Unsere erste bewusste Begegnung
Es ist so hell um mich. Ich will mich umschauen, mein Blick ist stur an die Decke gerichtet. Ich fühle etwas Weiches an meiner Hand. Ich weiß nicht, was es ist. Ich fühle nur, dass es mir gut tut. Ich kann mich nicht bewegen. Warum eigentlich? Wieso gehorcht mir mein Körper nicht? Was ist los mit mir? Was sind das für Stimmen, die ich höre? Ich möchte verstehen, über was sie reden, sie tun so als wäre ich nicht hier. Ich will etwas sagen, es geht nicht. Irgendetwas steckt in meinem Hals, es hindert mich am Sprechen. Ich möchte schreien, statt dies zu tun, krampft sich
meine Hand zusammen. Dann wird es wieder dunkel um mich. Ich schlafe wieder ein.
Neben dem Krankenbett auf der Intensiv-station, der Reha-Klinik von Sonderlich, stehen zwei Pfleger und ein Arzt und beobachten ihre Patientin. Seit fast zwanzig Minuten, versuchte sich diese wieder zurück in die reale Welt zu kämpfen. Die Hoffnung der drei, war wie so oft vergebens. Neun Langzeit-Koma-Patienten lagen hier auf der Station und konnten den Weg nicht zurückfinden. Es war immer schlimm mit ansehen zu müssen, wie die Patienten kämpften und
den Kampf gegen das Koma verloren. So dass sie nicht bei Bewusstsein bleiben konnten und ins Koma zurückfielen. Bei dieser Patientin sah es aber ganz gut aus, es bestand wieder etwas Hoffnung.
„Herr Stabsarzt, ich habe ihnen gesagt, dass Tapsy unserer Charlie gut tut. Bitte lassen sie zu, dass die Katze weiter auf Station darf. Es schadet niemanden. Charlie liegt alleine hier im Zimmer, es stört keinen. Wir haben bis jetzt noch nie eine Reaktion von ihr bekommen. Nur diese wenigen Male, als sich die Katze auf Charlies Bett geschlichen hatte. Ich war gestern mit der Katze beim Tierarzt, sie ist völlig gesund. Bitte, es ist eine winzige Chance, dass wir Charlie zurück
holen können. Vielleicht die Einzige, die wir noch haben. Ich weiß noch von früher, dass Charlie Tier über alles liebt. An die Menschen kam sie schon immer schwerer heran, als an die Tiere. Bitte, versuchen wir es. Ich gehe, wenn sie wollen, auch vorher immer mit der Katze zum Tierarzt“, flehend sah Stepp seinen Chef an.
Seit Monaten, versuchte Stepp eine Reaktion von seiner ehemaligen Chefin zu bekommen. Der er so viel in seinem Leben zu verdanken hatte. Sie reagiert einfach auf nichts und niemanden. Vor einer Woche allerdings, kam das erste Mal eine Reaktion von Charlie. Tapsy, ein kleines, erst acht Monate altes
Katzenmädchen, hatte sich in das Zimmer geschlichen und lag neben Charlie auf dem Intensivbett. Die Patientin die seit reichlichen sieben Monaten hier auf der Koma-Station der Reha-Klinik lag, zeigte endlich eine kleine Reaktion. Der Finger ihrer Hand lag an dem Ohr der Katze und es sah aus, als würde sie die Katze streicheln. Sechsmal, hatte er dies nun schon probiert und wirklich fast jedes Mal, kam diese Reaktion von ihr. Das letzte Mal krallte sich ihr Hand, fest in das Fell der Katze. So, als wenn sie sich an ihr festhalten würde. All seine vorherigen Versuche, ihr eine Reaktion zu entlocken, waren gescheitert. Er hatte es
mit Vorlesen versucht, hatte ihr Witze erzählt, sogar Lieder gesungen. Stundenlang, hatte er seiner kleiner Freundin die Hand gehalten und versucht sie ins Leben zurück zu holen. Aber nichts half.
Jetzt aber, hatte er wieder Hoffnung, er wollte nicht aufgeben. Zu gut konnte er sich noch an den Kampf Charlies, um sein Leben erinnern. Damals nach seiner schweren Verletzung, als er beide Beine verlor und sein Leben, einfach wegschmeißen wollte. Wie oft hatte Charlie ihn damals in den Arsch getreten und ihm gesagt, dass er auch ohne Beine nützlich sein kann. Erst wollte er es nicht glauben. Dann mit einem Mal, sah
er seine Berufung vor sich. Hier in der militärischen Reha-Klinik, konnte er so viel leisten. Er konnte so vielen Männern und Frauen, wieder eine Zukunft und Hoffnung geben. Ihnen wieder einen Sinn, für ihr weiteres Leben geben. Für jeden Menschen, gab es eine zweite Berufung, das hatte ihn Charlie damals klar gemacht. Er hatte seinen Beruf als Polizist geliebt. Aber es sollte nicht sein, dass er diesen lange ausübte. Aber er musste sich selber erst einmal klar machen, dass er auch hier in diesem neuen Leben, vielen Menschen das Leben retten konnte. Er hofft so sehr, dass er auch das, von Charlie retten konnte. Deshalb sah er den Chefarzt der Klinik,
dessen Einverständnis er brauchte, so flehentlich an. Zum Glück zeigte Charlie genau die Reaktion, die er so dringend brauchte, um das „Ja“ vom Chefarzt zu bekommen.
„Stepp, die Patientin zeigt jedes Mal diese Reaktion. Ich bitte um eine ehrliche Antwort von dir“, ernst sah der Stabsarzt seinen besten Pfleger an.
„Nein Herr Stabsarzt, aber von sechsmal, hat sie viermal diese Reaktion gezeigt. Aber die ersten beiden Male, zuckten nur die Finger etwas. So eine deutliche Reaktion, habe ich von ihr erst viermal bekommen. Die ersten beiden Male nicht, aber die Reaktionen werden immer deutlicher. Herr Doktor, ich kenne
Charlie noch von vor meinem Unfall. Sie war diejenige, die mir den Mut, zum Leben wiedergegeben hat. Bitte, ich will es versuchen. Dass Leben, das sie jetzt führt, ist kein Leben mehr. Ich weiß, dass Charlie Tiere sehr mag. Sie hatte vor dem Unfall einen Hund, der stets um sie herum war. Selbst zu den Einsätzen nahm sie ihn mit, egal was die oben dazu meinten. Die Hunde hörten bei ihr nicht nur aufs Wort, sondern reagierten auf das kleinste Zeichen von ihr. Sie haben uns damals oft gewarnt, vor Tretminen oder Fallen, die uns sonst entgangen wären. Charlie hat ihren Hund immer vor geschickt. Sie sagte immer, der Hund riecht und hört besser als wir. Vor
allem, ist er der unauffälligste Spion den wir haben. Nie ist den Tieren etwas geschehen. Charlie schmiss sich lieber mitten in die Flugbahn eines Geschosses und brachte sich selber dabei in Gefahr. Sie hätte nie zugelassen, dass ihrem Hund etwas geschieht. Sie erklärte mir einmal, dass sie Tieren mehr vertrauen würde, als Menschen. Diese hätten sie noch nie enttäuscht oder gar verraten. Es wären die Einzigen Lebewesen, die wirklich ehrlich wären.“
Doktor Riegel atmete tief durch. Es war ein verdammt hohes Risiko, welches er einging. Das Kätzchen, war eines von den in der Reha-Klinik frei herumlaufenden Katzen. Die Gefahr einer
Infektion, war sehr hoch. Allerdings musste er seinem Pfleger recht geben, es war das erste Mal, dass diese Patientin eine Reaktion zeigte. Obwohl sie schon so lange im Koma lag. Kurz entschlossen, stimmte er zu.
„Stepp, in Ordnung. Aber dir ist klar, dass ich einige Bedingungen stellen muss. Die Katze läuft nicht frei auf der Station herum. Du trägst sie ins Zimmer und setzt sie aufs Bett. Danach wird die Patientin gewaschen und komplett umgelagert. Du weißt, was da für eine Arbeit, auf dich zu kommt.“
Stepp lächelte seinen Vorgesetzten an. Er war froh, dass dieser so entschieden hatte. „Herr Stabsarzt, ich mache das für
Charlie sogar in meiner Freizeit. Hauptsache es bringt sie zurück.“
„Wie hast du das überhaupt heraus bekommen?“, wollte der Chefarzt der Reha-Klinik noch von ihm wissen.
„Herr Stabsarzt, das habe ich durch Zufall herausgefunden. Wir hatten, weil es vorige Woche so schön war, die Fenster einmal richtig aufgemacht. Ich weiß, wir sollten sie immer nur kippen. Ich war ja im Raum. Als ich mich herum drehte, saß die kleine Katze einfach auf der Bettdecke von Charlie. Ich dachte mich trifft der Schlag, als ich dann sah, was da passierte. Charlie wackelte mit einem Finger, als wenn sie die Katze hinterm Ohr kraulen wollte. Die Katze
lag auf ihrem Bett und schnurrte. Dadurch habe ich das erst mitbekommen. Als ich sie wegjagen wollte, fauchte die Katze mich an. Ungefähr so, als wenn sie mir sagen wollte: Lass mich, ich gehe, wenn es vorbei ist. Fast drei Minuten bewegte Charlie den Finger am Ohr der Katze, danach atmete sie gleichmäßig und tief, als wäre sie eingeschlafen. Seit dem, sehen sie im Krankenblatt nach, sind die Vitalwerte wesentlich besser geworden. Ich dachte erst es wäre Zufall. Entschuldigen Herr Doktor, ich habe es einfach überprüft, ohne zu fragen. Ich habe es noch viermal versucht. Jedes Mal danach, wurden die Werte etwas besser. Schauen sie hier,
wo die Kreuze sind.“ Er zeigte dem Chefarzt, die Tage, die er mit einem grünen Stift markiert hatte. Tatsächlich, wurden seit dem ersten Kreuz die Werte täglich stabiler. Der Chefarzt sah seine Patientin an, die ihm schon so viel Kummer bereitet hatte. Diese atmete tief und gleichmäßig, wenn die Werte sich weiter so stabilisieren würden, dann könnte er die Beatmung bald abstellen. Stepp schwärmte weiter von seiner Therapiemethode, die wohl sehr viel Erfolg bei der Patientin versprach.
„Aber so lange wie heute, war Charlie noch nie da. Ich habe das Gefühl, sie bleibt immer länger hier. Je öfter die Katze kommt. Deshalb wollte ich ihre
Erlaubnis ja. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich es einfach ohne ihre Erlaubnis zur Therapie gemacht habe. Es wäre zu schön, um wahr zu sein, wenn wir die Kleine wiederholen könnten.“
Der Chefarzt drohte seinem Pfleger lächelnd mit dem Finger, aber er war froh über diese Eigeninitiative seines Pflegepersonals, schon war er aus dem Zimmer verschwunden und ging zu seiner täglichen Arbeit über. In dessen Herz allerdings, machte sich ebenfalls Hoffnung breit. Die große Hoffnung, die kleine Charlie ins Leben zurück zu holen.
Stepp nahm sich des Kätzchens an und
machte das Fenster auf. Was er dem Chefarzt nämlich verschwiegen hatte, war eine ganz eigenartige Sache.
Tapsy, wie die beiden Pfleger die kleine Katze getauft hatten, saß tagtäglich, seit einer Woche draußen auf dem Fensterbrett, egal wie das Wetter war und wartete darauf hereingelassen zu werden. Kaum hatte der Pfleger jetzt das Fenster geöffnet, sprang die Katze zielgenau auf den Ast vor dem Fenster und verschwand. So, als wenn sie wusste, ihre Arbeit war getan. Sofort schloss Stepp das Fenster wieder und machte sich ans waschen und umlagern der Patientin. Das hätte ihnen der Chefarzt, gar nicht auftragen müssen.
Denn das hatten sie schon die gesamte Zeit, von sich aus gemacht. Ganze zwei weitere Wochen, folgten die Besuche von Tapsy, bei ihrer Patientin. Immer wieder erkundigte sich der Chefarzt danach wie es voranging, sah regelmäßig ins Krankenblatt, viel öfter als er musste. Stellte fest, dass seine Pfleger recht behielten, mit ihrer Therapie. Die Werte der Patientin wurden immer besser. Die Hoffnung, welche der Pfleger hatte, trog also nicht. Die Patientin war auf dem besten Weg zurückzukehren.
Stepp sah zu seinem ehemaligen Kollegen Michael. Der lächelte ihn traurig an.
Michael war derjenige, der Charlie damals gerettet hatte. Ohne sein schnelles und sachkundiges Handeln, wäre Charlie schon an der Unfallstelle verblutet. Nur durch das Abdrücken der Blutung, hatte er dies verhindern können. Jede freie Minute, saß Micha am Bett seines ehemaligen Teamleiters und erzählte ihr alles, was auf der Dienstelle vor sich ging. Richtete liebe Grüße, von allen Kollegen aus. Schon vier Mal hatte er den jüngsten Sohn aus dem über tausend Kilometer entfernten Heimatort geholt, nur damit Charlie jemanden aus der Familie, um sich hatte. Immer mehr schwand die Hoffnung, bei den Söhnen wie auch bei Michael, dass Charlie
zurückkehren würde.
Als Micha heute vorbei kam, hatte ihm Stepp erzählt, dass seine kleine Freundin Fortschritte gemacht hatte. Dieser wollte es erst gar nicht glauben. Da Micha auch der Sanitäter der Einheit war und dadurch, über eine fundamentierte medizinische Grundausbildung verfügte, zeigte Stepp seinem Freund die Krankenakte. Micha konnte nicht glauben, was er da sah. Er hoffte so sehr, auf eine kleine Regung von Charlie. Es wäre zu schön, wenn er der Familie, endlich einmal eine gute Nachricht überbringen könnte. Eigentlich, wollte er schon längst nach Hause gefahren sein, aber er wollte unbedingt warten, bis
Tapsy kam und er sich mit eigenen Augen, davon überzeugen konnte. Das Kätzchen kam heute aber nicht. Micha musste endlich los. Er hatte noch fast achtzig Kilometer zu fahren und er war todmüde. Er nahm also Charlies Hand und wollte sich verabschieden. Wie immer, wollte er ihr einen Kuss auf die Stirn geben, als er in die sonst immer geschlossen Augen von Charlie sah. Sie sah ihn an. Als wenn es, dass normalste der Welt wäre. Sie immer die Augen aufgemacht hätte und drückte seine Hand. Michael sah seine kleine Freundin an und flüsterte ängstlich.
„Charlie, hörst du mich, dann drücke meine Hand“, kaum hörbar hatten die
Worte, seine Lippen verlassen. Er konnte nicht glaubte, was er da spürte. Er bekam einen Gegendruck, an seiner Hand. Kaum spürbar, kaum wahrnehmbar.
„Stepp, sie ist wach“, rief er dem Freund zu. Fassungslos starrte er in Charlies offene Augen. „Bleib hier, Charlie. Bitte, gehe nicht wieder weg. Ich brauche dich so sehr“, bat er sie. Als ob das helfen würde.
Zurück ins Leben
„Ich hole den Doktor. Micha, versuche, dass sie dableibt“, bat Stepp seinen Freund. Schon war er aus dem Zimmer verschwunden.
Es wurde wieder hell um mich, diesmal fehlte das Fell, das ich seit einiger Zeit immer spürte. Immer wieder einmal, wurde ich munter, als wenn mich dieses Fell rufen würde. Am Anfang wusste ich nicht bewusst, dass es Fell war. Da war es nur etwas Weiches und Warmes. Etwas, das lebte und mir gut tat. Aber, es war stets da, wenn ich wach wurde.
Stets war dieses weiche Etwas an meiner Seite. Ich sehnte mich so, es wieder zu fühlen. In mir war so eine große Leere. Diese Leere wollte ich füllen, mit dem Gefühl, dass mir dieses weiche Etwas gab, dass ich nicht sehen konnte. Diesmal jedoch war es nicht da. Aber meine Hand fühlte etwas anderes, festes und es war auch warm. Irgendwo in meinem Inneren regte sich etwas, aber ich konnte mich nicht erinnern, was es war. Ich kannte das, was meine Hand hielt. Ich wusste, dass ich gehalten wurde. So wie damals.
Ich kämpfte gegen die Müdigkeit und wollte die Augen öffnen. Es gelang mir nicht. Immer wieder versuchte ich, sie
zu öffnen. Auf einmal blickte ich in etwas Verschwommenes, ich konnte es nicht erkennen. Das Licht tat meinen Augen weh. Ich ließ sie offen, ich wollte erkennen, was ich da sah. Aber es fiel mir so schwer hierzubleiben, ich war so müde. Die verschwommene Gestalt sagte etwas zu mir. Ich konnte es nicht verstehen, die Laute die es von sich gab waren so leise. Plötzlich spürte ich, dass sich der Druck auf meine Hand verstärkte und ich verstärkte ihn so gut es ging auch. Wieder sagte mein Gegenüber etwas. Worte die ich zwar hörte, allerdings nicht verstand. Vorsichtig wurde meine Hand gedrückt und ich drückte zurück. Ich war so
müde und wollte weiter schlafen. Immer wieder hörte ich die Laute, die gesprochen wurden. Warum konnte ich sie nicht verstehen? Wieso war alles so verschwommen? Wieso konnte ich mich nicht bewegen. Plötzlich fiel mir ein, dass ich diese Stimme kannte. Ich hatte sie schon einmal gehört. Aber, das war lange her. Immer wieder öffnete ich die Augen. Ich wollte nicht wieder schlafen. Ich wollte wissen, woher ich die Stimme kannte. Ich war so müde. Ich war einfach zu müde.
Stepp lief so schnell es ging zum Stationszimmer. Er verfluchte den Akku
des Telefons, der langsam den Geist aufgab und die Techniker, die immer noch nicht den Akku gewechselt hatten. Schnell nahm er das Telefon und wählte die Nummer des Chefarztes. Schon nach dem zweiten Klingeln nahm dieser ab.
„Herr Chefarzt, Charlie ist munter, kommen sie schnell“, schrie er förmlich ins Telefon. Fast sofort, hörte er das Besetztzeichen, der Stabsarzt hatte schon aufgelegt und war auf den Weg, zu Charlie. Diesmal etwas langsamer, ging er ins Zimmer zurück. Micha stand über Charlie gebeugt und sprach mit ihr.
„Stepp, sie ist noch da. Aber ich glaube, sie triftet schon wieder ab“, kamen ängstlich die Worte von seinem
ehemaligen Kollegen. In diesem Moment kam der Doktor ins Zimmer geeilt und schob Micha sanft zur Seite. Vorsichtig überprüfte er Charlies Vitalwerte und Reaktionen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Seine Worte bestätigten nur das, was die Männer vermuteten.
„Willkommen zurück im Leben, Charlie. Nun schlafe etwas. Ich glaube dir, dass du müde bist. Jetzt weiß ich, dass du es schaffst.“ Lieb streichelte er das Gesicht der Patientin und wie so oft, konnte er seine Freudentränen, nicht ganz zurück halten. Vorsichtig, zog er den Beatmungsschlauch heraus und hängte ihn an den Ständer.
„Stepp, du kümmerst dich die nächsten Tage, nur noch um diese Patientin. Sie ist noch nicht ganz über den Berg. Du holst mich, sobald auch nur die kleinste Unregelmäßigkeit auftritt. Aber ich glaube, sie hat es bald schaffen.“
Die Medikamente wurden etwas gedrosselt und dadurch, die Dosierung zurückgenommen. So konnte Charlie, ganz langsam zurückkommen.
Jeden Tag, ging es etwas bergauf. Immer mehr kehrte Charlie zurück und nahm ihre Umgebung, bewusster wahr. Die nächsten drei Wochen, bekam sie ständig Besuch von Micha und seiner
Frau. Aber auch von Tapsy. Nach zwei Wochen verlegte man sie, in ein anderes Zimmer.
Der Chefarzt hatte nichts mehr gegen den Besuch einzuwenden, den Charlie nun schon seit Wochen, täglich durchs Fenster bekam. Tapsy, war am frühen Morgen, die Erste, die Charlie weckte. Da sie immer noch starke Medikamente bekam und oft im Halbschlaf vor sich hin dusselte. Sie nahm jeden Tag ihren Besuch wahr. Das Kuscheln mit der Katze, half ihr die Weg zurückzufinden. Tapsy, lag auf ihrem Bett und schnurrte. Sie war den ganzen Tag in Charlies Nähe. Erst abends, wenn es dunkel wurde, verabschiedete sich das Kätzchen
und verschwand im Park.
Bald gehörte die kleine Tapsy, zum Inventar der Station und begleitete Charlie, über drei Jahre auf ihren Weg, zurück ins Leben. Keiner wusste genau, ob sie den Weg zurück gefunden hätte, wenn dieses kleine Fellknäul nicht gewesen wäre. Aber es spielt auch keine Rolle. Für Stepp, Micha, den Chefarzt der Klinik und vor allem aber, für Charlie, war sie diejenige, die ihr den Weg zurück in dieses Leben ermöglicht.
Tapsy war Charlies Wegbegleiter.
Ihr Retter!