten würde, schlüpfte er in seinen guten Anzug – selbstverständlich aus feinstem Schinken – und band sich seine lustige Krawatte, auf der viele kleine Menschen mit dummen Gesichtern abgebildet waren.

 

Am Frühstückstisch genehmigte er sich eine Tasse frisch gebrühten Affenkaffee, in welchen er seine Banane regelmäßig tunkte. Die Zeitung hatte er bereits abgelegt – sie war zu langweilig. Hier ein LKW voller süßer Katzenbabys umgestürzt, dort ein Nacktmull wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet. Alles schonmal gesehen, alles schonmal gehört. Nichts Besonderes.

 

So verabschiedete er sich recht schnell von seiner Frau Bettina Bonobo und den Kindern Barbara, Bob, Bert, Billy, Bianka und Bonzo Bonobo, griff sich seinen kleinen Aktenkoffer und machte sich auf seinem Ferkel auf den Weg zur Arbeit. Das Ferkel war selbstverständlich elektronisch betrieben , möchte man an dieser Stelle einmal anmerken, denn Bobo der Bonobo war stets darum bemüht die Umwelt zu schützen.

 

Es war fünf Minuten vor Acht, als Bobo der Bonobo bei „der Maschine“  eintraf. Fünf Minuten zu früh, überpünktlich. So lobte er sich das. 

 

Die Maschine, nun das war ein großer Apparat. Er ähnelte sehr einem verbeulten Getränkeautomaten. Man konnte hier allerdings keinerlei Erfrischungen kaufen, auch Aufschriften waren nicht zu finden. Lediglich ein Display auf niedriger Höhe, gegen das jeder Mitarbeiter hier in der Kokosnussstadt seinen Popo drücken musste. Mittels eines hochsensitiven und technisch astrein entwickelten Popo-Scan-Programmes wurde somit die Identität des Mitarbeiters festgestellt und ihm wurde eine Aufgabe für den Tag zu geteilt.

 

Und so wurde nun auch der Popo von Bobo dem Bonobo gescannt. Es surrte, piepte, klackerte. Dann wurde ein kleiner Zettel ausgedruckt, den Bobo der Bonobo entgegennahm. Er musste heute wieder einmal in Hosen- und Handtaschen, Rucksäcke und Jacken klettern um die Kabel von Kopfhörern, Ladekabeln und Ähnlichem zu verknoten.

 

Ein anstrengender Job, aber irgendeiner musste ihn machen. So kam man zumindest etwas herum. Andere Jobs waren da viel eintöniger. Beispielsweise das Aufschrauben von Zahnpastatuben in den Badezimmern der Bewohner der Kokosnussstadt, damit diese austrocknete. Oder das Aussortieren der roten Gummibärchen aus den jeweiligen Tüten. Oder gar das früh morgendliche benässen der Wiesenanlagen – Das Ergebnis ist übrigens weitestgehend als Morgentau bekannt. 

 

Manchmal war es fordernder: Unerkannt musste man dann in den Häusern von Leuten ausharren und Gegenstände verstecken. Während die Leute dann verzweifelt danach suchten – und meist darauf schworen, es habe gerade eben noch „genau da!“ gelegen – musste man ruhig bleiben. Man durfte ja nicht einmal kichern ! Und kurz bevor die Person verzweifelte, legte man den Artikel unentdeckt zurück.

Der Lieblingsjob von Bobo dem Bonobo war allerdings der, als „Affe“ im Zoo zu arbeiten. Es war nämlich auch mal ganz entspannend den ganzen Tag nackig herumzutoben, ohne seinen guten Anzug. Und hin und wieder erheiterte es ihn natürlich auch den ein oder anderen lästigen Zoobesucher mit dem eigenen Pupu zu bewerfen. Was für ein Spaß !

 

Einmal hatte er sich gefragt, wie es wohl war wenn man einem normalen, geregelten Tag nachgehen würde. Ein geordneter Tagesablauf mit einem festen Job, bei dem man täglich den gleichen Tätigkeiten nachging, ein geregeltes Einkommen hatte und jeden Tag wusste was einen erwartete. Ha, was für eine absurde Idee ! Diesen Gedanken hatte er schnell wieder verworfen.

Als gegen Siebzehn Uhr der Feierabend frohlockte, schwang sich Bobo der Bonobo erschöpft aber dennoch guter Dinge auf sein Ferkel um nach Hause zu düsen. Unterwegs hielt er noch an einem Geschenkeladen um seiner Frau Bettina Bonobo einen Strauß Schnürsenkel zu kaufen. Ja, die Roten mochte sie am Liebsten. 

 

Den Rest des späten Nachmittages verbrachte Bobo der Bonobo mit seinen Kindern Barbara, Bob, Bert, Billy, Bianka und Bonzo Bonobo, hörte sich Geschichten ihres Tages an und erzählte seinerseits von den nahezu unlösbaren Knoten, die er heute in die Kabel geknotet hatte !

Kurz darauf versammelten sich alle am Tisch, als Bettina Bonobo gekocht hatte. Es war immer wieder ein wahres Wunder, was sie so alles in Bananen hineinschnitzen konnte ! Heute gab es Brathähnchen. Es schmeckte zwar alles immer nach Banane, aber optisch machte es gut etwas her !

 

Eine Stunde danach tauschte er seinen guten Anzug gegen einen gemütlichen Affenpyjama und legte sich gemeinsam mit seiner Frau Bettina Bonobo ins Bett. Auch sie unterhielten sich ein wenig über den Tag. Als beide dann schlafen wollten, drehte sich Bobo der Bonobo um, um das Nachtlicht zu löschen.

Dabei waren seine Gedanken noch einmal ganz woanders. Ein geregelter Tagesablauf, eine feste Arbeitsstelle, eine ganz normale Welt mit ganz normalen Tagen. Schmunzelnd schüttelte Bobo der Bonobo den Kopf. Ein Glück war so etwas absurdes nicht möglich. Solche kuriosen Gedanken entsprangen glücklicherweise nur dem wirren Kopf abenteuerlustiger Affen ! 

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coconutman

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