Beschreibung
Drabbles sind kleine humorige Kurzgeschichten, die exakt 100 Worte haben.
Neulich im Chinalokal
Mit drei guten Freunden begab ich mich in das neueröffnete Chinalokal „Traum von Peking“ bei mir um die Ecke.
Ich hatte wieder Appetit auf mein Lieblingsessen „Zweimal gebratenes Schweinefleisch“ und bestellte es auch.
Das Gericht kam und ich probierte. Es schmeckte fürchterlich. Das Fleisch war zäh, die Soße lasch und das Gemüse alles andere als knackig.
Angewidert schob ich den Teller beiseite. Nach endlosem Warten räumte die junge Frau ab, und fragte uns routinemäßig: „Hat es Ihnen geschmeckt?“. Meine Antwort „Ehrlich gesagt: nein.“, wurde mit einen Lächeln aufgenommen und sie sagte das, was man ihr beigebracht hatte:
„Das freut mich.“
Das erste Mal
Putchen Prammel war aufgeregt. Gleich würde ihr neuer Freund zum ersten Mal bei ihr zu Abend essen.
Sie hatte den Tisch liebevoll dekoriert und auch sein Lieblingsessen zubereitet: Zehwappschischi mit Reis. Putchen hatte sich das Originalrezept von Biljana, ihrer serbischen Kollegin geben lassen und sich ganz genau daran gehalten.
Pünktlich um acht erschien ihr Geliebter – mit einem riesigen Blumenstrauß in der Hand.
Erwartungsvoll nahm Jürgen den ersten Bissen und verzog augenblicklich das Gesicht. „Das ist ja widerlich!“, rief er aus. Der Abend endete dann recht abrupt.
Biljana, die Kollegin, klärte Putchen dann am nächsten Tage auf: Knoblauchknollen sind keine Zehen.
Heißhunger
„Meine Damen und Herren, ich melde mich hier vom alljährlichen Hot Dog- Esswettbewerb aus der Stadthalle in Niedertupflingen. Der Sieger, Kunibert Kante hat mit dem Verzehr von dreiundsiebzig Hot Dogs in zehn Minuten einen neuen Weltrekord aufgestellt. Einen Moment bitte, ich sehe gerade, dass der Gewinner für ein Interview bereit ist. Herr Kante, meinen Glückwunsch zu Ihrem Erfolg. Wie fühlen Sie sich?“
„Mir geht es großartig, ich bin überglücklich.“
„Herr Kante, Sie wären ja heute fast zu spät gekommen. Warum?“
„Nun, ich war noch beim Abendessen. Meine Frau hatte Rheinischen Sauerbraten mit Klößen gemacht. Da konnte ich wirklich nicht widerstehen.“
Der Hund muss dran glauben
Es war von Anfang an klar, dass der Hund dran glauben musste.
Es konnte nur einen geben, er oder ich. Ich kannte kein Erbarmen, mein Überleben war mir wichtiger.
Der Hund leistete jedoch überraschenderweise keinerlei Widerstand, offenbar ergab er sich seinem Schicksal. Mitleid spürte ich nicht, nur das unbändige Verlangen, ihn zu erledigen.
Ich wusste auch nicht, welche Strafe mich erwarten würde, wenn das zu Ende gebracht war.
Der entscheidende Moment war gekommen – Zeugen würde es hier keine geben.
Jetzt, ja, jetzt, biss ich gnadenlos in ihn hinein.
Es war ein Gemetzel, doch dann war restlos verputzt – der Hot Dog.
Guten Appetit
Vor dem Kinobesuch kam ich an den Backshop vorbei. Dort erwarb ich ein köstliches Zwiebelbrot.
Während der Film lief, lag das Backwerk neben mir. Es konnte nicht schaden, ein bisschen davon anzuknabbern. Herzhaft biss ich hinein.
Irgendwie kam es mir vor, dass ich etwas Wichtiges vergessen hatte. Egal, das konnte ich später klären. Dem leckeren Brot konnte ich nicht widerstehen. Am Schluss der Vorstellung war es komplett verspeist.
Nun kehrte ich zu der Bäckerei zurück, um ein zweites Brot zu erwerben. Ich erblickte es und wusste wieder, was ich vergessen hatte.
Auf dem Brot war ein hübscher, aber überflüssiger Aufkleber.