Romane & Erzählungen
Dachbodenschätze

Dachbodenschätze

 

 

 

Solang die Regenwolken bleiben,

kann man zu Haus die Zeit vertreiben.

Und friert´s draußen Stein und Bein,

läßt es sich wohl zu Hause sein.

 

Nun kann ein Mensch nicht dauernd putzen,

der Tag läßt sich doch besser nutzen.

Schon holt man aus dem Dachverstecke

mal den Karton aus seiner Ecke.

 

In diesem lagert, wohlverwahrt,

ein Haufen Bilder – schon bejahrt.

Da hockt noch Omi auf dem Baum,

ein Onkel mit Gesicht voll Schaum.

 

Des Nachbarn Dackel, is´ der klein;

das muß so „Anno Fuffzig“ sein.

Oh, Himmel, man trug noch Flanell –

der Neffe auf dem Eisbärfell.

 

Der letzte Chic war knöchellang;

hängt da noch was im Kleiderschrank?

Ein Urlaub in Italia.... –

und mit dem „Käfer“ war´n wir da!

 

Auch auf „Schwarz-weiß“ läßt sich erkennen,

der Sonnenbrand vom Strandkorb-Pennen.

Hier latscht im Gänsemarsch daher

die „family“ zum Mittelmeer.

 

Ein Paßbild – nee, nicht gut getroffen;

dort Onkel Paul, leicht angesoffen.

Hier feilschend Tante Erika

beim Markttag einst in Mantua.

 

Mit Strohhut wirkt sie ungemein –

das könnte noch Venedig sein.

Inzwischen aber, wiederum,

kramt „Herr vom Haus“ den Speicher um.

 

Dort pflegte er seit Jugendjahren

die Schellackplatten zu verwahren.

Der Richard Tauber, was wohl klar,

singt´s Vilja-Lied ganz wunderbar.

 

Man findet Schubert, Mozart, Strauß;

Horst-Wessel-Lied ( das tun wir raus ).

Elvis Presley, Doris Day;

Karajan und Will Glahé,

 

La Paloma, Freddy Quinn,

“Zauberflöte” – das haut hin.

Nein, was sind das nur für Schätze –

darf denn das auf Abstellplätze?

 

Ruchlos geht man mit Kultur 

um hier – doch was tut man nur?

Plattenspieler – längst verrottet;

Grammo-Nadeln? – Schon verschrottet?

 

Wenn man sich ein wenig schindet,

beides sich auch wiederfindet.

Heldenhaft kommt der Entschluß,

daß hier was passieren muß.

 

Analog ist nicht mehr „in“ –

„digital“ kommt´s in den Sinn.

Denn so mancher „Alte Meister“

klingt wie Opa´s Tütenkleister.

 

„Dolby-Sound“ – das muß es bringen,

daß die Kerle richtig singen.

Und so schmeißt  ein braver Mann

gleich mal den Computer an,

 

um mit „Squelch“ und  „Mike“ das Singen

schnell auf Vordermann zu bringen.

„Neunte“ kommt und „Parzival“

„full“ als „Ruf wie Donnerhall“.

 

Noch ´ne Scheibe raufgeschmissen –

auf das Wetter ist .........

Ja, Kultur ist doch was wert –

hat man sie am eig´nen Herd.

 

Wenn es draußen nicht mehr schneit –

und der Frühling nicht mehr weit,

trennt sich´s leicht von Phono-Dingen,

weil die Vöglein schöner singen.