Biografien & Erinnerungen
Michaels _ewige_ Suche _nach_Liebe

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"Michaels _ewige_ Suche _nach_Liebe"
Veröffentlicht am 12. Mai 2013, 20 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Michaels _ewige_ Suche _nach_Liebe

Michaels _ewige_ Suche _nach_Liebe

Einleitung

"Wie soll ich denn jemals diesen schmerzlichen Verlust und diese Schmach verwinden, wenn nicht die Weiblichkeit einer Frau nur zu einem Bruchteil diese Erlebnisse mit jener Person neu beleben kann."

Vorwort

Wenn nichts kommt, aber gar nichts, weniger als Nichts. Wie soll das gehen? Wie oft frage ich mich das und bekomme nie eine Antwort. Und das über so lange Zeit. Die Wut auf mich selbst ist begründet, denn zum größten Teil bin ich an meiner jetzigen verherrenden Lage ja selbst schuld. Solang ich nicht endlich den Mund bei einer der vielen schönen Frauen, die Tag für Tag meinen einsamen Weg kreuzen, aufbringe, wird  sich auch an meiner Situation wenig ändern. Ich kann nur mit meiner wahren Art überzeugen, mit meinem Humor, meinem Charme und vielleicht auch mit etwas Sarkasmus. Alles andere würde sich schnell entwickeln, ich hab es zu oft bei den verkehrten Frauen ja schon erleben müssen. Das zwischenmenschliche, das gegenseitige Vertrauen, das Lachen miteinander und endlich auch die körperliche Nähe, die sexuelle Befriedigung.  In diesen Sätzen kommt vielleicht ein teil meines narzisstischen Persönlichkeitsbildes zum Vorschein, meine Wehmut wechselt sich ab mit Aggressionen, diese wechseln sich ab mit Depressionen, immer begleitet von dem einfachen großen Wunsch nach Liebe, nach Zärtlichkeit, nach Verständnis und Verantwortung in diesem Leben nochmal übernehmen zu dürfen. Ich weiß, daß es vielen so geht, auch wenn das ein schwacher Trost meistens ist, darum möchte ich auch vielen meine Geschichte mitteilen, weil sie auch Mut machen kann, an die Suchenden, an die Verzweifelten, an die Wütenden und auch an die Kranken. Trotz dieser Blockade beim weiblichen Geschlecht und meinen Selbstzweifeln, meinen Komplexen wegen meiner Vergangenheit habe ich nie richtig kapituliert, vor anderen nicht, und vor mir selbst nicht.

Wie Alles Begann

Wie soll man denn am besten anfangen, sein Leben aufzuschreiben. Das es nicht "normal" verlaufen ist, ist in diesem Fall, glaube ich, der erste Vorteil, weil ungewöhnliche Sachen interessieren die Leute schon immer eben mehr. Den "klassischen weg" hab ich bestimmt nicht eingeschlagen, und jetzt will ich es eigentlich auch gar nicht mehr. Seltsam ist meine Geschichte von Anfang an. Das sei mal vorab erwähnt. Meine späteren Eltern lernten sich 1975 kennen. Für beide war es die 2.Ehe, als sie am 21.Januar 1980 heirateten. Da hatte meine Wenigkeit kurz zuvor das Licht der Welt erblickt. Genau am 20.Dezember 1979 um 17.18h begann das Drama in der Frauenklinik im Nürnberger Nordklinikum. Kalt soll es gewesen sein an diesem Tag, hat man mir später erzählt, was ich mal glauben will. Eine Woche nach meiner Ankunft hatte ich dann das erste Mal mit der Polizei zu tun. Mein Vater war ja Polizist, so einer von früher, einer der sich keinen unnötigen Streß machte an seinem Schreibtisch bei der Verkehrspolizei, und außerdem stand er schon kurz vor seiner Pensionierung nach 40 langen Dienstjahren. Er war Jahrgang 1921 und hatte den 2.Weltkrieg bereits als Soldat miterlebt. Am Ende soll er an der Ostfront gekämpft haben, und nach ein paar Jahren Kriegsgefangenschaft kam er zu seinen überraschten Eltern nach Reichelsdorf zurück, schwarz, von oben bis unten, auf einem Kohlenwagen. Und ich war mit seinen 58 Jahren sein erstes Kind, sein erster Sohn und somit sein ganzer Stolz. Er muß so berührt gewesen sein, daß er uns, mit ausdrücklicher Genehmigung des damaligen Polzeipräsidenten, mit dem Polzeiauto von der Klinik abholte. Glaub sogar, vor Freude hat er das Blaullicht eingeschalten. Damals konnte man sich solche Späße scheinbar noch erlauben. Das ging ja lustig los. Meine Kindheit war eigentlich ok und verlief soweit normal, wir wohnten von Anfang an in Reichelsdorf, das ist ein Vorstadtteil von Nürnberg. Ich werde es immer als meine eigentliche Herkunft sehen, weil da bin ich aufgewachsen, da ist mein Vater geboren, da wohnte ich so viele Jahre. Mein Vater war 1981 pensoniert worden und hatte somit viel Zeit für uns. Ich war sein ganzer Stolz und an die vielen Ausflüge mit unserem alten BMW "Max" kann ich mich noch erinnern. Meistens ging es in die Fränkische Schweiz oder ins Altmühltal. Urlaube gab es nicht viele, wenn dann nach Österreich an den Traunsee. Ja, viel gibt es über meine Kindheit nicht zu erzählen, spannend wird es ja erst später. Als ich 4 war, sind wir in eine größere Wohnung gezogen, in der Christa bis heute wohnt. In dem Viertel in Reichelsdorf stehen viele Hochhäuser, und wir wohnten im 8.Stock. Damals waren das alles noch Sozialwohnungen, mein Vater war ja nach seiner Scheidung enterbt worden von seinem Vater und mußte sein Elternhaus seiner ersten Frau überlassen, und er konnte für sich und seine neue Familie eine Mietwohnung suchen. Warum er sich da nicht energischer durchgesetzt hat, blieb mir auch immer ein Rätsel. Aber er war im Vergleich zu Christa immer der friedfertigere, der Streß eher aus dem weg ging. Ich bin da wohl auch eher auf der anderen Seite. 1987 mit 7 eingeschult, die Wiedervereinigung nicht bewußt miterlebt, ab der 5.Klasse dann auf die Hauptschule, und ab der 7.Klasse ein kurzer Versuch auf der Realschule. Aber Lernen war damals nicht so meine Berufung, und somit bin ich dann wieder zurück auf die Hauptschule, allerdings auf eine andere. Ja, so richtig integriert war ich nie in der Schule, will mich nicht als Einzelgänger bezeichnen, aber irgendwas stimmte zu der Zeit wohl schon nicht. Und das lag nicht nur am fehlenden Mitwirken meiner Person, was stylische Trends der 90er Jahre betrifft. Das erste Mädchen, in das ich unsterlich verliebt war, hieß Sabrina, sie weiß bis heute nichts von meinen früheren Gefühlen, ich hab sie nur einmal beim 10-jährigen Klassentreffen wiedergesehen, sie war bereits verheiratet und eine wunderschöne junge Frau geworden, alles andere hätte mich auch gewundert. Das mir das Flirten und Anquatschen von Frauen jemals so schwer fallen würde, hatte ich mit 13 natürlich nicht ahnen können. Als ich 1995 mit 15 aus der Hauptschule kam, war die Lage auf dem Lehrstellenmarkt verherrend, damals hatte ich noch Motivation für mehr als 80 Bewerbungen in den verschiedensten Berufen, aber über ein Vorstellungsgespräch kam ich nie, wobei mein Zeugnis gar nicht mal so schlecht war. Vielleicht hatte ich zu der Zeit den ersten Anschluß verloren. In Deutschland war damals der rechte Terror zurückgekehrt, was in den Brandanschlägen in Mölln und Solingen gipfelte. Das war so das erste Mal, wo mich politisches etwas aufhorchen ließ. Und ich muß sagen, daß mich diese radikale, extremistische Einstellung dieser Neonazis irgendwie in ihren Bann zog. Aber in solchen Kreisen bin ich nie verkehrt, es hatte bloß zur Folge, daß ich mich intensiv über das Thema Hitler und Drittes Reich informierte. Durch zahlreiche Bücher und auch aus dem Fernsehen. Mein Zimmer sah damals schon einer Nazi-Parteizentrale gleich. Aber das ist lange vorbei. Mein Vater hat zu der Zeit schon etwas abgebaut geistig, weil außer seiner schweren Herzoperation 1990 war er nie krank gewesen. Unser Auto mußten wir dann auch 1996 aufgeben, auch aus Kostengründen. Und Ausflüge machten wir jetzt eben mit der Bahn. Was nicht immer streßlos ablief. Ich war ja von der Schule eben in die elterliche Sorglosigkeit dummerweise gefallen, indem ich keine Lehrstelle gefunden hatte. Mein Tag verlief nicht sinnlos, ich ging vielen Sammelleidenschaften nach,traf mich ab zu noch mit alten Schulkameraden und fuhr viel Fahrrad. Mit Mädchen lief noch gar nichts, was mich noch nicht sonderlich belastete. Mit 14 hatte ich immerhin die schöne Sache entdeckt, wie man sich selbst zu ungeahnter Lust bringen kann, was mich beim ersten Mal im März 1994 so erschrecken ließ, das ich das gar nicht fassen konnte. Aber was schön ist, will man bekanntlich wieder erleben, und so wurde das zum fast täglichen Ritual. Bei meinen Eltern hab ich das nie angesprochen, das war mir peinlich. Aber aus der Bravo ist man ja bekanntlich auch gut informiert worden.

Kurswechsel

Unsere Ausflüge wurden seltener und mein Vater wurde ab 1997 wesentlich verwirrter. Von Alzheimer wußte da noch keiner was und ich konnte mit diesem Zustand sehr schlecht umgehen, was die familiäre Situation immer angespannter werden ließ. Christa war auch mit dieser Situation überfordert, da sie ja noch nie die besten Nerven hatte. Und mein Verhältnis zu ihr immer schwieriger wurde. Ich kam mit der Krankheit meines Vaters immer weniger klar und die Tragödie nahm ihren Lauf. Da gab es noch meine Oma, die sich schon immer gern bedienen ließ, ich hatte eigentlich ein gutes Verhältnis zu ihr, sie wohnte gleich über der Straße, und mein eigentlicher Opa, der Vater von Christa, ist schon aus dem Krieg nicht mehr zurückgekehrt. Ihr späterer Lebensgefährte war 1989 gestorben, meine Erinnerungen sind schwach an ihn, und die Erzählungen nicht lobenswert. Meine Oma wollte schon eher die feinere Dame sein mit einem Hang zum Exentrischen, da ziehe ich auch oft Parralellen zu einigen Charakterzügen bei mir. Sie hatte nicht wenig Geld und wußte, wie sie die Leute, auch uns, dafür nutzen konnte. Meinen Vater hat sie nie besonders leiden können, und die ganze Verwandtschaft war seit langem sehr zersrtitten, warum konnte ich nie genau erfahren. Ihren Sohn, Christas Bruder, lobte sie nur in den höchsten Tönen, obwohl der fast nie sich besonders um sie gekümmert hat. Die Guten waren die blöden, hatte ich oft den Eindruck bei ihr. Ja, über Tote die einem nahestanden, soll man nichts schlechtes sagen-darum Thema beendet. Im Juli 1997 kam dann ein folgenschwerer Tag, der noch lange bei mir nachwirkte. Nach einem bösen Streit zwischen Christa und mir, was immer öfter vorkam, aber in diesem Fall mit unverzeihlich bösen Wünschen ihr gegenüber bekräftigt wurde, hat Christa die Wohnung verlassen. Später wußte ich, mit welch schlimmen Vorhaben. Sich das Leben zu nehmen. Mit Tabletten. In Sulzbach-Rosenbeg. Da wo ihr erster Mann herkam, ihre einzig große Liebe. Alles kein Zufall, oder? Aber jetzt egal. Es ging um Leben und Tod. Ein kurzes Telefonat aus einer Pension Abends noch und ein abgeschickter Abschiedsbrief, mehr war nicht mehr zu  erfahren. Langsam realisierte ich. Auch wenn es vielleicht schon zu spät war. Mein Vater war schon zu sehr in seiner eigenen Welt, um sich große Sorgen machen zu müssen. Der Sarkasmus lag mir damals noch nicht, sonst hätte ich ihn beglückwünscht. Eine Nacht folgte, die ich nie vergessen werde. Ich schlief neben meinem Vater. Diese  Ungewißheit jagte mir Schauer durch meinen Körper. Ich war 17 , psychisch angeschlagen. Aber hatte ich das verdient? Aber hatte Christa das verdient, diese ständige Belastung mit ihrem kranken Mann und mir? Meine bösen Wünsche und Beschimpfungen? Nein, das hatte sie nicht verdient. Keiner von uns hatte dieses, inzwischen kann man es Elend bezeichnen, verdient. In ihrer ersten Ehe soll sie sowas schonmal versucht haben. Auch der Alkohol war immer wieder ein Problem bei ihr. Für früher konnte ich nichts, aber jetzt war ich der Hauptschuldige, daß sie keinen anderen Ausweg mehr sah. Heute betrachtet, ein Scheiß-Gefühl, daß mir, wie so vieles mehr, unendlich leid tut. Um 9 Uhr erlöst mich dann ausgerechnet die Polizei. Man hat sie gefunden, wimmernd und intoxikiert, auf dem Pensionsflur kriechend. Klinik. War mir alles egal, nur eines zählte-sie lebt. Meinem Vater war auch Erleichterung anzusehen und wir fuhren auf dem schnellsten Weg nach Sulzbach-Rosenberg. Es ging ihr logischerweise nicht gut, aber sie war klar, fast gut gelaunt und freute sich über unser Kommen. Am nächsten Tag konnte sie schon entlassen werden und wir waren wieder zur Stelle. Man sollte meinen, durch diesen gravierenden Warnschuß sollte alles besser werden. Aber die nächsten Kapitel sollten uns alle leider eines besseren belehren.  Dieses Erlebnis hat meine Psyche nicht verbessert und ich hatte jetzt Angstzustände, jedesmal wenn Christa die Wohnung allein verlassen wollte, weil ich meinte, dieser Wahnsinn würde sich wiederholen. Sie versprach mir immer wieder, so etwas nicht wieder zu tun. Aber meine angeschlagene Birne wollte das nicht so richtig glauben. Manchmal fragte ich vorher sogar, wenn ich wegging, ob ich die Tür absperren könne. Problematisch wurde es auch, als ich im Januar 1998 mit dem Führerschein begann, von meiner Oma finanziert. Aber zu Ende hab ich ihn ja leider nie gemacht. Auf den ersten Blick trügerisch normal-Führerschein mit 18 begonnen. Aber das Thema kommt noch zur Genüge. Mit meinem Vater wurde es nicht besser und man wußte jetzt, daß er an Alzheimer litt. Unheilbar. Teure Tabletten, die keinen Erfolg brachten. Ein sein Leben lang so aktiver Mann. Scheiß ungerecht, finde ich das. Wie so vieles.

Weg vom "Klassisch Normalen Weg"

Irgendwann 1998 kam die Bundeswehr ins Spiel und wollte mich mustern. Dann geht die unglaubliche Geschichte eigentlich erst richtig los. Ein Brief nach dem anderen vom Kreiswehrersatzamt und selbst die Drohung mit Polizeigewalt vorgeführt zu werden, konnten meine Angst vor dieser Musterung nicht bekämpfen. "Die können mich mal" sagte ich mir und irgendwann bat Christa unseren Hausarzt Dr.Reiß um Hilfe. Ein sehr erfahrener Internist, der sich der Sache prompt annahm und das Gesundheitsamt einschaltete. Ich hatte doch damals mit 18 noch keinen blassen Schimmer, was das nach sich ziehen würde. Das sehe ich so als den Punkt, wo ich vom "klassischen Weg" abgekommen bin.Ein Mann und und eine Frau kamen also eines Tages, um sich mich mal anzusehen. Nach 1 Stunde und zum Teil sehr absichtlich wirren Aussagen von mir, kamen sie zu der klugen Erkenntnis, ich sei wehrdienstuntauglich und meine damalige Naivität freute sich königlich und meinte, die Sache sei wirklich schnell erledigt gewesen. Heute wäre ich oft froh, ich wäre zum Militär gegangen, und hätte dort eine Karriere begonnen. Liegen würde mir das irgendwie schon, obwohl ich mich mittlerweile mit linksgerichteten Kreisen mehr anfreunden kann, sehr anarchistisch bin und ein ewiger Rebell, der sich nichts und niemanden unterordnen will, außer vielleicht einer vernünftigen, lieben Frau. Aber eben auch diese militärische Richtung zieht mich sehr an, diese Disziplin, die Ehre für sein Land, seine Kameraden zu dienen und kämpfen und trotz allem Schrecken kann Krieg auch verlocken, denn er verändert, auch das Bewußtsein, er schafft Platz für Neues, er besinnt die Menschen wieder für die wahren Werte im Leben, gerade für Verlierer, die in diesem ach so wundervollen Land ihrenn Platz noch nicht finden konnten und vielleicht nie finden werden. Aber zurück- statt Karriere beim Militär, das vielleicht gar nicht so schlimm ist, kam eine unvergleichliche Psychiatriekarriere, wie mein späterer Freund es auzudrücken vermochte.Ein paar Wochen später kam ein Brief vom Vormundschaftsgericht, in dem stand, ich solle einen Betreuer bekommen. Einen was? Nach Erkundigungen erfuhr ich, das war früher ein Vormund, das hat man bloß umbenannt, weil das humaner klingt. Ja, so leicht schien sich die Sache mit der Bundeswehr dann doch nicht erledigt zu haben. Ich wehrte mich natürlich dagegen, und in diesem Fall hatte ich noch Glück, 2 Jahre später würde mir dieses Glück dann nicht mehr gelingen. Die Zeiten zuhause wurden immer streßiger, mein Vater wurde immer verwirrter und ich immer schwieriger und auch agressiver.Am 25. Januar 1999 eskalierte die Lage erneut, diesmal auf der Straße, nach erneutem Streit, wußte sich Christa nicht anders zu helfen, als zu Dr.Reiß in die Praxis zu fliehen, und dieser verständigte dann die Polizei. So ging es also los mit Polizei und Psychiatrie. Ich spielte den Unschuldigen, fand das alles übertrieben und wartete im Wartezimmer. Die 2 Polizisten, die schnell kamen, waren sehr nett, von der für uns zuständigen PI-Nürnberg Süd, und nach einem Gepräch mit Dr.Reiß, sollte ich mitkommen. Wir fuhren ins Nordklinikum, und von da weiter aus der Stadt raus in einer kalten Winternacht. Der Name Engelthal sagte mir nichts, da war das Bezirkskrankenhaus Engelthal, die Frankenalbklinik, früher Lungenheilanstalt, Christa war da Anfang der 60er mit meiner Oma und vielen anderen wegen einer ansteckenden Lungenkrankheit. Und jetzt war ich auf dem Weg dahin, aber mittlerweile war es natürlich keine Lungenheilanstalt mehr, sondern eine psychiatrische Fachklinik. Ich war also auf dem Weg zu meinem ersten Psychiatrieaufenthalt, der aber nicht länger als 2 Stunden dauern sollte. Nachdem die netten Polizisten mich an der Pforte ablieferten, und einem Gespräch mit einem Arzt, spazierte ich einfach mit 2 Krankenschwestern, die Feierabend hatten, wieder raus. Durch mein gepflegtes Erscheinen hielten sie mich wohl für einen Besucher. Unten im Dorf bestellte ich mir ein Taxi zurück nach Nürnberg, Geld hatte ich von meiner Oma immer einstecken, weil billig war das nicht. Das war also mein erster Kontakt zur Psychiatrie, die Klinik hat mir sogar irgendwie gefallen, ein altes Gebäude, aber ich fühlte mich da nicht wohl. Patienten hab ich, glaub ich, keinen einzigen gesehen. Christa war bei meiner Ankunft keineswegs erfreut. Verständlich, sie hatte die ganze Aktion aus Verzweiflung veranlaßt. Ein paar Wochen später wurde mir, nach einem erneut schlimmen Streit, meine jahrelange Sammelleidenschaft von Waffen, die man ab 18 erlaubnisfrei kaufen konnte, zum Verhängnis. Ins Spiel kam dann auch noch der scharfe Revolver meines Vaters, der immer bei uns im Schrank lag, und den ich aufgrund seiner Verfassung, längst als meinen eigenen betrachtete. Während sie mich auf die Wache schleppten, transportierten Beamte kistenweise Luftgewhre, Gaspistolen und Schreckschußwaffen aus der Wohnung, ohne das diese auch nur im geringsten was mit dem Streit zu tun hatten. Alles beschlagnahmt. Damals für mich ein Weltuntergang. Nur den Revolver fanden sie nicht, erst als sie mich mit U-Haft einschüchterten, verriet ich ihnen das Versteck. Er lag im Briefkasten.Ja, eine schlimme Zeit war eingebrochen, psychisch war ich schon stark beeinflußt seit dieser Zeit, wenn ich das heute betrachte. Ich will erwähnen, daß ich immer voll bei Bewußtsein war und wußte, was ich tat, auch wenn für Außenstehende vieles schwer zu verstehen sein mag. Dann begann das auch mit diesen Konflikten mit der Polizei und mit kleineren Straftaten, wie einem Ladendiebstahl im Juli 1999 bei Karstadt. Bei der Polizei galt ich ab diesen Vorfällen bei Dr.Reiß wohl auch als psychisch krank. Ob das ein Vorteil war? Irgendwie schon, denn die volle Härte des Gesetzes hab ich auch später nie zu spüren bekommen. Da war mal ein Tag in der Arrestzelle im Januar 1998, weil ich eine Gerichtsverhandlung nicht eingehalten hatte. Eine schlimme Erfahrung, mein einziger Tag bis heute im Knast, mal von den Besuchen in der Ausnüchterungszelle abgesehen.Im Juli 1999 mußte mein Vater dann für ein paar Wochen stationär ins Klinikum am Europakanal in Erlangen, weil sein Zustand immer kritischer wurde. Wir besuchten ihn oft. Für Christa immer dramatischer, und der Alkohol tat sein übriges, das die Situation zwischen mir und ihr immer öfter eskalierte. Sie wurde betrunken oft sehr ungerecht. Und meine psychischen Störungen waren von Aggressionen gegen Christa begleitet. Wir haben uns ab dieser Zeit einfach nicht mehr erreicht. Den Führerschein hatte ich nach durchgefallener praktischer Prüfung abgebrochen, weil mir auch das Geld ausging. Zu dieser Zeit auch besser so, denn ich hätte ihn bei den folgenden Ereignissen sowiso verloren.Im September ist es mir dann erstmals psychisch so schlecht gegangen, daß ich das erste Mal freiwillig in eine Klinik wollte. Dr.Lippert, ein bekannter Psychiater, dessen Frau Oberärztin in Engelthal war, hat mich dann eingewiesen. So war ich also das erste Mal stationär in der Psychatrie, für 3 Wochen. Verschiedene Tabletten bekam ich von der Stationsärztin verordnet, auch das Beruhigungsmittel Tavor. Christa kam natürlich oft zu Besuch, sie schleppte auch meinen kranken Vater mit. Er konnte die Lage natürlich nicht einschätzen. Die Klinik lag weit oben auf einem Berg, und es war nicht leicht da hinzukommen. Ohne Auto. Da fuhr nur so ein Art Anrufsammeltaxi ein paar mal am Tag. Meine Oma kam auch einmal. Da kamen dann alle mit dem Taxi aus Nürnberg. Engelthal liegt bei Hersbruck, ca.40km östlich von Nürnberg. Christa und meine Oma hatten auch erinnerungen an diesen Ort. Vor 40 Jahren waren sie alle hier wegen der Lunge. So richtig gebracht hat mir der Aufenthalt nichts, von den Tabletten wurde ich sehr schlapp, ich bekam erste Einblicke in die Psychiatrie. Die Patienten hätte ich mir schlimmer vorgestellt. Die Diagnose Psychose umfasst ja so ziemlich alles. Was richtig mit mir los war, konnte mir keiner genau sagen. Aus diesem Grund beendete ich auch im Oktober den Aufenthalt und begab mich in Behandlung bei Dr.Kohlschütter in Nürnberg. Ein älterer, etwas komischer Arzt, der auch bald in den Ruhestand verschwand. Er verschrieb mir Unmengen von Tavor, was mich in diese bis heute andauernde Tablettenabhänigkeit führte. Schlecht waren sie aber auch nicht, besser und effektiver als dieser ganze Neuroleptikadreck. Das einzig schnell wirkende Mittel gegen Angstzustände, das ich bis dahin kannte.Das 20.Jahrhundert klang dann unspektakulär aus, an Sylvester in Reichelsdorf, wie immer, ich bin ja bis heute ein voller Feuerwerksfan, und damals gab es auch viel Ärger mit Nachbarn, weil ich Sylvester immer schon ab Anfang Dezember feierte. Allgemein wurde ich ab jetzt von vielen Leuten wegen meiner psychischen Probleme und oft auffälligen Verhaltensweise in gewisser Art verachtet. Natürlich auch von den Jugendlichen, die alle nur Scheiß bauten, kifften, und dem in solchen Dingen naiven "Psycho" sein Geld oft abnahmen. Mit dem Versprechen, es bald wieder zurückzuzahlen. Wartete ich natürlich vergebens. Auch mit meinem ersten Vertragshandy telefonierten die anderen mehr als ich. Ja, ich war damals ein leichtes Opfer. Mein Vater hatte ja an Sylvester Geburtstag, und ich ahnte nicht, daß an Millennium sein letzter sein sollte. Er hat ja gar nichts mehr mitbekommen, was auch besser war, so wie die Verhältnisse damals waren. Das neue Jahrtausend begann dann für uns nicht besser, als das alte aufgehört hatte. Es war der 6.April 2000, als mein Vater, wie schon oft, in der Küche hinfiel. Christa bekam ihn oft nicht mehr auf, und ich hatte wahrlich zu jener Zeit eine Blockade, meinem eigenen Vater auf die Beine zu helfen. Heute erschrecke ich dafür selbst vor mir. War das nur egoistisch? Nein, ich glaube nicht. An diesem Tag hätte es auch nichts mehr gebracht, er mußte einen Schlaganfall erlitten haben. Seit diesem Tag war er nie mehr ansprechbar, konnte nicht mehr laufen und nicht mehr essen. Einfach nichts mehr. Ich vergesse nie, den blauen Wollpullover, den er an diesem Tag angehabt hat. Und mit welcher Kälte ich das alles hingenommen hatte. Notarzt. Vom Nordklinikum kam er dann in ein Pflegeheim. Jetzt konnte auch Christa ihn nicht mehr pflegen. Sie besuchte ihn fast täglich, was ich ihr ausreden wollte und sogar verbieten. Ich war in diesen 6 Monaten, die er da wie eine lebende Leiche lag, höchstens 3 Mal da, mein psychischer Zustand verkraftete das nicht. Ich kann es nicht erklären, aber auf eine Art war es für später vielleicht sogar besser. Man weiß nicht, was er noch mitbekommen hat, ob er seinen geliebten Sohn noch einmal vielleicht gefühlt hätte. Ich vergnügte mich einstweilen mit Tagesreisen nach Weimar, Salzburg, Prag... Es war Sommer 2000, ein heißer Sommer, Christa quälte sich oft Abends noch an sein Bett. Aber sie bekam nie mehr ein Wort zu hören von dem Mann, mit dem sie 19 Jahre verheiratet war. Wer hat so einen Abschied verdient? Er bestimmt nicht, seine Jugend im Krieg verloren, immer fleißig gearbeitet, das Leben und die Frauen aber auch genossen mit Urlauben am Meer und Skifahren am Arlberg. Einen Sohn so spät bekommen, eine Bypassoperation überstanden und dann diese verfluchte Demenz. Ja, geraucht und manchmal zuviel getrunken hat er auch, aber ob das damit was zu tun hat? Man wird es nicht mehr erfahren. Ich hab ihn aber durch meine unverschämt lapidare Haltung wenigstens in schöner erinnerung behalten. Ein kleiner Trost, für mein mieses Verhalten.  Das hab ich auch später immer versucht, Christa so zu erklären. Ich weiß nicht, ob sie es verstanden hat. Meine Oma hat das alles sonderlich wenig interessiert, sie ließ sich von verschiedensten Leuten in Reichelsdorf bedienen, bezahlte gut, und intrigierte sogar beim Friseur gegen ihre eigene Tochter und ihren Enkel. Sie hatte ja noch drei Enkel, die aber nicht wußten, daß sie eine Oma hatten. Aber kann man ihnen böse sein? Sie hatte natürlich auch null Verständnis für meine psychischen Störungen. Nur für ihre Leiden erwartete sie vollstes Mitleid.

Tod meines Vaters

Am 3.September fuhr ich dann nochmal planlos nach Bremen in ein Hotel, reiselustig war ich ja schon immer.Aber die kommenden Wochen ging es mit meinem psychischen und jetzt auch körperlichen Zustand sowas von bergab, daß ich aus dem Bett überhaupt nicht mehr kam und dramatisch an Gewicht verlor. Ein Sonntag, 24.September 2000, konnte es Christa nicht mehr mit ansehen und holte mit meinem Einverständnis den Notarzt. Der wies mich wieder nach Engelthal ein. Sanitäter fuhren mich also erneut in die mir bereits bekannte Klinik und ich kam schnell zu Kräften. Wieder wollten die Ärzte verschiedene Pillen ausprobieren, wenn ich aber bemerkte, ich vertrage das Mittel nicht, landete es im Klo. Nur Tavor schluckte ich immer brav. Christa kam wieder ein paar Mal die Woche zu Besuch. Mein Vater war nicht mehr sehr relevant für mich, sein Zustand war unverändert, und helfen konnte ich ihm sowiso nicht. Vielleicht war dieser langsame Abschied gut für mich. Ich meinte, das geht noch Jahre so. Es ging noch 1 Woche.Es war der 2.Oktober 2000. Ein Anruf vormittags auf der Station von Christa erreichte mich am Patiententelefon. Mein Vater wird heute sterben. Sicher. Ich war sprachlos und wollte näheres wissen. Sein Zustand hat sich so verschlechtert, daß die Notärztin ins Pflegeheim kommen mußte, was auf dieser Station keine Seltenheit war, und hat Christa verständigt, und ihr eben dies mitgeteilt. Man könne ihn zwar noch in die Klinik fahren und an lebenserhaltende Maßnahmen anschließen, aber es ist sinnlos. Warum man mich nicht auch kurz gefragt hatte, verstand ich nicht. Ich war sein einziger Sohn und im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte. Christa hatte sich zwar seit 1 Jahr die Betreuung mit einer Anwältin geteilt, aber trotzdem fand ich das eine Frechheit. Von dieser Notärztin und von diesem, mir schon immer unsymphatischen Pflegeheim. Es wurde also entschieden, daß er in seinem Bett, daß er kein einziges Mal mehr, seit er da war, verlassen konnte, sterben dürfte. Christa hat ih dann sofort besucht, es muß ein noch schlimmerer Anblick als die Monate zuvor gewesen sein. Er hat die Augen verdreht, man muß ihm dann Morphin gegeben haben, Christa hat man wieder weggeschickt. Ich war in Engelthal und die Ärztin wollte mich nicht mal in dieser besonderen Situation gehen lassen. Ich verschaffte mir meinen Ausgang selbst und fuhr mit dem zug nach Nürnberg. Es war so gegen 17h, als ich zu meiner Oma in die Wohnung kam. In die elterliche konnte ich nicht. Und ans Sterbebett? Ich hab es mir wirklich gut überlegt und habe meine Entscheidung nie bereut, daß ich nicht mehr hingegangen bin. Aus Überzeugung, ihn so in Erinnerung zu behalten, wie ich ihn von früher kannte. Als den guten, friedlichen und immer hilfsbereiten Gustl, so nannten ihn alle, der mit mir kleinem Eisenbahnfan oft Tag für Tag stundenlang am Bahnhof in Reichelsdorf stand und die vorbeirasenden Züge beobachtete. Der mich von der Schule abholte, auch wenn er immer für meinen Opa gehalten wurde, der Ausflüge machte und und mit uns jedes Wochenende in den besten Wirtschaften auf dem Land einkehrte. So, und nicht schmerzverzerrt und mit verdrehten Augen, wollte ich ihn in Erinnerung behalten. Und das habe ich geschafft. Auch wenn ich mir viele Vorwürfe anhören mußte. Um 18h rief Christa dann bei meiner Oma an und verkündete seinen Tod. Auch wenn er schon so lange krank war, war es ein Schock. Nicht an diesem Tag, überhaupt nicht hätte ich damit gerechnet. Selbst meine Oma schien etwas traurig zu sein. Klar ging ich über die Straße zu Christa und an Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern. Nur an eines-wir hatten an diesem Tag keinen Streit.Die nächsten Tage waren wir mit den Vorbereitungen zur Beerdigung beschäftigt. In die Klinik wollte ich die folgende Woche wieder zurück. Wer dafür kein Verständnis hatte, tat mir leid. Zur Ablenkung machten wir ein paar kleine Ausflüge nach Amberg, Forchheim oder Ansbach. Am 6.Oktober wurde mein Vater zu Grabe getragen, vor einer armseligen Kulisse von 4 Personen. Christa, meine Oma, Tante Meta und ich erwiesen im die letzte Ehre. Von Reichelsdorf kam niemand, wo er ja sein ganzes Leben verbracht hat, von der Bayerischen Polizei kam nichts, nicht mal ein Kranz, für die er 40 Jahre gearbeitet hatte. Der evangelische Pfarrer sprach ein paar Worte, er hatte mich schon konfirmiert. Ein sehr netter Mann. Tante Meta war die Schwester des lange verstorbenen Lebensgefährten meiner Oma, eine komplizierte und herrische Person. Sie kümmerte sich um viel und Widerspruch duldete sie nicht. Schlimmer als meine Oma, vorallem nicht so bequem. Ich war froh, wenn ich mit ihr nichts zu tun hatte. Jeder Arzt, jede Behörde, jeder Anwalt kannte diese Frau in Nürnberg, allein wegen ihres unglaublichen Nachnamens-Unglaub.

Betreuung, Unterbringung...- der Strudel zieht dich unaufhaltsam nach unten

Die kommende Woche ging ich wieder nach Engelthal zurück. es war schon seltsam, auf einmal lebte mein Vater nicht mehr. Aber es war eine Erlösung für ihn. Er wurde 78 Jahre alt. Eigentlich hätte er noch schöne jahre vor sich haben können. Von der Klinik zurück, lebten Christa und ich wieder auf altbekannt komplizierte Weise zusammen. In der Klinik hatte die Ärztin dann jetzt durchgesetzt, daß für mich ein vorläufiger Betreuer bestellt wurde, wie es so schön heißt. Allein weil der ganze Papierkram nicht mehr zu bewältigen war. Was sollte ich noch dagegen tun? Im Dezember 2000 meldete sich dann ein Hr.Lindner aus Altdorf bei uns. Er war Berufsbetreuer und stellte sich auch persönlich in unserer Wohnung vor. Ein Typ Mitte 40, Sozialpädagoge, sehr zynisch und das er hier keinen klassischen Fall bekommen hatte, war ihm irgendwie schnell klar. Von Anfang an stand ich ihm natürlich ablehnend gegenüber, meinte Intelligenz bemerkte er sicher schnell, aber die psychischen Defizite waren nicht zu verbergen und die weiterhin angespannte familiäre Situation. So kam es dann schnell, daß dieser mir fremde, nicht unbedingt unsymphatische Mann, zum ersten Schlag ausholte. Antrag beim Richter auf einen Unterbrinungsbeschluß für 6 Wochen. Er wollte das Bezirkskrankenhaus Ansbach, mit der Begründung, das ich Engelthal ja schon so gut kannte, immer wieder verschwunden bin und mich der Therapie meistens verweigert hatte. Wo er Recht hatte, deshalb sollte ich mal in eine mir noch nicht bekannte Klinik. In Ansbach kommt jeder Neuzugang sowiso erst Mal auf eine geschlossene Station. Das BKH Ansbach hatte bis weit über die Grenzen der Region einen berüchtigten Ruf. Ich wollte erstmal überhaupt nicht mehr in eine Klinik. Es dauerte viele Wochen, bis das richterlich dann durch war. Es war Ende Januar 2001, als der Blödmann dann Mittags anrief, und mich persönlich nach Ansbach fahren wollte. Wie hilfsbereit von ihm. Aber nicht heute und nicht mit mir. Christa war ratlos und gab mir Geld, ich packte einen Koffer und ließ mich per Taxi zum Hauptbahnhof fahren. Völlig planlos suchte ich in Nürnberg ein Zimmer in einem Hotel. Es war Spielwarenmesse und alle Hotels waren ausgebucht und mein mittlerweile ungepflegtes Erscheinungsbild tat sein übriges. Lindner hatte inzwischen die Polizei eingeschalten, und von Christa wußte ich, das sie mich jetzt suchten. Wegen eines Unterbrinungsbechlußes in Ansbach. Soweit war es also jetzt. Es war eisig kalt und ich fuhr zurück nach Reichelsdorf. Sah die Polizei schon vor unserem Haus. Wie durch Schicksal traf ich Ali, einen langjährigen Bekannten aus der Schulzeit in Reichelsdorf. Er war schon immer so ein Art Vorbild für viele Jugendliche gewesen, durch sein Auftreten und seine coole Art. Ali ist, glaub ich, 2 Jahre älter als ich. Nachdem ich ihm kurz von meinem Problem erzählt hatte, bot er mir an, vorerst zu ihm und seiner Freundin in die Wohnung zu kommen. Nach kurzer Überlegung nahm ich in meiner ausweglosen Lage sein Angebot an, wobei ich wohl wußte, daß er dies nicht aus reiner Freundschaft tat. Ich hatte ja so 300,- von Christa bekommen und bei ihm angekommen, wurde erstmal Pizza für alle bestellt, es waren noch mehrere Leute da. Mir war das zu dieser Zeit wieder mal egal, daß ich nur ausgenutzt wurde. Ich schlief bei den beiden ein paar Tage am Sofa, mein ungepflegtes Äußeres war ihnen natürlich auch aufgefallen, die waren immer top modisch gestylt. Ich glaube, sie hatten sogar ein bißchen Mitleid mit mir, sie konnten mit psychischen Leiden sowiso nicht viel anfangen. Seine Freundin hieß Sabrina, sie kannte ich kaum und konnte in meiner Verfassung auch keinen Bezug zu ihr aufbauen. Nach ein paar Tagen hielt ich es nicht mehr aus in ihrer Wohnung. Ich telefonierte mit Christa und sie versicherte mir, daß die Polizei abgezogen war und auch so schnell nicht wieder kommen würde. Also ging ich zurück. Ein paar Tage war Ruhe. Dann klingelte es früh um 6. Ein Mann von der sogenannten Betreuungsstelle stand vor der Tür und erklärte uns freundlich die Lage, die wir ja schon wußten. Mein Versuch, mich hinter dem Sofa zu verstecken, brachte nichts mehr. Ich fuhr mit den Sanitätern nach Ansbach, ohne Polizei. Die Station 2.0 war eine dieser geschlossenen, wo schon andere Patienten als in Engelthal auf mich warteten. Aber ich fand von Anfang an immer Leute, die klar bei Sinnen waren und mit denen man vernünftige Gespräche im Raucherzimmer oder sonstwo führen konnte. Probleme hatte natürlich jeder auf seine Art. Von den völlig gestörten hielt ich mich fern, die mit ihren Wahnvorstellungen oft nächtelang die ganze Station nervten. Ich weiß nicht, wieviele Leute ich in dieser Zeit kennengelernt habe, sie kommen und gehen sehen, meistens sind sie wieder gekommen. Ich war jetzt 21 und mein Leben schien in eine Scheiß-Richtung zu laufen. Lindner hat inzwischen alles bei den Behörden geklärt und man hatte mich für erwerbsunfähig erklärt, was zu dieser Zeit bedingt stimmen mochte. Arbeiten hätte ich wirklich nicht können, nicht wegen fehlender Intelligenz, sondern der Elan fehlte, diese Labilität, psychisch am Boden, zu normaler Körperpflege längst nicht mehr in der Lage. Wie soll man da einer normalen Arbeit nachgehen? Peinlich, das alles zu schreiben, aber es entspricht der damaligen Situation, und beschönigen ist Selbstbetrug. Das Erstaunliche ist, aus diesem Strudel und dieser ausweglosen Scheiße wieder herauszukommen. Und das ohne ärztliche Hilfe. Man dürfte schon bemerkt haben, daß ich von Ärzten aus dieser Branche nicht viel halte. Meine Erkenntnis war immer, sie versuchen den einzelnen Patienten gar nicht zu verstehen. Diagnose Psychose oder Schizophrenie, Medikation, Arbeitstherapie, alles für alle, ob jetzt einer völlig durchgeknallt ist und sich für Jesus oder den künftigen Schah von Persien hält, oder ob einer nur in einen unaufhaltsamen Strudel gezogen wurde aus familiären Problemen, seinen Alltag nicht mehr hinbekommt, Verzweifelt ist. Da gehört doch klar differnziert. Vielleicht braucht der eine mehr Gespräche und der andere mehr Medikamente. Der Alltag auf einer geschlossenen Station ist eigentlich erträglich, wenn man ein paar Leute hat, die passen. Und die sind meistens da. Nach den  Tablettenausgaben lassen einen die Schwestern und Pfleger meistens in Ruhe. Das Essen in Ansbach war meistens gut und die Therapie war sinnlos, aber manchmal eine Ablenkung. Irgendwann bekommt man dann auch Ausgang, erstmal nur mit Personal zum Kiosk, und wenn man einigermaßen gut drauf ist, später auch alleine. Mit Alkoholkontrollen muß immer gerechnet werden, aber ich hatte zu dieser Zeit ja noch nie was mit Alkohol zu tun. Das sollte sich auch noch ändern. Die 6 Wochen vergingen schnell und ich konnte mich sogar etwas erholen, das war ja kein Leben in der Wohnung in Reichelsdorf. Christa kam wie immer zu Besuch, brachte Wäsche und vieles andere und das Verhältnis wurde besser. Nur eine Perspektive hatte ich keine, und die der Ärzte und von Lindner war nicht meine. Ich blieb also noch freiwillig ab März und wurde auf Haus 20 verlegt. Eine sozialtherapheutische Station, in einer schönen alten Villa, wo viel mehr Anforderungen an den Patienten gestellt wurden. Ich hab nur die wenigsten erfüllt. Mit Mädchen hatte ich immer noch keinen Kontakt gehabt, ich war 21, und es belastete nicht groß. Irgendwie seltsam, wenn ich das heute betrachte. Mein tägliches ritual war eigenlich ausreichend. Irgendwann wurde aber Angie auf mich aufmerksam. Sie war Dauergast in Ansbach, sehr jung, vielleicht 18 oder 19, ein bildhübsches Mädchen, der man einige Affären mit Patienten im BKH nachsagte. Sie litt an einer schlimmen Borderlinestörung, war emotional völlig instabil und ständig suizidgefärdet. Damals hat mir das alles noch nicht so viel gesagt, ich konnte nicht ahnen, wie sehr ich noch Jahre später damit konfrontiert werden würde. Angie war nett für mich, mehr allerdings nicht, sie mußte sich sehr in mich verliebt haben. Ihren ständigen Annäherungsversuchen versuchte ich aus dem Weg zu gehen. Wie oft ich das schon bereut habe. Ein hübsches Mädchen, die trotz oder gerade wegen ihrer Störung sehr anhänglich war, ständig Lust gehabt hätte, mich sogar ihren Eltern vorstellen wollte, ihr Vater war Amerikaner und bei der Army in Katterbach. Ich sollte endlich zu ihr über Nacht kommen und sie wolle kuscheln und... Selbst schuld, irgendwann stellte sie ihre Besuche auf Haus 20 ein, und später erfuhr ich, daß sie geheiratet hat und nach Schweinfurt gezogen ist. Ob das gehalten hat, weiß ich nicht, aber was hätte sich vielleicht mit diesem schwierigen, zerbrechlichen, aber total süßen Mädchen entwickeln können?So verbrachte ich Ostern auch in Ansbach und die Zeit auf Haus 20 war etwas von Melancholie begleitet.

Wir sind im Februar 2002, ich war wieder in der elterlichen Wohnung bei Christa, und mittlerweile trank ich bei Gelegenheit viel Alkohol. An einem Tag war Konstantin zu Besuch, ich nannte ihn nur Lelli, er war um die 40, eine arme Sau. Er hat irgendwann Gefühle für Christa entdeckt, die sie aber nicht erwiderte, man muß erwähnen, es wäre Lellis erste Frau gewesen. Soweit wollte ich nicht kommen, auf jeden Fall fiel ich nach zu viel Raki vom Sofa und die beiden holten aus Sorge die Sanitäter, mal wieder. Wo landete ich? In Engelthal, diesmal auf der Entzugsstation für Alkoholiker. 3 Wochen war ich da, aber mein eigentliches Problem war ja nicht der Alkohol, ich hatte von einer sehr guten psychosomatischen Klinik am Ammersee gehört, in die ich wollte. Lindner war natürlich dagegen, er war gegen alles, was von mir kam, und ich gegen alles was von ihm kam. Die Aufenthalte in Ansbach hatten nicht viel gebracht, außer Kontakt zu verschiedensten interesannten Leuten mit ihren verschiedenen Problemen, und der kurzen Liaison mit Angie Mc Rae, die ja gar keine war, denn intim waren wir nicht einmal. Wegen meiner Wiederholungsstörungen, mußte viele Handlungen aus unerklärlichen Gründen immer wieder machen, von der Tasse abstellen bis zum Ankleiden, was auch meine Ungepflegtheit in diesen Jahren erklären läßt, fand ich diese Klinik in Windach am besten als vielleicht letzte Chance für mich. Ich fuhr im April 2002 also am Ammersee zu einem Vorstellungsgespräch, was allerdings nicht sehr positiv verlief. Lindner legte mir immer wieder Steine in den sowiso schon nicht leichten Weg. Zu dieser Zeit wohnte auch meine Oma bei uns, weil es bei ihr in der Wohnung gebrannt hatte. Tante Meta kümmerte sich um alles. Das belastete alles noch mehr.

Die erste Liebe und die Flucht in jenem Sommer

Es ging auf die WM 2002 zu, und ich war viel in der Stadt, endeckte den Alkohol leider immer mehr, als eine Lösung für meine Probleme. Die Situation in der Wohnung war oft nicht auszuhalten, und wenn ich auch keine wahren Freunde hatte, fand ich zu dieser Zeit öfter Anschluß bei Leuten als heute. Verwunderlich. Die WM war ein großes Ereignis auf Nürnbergs Straßen und das Finale gegen Brasilien, das Deutschland leider verlor, schaute ich im Lederer Biergarten.

Ich ahnte nicht, daß ich in kurzer Zeit der ersten Liebe in meinem Leben begegnen sollte. Aber auch dieser Begegnung eilte ein schlimmer erneuter Vorfall mit Christa vorraus. Manchmal frage ich mich schon, warum sie nicht erstmal das Gespräch mit mir gesucht hat. Ich war doch immer klar bei Verstand, trotz meiner Störungen, aber ihre Nerven waren am Ende zu jener Zeit. Der 20.Juli 2002, schon seit Wochen konnte ich das Bett wieder nicht verlassen, bestellte beim Pizzaservice und meine aggressive Art war bestimmt nicht leicht zu ertragen. Aber nie im Leben wäre ich auf sie mit einem Butterflymesser losgegangen. Es lag zwar in der Wohnung, sowie der Revolver früher von meinem Vater, aber es lag da eben nur. Klar kann das in dieser Situation erschrecken, aber das bei der Polizei zu behaupten, ist schon nicht fair. Sie kam also Mittags wieder mit 2 Polizisten, eigentlich wollte sie nur Einkaufen. Die zwei, bis dahin brutalsten Beamten, forderten mich barsch auf, ich solle sofort das Bett verlassen. Im Auto fielen dann Sätze wie "Ob ich ein kleiner Perverser sei", weil ich nackt im Bett gelegen hatte. Bedrohlich spielte er bei seinen Unterstellungen ständig mit dem Knüppel auf der Rückbank. Der andere hielt sich eher raus. Ich wurde auf der PI-Süd in eine Arrestzelle fast geschmissen, ohne mir Auskunft zu geben, was nun passieren würde. Nach kurzer Zeit hatte ich das Glück, daß PHM Hr.Knaus, der Polizist, der mich das erste mal im Januar 99 nach Engelthal gefahren hatte, mich sofort erkannte und binnen kurzer Zeit waren die Sanitäter da, und ich wurde fixiert, das erste Mal, ohne jede Aggression, bei der Polizei war ich nie aggressiv, wieder mal nach Ansbach gefahren. Diesmal landete ich auf der schlimmsten Station, der berüchtigten P2. Was sollte ich tun, wieder Klinikalltag, jetzt mit zum Teil schwer aggressiven Zeitgenossen. Patrick, gerade 16, war der schlimmste, sowas von gewalttätig hatte ich noch nie gesehen. Er wurde täglich fixiert, was ihn nicht sehr zu stören schien. Christa kam inzwischen zu einem Gespräch mit der Ärztin und sagte wörtlich, sie wollte mich nur aus der Wohnung haben, weil sie meine Anwesenheit nicht mehr ertrug. Was ich auch verstehe, aber geht das nicht auch anders? Vielleicht damals wirklich nicht.Dann kam der 4.August 2002. Mittag geht die Tür im Raucherzimmer auf, eine blonde junge Frau kommt herein, ein Neuzugang. Ihr wunderschönes langes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie wirkte gepflegt und nicht besonders betrunken. Später erfuhr ich, sie hatte bei ihrer Einlieferung 3 Promille. Als erstes schnorrte sie eine Zigarette. Ich hab mich auf den ersten Blick in sie verliebt. Es hat etwas gedauert, bis sie mit mir ins Gespräch kam, sie war natürlich für einige der Jungs das Highlight auf Station. Patrick hat sie auf seine vulgäre und brutale Art auch gleich angemacht und sie für einen Quickie wohl auch bekommen. Ich wußte ja nichts über sie, nur das sie aus Nürnberg war und irgendein Sektfrühstück in einem Striplokal in der Luitpoldstraße etwas ausgeartet sein soll. So weit so gut, unsere erste Fluchtplanung ließ nicht lange auf sich warten und notgedrungen mußten wir diesen Patrick mit in die Sache involvieren. Auf dieser Station hatte niemand Ausgang und ich ließ sie ab jetzt nicht mehr aus den Augen. Sie hieß übrigens Anja und ob sie bemerkt hat, das ich anders, normaler und sensibler bin als dieser Aggro und Psychoverein auf dieser Station, weiß ich nicht. Ich war am Überlegen, wie ich ihr meine Gefühle mitteilen konnte, denn mir bot sie erstaunlicherweise keine schnelle Nummer an. Unsere erste Flucht endete nach wenigen Stunden an einem Güterbahnhof in Ansbach, wo wir  ein paar Bier trinken wollten. Kurz bevor wir ins Polizeiauto steigen mußten, gab sie mir den ersten Kuss. Ein geiles Gefühl. Ich ahnte ja nicht, trotz meiner nun schon jahrelangen Psychiatrieerfahrung, wie schwierig, ja aussichtslos, es mit dieser Frau werden würde. Ich war nicht blöd, aber die Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft mit dieser Frau, war schon sehr naiv. Auf der Station wurden wir nicht freundlich begrüßt, Patrick wollte als Willkommensgruß gleich den diensthabenden Nachtpfleger zusammenschlagen, aber das war uns alles scheißegal.Nach unserer zweiten Flucht wurde ich von der Station geschmissen, ich war ja sozusagen freiwillig da, die Sache mit Christa war längst vergessen, aber Anja hatte einen Unterbringungsbeschluß für 2 Jahre. Nicht schlecht, sagte ich mir, da kann unserer gemeinsamen zukunft nichts mehr im Wege stehen. Ich durfte nocheinmal zu einem Gespräch mit der Oberärztin auf die Station. Anja zurückzulassen, löste ein schmerzliches Gefühl in mir aus. Ich durfte dann nicht mal mehr als Besucher auf die Station. Also schmiedeten wir den finalen Fluchtplan, nur leider war Patrick wieder mit von der Partie. Nachdem ich wie der Nikolaus mit einem großen blauen Sack die Station verlassen hatte, fuhr ich nach Ansbach in die Stadt und besorgte den von Patrick gewünschten Bolzenschneider. Kannte so ein Ding vorher gar nicht. War nicht mal teuer. Es war der 15.August 2002. Ein heißer Sommer. Wir verabredeten, ich solle um 20h bei der Übergabe wiederkommen, über den ca.3m hohen Gartenzaun steigen und den Bolzenschneider durch das gekippte Fenster ihn Patrick in das Aufenthaltszimmer langen. So das er die schon alten Scharniere knacken konnte. Bei seiner Agressivität hatte ich Befürchtung, daß das nicht lautlos bei ihm abging. Es klappte aber alles plangemäß, nachdem ich den Tag in verschiedenen Biergärten in der Stadt verbracht hatte. Er ließ den Bolzenschneider im Garten liegen, und wir kletterten mit klopfenden Herzen über den Zaun. Wobei klettern noch nie mein Ding war. Wir rannten und rannten, und ich nahm Anja an die Hand, und während wir rannten, sagte ich ihr, das ich das alles ja nur für sie getan habe. Das wußte sie aber von selbst.Ich kannte ja fast schon jeden Fluchtweg in Ansbach, dieser mittelfränkischen Kleinstadt, und nachdem wir Patrick endlich abgeschüttelt hatten, verbrachten wir die Nacht, die angenehm mild war, im Schloßgarten. Wie das jetzt weitergehen sollte, wußte keiner von uns beiden. Nur diesmal wollten wir weiterkommen als bei den beiden ersten Versuchen, das war uns klar. Weg aus Ansbach. Im Morgengrauen stiegen wir in den ersten Zug nach Würzburg. Wir hatten ja ein bißchen Geld. Aber das Anja das Leben auf der Straße gewohnt war, konnte ich ja nicht wissen, und wir hatten beide noch keine intensiven Gespräche über unser Leben geführt. Sie wollte auf jeden Fall von diesem Würzburger Hauptbahnhof nicht mehr weg, während ich es als notwendig sah, eine Pension zu suchen, wo wir schlafen konnten. Ich wurde zwar im Gegensatz zu Anja nicht gesucht, aber ich fühlte, als würde dieser Krimi uns beide zu gleich betreffen. Wie konnte ich ahnen, wie sehr sie in dieses schmutzige Mileu verstrickt war, und da auch nicht von weg wollte. Eine Pension ließ sich nicht finden, von der Bahnhofsmission enttäuscht, fuhren wir an diesem heißen Augusttag weiter nach Bamberg, und schließlich weiter nach Erlangen. Da hat sie sich dann erneut den Obdachlosen und Punks angeschlossen. Ich wollte das nicht, was ist aus mir geworden, jetzt schon mit Pennern durch die Stadt zu ziehen. Ich hielt mich immer im Hintergrund, wollte nichs damit zu tun haben. Aber Anja verlieren- das war die schlimmste Vorstellung für mich, so verliebt war ich in sie. Irgendwann war sie dann doch weg, und meine erste unruhige Nacht im Freien folgte, immer auf der Suche nach dieser Frau! Am frühen Morgen tauchte sie dann wieder auf- am Bahnhof. Wirre Erklärungen folgten, und wir vergaßen die Sache, entspannten im Schloßgarten. Das Geld wurde knapp und essen mußten wir was. Vielleicht nicht in dieser Art, aber Anjas kriminelle Energie war schon nicht ohne, und so saßen wir stundenlang im Biergarten eines Thailänders und ließen uns bedienen. Ob das klappen würde? Es klappte! Nachdem wir das Lokal durch einen Hinterausgang verließen und wieder mal rannten und rannten, zog mich Anja in einen Schuppen. Von der Situation noch ganz beflügelt, wollte sie jetzt mit mir schlafen. In einem fremden Schuppen nach erfolgreicher Zechprellerei. Romantischer gehts nicht! Während ich nach einem Kondom in meinen Taschen suchte, zog sie mir die Hose runter, aber so richtig klappen wollte das nicht. An fehlender Lust lag es bei mir sicher nicht, aber die ganze Aufregeung-und das beim ersten Mal! Anja wußte das nicht. Und so beendete die erschrockene Besitzerin der Laube unser verplantes Schäferstündchen, worüber ich nicht mal wütend war. Ich wollte es in dieser Nacht jedenfalls noch nachholen- egal wo.Wir überquerten Bahngleise, rannten und rannten, irgendwie war diese Flucht schon sehr spannend, mit diesem Mädchen, daß ich erst seit gut einer Woche kannte. Ich war jetzt 22 und das erste Mal war ich richtig verliebt, leider unter nicht ganz normalen Umständen, aber mein Leben war schon lange nicht mehr normal, wie sollten dann die Frauen normal sein, die ich kennenlernte. Die vielen Psychiatrieaufenthalte hatten mir außer Erfahrung nichts gebracht, Lindner hatte keinen Einfluß auf mich und mit Christa war das Verhältnis weiterhin sehr schwierig. Plan hatte ich wenig, Anja noch weniger, somit war das natürlich zum Scheitern verurteilt. Aber ich werde Anja nie verleugnen, so wie ich geliebte Menschen nie verleugnen werde. Auch wenn viele nie verstanden, wie man so ein abgestürztes Mädchen vom Bahnhof, die ihr Leben zwischen Psychatrie, Knast und Straße verbrachte, lieben konnte.Zurück nach Erlangen, an diesem heißen Samstag. Im Schloßgarten versuchte sie, mich erneut zu verführen. Aber wieder wollte es nicht so klappen. Nachdem wir die Nacht in Forchheim verbrachten, wo ich erneut mit sehr suspekten Gestalten Bekanntschaft machen mußte, Anja mußte die alle vom Nürnberger Hauptbahnhof kennen, fuhren wir am Morgen nach Bamberg weiter. Es war Sonntagmittag, wir hatten kein Geld, seit Tagen nicht mehr viel geschlafen, ich war kaputt, weil ich diese Art von Leben nicht kannte, und ehrlich gesagt auch nicht kennen wollte. Es folgte ein weiterer Lokalbesuch, der sozusagen auf Kredit stattfand. Was sollten wir machen? Anja war sowiso alles egal, und ich war nur in Sorge, daß mir beim ersten Kontakt mit der Polizei meine Anja natürlich weggenommen würde. Ist Liebe nicht was schönes? Ich will diese Tage in jenem August nicht bis ins letzte Detail beschreiben, aber sie waren der mit spannendste Abschnitt in diesen Jahren. Und mit Anja sollte noch viel passieren, auch meine erste sexuelle Erfahrung eben, die immer noch auf sich warten ließ. Nachdem wir uns eine Ente haben schmecken ließen, und das im heißen Sommer, das Verschwinden erneut gutging, wurde es mir zu allmälich zu blöd, und ich sagte zu Anja, daß wir jetzt nach Nürnberg fahren werden, aber nicht über den Hauptbahnhof klugerweise, und ich ihr Christa vorstellen möchte. Sie war einverstanden und wir kamen wirklich am Spätnachmittag in Reichelsdorf an. Wie soll ich das erste Treffen zwischen den beiden beschreiben? Christa hat sich schon gefreut, auch mich zu sehen, Anja mochte sie irgendwie, weil sie auch wenig von ihr wußte, sie war ja eigentlich das erste Mädchen, das ich ihr vorstellte. Wir machten zwar keinen sehr verliebten Eindruck, aber die Situation hätte schlimmer sein können. Klar bekam ich Geld, und auch sonst einiges, mal wieder frische Wäsche war auch nicht schlecht. Und so verabschiedeten wir uns nach 1 Stunde wieder und mir war wichtig, daß Christa sich keine Sorgen machte. Unser Ziel war jetzt Fürth, wir hatten jetzt bald jede fränkische Stadt durch und Anja machte einen sehr klaren Eindruck an diesem Abend, als wir uns wieder auf die Suche nach einem preisgünstigen Hotel machten, aber wieder keins fanden. Nach einem kurzen Besuch in einer normalen Kneipe, wo wir schuldenfrei bis heute sind, legten wir uns einfach unter einen Baum in einem kleinen Park auf der Fürther Freiheit. Wir waren am Ende unserer Kräfte. Selten erholsam hab ich ein paar Stunden Schlaf zusammengebracht. Anja machte auch keine Annäherungsversuche in dieser Nacht. Wir waren beide zu kaputt gewesen. Am folgenden Morgen gingen wir in ein Cafe, Anja trank meistens früh schon ihr erstes Bier, und im Laufe des Tages, so war mein Plan, wollten wir zu Lindner nach Aldorf fahren. Er verwaltete schließlich das bißchen Einkommen für mich, und ich wollte verdammt nochmal mein mir zustehendes Geld. Aber es  kam leider anders. Über endlose Umwege wollte ich mit Anja aus der Stadt raus. Dieser verdammte Bahnhof. Nie hatte ich diesen Ort so gehasst. Nie war mir dieses asoziale Gesindel, das da lungerte, so aufgefallen. Wir schafften es bis zum Wienerwald in Mögeldorf, wo wir ja schon auf dem richtigen Weg gewesen wären, um mit der S-Bahn nach Aldorf zu kommen. Aber warum Anja diese Flasche Whiskey klaute, war mir ja noch verständlich, warum sie allerdings dann auf dem schnellsten Weg zu diesem Ort mußte, verstand ich nicht. Mit ihren kaputten Kumpanen wollte sie teilen, hat sie mir später erzählt. Okay. Das war das Ende unserer Flucht, in diesem Mileu hatte ich keinen Einfluß mehr auf sie, auf das Mädchen, das mir inzwischen so viel bedeutete. Nachdem Punks mich fast zusammengeschlagen hätten, mußte ich verschwinden, und sie somit zurücklassen. Das sie da innerhalb kürzester Zeit von der Polizei aufgegriffen werden würde, war ein schwacher Trost. Ich mußte zurück in die Wohnung zu Christa, und noch nie hatte ich so um ein Mädchen geweint. Ich weiß heute nicht, ob sie es wert war, für mich war sie es damals wert. Ein paar Tage später erfuhr ich von ihrer Betreuerin, daß sie wieder in Ansbach war. Ich war erleichtert, bloß weg aus diesem kriminellen Mileu. Mit der Frau führte ich ein sehr offenes Gespräch, wo mir Sachen mitgeteilt wurden, die mir alle neu waren. Das Anja 2 Kinder bereits hatte, die in Pflegefamilien lebten und vieles schockierende mehr. Sie versuchte mir klarzumachen, daß es aussichtslos sein würde, mit dieser Frau eine Beziehung zu führen. Aber ich hatte noch Hoffnung, daß sie sich ändern könne, trotzdem war ich dieser netten Frau für ihre Auskünfte dankbar. Sie hieß übrigens auch Anja. Anja Alf. Meine Anja hatte mir irgndwann in dieser Zeit mal ihre Nummer gegeben. Das ich sie so schnell brauchen würde, konnte ich nicht wissen.

Perspektivlos durch die Rebuplik

Es folgten noch 2 Fluchtversuche mit Anja aus Ansbach, die alle sehr schnell beendet waren wegen ihres unvorsichtigen Verhaltens. Sie war auf auf der Station 2.0, wo ich sie auch ein paar Mal besuchen durfte. Bis dahin. Der Alkohol und die Suche nach diesem Mileu verhinderte, daß wir vielleicht wirklich eine Chance gehabt hätten. Nachdem ich sie nicht mehr besuchen durfte, verlor sich unser Kontakt etwas, und ich verbrachte meine Zeit wieder mehr in Reichelsdorf. Im September folgte nochmal ein kurzer Aufenthalt auf Haus 20 in Ansbach. Den ich aber schnell wieder abbrach. Im Oktober war die Situation in der Wohnung wieder so schlimm, daß ich beschloß, endgültig auszuziehen. Aber wohin? Von einer Stelle bei der Stadt Nürnberg ließ ich mir eine Pension zuweisen, in der man ein Zimmer bekam und das die Stadt auch bezahlte. Mit soviel Initiative bin ich selten an eine Sache rangegangen. Von Pennermileu will ich jetzt nicht sprechen, aber es ging schon in diese Richtung. Aber Hauptsache ich entlastete endlich die Nerven von Christa und vielleicht kam ich ja bald zu einer normalen Wohnung. So richtig glauben konnte ich nicht dran. Solange ich das Zimmer alleine bewohnte, paßte das schon, als allerdings eines Nachts völlig besoffene und abgestürzte Typen im Zimmer verstreut lagen, hielt ich es nicht mehr lange in dieser Behausung aus. Christa hatte mich auch eines Tages überraschenderweise besucht, stand Mittags, sehr zu meiner Freude in der Tür, und war schockiert von dem baufälligen und armseligen Zustand meiner neuen Bleibe. Und die Stadt zahlte nicht wenig dafür. An den Samstagen besuchte ich ein paar Mal Anja, sie war immer noch in Ansbach, jetzt auf der Station 1.1, wenn ich mich richtig erinnere. Das war immer ein schöner kleiner Ausflug mit der Bahn. Als ich dann nach 2 Wochen wieder in die Wohnung zurückkam, war ich schon etwas traurig, daß das auch wieder nicht geklappt hat. Und wieder eskalierte die Lage mit Christa wie selten zuvor. In diesem Streit hatte ich so die Kontrolle verloren, daß sie so blöd gegen die Wand fiel und sich sehr die Hand verletzt hat. Wie sehr ist mir dieses miese und unentschuldbare Verhalten heute peinlich, was würde ich tun, wenn das niemals passiert wäre. Jahrelang diese verbalen und bösen Streitigkeiten, und jetzt auch noch sowas. Diese Schuld trage ich mit mir, wenn sie mir auch heute erst richtig bewußt wird. Ihr Verhalten ist nicht immer leicht, aber das kann und darf niemals pasieren. Sagt sich heute leicht. Ich weiß. Jetzt konnte ich langsam wirklich nicht mehr in die Wohnung, die Leute bekamen das seit Jahren auch alles mit, die Leute sind zwar in dieser Situation das kleinste Problem, und außer Verurteilungen und Verachtungen hatte ich nichts von diesen Personen erfahren. Selbst meinen an Alzheimer kranken Vater hatten sie seinerzeit, als er noch lebte, verachtet.Meine einzige Idee war, es nochmal in einer neuen Pension zu versuchen, ich verlangte von Lindner Geld, das er mir nach langem Weigern gab und verschwand noch am selben Abend aus der Stadt. Die Nacht verbrachte ich in einem Cafe in Erlangen, dem Take Five, und früh stieg ich den Zug. Ich muß eingeschlafen sein, denn eigentlich wollte ich in Bamberg aussteigen. Aufgewacht bin ich in Coburg, Endstation. Einfach in einem warmen Bett weiterschlafen, war mein Wunsch. Ich fand wirklich eine kleine Pension in der Altstadt, wo ich unkompliziert ein schönes Zimmer bekam. So gut hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen, und als ich aufwachte, war es dunkel. Wußte die Uhrzeit nicht, es war 1 Uhr. Da ich bis früh auf den seltsamen, aber etwas naiven Pensionseigentümer hätte warten müssen um zu bezahlen, ging ich. Zum Bahnhof. Irgendwann fuhr ein Bus ins thüringische Sonneberg. Einfach weg, immer weiter weg, war mein Wunsch. Ich habe von Sonneberg aus Christa angerufen, war noch in einem Nachtcafe, das Guiness ausschank, und bin dann über thüringische Dörfer weiter nach Saalfeld, weiter nach Jena und Halle gefahren. In Leipzig sah ich mir das Völkerschlachtdenkmal an, und ich hatte solche Sehnsucht nach Anja, daß ich sie in Ansbach anrief, und ihr versprach, sie auf meine große Reise nachzuholen. Wie unrealistisch wieder mal. Irgendwann kam Magdeburg. Es war schon wieder Abends mittlerweile. In der Bahnhofskneipe lernte ich Bodo kennen. Mit ihm zog ich durch verschiedene Kneipen und irgenwann fehlten mir 100,-. Ich war betrunken und außer mir vor Wut. Der Typ, nicht größer als 1,60, war weg. Mit meinem Geld. Nicht alles, aber viel war nicht mehr da. Die Anzeige bei der Polizei brachte nichts, die kamen von selbst, so muß ich randaliert haben auf den nächtlichen Straßen Magdeburgs. Meine ersten Erfahrungen also mit den Ostdeutschen waren nicht sehr positiv. Auch hier wieder bloß weg. Erster Zug, meine Reise quer durch die Rebuplik ging weiter. Die Müdigkeit und der Alkoholpegel ließen mich bis Bremen kommen. Scheißkalt und schon wieder Bremen. Da war ich doch mal in einem Hotel, vor über 2 Jahren. Kurz bevor mein Vater starb, erinnerte ich mich. Kurz bevor der Wahnsinn begann. In Bremen war nicht meine Endstation, nach einem kurzen Bummel, wenn man das so nennen mag, fuhr ich in meine Wunschstadt. Hamburg. Das wollte ich schon lange mal sehen. Aber ob das mit 20,- lustig werden würde, war zu bezweifeln. Was für eine große Stadt. Endlich schlenderte ich am Hafen entlang und vergaß ein bißchen alles. Klar wollte ich auch die Reeperbahn sehen. Logischerweise viel leisten konnte ich mir nicht. Ich verschickte ein paar Karten und rief wieder Christa an. Sie wollte mir nicht glauben, daß ich in Hamburg war. Das Gespräch war sehr traurig, wenn ich mich erinnere. Ich sah mal wirkliches Elend auf St.Pauli und die Übernachtung in der Bahnhofsmission war grausam. Am anderen Tag, Sonntag, wollte ich Hamburg weiter anschauen, hier könnte ich mir vorstellen zu leben. Aber der Verlust meines letzten Geldes und Personalausweises entriss mir alle Träumereien. Die Wirklichkeit war- ich war am Ende, und somit erklärt sich auch mein freiwilliger Gang zur Bahnpolizei. Ich kam an einen selten netten Beamten, Hr.Bischoff, schon älter, und reden konnte ich schon immer gut. Also erfuhr er meine ganze Lebensgeschichte, mit aller Dramatik, mit allen Fakten, und mit meinem jüngsten Wunsch, in Hamburg bleiben zu wollen, von dem er wenig hielt. Er rief Sonntagabend, das muß erwähnt sein, Lindner an. Ihn wunderte nicht mehr viel und jetzt wußte er auch, was mit seinem, falsch meinem, Geld passiert ist. Wie sollte ich zurückkommen, war Hr.Bischoff´s Problem. Meins nicht. Es fuhr noch 1 Zug an diesem Abend, der EN nach Wien. Mit einem Kollegen wollte er es versuchen, den Zugbegleiter zu überzeugen, mich einstweil mitzunehmen. Lindner würde es ja später bezahlen, wie er alles bezahlt hat, was ich mir in diesen Jahren geleistet hab. So rannte ich also der Hamburger Bahnpolizei quer durch den Hauptbahnhof nach. Bestimmt ein Anblick für eine gute Schlagzeile. Satirereif. Begeistert war er nicht, der Zugbegleiter, und als er auch noch hörte, ich sei psychisch angeschlagen, war er kurz davor, die Polizisten und mich einfach stehenzulassen. Der Zug, der EN 491 nach Wien, hatte inzwischen reichlich Verspätung und ich bekam dann sogar ein leeres Abteil. Wie kommt man sich da vor? Beschissen. Aber in meinem ungepflegten Zustand war das vielleicht wirklich besser. Ja das war Hamburg und früh um 5 war ich wieder in Nürnberg. Wie freute ich mich. Die Überlegung, nach Wien durchzufahren, ließ ich mal sein. In die Wohnung konnte ich nicht, mir fiel in meiner armseligen Situation nur die Heilsarmee mehr ein. Für 3 Tage konnte ich da bleiben. Und somit entschied ich mich mal wieder, in die Psychatrie zu gehen, aus reiner Obdachlosigkeit. Ich wollte nach Engelthal, kam über das Gesundheitsamt zu einer Einweisung, und lernte bei diesem Aufenthalt im November 2002 meinen besten Freund kennen. Andreas. Wie schlimm das wirklich mit der Verletzung bei Christa war, erfuhr ich eines Tages in Engelthal am Telefon. Die Hand war so verstaucht und angeschwollen, das sie in die Klinik müsse. Sie mußte sogar operiert werden. Wieder realisierte ich das alles viel später erst.

Ein wahrer Freund und neue Ziele

Die erneute Zeit in Engelthal war also aus der Not entstanden, nachdem ich 1 Woche quer durch Deutschland gefahren war, ohne festes Ziel.Den Mann, den ich in den folgenden Wochen kennenlernen durfte, umgab eine noch nie erlebte intellektuelle und verständnisvolle Aura. Er war wohl Mitte 40, gerade mal 1,65 groß, immer schwarz gekleidet, sprach hochdeutsch und wir fanden schnell das Gespräch. Allein von meiner jüngsten Reise konnte ich ja viel erzählen, was ihn sehr zu interessieren schien. Wir hielten uns stundenlang im Raucherzimmer auf, die Station war wieder die E-Ost, wie bei den vielen früheren Aufenthalten. Andreas hatte wohl mit Depressionen zu kämpfen, und wie ich später erst erfuhr, auch mit einer Alkohol und Tablettenabhänigkeit. Günter war auch Patient, der sich Andreas anschloß und so hatte der kleine verständnisvolle Mann innerhalb kürzester Zeit zwei Schutzbefohlene, denen er ab jetzt helfen mußte. Von Anfang an waren das sehr gute Gespräche mit ihm und er machte nicht den Eindruck des typisch psychisch kaputten, wie ich so viele bei meinen Aufenthalten erlebte. Er hatte natürlich meine psychichen Probleme schnell erkannt, vorallem das mit den Wiederholungsstörungen war wieder sehr schlimm. Oft brauchte ich Günter zu einfachsten Sachen, wie telefonieren oder in den Speisesaal gehen, weil es in Anwesenheit einer anderen Person oft schneller ging. Er ließ sich meistens bereitwillig drauf ein. Günter war in meinem Alter, ein netter und gutaussehender Kerl, den die Drogen seine Psyche ruiniert hatten.Andreas wurde dann vor uns auf normalen Weg entlassen und sein Angebot, wir konnten zu ihm nach Erlangen kommen und ihn besuchen, freute mich sehr. Nachdem ich mir mal wieder 1 Tag Ausszeit in Nürnberg gegönnt hatte, um mit alten Bekannten Saufen zu gehen, armselig am anderen Tag mich von den Sanitätern zurückfuhren ließ, hatte ich auch Günters Freundin Martina kennengelernt. Ein wunderschönes Mädchen, aber auch leider psychisch angeschlagen. Im Dorf gab es 2 Wirtschaften, wo man so gut wie fast nirgends im Landkreis essen konnte. Die Leute von oben, also von der Frankenalbklinik, waren nicht sehr beliebt unten, weil viele eben sehr auffällig waren und sich schon manches geleistet hatten, worauf die Bauern wohl gerne verzichtet hätten. Ich war immer ohne Beachtung im "Goldenen Engel" und "Weißen Lamm" eingekehrt, meistens wenn Christa zu Besuch kam. Bei diesem Aufenthalt kam sie aber nicht, aus dem vorhin genannten Grund. Meine Sehnsucht nach Anja war weiter da, und ich ließ mir an einem Samstag Tagesausgang geben, um sie sozusagen bei der Konkurrenz in Ansbach zu besuchen. Nürnberg lag so in der Mitte, und so war das ein schöner Ausflug unter den gegebenen Verhältnissen. Der Besuch verlief normal, ohne Fluchtabsichten, Anja schien doch nicht vernünftig zu werden und irgendwie hatte ich keine Lust mehr an diesem Sonntag auf Engelthal. Schon länger hatte ich von der Nervenklinik in Bamberg erfahren, die so anders hat sein sollen als diese Bezirkskrankenhäuser, die die Leute nur wegsperrten, fixierten und nicht den Einzelnen versuchten eine ihm passende Perspektive zu geben.Mein Plan an diesem Montag, 25.November 2002, klappte, mich einfach als Notfall einliefern zu lassen. Die Klinik war gar nicht leicht zu finden, wenn man noch nie da war. Es war ein dunkler und windiger Novemberabend, als ich auf der Station B aufgenommen wurde. Das alte Gebäude war mir schonmal symphatisch, die Schwestern nett und ich sollte am folgenden Morgen den fähigsten Arzt kennenlernen, während meiner unzähligen Psychatrieaufenthalte. Prof.Dr.Dr.Günther. Ja, schon wieder ein Günther. Nie hatte ich besonderen Respekt gehabt vor den Ärzten in den Jahren, die mir in Weg kamen. Vor ihm schon. Er behandelte mich als Privatpatient, das gab es ja alles in den BKH`s nicht. Auch wenn er nicht viel Zeit hatte, war seine kurze Anwesenheit jeden Morgen ein schönes Gefühl. Ich kam schnell auf die Station C, eine sozialtherapheutische Station, alles war hier sehr freundlich und hatte wenig mit einem Knast zu tun, wie ich es von Ansbach kannte. Auch die anderen Ärzte machten einen erfahrenen und symphatischen Eindruck, redeten erst mit dem Patienten, später mit seinem Betreuer. Mit Andreas hatte ich telefonischen Kontakt, er war ab jetzt mein Ratgeber in so vielen Fragen. Er hatte uns nicht vergessen und fand meine Entscheidung mit Bamberg gut.Es war Vorweihnachtszeit und ich besuchte auch verschiedene Weinlokale in Bamberg, was mir in der Klinik auch verziehen wurde. Begeistert waren sie sicher nicht. Weiß nicht, warum ich von dieser Klinik auch wieder so schnell weg wollte, es lag wohl an Andreas, desen Angebot immer noch stand. Es war der 19.Dezember 2002, einen Tag vor meinem Geburtstag, als ich zu Andreas fuhr. Vorher hatte ich noch im Eulenspiegel, einem sehr guten Lokal in Bamberg, gut gegessen und getrunken. Er wollte mich vor dem Bahnhof in Erlangen empfangen und in der Dunkelheit hätte ich ihn fast bei den vielen Leuten so kurz vor Weihnachten nicht gesehen, und wäre wieder gefahren. Im letzten Augenblick sah ich ihn unter all den Massen, wie immer schwarz gekleidet. Er freute sich sehr, mich zu sehen, und wir fuhren in seine Wohnung, die ich bald als meinen Fluchtpunkt in jeder seelischen Ausnahmesituation sehen konnte. Er war sehr antiquar eingerichtet, und so belesen er war, passten die tausenden Bücher in seinem Arbeitszimmer sehr zu ihm. Sein Wohnzimmer war auch sein Arbeitszimmer, seine Küche, ein Bad und ein Schlafzimmer. Das war seine Wohnung. Und ein Balkon. Ich fühlte mich wohl, er ließ mich in seinem Bett schlafen, während er im Arbeitszimmer schlief. So verbrachte ich meinen 23.Geburtstag bei Andreas in Erlangen, den studierten Theologen und ständig krankgeschriebenen jetzigen Krankenpfleger. Er versuchte mir, einen schönen Geburtstag zu bereiten, ging mit mir Einkaufen und die nächtelangen Gespräche mit ihm in seiner Küche waren wohltuend. So wie auch das Diazepam, das er als Tropfen hatte und mir gab, so wie er viele Tabletten zu Hause hatte. Ich kannte ja bisher nur als Beruhigungsmittel Tavor. Aber Diazepam brachte eine andere Art der Entspannung, damals jedenfalls noch. Ich erzählte ihm so vieles aus meinem Leben und mein Hauptthema war Anja, sie war in Ansbach nicht mehr auffindbar und ich wünschte mir, daß sie einfach mit hiergewesen wäre in diesen Tagen. Auch Günter konnten wir nicht so leicht ausfindig machen. Es war der 23.Dezember 2002, als wir Günter aus der Wohnung eines Psychophaten in Erlangen sozusagen befreiten. Die Aktion war schon wieder filmreif und Andreas Engagemennt war toll. In Erlangen war Action in diesen Tagen, die Polizei konnte uns nicht an unseren Vorhaben hindern, und so war Günter jetzt auch noch bei Andreas. Es wurde viel getrunken, Probleme besprochen, wie so oft, und Anja fehlte mir bloß immer mehr. In keiner Klinik war sie zu finden und so konnte ich als einzigen weblichen Lichtblick Martina sehen, die am 1.Weihnachtsfeiertag auch noch kam. Andreas hatte auch schon mit Christa telefoniert und überhaupt nahm er sich allem so füsorglich an. Er konnte aber auch sehr konsequent sein. Bei ihm machte ich meine ersten Erfahrungen mit dem Internet und am Computer. Und in diesem Internet erfuhr er eben von diesem Weglaufhaus in Berlin. Eine Kriseneinrichtung und Zufluchtsstätte für Leute, die von der Psychatrie die Schnauze voll hatten und denen man nicht mehr helfen konnte. War ich da nicht der richtige Kandidat dafür? Eine Adresse fand man nicht, nur eine Telefonnummer. Als es dann am 2.Weihnachtsfeiertag zu einem kleinen Streit kam, was heißt kleinen, Andreas und seine vielen Tabletten und Substanzen, die zum Teil sehr giftig waren und mit denen er mir den perfekten Suizid iab und an erläuterte, bekam ich Angst in seiner Wohnung, vielleicht übertrieben, und ich ging. Ich rief Christa an, sie sagte, ich solle mit dem Taxi nach Reichelsdorf kommen. Ich konnte nicht in die Wohnung, es war zuviel passiert, ich ließ mich zwar nach Reichelsdorf fahren und sie kam an den Parkplatz bei uns und gab mir 50,-. Weil ich sagte, mein Vorhaben in Berlin verwirklichen zu wollen, das würde zwar knapp mit dem Geld werden, aber sie hatte wohl nicht mehr. Diese Szene macht mich heute noch traurig, wie sie in dieser Weihnachtsnacht mir auf einem Parkplatz Geld gab, sich gefreut hätte, wenn ich in die Wohnung mitgekommen wäre, aber mein psychischer Zustand ließ das nicht zu. Ein trauriger Abschied und wieder ein mehr als fragliches Ziel, von dem keiner wußte, was es bringen würde. Das sind so Erinnerungen, die mich heute so traurig machen, weil keiner von uns beiden ja eigentlich für dieses Elend was konnte. So machte ich mich wiedermal auf eine Reise. Immerhin hatte ich die leise Hoffnung, das die Idee ja von Andreas war und sie somit erfolgsversprechender sein müßte als meine bisherigen schon im Ansatz gescheiterten Versuche, aus diesem Srudel rauszukommen.

Berlin 1.0

Auf nach Berlin- das Geld reichte wirklich, über Jena, Leipzig, Magdeburg, wo natürlich beste Erinnerungen wach wurden, kam ich am anderen Tag in Berlin Zoologischer Garten an. Es war der 27.Dezember 2002. Und mit null Ahnung, wo das Weglaufhaus jetzt sein sollte, ging ich zur Bahnhofsmission und rief dort an. Blöd war ich ja noch nie. Der Mann am Telefon war nett und als ich ihm erklärte, was für ein weiter Weg hinter mir lag, konnte ich ihm die Straße endlich entlocken. Berlin ist ja nicht gerade klein und Frohnau hab ich noch nie gehört. Aber ich fand schließlich alles und mein Orientierungssinn war schon immer ausgezeichnet. Allemannenstraße 69. Egal, ich schreib das jetzt einfach, die machen ja ein Staatsgeheimnis aus ihrer Adresse, ist auch begründet. Und das beste-nicht mal Lindner haben sie sie verraten, als er sich 1 Woche später über mein neues irres Vorhaben informieren wollte. Er war wohl außer sich vor Wut in Aldorf. Die Mitarbeiter waren ja zum Teil selbst alles Betroffene, die früher Probleme mit der Psychatrie hatten. Der Rest Sozialpädagogen und Praktikanten. Ja, ich wurde aufgenommen, als ich Tina, glaube ich, im noch weihnachtlich schlicht geschmückten Wohnzimmer meine Story erzählte. Das war wie eine große WG, in einer schönen alten Villa, in Frohnau eben, am nördlichsten Berliner Stadtrand. Hier konnte man zur Ruhe kommen, Tabletten wurden verachtet, ebenso jede Art von Einschränkung persönlicher Rechte und die Aufgaben eines jeden Bewohners waren zu bewältigen- 1 mal die Woche putzen und Einkaufen, wobei zweiteres mir eher lag. Die Leute waren fast alle aus Berlin und ich aus Franken war sehr gewöhnungsbedürftig, schon wegen meines Akzentes. Die waren auch alle eher für sich, nicht wie in den besten Zeiten Ansbachs, wo sich lustige Runden nächtelang Geschichten im Raucherzimmer erzählt hatten. Für mich war natürlich Berlin als Stadt wahnsinnig interesannt. Ich nahm jeden Tag die lange Fahrt mit der S-Bahn in Kauf, um ein bißchen was von der Stadt zu sehen. Dann war Sylvester. Die größte Sylvesterparty Deutschlands am Brandenburger Tor- und ich mittendrin. Aber so berauschend war das dann gar nicht, mein geliebtes Feuerwerk war auch verboten, und außer einem Rausch vom Bitburger blieb mir nichts erwähnenswertes in Erinnerung. Um 5 früh in der S-Bahn aufgewacht. Es war das Jahr 2003.Ich lebte mich ganz schnell da oben ein und ab und zu schickte mir Christa natürlich etwas Geld. So lernte ich auch die vielen Berliner Kneipen kennen, was gar nicht so gut war. Auch Andreas hat sich eines Tages im Januar wieder gemeldet, er hatte gleich die Vermutung gehabt, daß ich es versuchen würde, er kannte mich ja und unser Streit war wieder vergessen. Und schließlich erfuhr ich auch endlich, wo Anja war. Sie war in der Maximilianshöhe, einer Therapieeinrichtung in Bayreuth. Sprechen konnte ich noch nicht mit ihr, wegen einer angeblichen Kontaktsperre.Ja, Berlin war aufregend, und wohin das führen sollte, wußte wieder mal keiner. Die Kostenfrage hatte Lindner knurrend geklärt und wenn ich nicht so oft beim Schwarfahren bei der BVG erwischt worden wäre, wäre mein Aufenthalt die 6 Wochen richtig unaufällig gewesen. Meine Sehnsucht nach Anja war wieder eines Tages so groß, daß ich sie am liebsten mit ins Weglaufhaus geholt hätte. Aber Anja in Berlin? Um Gottes Willen. Das konnte nicht gutgehn, niemals! Es kam auch nicht dazu. Andreas hat uns vorprohezeit, das würde unsere letzte Reise werden. Wo er wohl Recht gehabt hätte. Was stellt sich ein Verliebter aber nicht alles vor, und ich wünschte mir doch nur Normalität mit dieser Fau, wie ich sie mir später mit jeder Frau gewunschen hätte. Die Leute in der alten Villa waren nicht immer leicht und das Konzept mir natürlich neu. Aber besser als dieser sinnlose Klinikalltag, mal von Bamberg abgesehen. Im Haus war man nicht immer einer Meinung, und Probleme wurden offen diskutiert. Jeder hatte die selben Rechte, das Büro war für alle zugänglich, bei schweren Krisen durfte man sogar Nachts im Büro schlafen. Es war ja immer jemand anwesend. Ich brauchte das aber nie. Lindner wollte dann doch mal meinen psychischen Gesundheitszustand überprüfen lassen, da er ja jede Gewalt über mich verloren hatte. Er drohte mit einem neuen Beschluß, was in Berlin sowiso völlig anders geregelt ist, das erfuhr ich auch erst später, daß das von Bundesland zu Bundesland verschieden ist. Also erfüllte ich ihm den Wunsch, und ging gegen den Willen der Mitarbeiter zu einer sehr netten Psychiaterin in Wedding. Sie schrieb ein paar Zeilen und die Sache war erledigt. Typisch für meine Labilität wollte ich dann eines Tages sogar vorm Weglaufen weglaufen.

Frühjahr mit Überraschungen

Anfang Februar, ich fuhr mal wieder mit der S-Bahn durch die Stadt, war ich auf einmal in Potdsdam, und beschloß spontan zurückzufahren, mit der Absicht zu Andreas zu gehen. Wenn ich mich da mal nicht täuschen sollte. Mitten in der Nacht rief ich ihn von Leipzig aus an und erzählte ihm mein Vorhaben. Er war alles andere als begeistert. Vorher wollte ich Anja noch in Bayreuth besuchen, was ich auch versuchte, es lag ja fast am Weg, an diesem kalten Wintermorgen. Sie war aber schon wieder verschwunden und so traf ich nur einen Bekannten aus früheren Psychatrietagen. Andreas war absolut nicht mehr erreichbar, und da meine Oma in der Klinik war, konnte ich ein paar Tage in ihre Wohnung. Es war ein großer Fehler, Berlin wieder zu verlassen, sage ich heute über meinen 1.Berlinaufenthalt. Ich bekam Panikattacken und auf offner Straße mußte ich den Notarzt holen, der mir Diazepam i.v. verabreichte. Es passierte wieder nur schlimmes in diesen Wochen, Sauftouren mit Kumpels, Christa flüchtete immer öfter jetzt zu meiner Oma in die Wohnung. Ausgerechnet von Lindner erfuhr ich, daß Anja jetzt in der JVA Würzburg war. Wo ich sie auch sofort besuchte, aber jetzt auch noch Knast, unsere Chancen auf ein normales Leben schwanden. Ich lebte jetzt so wie allein und sehr verwahrlost in unserer Wohnung, trank sehr viel, hatte mir Diazepam jetzt von Dr.Reiß verschreiben lassen, konnte bei jeder Panikattacke ja nicht den Notarzt holen. Andreas war überhaupt oft längere Zeit nicht zu erreichen, dann war ihm wohl alles zu viel geworden. Er hätte es mir aber auch einfach sagen können, er zog sich dann komplett zurück.Es war Faschingsdienstag, als ich wieder mal in Erlangen von Kneipe zu Kneipe zog und mir was erstaunliches passierte. Es war im Take Five gegen 4 Uhr früh, als eine Frau mich abknutschte und gar nicht mehr von mir lassen wollte. Sie hieß Christina, war so Ende 30, Krankenschwester und wir gingen in ihre sehr schöne Eigentumswohnung in Erlangen, wo wir in dieser milden Nacht auf ihrer Terasse noch weiter Wein tranken. Das sollte wohl ein One Night Stand werden, was er auch hätte werden können, wenn ich nicht so betrunken gewesen wäre. Diese Erfahrung läßt mich auch heute noch manchmal grübeln. Christina, nicht ganz schlank, suchte sich wohl gelegenlich einen Mann fürs Bett. Schade, daß ich ihr zur falschen Zeit begegnet bin. Als ich das alles am anderen Tag realisierte, und mich nochmal auf den Weg zur ihr machte mit einer Rose und einer Flasche Sekt, war die Freude bei ihr begrenzt und ich zog wieder ab.So hätte mich diese Frau fast noch zum Mann gemacht. Aber außer leidenschaftlichen Küssen und so einer Art Petting mit dem Versuch ihrerseits Sex zu bekommen, war da nichts. Genießen konnte ich das nicht. Ein paar Tage später besuchte uns Lindner in Reichelsdorf, was eine Seltenheit war und gab mir etwas Geld. Christa klagte ihr Leid und keiner wußte nach wie vor, wie es weitergehen sollte. Bei meiner Oma hatte ich auch eines Nachts vor der Tür randaliert, sicher betrunken, Christa war ja wieder bei ihr und es ging um Lelli und seine Gefühle zu Christa. Warum muß ich wegen so einem Kindergarten solche Grenzen überschreiten? Ja, das frage ich mich heute. Selbst vor meiner Oma hatte ich jeden Respekt verloren, sie ließ mich auch ihre Ablehnung gegenüber meinen psychischen Problemen deutlich spüren.Mit dem Geld fuhr ich am 15.März 2002 nach Salzburg. Wollte schon wieder weg. Ich nahm ein Zimmer im Hotel am Dom, beste Lage, telefonierte dann die ganze Nacht mit Andreas in Erlangen. Die Rechnung war hoch und nicht mit im Zimmerpreis inbegriffen, wie ich naiverweise meinte. Das Bett war bequem und der Rausschmiß morgens wesentlich unbequemer, nach einem Telefonat mit Lindner, der wieder mal zahlen mußte. So war Salzburg nach 1 Tag schon wieder passe. Ein gutes Paulaner noch am Münchnener Hauptbahnhof und wieder willkommen in Nürnberg. Ja, was ist in diesem Frühjahr alles passiert, wenn ich das jetzt betrachte. Eines Abends zum ambulanten Krisendienst, der mir ein Taxi bestellte, das mich nach Ansbach fuhr. Station 2.0 Die Amis sind gerade im Irak einmarschiert und als ich an der großen Kaserne in Katterbach vorbeifuhr, fiel mir unweigerlich Angie wieder ein. Mit Andreas hatte ich wieder Kontakt und Lindner verlor jetzt bald die Nerven. In Ansbach traf ich auf eine Frau, die ich schon von früher kannte. Ich behaupte mal, bei unserem Wiedersehen, mich sehr in sie verliebt zu haben. Sie hatte eine besonders charmant-lassive Art, die mich sehr anzog. Petra, war knapp 40 und hatte einen etwas ländlichen Azent. Sie kam aus Treuchtlingen. Viel wußte ich nicht von ihr und wir verstanden uns sehr gut. Einmal durfte ich sogar auf ihrem Bett ihren schönen Rücken massieren. Sie hat wohl bemerkt, daß ich in sie verliebt war, aber Petra war keine leichte Frau wie Anja, die schnell zu kriegen war. Und da war auch noch irgndein Mann im Spiel. Ich hab ihr nie meine Gefühle gestanden, heute würde ich kein Problem mehr darin sehen. Anja war nicht vergessen, aber seit sie wegen irgendwelcher Kleinkriminalität im Knast wieder war, war ja so gut wie kein Kontakt möglich. So verbrachte ich wieder Wochen in Ansbach auf der 2.0 und später 1.1 Auch ein kurzer Aufenthalt am Klinikum am Europakanal, dem BKH Erlangen, war inbegriffen. Eine schlimme Klinik, völlig unsymphatisch, da war Ansbach ja eine Erholung. Eines Tages verschwand ich mit meinem Taschengeld von 80,- und fuhr zu Andreas. Wir redeten wieder nächtelang, machten Pläne, er erzählte mir von einem ehemaligen Kloster in der Schweiz. Eine art Stätte, wo man sich selbst finden sollte, er war selbst schon da und wir fanden die Idee gut, daß das auch was für mich sein könnte. Andreas ging nicht gern in Kneipen, wohl wegen seiner Depressionen und er erzählte mir auch von seinen 5 Kindern. Andreas war geschieden und war ursprünglich aus Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern. Wieder ging ich in Ansbach ein und aus wie es mir paßte, und die Anträge auf immer neue Beschlüsse von Lindner, interessierten mich nicht mehr besonders. Wenn ich keinen Ausgang bekam, da reichte es schon, wenn man als erwachsener Mann, ein Bier irgendwo trank, verschaffte ich mir meinen Ausgang eben auf meine Art. In Ansbach war das ja kein Problem. Nicht das ich stolz darauf wäre, aber ich fühlte mich zu normal trotz aller Störungen, daß ich mich dem Willen von arrogannten und unwissenden Ärzten sowie Amtspersonen beugen sollte. Das war meine Art, diese Zeit zu überstehen, es mir so angenehm wie möglich zu machen und trotz aller Planlosigkeit meine Persönlichkeit und Würde nicht zu verlieren. Nach einem erneuten Weggang mit dem coolen alten Weggefährten Davis Störzer, ehemaligen Unteroffizier und Ex-Freund von Angie Mc Rae, landeten wir in Nürnberg in verschiedenen Kneipen und prvozierten fast schon die Einsatzkräfte, die uns zurück nach Ansbach fuhren. Jetzt reichte es den Ärzten endgültig, und ich wurde wieder mal von der Station verwiesen. Wieder in die Obdachlosigkeit, die Wohnung war immer für mich da, aber was war besser? Ein paar Tage habe ich wirklich in einer Notschlafstelle im schlimmsten Pennermileu Nürnbergs verbracht,den Tag planlos in der Stadt verbracht. Das ist doch kein Leben. Andreas erbarmte sich wieder und ließ mich in seine Wohnung. Das Vorhaben mit der Schweiz sollte konkret werden, und als er wirklich mit mir nach Nürnberg fuhr, um meine Papiere am Einwohnermeldeamt abzuholen, weiß nicht was der Mann ab und zu hatte, er machte ja alles für mich. Schrieb Briefe an Lindner, telefonierte mit so vielen Leuten, informierte Christa immer, daß es mir gut ging, aber ab und zu bemerkte man, daß ich ihn halt doch als Patienten in Engelthal kennengelernt hatte. Er verschwand wieder mal ohne ein Wort, während ich meinen Pass holen wollte und war für Tage nicht erreichbar. Ich stand auf der Straße und konnte es kaum fassen.

Bambergs versöhnender Abschluß

Der letzte Versuch sollte folgen. Bamberg auf ein Neues. Und es sollten 4 erholsame und abwechslungsreiche Monate in Bamberg werden. Prof.Dr.Dr.Günther war die Freude über meine erneute eigene Einweisung an diesem 25.April 2003 anzusehen. Er war ja ein so charmanter Chefarzt, der nie die Haltung verlor und mit seinem sarkastischen Unterton stellte er mich seinen Ärzten am anderen Morgen vor, da ich natürlich mal wieder mitten in der Nacht um Einlaß gebeten hatte. Kurz vorher noch im Calimero gewesen, der Schock mit Andreas saß tief.Ja, und immer wieder diese Exzesse, in Bamberg ohne große Sanktionen, Lindner erfuhr nur das nötigste.Der 1. sehr schlimme folgte im Mai, mit ein paar anderen Patienten das gute Bamberger Bier ausprobiert, immer in schönen Lokalen, wollte ich zu Andreas, der aus der Versenkung wieder aufgetaucht war. Bis Erlangen hatte ich es auch noch geschafft, aber irgendwie bekam ich einen Blackout und muß unweit seiner Wohnung auf dem Grünstreifen der Äußeren Brucker Straße aufgefunden worden sein. Am Spätnachmittag. Besinnungslos besoffen. Mit einem Blasenkatheder wachte ich auf der Intensivstation in der Uniklinik wieder auf. Eine Station weiter, wo Andreas eigentlich arbeitete. Scheiße gelaufen. Es ging mir schnell besser, war ja nur eine Alkoholintoxikation, und so fuhren sie mich am anderen Tag wieder nach Bamberg. In meine Kurklinik. Das hätte ich mir sparen können und die Kosten in diesen Jahren will ich gar nicht wissen. Aber konnte ich wirklich was dafür? Schwer zu beantworten. Für vieles sicher, für vieles sicher aber nicht.Beim nächsten Versuch ein paar Wochen später schaffte ich es nüchtern zu Andreas. Wir quatschten die ganze Nacht, er hatte auch einen guten Musikgeschmack und einen ausgezeichneten Weingeschmack, und so wollte ich jetzt in unserer Laune, an diesem Morgen in die Schweiz fahren. Andreas gab mir freiwillig seine Schweizer Franken, die er noch von seinem Aufenthalt hatte. Nichts gegen Bamberg, die Klinik war Erholung pur, aber meine wechselhafte Art ist wohl typisch für ein Leben, ohne zu wissen, wo man hingehört. Anders kann ich mir das heute nicht erklären. Es regnete in Strömen, als er mich früh morgens zum Bahnhof begleitete.Von Erlangen nach Nürnberg, wo ich erst noch bei Dr.Reiß ein Rezept holte, denn ohne Tabletten wäre das ein kritischer Ausflug geworden. So fuhr ich von Roth weiter nach Treuchtlingen, wo ich umsteigen mußte. War am überlegen, ob ein Besuch bei Petra angebracht gewesen wäre. Sie hatte mir erzählt, sie hat ein schönes Haus, aber wegen ihrer mannisch-depressiven Art und ihrem eventuellem Lebensgefährten ließ ich das Vorhaben sein. Sie mußte jedenfalls schon wieder zu Hause sein. In Treuchtlingen brauchte ich eine Apotheke, weil der Tablettenentzug und der Alkohol des vergangenen Abend sich stark bemerkbar machten. In Augsburg ging es mir dann wesentlich besser, und weiter ging es nach Lindau, wo ich früher schon war. Das Wetter war nicht schön, aber der Bodensee ist immer beeindruckend. Und noch am selben Abend überquerte ich die Grenze und kam nach langer Fahrt in Zürich an. Ja wunderschön, mußte die Nacht da verbringen, gibt da sehr schöne Cafes, die die ganze Nacht offen haben. Und bayerisches Bier. Nicht ganz billig, aber wo war es das schon noch. Andreas war schon wieder seltsam abweisend am Telefon, später erfuhr ich auch den Grund für sein gestörtes Verhalten. Am nächsten Morgen fuhr ich über Luzern in das Dorf Schopfloch. Hier sollte jetzt das ehemalige Kloster sein. Ich fand es sehr schnell, und was mich erwartete, war ein Schock. Zwei Frauen öffneten, musterten mich, und erklärten mir dann auf Schwyzerdeutsch, das sie wußten, wer ich bin und was ich wollte. Was wollte ich denn eigentlich? Wußte ich das selbst so genau? Ein Andreas hatte angerufen, und vor mir gewarnt, ich sei ein Dieb. Sie erklärten mir, nach diesen Aussagen, könnten sie mich nicht aufnehmen. Ich war entsetzt. Was war das für eine Lüge. Sie baten mich kurz hereinzukommen und boten mir Platz in einem kargen Zimmer. Kurze Zeit später kamen sie wieder und gaben mir ein Bündel Geldscheine. Für meine sichere Rückreise. Wieviel das war, erfuhr ich erst beim Wechseln in Luzern-300Sfr. Ich soll nach Deutschland zurück, das ist ein zivilisiertes Land, da kann man meine Probleme bestimmt auch lösen. So ist die Schweiz. Nicht schlecht, aber was mich störte, war dieses verlogene Gerede von Andreas. Wegen ihm war ich eigentlich in der Schweiz. In Luzern Abends hat er sich dann aufrichtig entschuldigt am Telefon, er hat in seinem Suff sich das alles eingebildet. Dankeschön. Ich war in der Notschlafstelle, die aber einem Luxushotel glich, mit Deutschland verglichen. Da gab es belegte Brötchen in allen Variationen, man konnte kostenlos telefonieren und bei Bedarf hätte ich sogar Kokain schnupfen können. Die Nacht war angenehm, und am nächsten Tag wollte ich weiter in den Süden, was wollte ich denn in Deutschland? In die Klinik nach Bamberg. Oder zu Andreas. Also fuhr ich bis zum Lago di Maggiore. Die schönste Gegend und beste Luft, wo mir je wiederfahren ist. Lugano, Locarno, Ascona, nie vergesse ich diese Strandpromenade. Und die Fahrt mit dem Schiff. Und die orginal italienische Pizza. Glückselig flanierte ich an den teuren Nobelkarossen und Designerläden vorbei. Die schönen alten Häuser, alles im italienischen Stil bereits. Eine unerreichbare Welt, für 1 Tag nahm ich an ihr teil. Geld hatte ich ja, das wurde zwar schnell knapp hier, aber mir war klar, daß ich ja zurück mußte. So fuhr ich am anderen Tag wieder über Bellinzona, den St.Gotthard und Luzern zurück nach Zürich. Und schließlich nach Deutschland. Als erstes zu Andreas. Es folgte ein schon eher ernstes Gespräch und seine Schattenseiten als Freund bewieß er mal wieder am nächsten Tag, als er mich von 2 netten Polizisten nach Bamberg zurückchauffieren ließ. Aber ich war ihm nie lange böse.In Bamberg staunten sie nicht schlecht, als ich ihnen erzählte, wo mein jüngster Ausgang mich hingeführt hatte. Der Professor schmunzelte nur noch, und empfahl seinem Oberarzt als nächstes Urlaubsziel den Lago di Maggiore.Ja, es waren schöne sommerliche Wochen in Bamberg. In der Klinik war ich irgendwann bald wie das Maskottchen. Der Professor versuchte eine Lösung für meine Lage zu finden. Was  gar nicht so leicht war, und seiner Idee, von einer betreuten Wohngemeinschaft war ich eigentlich gar nicht ablehnend gegenüber eingestellt.Petra hatte ich nicht vergessen, und als ich ihre Nummer rausfand, rief ich sie an und sie lud mich zu sich in ihr Haus ein. Aber das war alles so unverbindlich, da konnte nichts draus werden, das hätte mir damals klar sein müssen. Klar wären die Zukunftschancen mit Petra besser gewesen als mit Anja, aber entweder sie wußte nichts von meinen Gefühlen, oder sie war mit ihrer mannisch-depressiven Art sowiso zuviel mit sich beschäftigt. Meine Person schätzte sie schon sehr, das hab ich bei meinen späteren Besuchen bemerkt. Aber wehe, die Frau fing das Spinnen an. 2 mal hab ich sie besucht. Von Bamberg mit dem Zug nach Treuchtlingen. Offizieller Ausgang. Muß erwähnt sein. Der erste Besuch war sehr schön, hatte mich extra schick gemacht für sie, das muß auch erwähnt sein, sie war, als ich Mittags klingelte, erst nicht zu Hause, und ich wollte schon wieder gehen. Da kam sie. Sie hatte ein echt schönes Haus mit Garten und war eine sehr gute Gastgeberin. Ich durfte im Wintergarten bei ihr schlafen. Klar hätte ich lieber in ihrem Bett geschlafen, aber eben auf diese körperliche Art war Petra einfach distanziert. Wir machten Ausflüge an diesem Wochnenende, sie war eine begandete Autofahrerin, und auch ihren 4-jährigen Sohn Paul holten wir aus dem nahegelegenen Solnhofen von einer Art Pflegefamilie ab, wo er scheinbar wegen ihrer mannisch-depressiven Art hingekommen ist. Das wußte ich auch alles nicht. Paul hat mich sofort gemocht, ich hatte bis dahin ja wirklich wenig Erfahrung mit Kindern. Wir fuhren zum Altmühlsee, ja das war fast schon normal, aber doch weit entfernt von dem, was ich mir bis heute wünsche-einer kleinen Familie. Heute könnte ich auch mit einem vernünftigem Konzept, das Ruder übernehmen, wenn alle ein wenig mitspielten. Damals war mir das nicht möglich. Abends lud ich dann Petra zu einem Griechen in Weißenburg ein, wie gesagt, ein schönes Wochenende. Dann kam wieder die Nacht im Wintergarten. Und dann wollte mich Petra mit dem Zug nach Bamberg begleiten, wo es dann im Blauen Adler, einer Lounge im Nürnberger Hauptbahnhof, leider zu einem Streit kam, den Petra von einer Sekunde zur anderen sozusagen provozierte. Ja, ein paar schöne Besuche, mehr war das nicht mit Petra. Auch Günter ist irgendwann wieder aufgetaucht, ich wollte ihn dann mit in "meine" Klinik in Bamberg schleppen, weil Günter hatte auch dringend bessere Hilfe verdient, abe das sollte nicht klappen. In Forchheim hatten wir zuviel getrunken und als wir nachts nach einer richtigen Odysee in Bamberg oben auf dem Michalisberg angekommen waren, schickte die Ärztin Günter wieder weg. Auch mit Andreas hatte ich wieder viel Kontakt, er war mein engster Vertrauter und am letzten Juli-Wochenende besuchten wir sogar die Reichelsdorfer Kärwa, und er lernte Christa endlich persönlich kennen. Wir konnten in der Wohnung meiner Oma schlafen, weil diese plötzlich ins Altenheim gekommen war. Das erfuhr ich auch eines Tages völlig überraschend am Telefon.Helmut Weissig war auch Kult in Bamberg, er wohnte schon Jahre in der Klinik, und mal in seiner eigenen Wohnung. Nebenbei führte er den Kiosk. Wir verstanden uns super, der war auch so durchtrieben und niemand konnte ihm böse sein. In der Disco Mausefalle sind wir auch eines Tages exzessiv abgestürzt, wo ich dann bei Helmut übernachtete.Die Patienten auf der Station C waren fast alle eher normal und wegen kleinerer Probleme da. Wir saßen oft bis spät im Garten, und ich bekam viel Lob, das meine Annekdoten oft besser wirkten als ein Gespräch am nächsten Morgen beim Psychologen. Das fand ich schön. Leider hat sich auch kein Kontakt aus dieser Zeit erhalten.Im August kam Christa zu Besuch und in der Stadt war die Sandkärwa. Ein wunderschönes Fest, das wir auch mit reichlich Frankenwein genossen. Wir streiteten nicht, und schunkelten zu stimmungsvollen Schlagern, während auf der Regnitz an uns die bunt beleuchteten Schiffe vorbeifuhren. Ein schöner Abend, alles mit vorheriger Absprache genehmigt. Das war eben Bamberg. An solche Erlebnisse erinnere ich mich gerne zurück, denn das jahrelange belastende und gestörte Verhältnis mit Christa schien sich zu bessern.Dann kam ein Tag Ende August, an dem ich mir am Bamberger Bahnhof die Nürnberger Nachrichten kaufte, einfach aus einer Laune raus. Und dieser Kauf sollte so vieles verändern.

Die Wohnung

In der Zeitung las ich von einer 1-Zimmer Wohnung in Nürnberg-Reichelsdorf. Ich fuhr nach Nürnberg, und schaute mir mit Christa zum ersten Mal eine Wohnung an, mit der festen Absicht, in diese auch einzuziehen. Und irgendwie war ich mir sicher, daß ich das schaffen würde. Das Lindner nur Belustigung und zynische Vorraussagungen für das Vorhaben übrig haben würde, war vollkommen klar. Aber hat mich jemals wirklich die Meinung Lindners interessiert. Ich bekam die Wohnung wirklich ein paar Tage später, und wir holten die Schlüssel in diesem Immobilienbüro. Das war wirklich ein großes Ereignis für mich und so schnell das gegangen war, hatte ich Bamberg natürlich ganz vergessen. Ich erklärte der Ärztin telefonisch, was sich bei mir in Nürnberg verändert hat und sie akzeptierte es und wünschte mir viel Glück. Die Klinik in Bamberg werde ich immer in bester Erinnerung behalten, und die betreute WG wäre bestimmt auch nicht verkehrt gewesen, aber jetzt hatte ich meine eigene Wohnung. In Reichelsdorf, ob das gut war, konnte ich noch nicht einschätzen. Das Haus war mir noch nie aufgefallen, ein 5-Parteien Haus, mit schon etwas seltsamen Nachbarn. Bis auf Richi, waren alle arbeitslos. Störte mich nicht, aber wegen verschiedener immer noch vorhandener psychischer Störungen, das ich halt alles immer wiederholen mußte, war ich schnell ein Außenseiter. Außer bei Richi, der eigentlich Richard hieß, und ein auf den ersten Blick sehr harter Typ war mit einem unverkennbaren Alkoholproblem und seiner lieben Schäfer-Collie Hündin Candy, Richi und ich wurden vom ersten Tag an Freunde in diesem Haus. Ich veranstaltete nur mit ihm meine Einweihungsparty. Keiner außer ihm wollte kommen. Später sollte sich das alles ändern. Lindner hatte sich strikt geweigert, mir Geld für Möbel zu geben, bis er aufgab, und ich für 1000,- mit Christa bei Ikea einkaufen ging. Ich konnte schließlich nicht in einer leeren Wohnung wohnen. Er gab mir eine maximale Mietdauer von 4 Wochen, aus der dann immerhin 5 Jahre wurden, belächelte das ganze wie immer süffisant, mußte sich aber schließlich beugen. Jetzt war wohl mal genug mit Aufenthalten in der Psychatrie. Was das bringen würde, wußte ich natürlich auch nicht. Und so gut es ging mit dem Geld, richtete ich mich nach meinen Wünschen ein. Die Wohnung war nicht besonders groß, aber schön eigentlich. Ein Wohnzimmer, eine große Küche, ein Bad. Ich war also wieder in Reichelsdorf, in meiner eigenen Wohnung, verbrachte viel Zeit mit Richi, wenn der von seiner Arbeit bei Schöller kam und wir tranken auch nicht wenig. Richi war geschieden, hatte 2 Kinder, und durch den Alkohol hatte er wohl schon vieles verloren, außer seiner Arbeit, der er immer nachging. Und seine Candy, das war das wichtigste für ihn. Ja, auch Andreas wurde natürlich über alles am Laufenden gehalten. Er war mir wie immer einer guter Ratgeber in vielen Fragen, die mit der neuen Situation sich unweigerlich stellten. Ja, so vergingen die ersten Monate, und es war November, als ich am Bahnhof mit Richi jemanden begegnete, womit ich nicht mehr gerechnet hätte. Es war der 9.November 2003, ein Sonntag, und die liebe Anja lief uns über den Weg. Weiß nicht, ob ich Richi schon viel von ihr erzählt hatte. Wir freuten uns beide bei diesem kurzen Treffen. Sie war recht klar bei Sinnen und ich erzählte ihr von meiner neuen Wohnung. Sowas war ja in ihrem Bekanntenkreis eher eine Ausnahme. Sie wollte mich die kommende Zeit auch besuchen kommen, aber ob sie das auch finden würde? Da war ich mir nicht so sicher. Sie brauchte auch mehrere Anläufe, um die Schalkhaußer Straße in Reichelsdorf zu finden. Sie kam dann auch nicht alleine, worum ich sie vorher gebeten hatte, Ronny, ein Ostdeutscher, war zu ihrer Verstärkung der Orientierungsfindung mitgekommen. Da der Typ ganz normal drauf war, durfte er kurz mit in die Wohnung, woraus dann eine Übernachtung wurde. Ja, klar wollte ich Anja bei mir haben, ich hatte sie nicht vergessen und meine Gefühle waren mit dem Wiedersehen natürlich wieder voll da. Und in dieser selben Nacht hat sie mich dann sofort verführt, und wir hatten Sex. Wenn er auch nicht sehr schön war, weil ich eben noch unerfahren war, und Anja nicht sehr die Initative übernahm. Wir waren dann früh, als Richi in die Arbeit ging, in seine, ja sehr verwahrloste Wohnung, gegangen, weil dieser Ronny in meiner zwar fest schlief, aber das war uns irgendwie lieber. Eines will ich wirklich erwähnen, Anja war immer sehr gepflegt, und dieses Mileu, in dem sie verkehrte, blendete ich vor Liebe lange Zeit aus. Anja hatte ein Problem mit Männern, sie bot sich, später auch in Reichelsdorf, den verschiedensten Kerlen an. Dieses Verhalten würde ich heute verachten, und auch damals schon war das unverständlich für mich, aber die Liebe hat es mich verdrängen lassen. Am Anfang, als wir dann bei ihren unormalen Besuchen miteinder schliefen, war ein Kondom für mich Vorraussetzung, weil ich ihren Lebenswandel nicht miterlebte, aber vermutete. Irgendwann bin ich dann das nicht unberechtigt große Risiko eingegangen, und hab ungeschützt mit ihr geschlafen. Passiert ist zum Glück nie was. Heute würde mein Stolz und meine Vernunft siegen, und bei aller Symphatie würde ich so eine Frau, mit so einem Lebenswandel, nicht mehr lieben können. Ich will wirklich wieder betonen, daß das alles 10 Jahre her ist, und ich auch in den Anfangszeiten der Wohnung noch sehr psychisch labil war, und dies ja wirklich meine ersten sexuellen Erfahrungen waren. Für mich war der Sex mit Anja natürlich das Highlight, später durfte ich zum Glück erfahren, was wirklich guter Sex ist. Nicht die Anzahl der Männer machen eine Frau zu einer guten Liebhaberin, sondern das ehrliche Gefühl einem Mann zu vermitteln, als einziger begehrt zu werden, wahre Liebe zu spüren und gegenseitiges Vertrauen bringen Leidenschaft bis zur Extase, wenn Mann und Frau Zärtlichkeiten austauschen. Die Besuche von Anja waren immer sehr chaotisch, so im Dezember war sie einige male in Reichelsdorf, Richi, Anja und ich hatten schnell die wenigen Kneipen durch, und durch Anjas unmögliches und billiges Verhalten Männern gegenüber, brauchten wir uns bald nirgends mehr blicken lassen. Ich sah leider tatenlos diesem Treiben zu, und selbst als sie mit Richi anbandelte, konnte ich nicht konsequent eingreifenn. Aber das stellte unsere Freundschaft schon auf eine harte Probe. Aber ich verstand auch Richi, solange hatte er keine Frau, und dann wird es einem sozusagen zum Nulltarif angeboten? Welcher Mann in siner Notlage sagt da Nein? Wir bekamen in einigen Lokalen Hausverbot wegen ihres Verhaltens. Meine Oma war ja jetzt im Altenheim in Reichelsdorf, und auch mit Anja besuchte ich sie öfters. Da verhielt sie sich immer sehr normal, fast schon zurückhaltend. Irgendwie hatte ich den Eindruck, diese Situation gibt ihr melancholische Erinnerungen an irgendetwas. Auch Christa besuchten wir jetzt öfter zu dritt. Es wurde viel Alkohol getrunken, aber die Besuche waren einigermaßen auszuhalten. Irgendwann lernte auch Andreas Anja endlich persönlich kennen. Er war auch ihr ein guter und verständnisvoller Gastgeber. Wir schliefen in seinem Bett, und er betonte immer wieder, daß diese Frau zur Ruhe kommen müsse, vorallem was Männer betrifft. Wo er nicht Unrecht hatte, aber ich als ihr angeblicher Freund wollte das nicht für mich gelten lassen und so hatten wir auch in seiner Wohnung Sex. Ich war der letzte, der Anja ausbeuten hätte wollen, aber vielleicht erkannte ich wirklich nicht den Ernst der Lage. Anja mochte Andreas auch, und seiner Aussage hat sie es bei ihm nie versucht, ihm körperlich näherzukommen. Ja, im Haus in der Schalkhaußer Straße wurde meine plötzlich auftauchende Freundin mit Mißtrauen begutachtet. Anja verschwand nach spätestens ein paar Tagen sowiso immer in Richtung Bahnhof, was mir unendlichen Schmerz bereitete.Inzwischen hatte ich auch Anjas Elternhaus kennenlernen dürfen. Sie kam ja aus Hartmannshof, einem Ort bei Hersbruck. Mit diesem Ronny waren wir irgendwann auf ihren Wunsch hin über Lauf hingefahren. Nach diesem Besuch wunderte mich einiges an Anjas gestörten Verhalten und ihrer Suchtproblematik nicht mehr. Später ausführlicher.Irgendwann begenete ich auch unseren Hausmeister in der Schalkhaußer Straße. Er war mir vom ersten Anblick an sehr symphatisch, wie er in seiner chaotischen Art und seinem Blaumann mich kurz an der Haustür wie einen alten Kumpel begrüßte. Stephan hat noch so viele Akzente in meinem Leben gesetzt, daß er später noch würdigend erwähnt werden wird.Weihnachten 2003 war sie in Reichelsdorf und wir waren auch bei Christa zu Besuch, ebenso an Sylvester. Mit Richi, er war an diesem Tag allerdings stark lädiert, weil er einen Tag vorher bei einer Kneipenschlägerei, bei der es natürlich um sie ging, einiges abekommen hatte. Ich war zum Glück vorher gegangen und konnte den verletzten Richi mitten in der Nacht noch begutachten. Es war 2004 und Neujahr verlief selten friedlich und normal zwischen Anja und mir in meiner Wohnung ab. Sie putzte die komplette Wohnung und es gab keinen Alkohol. Ab und zu hatte sie eben diese andere Seite, die der häuslichen, nüchteren, lieben Frau, mit der sich ein Mann ein Leben vorstellen konnte. Aber das hielt halt leider nicht lange.Im Januar 2004 kam dann auch Andreas zu seinem einzigen Besuch in meine Wohnung, der allerdings in schlechter Stimmung endete. Weiß nicht mehr genau, aber wir waren in dieser Nacht in Streit gekommen, obwohl ich mich über seinen Besuch freute, und er sogar mit seinem Auto gekommen war. Ja, Andreas hatte ein Auto, daß er aber selten fuhr. Einen alten Audi. Den endgültigen Bruch mit Andreas verschuldete dann auch Anja, schwer heute zu erklären, vielleicht wollte er doch mehr von ihr, wir waren noch ein paar mal zu Besuch bei ihm, und sein Umgang mit bestimmten gefährlichen Substanzen machte mir Angst, vorallem weil Anja selten klar bei Sinnen war und die Gefahr nicht abschätzen konnte. Wir verlißen eines Tages seine Wohnung, als er sich selbst Infusionen legte, und mir die Sache nicht mehr geheuer war. Als er kurz später Anja den Kontakt zu mir, seinem langjährigen Freund, wo er wußte, wieviel mir diese Frau damals bedeutete, ausreden wollte und es in dieser Nacht auch schaffte, war er für mich gestorben. Später hab ich das oft bereut, auch das ich ihm in meiner Wut die Polizei ins Haus geschickt hatte, wegen seiner gefährlichen Stoffe.Schade, so ging diese einmalige Freundschaft nach nur 1,5 Jahren auseinander. Ich werde nie vergessen, was er alles für mich getan hat, aber er hatte halt auch diese andere, unberechenbare Seite. Anja landete nach einem letzten Streit in Reichelsdorf auf offener Straße, wo Richi dabei war, kurze Zeit später wieder wegen irgendwelcher kleinerer Vergehen im Knast in Nürnberg. Ich besuchte sie oft, und sie schrieb mir, das ihr vieles leid tut und ihr jetzt erst bewußt werde. Auch diese, oft ihrem Intellekt ausgedrückten Zeilen, machten mich traurig und bestätigten mich in meiner Aufassung, daß man mit mir mittlerweile schon ein relativ normales leben hätte führen können. Mit Andreas war die Freundschaft also beendet, die intensivste und vertrauenvollste, die ich eigentlich bis dahin kannte, und heute würde ich das wohl auch anders von meiner Seite entschieden werden. Andreas hat bis heute Stolz, und ich habe nie wieder was von ihm gehört, außer noch einmal seine Stimme, als ich ihn ein paar Monate später von Stralsund aus anrief. Er aber sofort auflegte. Andreas war wohl zweifellos bisweilen überfordert, mit seinem Vorhaben, mich und andere Leute auf einen normalen Weg zu bringen. Ich danke ihm jedenfalls auf diesem Weg für alles, was er in dieser Zeit für mich getan hat, das war nicht wenig ,allein unsere vertrauten Gespräche werden vielleicht für immer unerreichbar bleiben. Irgendwann hatte ich für mich eine Art endeckt, wie man, wenn man ein bißchen Cleverness besitzt und etwas kriminelle Energie aufweisen kann, auf erstaunlich leichtem Weg, sein bei weitem nicht ausreichendes Einkommen, aufbessern kann. Das das solche Ausmaße erreicht, wußte ich natürlich nicht, und verständlicherweise möchte ich auch nicht viel näher darauf eingehen. Die vielen Reisen, die ich noch in folgender Zeit unternahm, lassen sich wohl auf diesen neuen "Job" zurückschliessen und als die Sache irgendwann 2005 auflog, war sie selbst Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft zu verwirrend, so daß die Ermittlungen 2006 sehr zu meinem Erstaunen eingestellt wurden.Wer mich verachten mag wegen auch noch später kommender zahlreicher krimineller Vergehen nach dem deutschen Gesetz, soll eventuell erst gar nicht weiterlesen oder versuchen, mich und meine Vergangenheit zu verstehen, ich kann es nicht mehr ändern und muß mir zum Glück niemals vorwerfen, so etwas verwerfliches getan zu haben, zu dem ich nicht stehen könne und es oftmals auch mit einem Schmunzeln in meine Geschichte einbinden. Vielleicht war das meine Art, nach jahrelangen Schicksalsschlägen, mich an der Gesellschaft auszulassen und mir so eine Art Entschädigung für die vielen verlorenen Jahre wieder zu holen. Klingt absurd, aber anders kann ich es jetzt nicht erklären. Mir wurde im Laufe der Jahre viel Unrecht angetan und ich habe mit Gesetzesverstößen auf dieses Unrecht geantwortet.  Und jeden, der dieses Verhalten moralisch verurteilt, kann ich nur erwidern, ich würde seit Jahren schon dieses Land lieber heute als morgen verlassen,weil ich keine Perspektive mehr für mich hier sehe, meine Erinnerungen der Vergangenheit einpacken und mit einer aufrichtigen Frau in Liebe und Leuten, die mir Herzenswärme entegenbringen, ein besseres Leben führen. Hier wird mir das, meinem Gefühl nach, wohl nicht mehr möglich sein. Aber ein bißchen will ich ja die Geschichte schon noch weitererzählen und ihren Verlauf soll ab jetzt jeder einfach für sich und seine moralischen Grenzen  beurteilen. So bin ich im März 2004 mal für 1 Woche nach Österreich gefahren. In Innsbruck bin ich gelandet und hab da ein paar sehr nette Typen kennengelernt, die auch aus verschiedenen Gründen quer durch Europa reisten. Der Saisonarbeiter, seinen Namen weiß ich jetzt nicht mehr, und Michael Brandstätter, ein Rumänendeutscher, wir lachten über alles, verstanden uns prächtig, und mit Michael zog ich durch Jazzkneipen und lernte eine Stadt mal von einer ganz anderen Seite kennen. Das man nicht immer viel Geld, teure Lokale braucht, um befreiend sich eine Auszeit zu nehmen. Er war auch ein erstaunlicher Lebenskünstler, sehr symphatisch, und die paar Tage mit ihm waren interesannt. In Nürnberg war nichts besonderes vorgefallen, außer der mittlerweile bereits gewohnten Streitigkeiten im Haus, aber mich zog es halt immer weg. Übernachtet hab ich in so einer Art Notschlafstelle, aber auch in Österreich war die lange nicht so verkommen wie hier, das war mir immer wichtig. Ja ich wäre gerne weitergezogen, über den Brenner, aber nach 1 Woche war ich wieder in Reichelsdorf. Die Caritas in Innsbruck hat mir dann sogar die Rückfahrt bis München bezahlt.Auch in Salzburg war ich zu dieser Zeit ein paar Tage, diesmal nicht im Hotel, sondern in einer auch sehr angenehmen Stelle für Wohnsitzlose.Ein altes Gebäude, fast wie ein Kloster. Wirklich nicht mein Mileu, aber für ein paar Nächte war das vertretbar, nach den vielen Jahren in der Psychatrie sowiso.Für Anja hatte ich noch versucht bei einigen ihrer Verhandlungen, ihr beizustehen, mit ihrer Anwältin gesprochen, aber es war ein aussichtsloser Kampf.Mit Richi zog ich viel durch Kneipen in Nürnberg, wir machten stundenlange Spaziergänge mit seinem Hund und hatten vom ersten Tag an ein sehr freundschaftliches Verhältnis. So hart er von außen war, ich kam mit ihm blendend aus, und auch meine Psychatrievergangenheit war für ihn kein Problem. Im Gegensatz zu den anderen im Haus. Jeder intrigierte mittlerweile gegen uns, allen voran Petra, eine Alleinerziehende, die verschiedene Kinder wohl von verschiedenen Schwarzen hatte. Auch von den bescheuerten Jugendlichen in Reichelsdorf wurde ich weiter angefeindet. Manchmal beleidigt und sogar bedroht.Dann kommt die längste Reise am Stück, die ich je unternommen hatte.

Weite Reisen und neuer Hausfrieden

Es war der 1.April 2004 und ich wollte schon wieder einfach weg. Irgendwas anderes sehen. Und meine Einnahmequelle in der Textilbranche wies mir ungeahnte Möglichkeiten. So fuhr ich los irgendwann Nachmittags, wie immer ohne Gepäck und ohne festes Ziel. Von Nürnberg nach Würzburg, weiter nach Frankfurt, wo ich die Nacht irgendwie am Flughafen verbrachte. Weiß nicht mehr, wieso ich da gelandet bin, war ja schließlich mit dem Zug unterwegs. Am anderen Tag ging es weiter nach Koblenz. Da war es wunderschön, und auf der Festung Ehrenbreitstein, fand ich die schönste Jugendherberge, die ich je gesehen hatte. Der Ausblick war bezaubernd, auf das Deutsche Eck, wo die Mosel in den Rhein mündet. Von nun an schlief ich nur noch in Jugendherbergen die kommenden Wochen, wo ich fast ausschließlich gute Erfahrungen machte.Weiter ging es nach diesem wunderschönen Aufenthalt nach Bonn und letztlich nach Köln. Wo dann der erste Exzess folgte. Nichts dramatisches, ich unterschätzte nur die Feierlaune der Rheinländer, die also nicht nur im Karneval stattfand. War ich besoffen und morgens mit dem Zug nach Düsseldorf. Mir wars logischerweise sauschlecht, erstmal zu Burger King, dann nach langem Marsch, am anderen Rheinufer die JH gefunden. Langsam wieder erholt, entdeckte ich Düsseldorf als eine sehr schöne Stadt. In der JH fühlte ich mich auch sehr wohl, leider war ich nie mehr seitdem in Düsseldorf. Weiter ins Ruhrgebiet- Duisburg, Bochum, Dortmund und wieder zurück nach Krefeld und Mönchengladbach. Man sollte ja alles mal gesehen haben und in Mönchengladbach fand ich die JH nicht, so daß ich die Nacht in einer kleinen Disco verbrachte. Am anderen Tag wollte ich endlich meinem inzwischen festgelegten Ziel näherkommen. Amsterdam. Mit der Bahn raus aus dem Kohlenpott, genug Kohle einsteckt für ein paar Tage Amsterdam, das ja bestimmt nicht billig war.Über Wesel und Xanten kam ich bis zur holländischen Grenze. In Emmerich mußte ich in einen Bus umsteigen, wo mich zwei niedrländische Polizisten auf einem Motorrad als einzigen Fahrgast sogar kontrollierten. Ich fuhr ja alles mit Nahverkehrszügen, heute würde der ICE direkt bis Amsterdam durchfahren. Irgendwann Abends war ich dann in Arnheim. Eine schöne Stadt, die ich von Büchern über den 2.Weltkrieg kannte. Mein jetziges  Problem war aber, die JH zu finden, jetzt wurde ja holländisch gesprochen. Stayokay. Dieses Wort vergesse ich auch nicht, den Youth Hostel hat in Arnhem niemand so Recht verstehen wollen. Sehr schöne Bleibe für eine Nacht. Am anderen Tag noch in der Stadt gegessen, leider fehlte mir auf dieser Reise oft die Konzentration, mir eine Stadt genauer unter die Luppe zu nehmen. Ich war ja durch die Wiederholungsstörungen immer noch sehr eingeschränkt, was Körperpflege betraf. Ja, ist mir peinlich, und somit war ein Kontakt zum weiblichen Geschlecht natürlich schwierig, wobei ich ja sowiso keine Frau, in keinem noch so stylischen Look, wohl angesprochen hätte.Diese Scheiß Blockade, von Tag zu Tag hasse ich sie mehr, abgrundtief. Und heute, wo ich mehr als manch andere auf mein Äußeres achte, eigentlich vernünftige Vorstellungen habe, versaut sie mir die vielleicht schönsten Jahre meines Lebens. Da soll man nicht hasserfüllt werden, auf alles und jeden, aber das gehört jetzt bestimmt noch nicht hier her.Ich fuhr nach Nymwegen, von wo ich das letzte Stück nach Amsterdam antrat. In Utrecht erinnerte ich mich an meinen Vater, er hat immer erzählt, in dieser Stadt war seine erste Stationierung als junger Wehrmachtssoldat gewesen. Dann kam ich in Amsterdam an, ich glaube sie zählt zu den interesanntesten Städten der Welt. Ich hätte sie gerne besser kennengelernt, ihre vielen Grachten, die Giebelhäuser, die Kunst. All das bekam ich nur beiläufig mit, während ich ständig dem Werben der schwarzen Dealer aus dem Weg ging und von Kneipe zu Kneipe zog. Diese Stadt möchte ich nochmal in Ruhe mit einer Frau besuchen heute und diess unvergleichliche Flair auf uns wirken lassen.Irgendwann war ich so betrunken, daß ich keine JH mehr fand, vom Taxifahrer bestohlen wurde, in einer Disco mitten auf der Tanzfläche einschlief und am anderen Tag bei einem Schwarzen auf dem Sofa erwachte, der in Shorts gerade laut singend Texte auf seinem Keyboard komponierte. Scheiße. Wo war ich? Jeden Tag bisher in einer anderen Stadt aufgewacht und jetzt dieser halbnackte Schwarze, der kein Deutsch verstand. Ich gab ihm mein letztes Geld, um Zigaretten zu holen und für Limo, um meinen Brand zu löschen. Er kam bald wieder, aber Geld brachte er keins mehr mit. Ich war ihm dankbar, daß er mich hat schlafen lassen bei sich in meinem Zustand, aber trotzdem wollte ich weg. Aber ohne Geld, schwierig, und zum Geldverdienen müßte ich zurück nach Deutschland. Was ich am anderen Tag auch machte. Die Nacht verbrachte ich am Flughafen Schiphol, das hat mir die Polizei selbst geraten. In dieser Stadt herrschten andere Gesetze.Irgendwann war ich dann wieder in Düsseldorf, wo ich aber nicht ausstieg, sondern weiterfuhr über Köln bis Koblenz. Wieder auf meine Festung, ein wundervoller Ort da oben, eine nette Taxifahrerin kennengelernt und wenigstens ein bißchen Geld war wieder vorhanden. Aus bestimmten Gründen möchte ich wirklich, zum Bedauern vieler, nicht näher darauf eingehen, ich habe niemanden beraubt, verletzt oder schlimmeres angetan. Sicher wurde ein Unternehmen geschädigt, aber in der damaligen Situation war das eben sehr verlockend und die Lücken sind oft eben richtig einladend, wenn man es mit dem Gesetz nicht immer so genau nimmt. Ich bereue es bis heute nicht, aber ich würde es nie wieder tun. Schon, weil meine Nerven das nicht mehr durchstehen würden. Manchmal kam ich mir leibhaftig vor wie Frank W. Abagnale im Film Catch me if you can. Ein einmalig guter Film, den ich mir im Kino in Berlin schon angesehen hatte.So verbrachte ich Ostern 2004 in Koblenz und fuhr schließlich weiter nach Trier. Auch eine schöne Stadt. Kurzer Aufenthalt und eine lange Fahrt durch die Eifel folgten, wo ich auch durch den Ort Bitburg kam, hier war also mein geliebtes Bitburger zu Hause. Aha. Wieder in Köln, schlief ich in der JH, ohne diesmal abzustürzen. Die JH war sehr modern und groß, und gefiel mir daher nicht besonders. Fast 2 Wochen war ich jetzt schon unterwegs, mein Ziel Amsterdam hatte ich erreicht, wo sollte die Reise also noch hin führen. Am anderen Tag raus aus NRW, Münster war ja ein schönes Städtchen. Schöne Giebelhäuser, viele Fahrräder, eine Studentenstadt eben. Gefiel mir sehr. Weiter nach Osnarbrück und schließlich wieder in Bremen gelandet. Jetzt wollte ich natürlich an die Nordsee. Über Oldenburg, Delmenhorst und Emden war ich spät Abends in Nordeich Mole. Hier konnte man nur noch mit der Fähre weiter. JH Fehlanzeige. Viel war hier nicht mehr los. Ich fand privat eine Pension noch so spät, das war Glück. Ein kuscheliges Zimmer und nebenan das Rauschen der stürmischen See. Aber ich konnte mich nicht glücklich fühlen, alleine wie ich war, immer auf der Suche nach irgendetwas, das mir nicht erfüllt wurde. Am anderen Tag über die See nach Norderney. Ja, da war es schön, das erste Mal, daß ich auf einer Insel war. Eine JH gab es auch. Und Abends ging ich noch in eine Disco. Endlose Dünen, die Nordsee, ein schönes Erlebnis, bevor es am anderen Tag wieder zurück nach Norddeich ging. Ich war schon wieder pleite, mußte sogar Schwarzfahren mit dem Zug, und irgendwann war ich in Bremerhaven. Als nächstes kam Cuxhaven, wo noch eine Fahrt auf stürmischer See mit einem alten Kutter zu den Seehundbänken im Wattenmeer erwähnenswert ist. Seemannsflair pur. Immer in der JH geschlafen.In Hamburg wurde es dann etwas problematisch, diesmal war ich zwar mit mehr Kohle da und auch meinen Personalausweis velor ich nicht, aber die schöne Kneipe auf der Reeperbahn hat ihren Sinn erfüllt. Vollsuff. Die erste JH früh um 8 wollte mich gar nicht reinlassen. Mittag klappte es dann in der zweiten. Ja, viel mehr sah ich auch diesmal nicht vom schönen Hamburg. War ja noch gar nicht so lange her, viel ist passiert seitdem. Mein Weg führte mich noch in die Städte Lübeck, Kiel und Flensburg. Von Flensburg aus schickte ich Christa einen Strauß Blumen mit Fleurop, weil wir seit Februar schon keinen Kontakt hatten. Es war mal wieder zum Streit gekommen am Telefon und mein Verhalten war sehr böse wieder mal. Und weil es an der Nordsee so schön war, sah ich mir auch noch Sylt an, der Lieblingsort der VIP´s in Nordfriesland. Mit dem Zug über den Hindenburgdamm nach Westerland, das war auch ein Erlebnis. Da oben gefiel es mir sehr gut, die Leute waren freundlicher als in Franken und man hatte seine Ruhe und gute Luft. Von Westerland aus rief ich Richi dann mal an und versprach ihm, am anderen Tag wieder zu kommen und Geld mitzubringen. Richi war wie immer trotz seiner Arbeit pleite und freute sich auf meine angekündigte Rückkehr. Es sollte noch ein bißchen anders kommen. Es ging noch am selben Abend wieder zurück nach Hamburg und mit dem Zug, nachdem ich am Bahnhof kurz gegessen hatte, weiter über Schwerin bis Rostock. Nachts kam ich also zu der JH, die sich auf einem Schiff im Hafen Warnemünde befand. Auch nicht schlecht, mal auf einem Schiff zu übernachten. Ich befand mich also in Mecklenburg-Vorpommern, da wo Andreas herkam, klar wurde er in meinen Erinnerungen wieder wach, aber besagtes Telefonat von Stralsund aus, war schnell beendet. Das war der letzte Kontakt zu ihm, und meine Einschätzung sagt, es wird auch nie mehr welchen geben. Ohne ihn, wäre auf jeden Fall die Idee nie entstanden, mein bis dahin schon etxtravagantes junges Leben in Worte zu fassen. Danke Andreas, vielleicht werden durch diesen Einfall doch noch irgendwann Leute auf mich wieder aufmerksam, die meine Story interessiert und sich austauschen wollen.Irgendwann war ich dann logischerweise in Berlin, wo ich eine Nacht in der JH verbrachte. Ins Weglaufhaus bin ich bewußt nicht gefahren, klar wurden Erinnerungen wach. Es zog mich noch weiter bis Frankfurt/Oder, wo man noch tiefes Ostdeutschland spürt und mich auf einem Volksfest eine Frau anquatschte mit eindeutigem Interesse. Aber die war selten häßlich und dick, so daß ich das Weite suchte. Dann meine letzte Fahrt und die ging wirklich weit, bis Poznan. Ich war also in Polen, verstand kein Wort, hatte keine Zloty und ohne den netten Taxifahrer, hätte ich nicht mal dieses preiswerte, aber nostalgische  Zimmer in einem Hotel gefunden. Das in Polen alles sehr heruntergekommen ist, für gewohnte deutsche Verhältnisse, war nicht zu übersehen, aber ich hab kein Problem mit einfacheren Verhältnissen, denn da sind die Leute auch meistens offener, wie das Paar, das die ganze Nacht in diesem Hotel gestöhnt hat, aber auch ansonsten sind mir Leute einfach schon immer lieber, die sich nicht oberflächlich verhalten und für die marterielles nicht an erster Stelle steht. Es gibt so viel wichtigeres, und in der heutigen Zeit sind wahre Werte leider fast nicht mehr zu finden, jedenfalls sehr schwer. Nach 1 Tag fuhr ich also wieder mit dem schnellen Berlin-Warszawa-Express zurück. Jetzt langte es mal wieder und wenn am Ostbahnhof das Radeberger vom Fass nicht so gut geschmeckt hätte, wäre ich auch nicht nochmal so exzessiv abgestürzt, daß ich mich am anderen Tag in der Ausnüchterungszelle am Bahnhof Zoologischer Garten wiederfand. Das Geld war natürlich komplett weg und nach langer anstrengender Fahrt kam mir im Morgengrauen des 27.April 2004 Richi kurz vor unserem Haus entgegen, der gerade auf dem Weg in die Arbeit war und nicht schlecht staunte. Allerdings das erhoffte und von mir versprochene Vermögen war in Berlin geblieben. Ich war kaputt, wollte schlafen und ihm Abends alles erzählen.So war ich also nach fast 4 Wochen wieder in der Schalkhaußer Straße, und die Vermutungen der intriganten Nachbarn, ich wäre im Knast, haben sich nicht bewahrheitet. Im Garten hab ich Abends Richi lautstark von meiner Reise erzählt und an allen Fenstern hingen sie. Außer Petra waren da noch das seltsame Ehepaar Gothan, er Ossi, sie nicht die klügste, 2 Kinder, und seine einzige Beschäftigung bestand darin, andere Leute bloßzustellen und auszuspionieren. Und da war noch Klaus, ein junger Kerl, der Alkohol, und jeden der ihn trank verurteilte und penibel um 22 Uhr auf seine Nachtruhe bestand. Später sollte er noch zur Schicksalsfigur in meinem Leben aufsteigen, was ich noch nicht ahnen konnte. Ich kam ja irgendwann einigermaßen klar mit ihm, nur sein permanentes Schnorren nervte jeden in Reichelsdorf. Arbeitslos waren sie alle, bis auf Richi eben, und hatten somit viel Zeit sich um Probleme zu kümmern, die sie gar nichts angingen. Petra schürte diesen Hass gegen mich, und als sie im August 2004 auszog, kamen die Gothans und Klaus aufeinmal reumütig an und mußten feststellen, daß ich doch nicht so gaga war, wie mein Verhalten wegen der Wiederholungsstörungen oft den Anschein wohl machte. Ja, mit Richi und Candy zog ich wieder viel durch die gegend und mit Christa war wieder guter Kontakt. Sie hatte sich über den Blumenstrauß von der Nordesee sehr gefreut. Oft stand sie mit einem Topf Essen vor der Tür, und wie oft konnte ich meine Freude wieder nicht richtig zeigen. Bei Richi konnte ich irgendwann seine Waschmaschine im Waschkeller benutzen, Strom bekam er sowiso von mir, weil seinen hatte man ihn schon vor meinem Einzug gesperrt, wegen seiner vielen Schulden. Zu Lindner nach Aldorf fuhr ich alle 4 Wochen, um mein Geld zu holen, was ein oft längeres Gespräch mit sich brachte, daß weiterhin für beide Seiten nie zufriedenstellend war. Ab und an antwortete ich auf Kontaktanzeigen in der Zeitung, wo nie was dabei raus kam. Hatte ja weiterhin keine Freundin, Anja war im Knast und als Beziehung will ich das nicht bezeichnen. Sex ist schön, jetzt hatte ich ja auch die Erfahrung endlich gemacht, und so schnell sie kam, war sie auch wieder weg. In Reichelsdorf gab es sowiso keine Frauen, die sich für mich interessierten. Auf Anja zu warten, war aussichtslos, es mußte also so auch gehen. Mit Richi, in den vielen Kneipen, wo man meinen könnte, auch da passierte nie was. Im Juni hatte ich eine Verhandlung wegen Leistungserschleichung, so nennt man Schwarzfahren, wo sogar Lindner kam. Aber das Verfahren wurde eingestellt gegen eine kleine Geldauflage. Ja, sowas regelte Lindner alles, und es war oft verwunderlich, wie er mit dem wenigen Einkommen, diesen vielen Zahlungsverpflichtungen nachkommen konnte, wenn er auch für das meiste Ratenzahlungen aushandeln konnte. Ich besserte ja mein Einkommen eigenständig auf. Ende Juni war ich dann wegen Magenproblemen ein paar Tage im Klinikum Nord, wo sie bei der Gastroskopie zum Glück nichts fanden.Die Kirchweihen ließ ich natürlich nie aus und jedes mal gab es Ärger mit diesen Jugendlichen, die in ihrer Dummheit meinten, ein leichtes Opfer in mir gefunden zu haben.Im August zog dann endlich und unvermittelt Petra mit ihren Kindern aus. Und siehe da, es dauerte keine 2 Wochen, versuchten sich Dominik Gothan und Klaus bei mir einzuschleimen. Ich gab mich aber mit ihnen notgedrungen ab jetzt ab, weil ich diese ewig schlechte Stimmung satt hatte. Und nach kurzer Zeit hatten sie wohl eine andere Meinung von mir, wenn man mit jemanden noch nicht mal gesprochen hat, wie will man eine Person dann beurteilen. Ich wußte, daß die beiden mit Vorsicht zu genießen waren. Und Richi erfreute das gar nicht, daß ich mit unseren Feinden jetzt plötzlich kooperierte. Und dann gab es da noch Rolf, einen Kerl, der immer mit seiner Freundin und seinem kleinem Sohn manchmal mit Petra und den anderen im Garten gesessen war. Rolf sagte mir später, er hatte nie etwas gegen mich, ich hatte ihm ja nichts getan. Rolf war charakterstark, ein von oben bis unten tätowierter Biker mit einer Clique, die aus hunderten von Leuten bestand, von denen ich später selbst viele kennenlernte. Ihm habe ich auch mein bis jetzt einziges Tattoo zu verdanken, daß er mir eigenhändig nach seinem 8.Bier im Studio eines befreundeteten Tätowierers stach. Ja, mit Rolf sollten schöne Zeiten kommen, er wohnte ja im Nachbarhaus und zog später seiner Freundin Sabine ein paar Straßen weiter nach. Es war schon ein besseres Gefühl, jetzt von ein paar Leuten mehr akzeptiert zu werden, und ihnen klargemacht zu haben, daß ich klar bei Sinnen war und mit meinen Späßen und Erzählungen, und auch Exzessen bald für richtige Action in der Schalkhaußer Straße sorgte. Das Haus hatte aber auch schon vor mir einen schlechten Ruf gehabt. Die Polizei war bis jetzt ein paar Mal gekommen, immer aus dem Grund der angeblichen Ruhestörung, weil Richi oder Anja in meiner Wohnung waren. Später haben sich beide für dieses, von Petra inszenierte Verhalten, entschuldigt. Ein paar Mal war es auch gerechtfertigt, wenn wir es mal übertrieben hatten.Klaus war ja so ein richtiger HiFi Süchtiger, er und Dominik lieferten sich richtige Kämpfe, wer die beste Anlage gerade hatte, die sich am 1.von ihrem Arbeitslosengeld leisteten. Klaus war absoluter Hip Hop Fan dazu und nicht nur schwarze Musik, sondern auch schwarze Ladies interessierten ihn sehr. Wir saßen oft im Hof, oder ich bei Klaus in der Woohnung. Er wohnte im Erdgeschoß neben Richi, und Alkohol durfte in seiner Wohnung natürlich nicht getrunken werden. Was nicht so schlimm war. Domnik führte ein einsames, verbittertes Leben am Fenster im 2.Stock, weil seine Frau es nicht mit ihm aushielt und mit den Kindern den ganzen tag in der Stadt war. Mit Klaus machte ich oft Abends noch einen Spaziergang, wo wir uns immer besser unterhielten.
Meine Oma besuchte ich jede Woche im Altenheim, sie war ja noch geistig voll da, aber fast blind wegen ihres Diabetis. Ihre kommandierende Art war Vergangenheit und Christa kümmerte sich weiter sehr um sie. Sie war 87 und unser Verhältnis war ja noch nie schlecht, weil ich mich ihr immer gefügt hatte, aber im Altenheim war das natülich anders jetzt. Ich weiß nicht, in wie weit sie noch meine Entwicklung mitbekommen hat. Weil erzählen, konnte ich damals noch nicht sehr über mich, was sowohl meine Probleme und Wünsche angingen. Jedenfalls mit Christa war das nicht möglich, und mit meiner Oma. Mit Leuten wie Lindner oder Andreas ging das eigentlich problemlos. Arbeiten hätte irgendwie noch nicht geklappt, mal von der anderen Arbeit abgesehen. Lindner war meine Labillität egal, er kannte mich nicht anders. Und vor den Behörden galt ich als erwerbsunfähig, sein ewig einziger Vorschlag war die Werkstatt für Behinderte. Ich konnte das jahrelang nur müde belächeln, weil ich mich aus persönlicher Würde und Wertschätzung nicht mit diesem Bereich identifiezieren konnte und wollte. Ich hatte meine Probleme, die ein oft sehr auffälliges Erscheinen abgaben, aber diesem Feld verweigere ich mich bis heute energisch und strikt, anzugehören. Und die weiteren Jahre gaben mir Recht.

Verbotenerweise am Steuer

Und dann kam der 15.November 2004. Unser verplanter Hausmeister war mal wieder im Haus, wir hatten schon ein paar Mal einige Worte miteinander gewechselt und wie erwähnt, war er mir sehr symphatisch. An diesem Nachmittag fragte er mich unvermittelt, ob ich Auto fahren könne? Das hat mich noch nie jemand gefragt? Ich wollte schon lange mal Auto fahren, schließlich hatte ich in der Fahrschule damals alles wesentliche gelernt und bin seitdem nie mehr auf die Idee gekommen, mich an ein Steuer zu setzen. Ich fühlte ein Kribbeln, weil mich seine Frage sowohl positiv stimmte als auch verunsicherte. Meine Antwort war ja, und Stephan erklärte mir, daß er, der auch nebenbei so eine Art Kfz-Werkstatt betrieb, das Auto seiner Schwester müsse von einem Parkplatz in Langwasser zu ihm nach Kleinschwarzenlohe, wo er mit seiner Freundin und deren Eltern in einem Haus lebte. Wir machten einen kurzen Fahrtest, weil ich mir das ehrlich gesagt nicht sofort zutraute, im Feierabendverkehr zum Anfang zu fahren. Aber Stephan hat mich ins kalte Wasser geschmissen und es klappte sehr schnell, daß ich mich am Steuer mehr und mehr sicher fühlte. Das das nicht legal war, war mir natürlich bewußt, aber durch Stephans Art, er nahm solche Sachen mit einer Selbstverständlichkeit, machte die Sache leider verlockend schnell Spaß. Stephan war und ist immer noch ein prima Kerl, der ein selten gutes Herz hat, wenn du zu seinen Freunden gehörst, aber mit dem Gesetz nimmt er es mal so genau, wie sich ein Moslem für Weihnachten interessiert. Und wenn ich das schon erwähne? Seine Drogensucht war unverkennbar, ich kannte viele Alkoholiker, aber Stephan war von schwersten illegalen Drogen abhängig. Das machte ihn mir nicht unsymphatisch, solche Leute übten auf mich eine gewisse Faszination aus, dazu zähle ich auch Richi und Rolf. Wieder auf eine ganz andere Art halt. Und so begann das, das ich, immer wenn Stephan im Haus war, Autofahren durfte. Er ließ sich oft auch zu suspekten Gestalten chaufieren, die man wohl Dealer nennen durfte, er kannte jeden Weg, um nicht durch die Stadt fahren zu müssen, gab mir im Wald noch weitere Fahrstunden und unser Verhältnis war von diesem Tag an sehr intensiv und vertraut. Das das böse enden würde, sagte mir mein Gefühl, aber es war nach kurzer Zeit wie ein Rausch und ich fühlte mich sicher am Steuer und es war vertetbar mit der Ansicht, daß ich niemanden gefährden würde. Ich war viel mit Stephan unterwegs, hatte sein Haus, seine Freundin, die er liebevoll Weibl nannte, seine Hunde, seine Bekannten und Geschäftspartner und seine Dramatik kennengelernt. Er war früher schon mal in Indien und erzählte mir, daß er da bald wieder hingehen würde. Sein Weibl wollte er auch mitnehmen, und bald war auch klar, daß das ganze auf nicht ganz freiwilliger Basis stattfinden würde. Wegen zahlreicher Straftaten erwartete ihn wohl eine erneute längere Haftstrafe, die er eben auf diese Art umgehen wollte. Für mich verständlich, für andere vielleicht nicht. Es war Dezember 2004 und als mich Stephan eines Tages in eine Kneipe in Nürnberg mitnahm, wo es im Hinterzimmer um irgendwelche Drogengeschäfte wohl ging, und ich mit der netten jungen Bedienung mich stundenlang notgedrungen abgeben mußte, unterlief mir ein folgenschwerer Fehler, als mich am Ende des Besuchs Stephan dazu überredete, einen Joint mitzurauchen. Durch frühere Erfahrungen wußte ich, daß Kiffen überhaupt nichts für mich war. In kurzer Zeit war mein Kreislauf im Arsch, Stephan setzte mich einstweilen an die frische, kalte Winterluft und gab mir seine Autoschlüssel, mit dem Versprechen, gleich nachzukommen. Das war ein Fehler von ihm. Als sich kurz darauf mein Zustand verbesserte, startete ich den Motor, und verschwand auf dem nahegelegenen Frankenschnellweg, einer Stadtautobahn, in der dunklen Winternacht.Ich fuhr und fuhr und fuhr, einfach auf die A9, Richtung München, und weiter Richtung Süden. Das Ziel eines jeden Sehnsüchtigen. Am Rastplatz Hofoldinger Forst war dann Schluß. Das Auto kam gerade noch in die Einfahrt, Tank leer, und der Rastplatz hatte keine Tankstelle, was mir auch nichts gebracht hätte, weil der Lancia sprang nur mit bestimmten Tricks an, die nur der verlassene Stephan kannte, der wohl außer sich vor Wut in Nürnberg mit seinem Hund stand. Eigentlich echt nicht meine Art, Freunden Autos zu klauen, aber dies kann ich bis heute nur mit meinem bekifften Zustand richtig erklären. Insgesamt 16 Stunden belagerte ich diese Raststätte, und die Mitarbeiter, machtlose Fahrer von Tanklastzügen, verzweifelte Polizisten, die mit mir sogar bis Holzkirchen zur nächsten Tankstelle die 8 km gefahren sind, ohne daß ihnen irgendwas an der Situation aufgefallen wäre, alle konnten mir an diesem Dezembertag nicht helfen. Erst das Erbarmen eines älteren ADAC Mitarbeiters, der schon Feierabend hatte, und mich dann im 2.Gang mit seinem Auto anzog, beendeten diesen Wahnsinn auf dem Standstreifen der A8 im kalten und verschneiten Voralpenland. Danach unterschrieb ich freudselig eine Mitgliedschaft. Der Motor durfte nie mehr ausgehen, bis ich nicht da war, wo ich hin wollte, und in Kufstein kehrte ich um, und wollte den verschreckten Stephan sein Auto wieder vor die Tür stellen. Und 1 km vor Reichelsdorf kam das Auto dann von der eisglatten Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum. Völlig schockiert saß ich früh um 4 mit brummenden Schädel in der Kiste und wartete auf die Rettungskräfte. Das Auto war Totalschaden und ich ließ mich kurz im Südklinikum untersuchen. Das das Auto voller Drogen war, wußte ich nicht, und als Stephan Abends zu mir in die Wohnung kam, war mir schon etwas mulmig vor seiner Reaktion. Nur weil er mich so leiden konnte und als guten Kerl sah, verzieh er mir. Vom Autofahren hatte ich erst mal die Schnauze voll, und glatte Straßen waren nicht mein Ding. Aber die anderen 60 Eisunfälle an diesem Morgen trösteten mich ein wenig. Noch am selben Abend ließ mich Stephan wieder ein Auto über die Autobahn chauffieren, und so zog mich dieser Rausch am Steuer in einen unkontrollierbaren und noch nicht gekannten Strudel von ungewollter Straffälligkeit. So habe ich das auch 1 Jahr später dem Richter erklärt, der diesen noch lange nicht endeten Wahnsinn aburteilen mußte. Zwei Tage später ereignete sich dann anderer Schicksalsschlag, der wie aus dem Nichts kam. Ich wollte vor Weihnachten und vor meinem Geburtstag noch mal meine Oma besuchen, die ich schon 4 Wochen vergessen hatte. Richi wartete außen mit seiner Candy. Die düstere Miene der Schwester jagte mir ein beklemmendes Gefühl ein, als sie mich ins Stationszimmer bat, weil meine Oma nicht in ihrem Zimmer zu finden war. Es war Sonntagabend, der 19.Dezember 2004 und an diesem Morgen war meine Oma gestorben. Ohne schwere Krankheit, ohne Leiden war sie an diesem Morgen einfach in ihrem Sessel eingeschlafen. Ich ging geschockt zu Richi und meine erste Sorge galt Christa. Wußte sie es überhaupt schon? Ja, sie wußte es natürlich, und wie gefasst sie bei unserem Telefonat damit umging, erleichterte mich. Es ist bittersüßer Sarkasmus, aber meine Oma hat ihr Leben so beendet, wie sie gelebt hat, seit ich sie kannte. Sie hatte früher sicher kein leichtes Leben gehabt, nach dem Krieg ohne Mann. Ich behalte sie in guter Erinnerung, und achte auch die nicht so guten Seiten, die sie hatte, die schließlich jeder hat. Sie hat sich den Tod eben auch einfach gemacht, warum nicht? Selbst Stephan war geschockt, am anderen Tag war mein Geburtstag und Richi, Christa und ich waren in der Stadt essen. Später kam Stephan auch noch kurz dazu, er war aber nicht der Typ für gemütliches Beisammensein, er war immer ruhelos. Im Blaumann und mit seinem Hund verschwand er nach kurzer Zeit wieder. Im Alex am Hauptmarkt ließen wir meinen 25.Geburtstag ausklingen. Ja, was für ein Jahr, am 23.Dezember war die Beerdigung, wo ich auch das erste Mal meinen Onkel aus Erlangen sah, Christas Bruder. Er war freundlich, aber bei unserer Verabschiedung fühlte ich, daß man ihn wohl nicht mehr sehen würde, jetzt bestand ja kein Anlaß mehr. Er stieg in seinen teuren BMW und war weg. Das Jahr war zu Ende, und Sylvester war Richi eingeladen bei Christa. Wenn ich nicht wieder zuviel getrunken hätte, wäre auch der Streit nicht vorgekommen, der ein paar Tage später aber schnell vergessen war.Das Jahr 2005 sollte vieles bringen, fast zu vieles, um es hier wiederzugeben, aber das schicksalhafteste Erreignis, das mein Leben prägen sollte, wie nie etwas zuvor, ließ fast bis zum Ende des Jahres auf sich warten.

2005- Ein Jahr voller Inhalte

Der Januar 2005 war ein bitterkalter Winter und ich kann mich noch gut erinnern, wie oft ich in der eisigen Kälte auf Stephan vor seiner berühmten Garage in Kleinschwarzenlohe wartete, und fast erfroren wäre, weil er wieder zu verplant war und die Zeit vergessen hatte mit tausend Sachen, mit denen er gerade beschäftigt war.Seine Garage war so ein Art Rückzugsort für ihn. Wer sich da aufhalten durfte, dem vertraute er. Neben Autos reparieren, fanden hier natürlich auch zahlreiche illegale Aktivitäten statt, wie das Wiegen und Verpacken seiner Drogen. Ich schreib das einfach, weil Stephan hat in vielerlei Hinsicht dafür büßen müssen, wer ihn dafür verurteilt, soll es tun. Ich tue es nicht, weil er als Mensch Klasse hatte, und das war für mich entscheidend. Ich fuhr ab und zu klar mit einem seiner Autos weiter, und irgendwann hatte ich erfahren, daß Anfang Februar Anja aus dem Gefängnis kommen sollte. Meine Sehnsucht war immer noch groß nach ihr, und ich hatte plötzlich einen wirklich irren Wunsch-sie mit dem Auto am Tag ihrer Entlassung abzuholen. Selbst Stephan hat mir davon abgeraten, aber erstmal erlebte ich noch abenteuerliche Fahrten in diesem kalten Winter, wo wir auch oft Bekanntschaft mit der Polizei machten, und in meinem Fall die billigste Ausrede, die effektivste, zu schein sien. Ich hatte meinen Führerschein vergessen, sagte ich naiv den verschiedenen Beamten und konnte mit einem weißen Zettel, einer Kontrollaufforderung, die Fahrt immer fortsetzen. Nüchtern war ich immer gewesen, und der Zustand meines Beifahrers war nicht von Bedeutung. Auch bei der Fahrt Richtung Österreich, hatte ich mich schnell wieder erholt gehabt. Stephan hatte lange keinen Führerschein mehr, was nur wenige wußten, aber nicht verwunderlich war, und durch seine bevorstehende Haftstrafe verlor er immer mehr die Kontrolle, auch was seine Sucht anbelangte. Er wollte noch das große Geld machen, um nach Indien fliehen zu können. Aber seine großen Deals verliefen frustrierend und waren lediglich für seinen Eigenbedarf noch gut genug. Er flog dann auch ein paar Tage vor Haftantritt von München nach Goa, indem er sich gerade mal den Flug leisten konnte. Eine Bekannte hatte ihm das Geld gegeben. Stephans Abschied ging schnell und stimmte mich sehr traurig, weil ich davon ausging, ihn nie wiederzusehen. Und ausgerecnet an diesem Tag, an diesem Abend, begegnete mir nach einem Jahr Anja wieder am Bahnhof- wo sonst? Sie war aus dem Knast ein paar Tage zuvor entlassen worden, ich hatte sie nicht abgeholt. Sie freute sich, mich zu sehen, und kam relativ problemlos mit nach Reichelsdorf. Ja, Stephan war weg, Anja war da, was für ein Schicksal. Vor seiner Abreise hatte ich ihm noch eines seiner alten Autos abgekauft. Einen Ford Sierra für 400,- Ich hatte also jetzt mein eigenes Auto, was die Sache um diesen Teufelskreis natürlich zur Spitze treiben sollte, und ich durch die alte Bauweise und auffällige Kurzzeitkennzeichen in kurzer Zeit in so viele Verkehrskontrollen kommen sollte, wie ein anderer sein Leben lang nicht, der ein Auto fährt.Stephan hat mir noch einen Drogenpartner von früher vermittelt, den ich von Besuchen auch kannte, ihm könne ich mich bei Problemen mit dem Auto anvertrauen. Das wollte ich nur im Notfall, den der Typ, den alle Blacky nannten, meiner Ansicht nach ein linkes Schwein war und ich nichts mit ihm weiter zu tun haben wollte. Einmal fuhren wir dann noch mit Anja zusammen zu einem Schrotthändler wegen einer neuen Motorhaube. Blacky, der eigentlich Harald hieß, und auch in Reichelsdorf wohnte, hatte eine schwerkriminelle Vergangenheit und wollte mich wegen meines Autos in neue schwere Straftaten verwickeln, worauf ich den Kontakt abbrach, denn eine bestimmte Grenze habe ich bekanntlich nie überschritten. Das Autofahren machte mir einfach Spaß und brachte mir Ablenkung. Ich fühlte mich so frei am Steuer. Lindner hatte das natürlich auch längst alles mitbekommen und versuchte ohne mein Wissen logischerweise gegen mich vorzugehen. Das das alles bisherige übertraf, was ich mir schon geleistet hatte, sah ich irgendwie ein und bereitete mir ein ungutes Gefühl, aber seine Hilferufe an die verschiedensten Nürnberger Polizeidienststellen blieben ohne Gehör. Ich kann selbst vieles, was damals an Schlamperei bei der Polizei passierte, nicht nachvollziehen. Ich will mich wirklich nicht über die Nachlässigkeit der Gesetzteshüter von damals beschweren, ich war einfach froh, mein illegales Treiben fortsetzen zu können. Aber schon sehr schwer verständlich im Jahr 2005, daß das so lange gutgehen konnte. Sie haben mich immer weiterfahren lassen, immer hatte ich die vorhin genannte Ausrede. Das verleitet in gewisser Weise natürlich schon dazu, weiterzumachen. Ich wollte ja keinem Schaden zufügen, niemanden gefährden, weil ich mir das Fahren zutraute. Und außer diesen paar kleinen Unfällen, mal von der letzten Fahrt im Sierra abgesehen, ist nie etwas passiert, daß nicht anderen auch hätte passsieren können, die eine Fahrerlaubnis besitzen. Aber vor dem Gesetz braucht man so nicht argumentieren. Anja kam und ging, und immer wenn sie ihre Sachen wieder packte, diesen leeren Blick hatte, wußte ich, es war sinnlos sie aufzuhalten. Das bereitete mir einen Schmerz, den ich noch nie erlebt hatte, und tränenüberströmt bat ich oft bei Richi um Einlaß. Er ließ mich dann am Sofa schlafen, ich konnte nicht allein sein jetzt und wollte an diesem Tag nicht mehr in meine Wohnung. Es muß auch erwähnt sein, daß Anja ohne jeden Streit auf die plötzliche Idee kam, das warme Bett gegen die Gosse zu tauschen. Unverständlich.Irgendwann in diesem Februar war ich in einem Irish Pup, wo ich öfters war, das Finnegans. Damals durfte in Kneipen noch geraucht werden und zwei Frauen am Nebentisch fragten mich nach Feuer. Sie bekamen Feuer und baten mich, Platz bei ihnen zu nehmen. Die Frauen waren aus Brasilien und nur Crissi sprach Deutsch. Ihre Freundin Mara verliebte sich wohl sofort in mich, was ich natürlich wieder nicht wahrnahm. Irgendwann boten sie mir an, mit zu ihnen in ihre Wohnung zu kommen. Selbst das Taxi bezahlten sie und als mich Mara schon auf der Rückbank befummelte, war mir der eigentliche Sinn dieser Bekanntschaft noch immer nicht klar. Wir waren alle etwas betrunken und dem Wunsch von Mara, mußte ich erneut eine Abfuhr erteilen, weil mein Zustand zu sexuellen Leistungen nicht mehr in der Lage war. Die wohnten in so einem Frauenwohnheim, wo vorwiegend ausländische Frauen aus Lateinamerika und Afrika lebten mit ihren Kindern. Um 6 früh ging ich, die kalte Winternacht ließ mich auch keine Erklärung für diese Bekanntschaft finden. Waren das Prostituierte? Wohl nicht, wenn sie sogar das Taxi zahlten und auch sonst nichts wollten. Was war das dann? Ein paar Tage später rief ich bei ihnen an und sie luden mich wieder ein zu sich und wollten sogar Wiener Schnitzel für mich machen. Was ihnen auch erstaunlich gut gelang. Mara hat sich sehr in mich verliebt, Crissi übersetzte immer, sonst hätte ich kein Wort verstanden. Mara sprach auch kein Englisch, eben nur portugiesisch. Leider erwiderte ich ihre Gefühle nicht, sie war einfach nicht mein Typ, etwas dick. Von der Art aber genauso, wie ich es mir bei einer Frau wünschen würde. Anhänglich, verschmust, liebevoll, zärtlich. Scheiße, heute würde ich vielleicht wieder anders handeln, aber ihre Figur machte mich auch nüchtern so wenig an, daß es mit richtigen Sex nicht klappte, als wir es weitere Male versuchten. Sie konnte gar nicht von mir lassen, das Kuscheln war mir nicht unangenehm, aber nackt konnte ich mit dieser Frau nichts anfangen. Sie war ein paar Jahre älter als ich, was nicht das Problem war, und die Besuche in ihrer kleinen, schnuckeligen Wohnung und diese Fürsorge der beiden waren schön. Zu der Zeit war ich seit langem mal wieder in der Wohnung bei Christa für ein paar Tage, weil ich auch stark erkältet war und sie amüsierte diese Liaison sehr. Ich besuchte die beiden dann immer mit dem Auto und bot auch meine Hilfe bei Einkäufen an. Crissi hatte ja 2 Kinder. Auch was trinken ins einzig brasilianische Lokal in Nürnberg, das Candito do Brasil, sind wir gefahren. Ein paar schöne Wochen waren das. Und sollte ich bitte vor Anja ein schlechtes Gewissen haben? Selbst Klaus hab ich dazu gebracht, daß er mit in mein Auto stieg,, und mit zu Crissi und Mara fährt. Er hatte dann eine kurze Affäre mit Crissi, die ja dunkel war. Mara war weiß.Irgendwann habe ich Crissi am Telefon, ich stand vor dem Laguna, sie soll es Mara bitte so ausrichten, wie es war-das ich keine Gefühle für sie aufbringen konnte. Mara muß wohl sehr verletzt gewesen sein. Ich habe nie mehr was von den beiden gehört. Leider.

Nach einer Party, die exessiv war, bei der Domnik, Richi, Anja und später sogar Roman, der Koch des Laguna, dem Italiener in der Schalkhaußer Straße, anwesend waren, kam es früh um 9 zwischen allen betrunkenen Beteiligten zum Streit, der sich bis auf die Straße in Reichelsdorf verlagerte und Anja landete wieder in Kliniken. Richi und ich fanden uns nach einem Besuch bei Christa und einer weiteren Flasche Whiskey in der Ausnüchterungszelle wieder. Selbst Candy mußte den restlichen Tag auf der Polizeiwache verbringen. Als ich eines Tages nach Bamberg fuhr mit dem Auto, um zu "arbeiten" verhinderte eine Streife der Wasserschutzpolizei meine Rückfahrt nach Nürnberg, da meine Kurzzeitkennzeichen keine Gültigkeit mehr hatten. Die Beamten waren selbst ratlos und telefonierten mir Wochen hinterher, daß ich das Auto mit neuen, gültigen Kennzeichen holen sollte, da es logischerweise in der Bamberger Innenstadt nicht stehenbleiben konnte. Ich hatte die Grippe, und mein Auto fast schon abgeschrieben, weil mich das langsam alles überforderte, als ich es doch noch schaffte und mit unglaublicher Hilfe der etwas naiven Beamten mein Auto wieder flottzukriegen und mit den besten Wünschen auf die A70 Richtung Bayreuth verschwand. Die waren einfach froh, daß das Auto endlich aus ihrer Stadt war. Auch mit Richi bin ich mal nach Weißenburg gefahren und wir sind essen gegangen. Jeder wußte es also, daß ich ein Auto fuhr, aber keinen Führerschein hatte. Selbst Christa brachte ich im März zweimal dazu, mit mir einen Ausflug zu machen. Sie bewunderte meine Fahrweise und war auf der einen Seite stolz, weil das eigentlich das normalste gewesen wäre, auf der anderen Seite fühlte sie sich nicht besonders wohl und kam sich wie eine Gangsterbraut vor. Unser erster Ausflug ging nach Regensburg, wir waren essen im Hofbräuhaus, ein wunderbarer Tag. Und beim anderen Mal sind wir in die Wahlfahrtskirche Vierzehnheiligen gefahren, wo wir früher oft waren mit meinem Vater, sind dann über Kulmbach wieder auf die A9, wo es wie immer schneite, und meine Idee im Goldenen Engel in Engelthal einzukehren, fand sie auch gut. Ich war mit dem Auto in Engelthal, führte Christa zum Essen aus. Wenn mir das vor Jahren einer gesagt hätte? Geil, wir wollten eben auch mal normal leben. Und an diesem Tag ließ mir sogar die Polizei meine Ruhe. Mit dem Auto ist man so unabhängig, ich zeigte ihr noch Anjas Elternaus in Hartmannshof. Leider hab ich es bis heute aus finanziellen Gründen nicht geschafft, den Füherschein zu machen, das hätte viele Vorteile. Schnell hätte ich einen Beruf, wo Autofahren ja meine Leidenschaft ist. Könnte beides verbinden, an dieser fehlenden Faherlaubnis liegt so vieles. Später gehe ich noch auf dieses Thema konkret ein. Und meine "Arbeitsreisen" machte ich ab jetzt alle mit dem Auto, auch wenn das wesentlich teurer kam als mit der Bahn. Wo war ich überall- Bamberg, Bayreuth, Hof, Regensburg, Passau, Kempten, Ulm. Und überall diese Verkehrskontrollen, auch wenn es keiner glauben mag, das Auto und seine Beflaggung waren schuld, nicht meine Fahrweise. Und alle ließen sie mich mit meiner Notlüge weiterfahren. Aber mir war bewußt,  daß das nicht mehr lange gutgehen würde.

Einer meiner letzten Fahrten führten mich wieder nach Bayreuth und Hof, als mich Lindner am Handy mitten auf der Autobahn erreichte, und mich nochmal eindringlich von weiteren Fahrten abhalten zu versuchte. Ich verstand ihn ja sogar, daß er fast verpflichtet dazu war, diesen Wahnsinn zu stoppen. Aber wenn ich was vorhatte und wollte, konnte gegen meine Sturheit niemand ankommen. Schon gleich kein Lindner. Aber zugegeben, ein klein wenig schlechtes Gewissen hat er mir mit diesem ungewöhnlichen Anruf schon gemacht, an diesem verschneiten Apriltag. Ja, dieser Winter war hart. Stephan hatte ich nicht vergessen, einmal hab ich ihn sogar unter einer Nummer in Indien erreicht. Aber der Kontakt konnte nicht aufrechterhalten werden und so verabschiedete ich mich von einem guten Freund, dem ich zwar indirekt diese Probleme zu verdanken hatte, aber ich war erwachsen, wußte was ich tat, und wurde von Stephan auch nie beeinflußt, wenn das jemand meinen könnte.Rolf hatte dann sozusagen ihn als guten Freund abgelöst, er hatte eine besondere Art, wie er auf Leute wirkte, hatte im Gegensatz zu Stephan mit seiner kriminellen Vergangenheit und seinem Drogenkonsum so gut wie abgeschlossen, arbeitete am Bau als Stukkateur und später als Fahrer bei einer Spedition. Über Rolf könnte man viel erzählen, er war einfach ein cooler Kerl, der nicht gerade durch sein Aussehen bei Frauen punktete, aber durch seine lässige Machoart eroberte er fast jede Frau. Seiner Immer-mal-wieder Freundin Sabine, mit der er einen Sohn hatte, konnte er fast schon krankhaft nicht treu sein. Aber in deren Beziehung mischte ich mich nicht ein. Als ich meine Geschichten zu jener Zeit im Garten preisgab, konnte Rolf, wie auch die anderen, oft nicht mehr sich auf was immer sie auch saßen, stillsitzen vor Belustigung. Es gefiel mir, gerade bei einem Typen wie Rolf, so aufgenommen worden zu sein. Er kannte sich wirklich mit Kriminalität, Drogen, Alkohol, Rockern und Frauen bestens aus und ihm ein Stück weit zu imponieren, ehrte mich. Aber vor der laufenden Sache mit dem illegalen Autofahren hat er mich immer wieder gewarnt, er war trotz seiner lockeren, spaßigen Art vernünftig geworden, was sein Handeln betraf. Und wenn er getrunken hatte, hätte er sich nie mehr ans Steuer gesetzt. Somit fuhr er selten. Als mein Auto dann irgendwann abgemeldet in Reichelsdorf stand, kam ich im betrunkenen Zustand ein paar Mal noch auf die Idee, nach unseren Gartenpartys, einfach wieder auf die Autobahn zu fahren. Was ich heute als sehr verantwortungslos sehe, war mir damals völlig egal. Bei einer Fahrt fuhr ich durch bis zum Brenner, es war Vatertag, und als ich Mittags völlig kaputt an der Rastanlage Europabrücke stand, kapierte ich den wahren Anlaß meiner seltsamen Reise selbst nicht mehr. Ans Meer wollte ich natürlich wieder mal. Am hellichten Tag mit abgelaufenen Kurzzeitkennzeichen vor der italienischen Grenze, und den ganzen Weg mußte ich ja wieder zurück. Das konnte kaum gutgehen. Ab Deutschland stieg meine Anspannung und bei dieser Verkehrskontrolle hätte es keine Ausrede mehr gegeben. Aber es passierte an diesem, auch noch berüchtigtem Vatertag, nichts.Richis Wohnung war an Verwahrlosung kaum noch zu überbieten und er stand kurz vor der Zwangsräumung. Gothan und Klaus hassten Richi und versuchten, wo es nur geht, ihm zu schaden. Richis Verhalten war auch nicht ohne, aber für mich war die Situation halt unangenehm, weil ich ja jetzt mit allen ein einigermaßen gutes Verhältnis hatte. Ja, einmal bin ich noch nachts nach Treuchtlingen gefahren und wollte einfach spontan Petra besuchen, aber keiner hat geöffnet, als ich an ihrem Haus klingelte. Vielleicht war sie mal wieder in der Psychiatrie, Erinnerungen von früher kamen mir unweigerlich, als ich noch ein paar Minuten im Auto vor ihrem Haus saß.Was hat sich alles geändert in nur 2 Jahren?Vieles zum positiven, aber vieles lief eben jetzt in eine andere Richtung auf einen Abgrund zu. Normal, im Sinne von normal, würde ich wohl nie mehr leben, das wußte ich zu dieser Zeit bereits, aber mit heute verglichen war dieses Leben von dieser Zeit erfüllender und mit Sicherheit abwechslungsreicher, wenn auch unvernünftig und gefährlich.Aber die große Liebe durfte ich ja erst noch kennenlernen, wir sind jetzt im Juni 2005 und ich sollte noch 6 Monate warten müssen, bis jene Frau in mein Leben tritt, die bis heute einen leider unerreichbaren Rekord aufgestellt hat, eine Freundschaft, eine Beziehung, ein Liebesverhältnis, eine Hassliebe, wie sie seinesgleichen sucht. Und auch wenn ich mich endlich nur wieder verlieben möchte, weil ich ausgehungert bin nach Liebe und Vertrauen, muß ich bei jeder flüchtigen Begegnung schnell bemerken, wie verdammt schwierig es ist, so ein Vertrauensverhältnis zu schaffen, ohne es bewußt zu wollen, aber genau das war wohl die Kunst daran.

Zurück noch zu der Zeit, als dies noch nicht in meinem Vorstellungsvermögen lag. Das Auto war bei dieser vorletzten Fahrt nach Treuchtlingen dann mitten in der Nacht mit kaputter Lichtmaschine liegengeblieben und stand, nachdem es der ADAC abgeschleppt hatte, eigentlich nur noch hinter dem Haus im Garten. Richi wurde eines Tages Abends von der Polizei mitgenommen, dank Mithilfe von Gothan oder Klaus, als er sich betrunken wie immer in seiner verdreckten Wohnung schlafen legen wollte, weil er ja früh um 5 schon wieder in die Arbeit mußte. Im Gegensatz zu allen anderen im Haus. Wegen seiner Schulden wurde er mit Haftbefehl gesucht inzwischen und mußte mitkommen. Die Polizei vertraute mir Candy an, aber ich wußte überhaupt nicht, wie lange Richi eingesperrt sein würde, und war schnell überfordert mit der Situation. Nach ein paar Tagen brachte ich sie ins Tierheim, mit der ausdrücklichen Erwähnung, der Besitzer wolle diesen lieben Hund auf jeden Fall wiederhaben. Er bekam ihn nie wieder und daß er nach 3 Wochen bereits wieder in Freiheit sein würde, konnte ich nicht ahnen. Richi hat mir dieses Handeln niemals verziehen. Auch wenn unsere Freundschaft noch viele Jahre halten sollte.Am 4.Juli war Christas 60.Geburtstag. Wir gingen beide nach Katzwang zum essen. Ein schöner Tag. Klar war immer noch viel Anspannung bei manchen Begegegnungen, aber wenn man das mit vor Jahren vergleicht. Seit meiner Wohnung war unser Verhältnis wesentlich besser geworden, und Alkohol sollten wir wohl beide lassen, wenn uns das auch nicht immer gelang. Wenn ich jetzt vergleiche, was ich aber nicht tue, ist mein psychischer Zustand im Jahr 2005 für mich nur heute schwer verständlich. Zu sehr belasteten die Wiederholungsstörungen meinen Alltag, auch was immer noch die Körperpflege anging. Ansonsten konnte ich das vor den anderen ja geschickt sehr gut verbergen, und vor Richi war mir sowieso wenig peinlich. Rolf nahm das gelassen und wenn es mal wieder nicht ging, sich zu kultivieren, machte Rolf seine Späße und er verpasste mir schnell den Spitznamen "Stinkermichl", was er wirklich nicht böse meinte, aber es entsprach zu jener Zeit halt noch oft der Wahrheit. Rolf war direkt, aber er akzeptierte mich. Ich war nie wieder bei einem Psychiater gewesen und das Diazepam ließ ich mir von Dr.Reiß, unserem langjährigen Hausarzt verschreiben. Mein Verhalten war schon in den ersten Jahren in der Schalkhaußer Straße noch seltsam, aber durch meine Art, hatte ich die Leute begeistern können. Und die hatten ja alle Probleme, das soll auch mal erwähnt sein. Der eine soff, der andere war kriminell und drogenabhängig, dem anderen sagte man nach, er besserte sein Arbeitslosengeld in der Stricherszene auf, was hätten diese Leute also für einen Grund gehabt, auf mich herabzuschauen, weil ich psychische Probleme hatte und das mit der mangelnden Körperhygiene ist mir etwas peinlich vor dem Leser, aber das eigentliche, was zählt, ist die Gegenwart.Und mit dem Alkohol hatte ich halt bei Veranstaltungen wie Kirchweihen, in Franken Kärwas genannt, echt Probleme, daß das nicht wieder exzessiv endete. So wie bei der Kirchweih Ende Juli in Reichelsdorf. Wo ich am ersten Tag bereits in der Ausnüchterungszelle landete. Aber was am letzten Tag folgte, übertrifft alles bisherige. Ich wollte mir eigentlich lediglich das Feuerwerk mit den Gothans anschauen, Rolf blieb solchen Veranstaltungen schon immer vorsorglich fern, und mit Dominik, der auch nicht schlecht trank, aber jeden für sein Verhalten verurteilte, bin nach der Kirchweih noch ins Laguna, wo Wirt Mario Schnaps bis zum Umfallen ausgab. Und in diesem Rausch ist mir das längst schon vergessene und verlassene Auto wieder eingefallen, das ja abgemeldet und eigentlich längst nicht mehr fahrbereit hinter dem Haus stand. Zu allem Unlück sprang es in dieser Nacht auch noch an und in Schuhmacher-Manier bog ich, vor dem an seinem  Fenster lehnenden und staunenden Klaus, vom Garten in die Straße. Aber mein Alkoholpegel ließ mich keine 50 m mehr kommen. Das Auto steuerte ein paar Anwesen weiter auf 3 geparkte Fahrzeuge, machte ein Verkehrsschild platt und blieb mit qualmenden Motor auf dem Gehsteig früh um 4 stehen. Die Bäuerin nebenan muß gemeint haben, der Krieg sei wieder ausgebrochen. Diese Sache bereue ich bis heute und mein Glück war wohl die Uhrzeit, daß es keinen Personenschaden gab. Der andere Schaden belief sich auf ca.20000,- und die Straße glich einem Trümmerfeld. Wie oft mußte ich mir diese Erzählungen von Klaus und Gothan anhören. Polizei und Sanitäter versuchten die Lage unter Kontrolle zu bringen. Mit einer Nacht in der Ausnüchterungszelle kam ich vorerst gut davon, am anderen Nachmittag schlich ich mich von der Polizei mit einem selten schlechtem Gewissen zu Christa. Weil in die Schalkhaußer Straße wollte ich für die nächsten Tage nicht. Verständlich. So, jetzt war die Geschichte mit dem Auto zu Ende, seitdem bin ich nie mehr gefahren. Lindner war entsetzt, und jetzt mußte man sehen, wann und wo das ganze verhandelt werden würde. Es gingen ja aus ganz Bayern Anzeigen ein, wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, da ich ja nie den fehlenden Führerschein vorzeigen konnte und jetzt auch noch dieser Unfalll. Ohne Kennzeichen und Versicherungsschutz. 11 mal bin ich vor diesem abschließenden Unfall von Januar bis April in eine Verkehrskontrolle gekommen, da kam einiges zusammen und mein Versuch, mir einen Pflichtverteidiger zu nehmen, wurde mehrfach abgelehnt. Ja, aber auf alles andere komme ich noch, es ist ja noch ein bißchen hin zur Verhandlung. Ich war wochenlang geschockt, Rolf war nur froh, daß er genau in dieser Nacht sein Motorrad nicht am Straßenrand abgestellt hatte, wie immer, weil er wegen starken Regens außerhalb von Nürnberg übernachtet hatte. Ich war leider mal wieder das Gespräch in Reichelsdorf, diesen Vorfall hat man bis heute nicht vergessen wohl, aber ich bin bestimmt nicht stolz darauf. Wenn mir auch vieles wo vorbeiging, das bereue ich bis heute. Das einzig gute daran- Jetzt war Schluß mit Autofahren und Stephan in Indien hatte keine Ahnung von allem. Was der alte Gangster wohl dazu gesagt hätte? Sein Mchl hat die Straße plattgefahren, aber Stephans erste Sorge wäre gewesen, ob Personen verletzt worden sind. Das spricht eben für sein gutes Herz. Ja, harte Zeiten, in strafrechtlicher Sicht, standen mir bevor.

Mit Rolf hab ich auch einiges unternommen, Christa und er verstanden sich auch gut, und ich lernte in dieser Zeit auch Michaela kennen, die bei Christa im Haus wohnte und auch Rolf kannte. Sie hatte zwei Jungs und war sehr spirituell veranlagt. Früher muß sie wohl auch Drogen konsumiert haben, sie war eine attraktive Frau, aber außer ein paar Fahrradtouren und Besuchen in ihrer Wohnung war da nichts. Und irgendwann zog Rolf ein paar Straßen weiter seiner Sabine und seinem Nico nach, und ich half ihm wie viele seiner Kumpels beim Umzug und Streichen. Ja, mit der Justiz spitzte sich die Lage allmählich zu, am 10.Oktober 2005 hatte ich eine Verhandlung wegen Leistungserschleichung. Wieder stand ich wegen Schwarzfahren mit Bus und Bahn vor Gericht, und diesmal verstand der Richter keinen Spaß mehr. Zum ersten Mal wurde ich zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, die Bewährungsdauer betrug 3 Jahre und das war ein seltsames Gefühl auf einmal, das ich nicht kannte. Außerdem mußte ich Sozialstunden leisten, weiß nicht mehr wie viele, und diese trat ich dann bei der Evangelischen Kirche in Katzwang an. Die Arbeit war vorallem am Friedhof und mein sozusagen Vorgesetzter war eine Seele von Mensch, bei dem ich ein angenehmes Art Beschäftigungsverhältnis hatte. Hr. Pöllet erkannte schnell, daß ich für mehr als Laubrechen zu gebrauchen war, und so durfte ich sogar das Läuten der Glocken bei Beerdigungen übernehmen und bekam die Schlüssel der alten Wehrkirche in Katzwang. Mit Arbeit hatte ich ja bisher nicht wirklich viel Erfarung gesammelt und das war so die Zeit mit Rolf, seinem Umzug, Bewährung, Sozialstunden und zu einigen neuen Leuten fand ich Kontakt. Lindner sah ich weiterhin alle 4 Wochen, er hatte aufgegeben, diese Entwicklung zu beeinflußen, und machte das nötigste in seinem Job, vorallem den vielen Papierkram. Die Gefahr des Autofahrens war endgültig gebannt, auch wenn Lindner mir das nicht glauben wollte. Mit was hätte ich überhaupt noch fahren sollen? Der Sierra war verschrottet. Und das war auch besser so, auch wenn ich ihn nie vergesse, mein bis heute einziges Auto. Richi war, nach seinem 3-wöchigem Knastaufenthalt Ende August endgültig zwangsgeräumt worden, hatte seine Arbeit bei Schöller und seine Candy verloren und seine Abfindung kassierte sofort der Gerichtsvollzieher. Ein seltener Pechvogel auch. Er wohnte jetzt bei seiner Mutter und seinem Bruder vorrübergehend in Nürnberg-Johannis. Wir hielten weiter Kontakt, waren immer noch viel unterwegs und es war ein ungewohntes Bild, ein Richi, der arbeitslos war. Aber er würde schon wieder was finden, Arbeit war ja in seinem bitteren Leben immer der Mittelpunkt gewesen. Ja, und meine entscheidende Verhandlung stand ja noch bevor. Wegen der längst eingestellten "Arbeit" ermittelte die Kripo, aber wie geschrieben, war das selbst denen zu verwirrend. So richtig wohl fühlte ich mich Ende 2005 nicht, denn ich ging mal stark davon aus, pessimistisch wie ich schon immer war, daß ich jetzt bald im Knast landen würde. Das mußte verhindert werden, das würde meine Psyche nicht verkraften. Und Gottseidank lagen so viele Akten und Gutachten aus den früheren Jahren über mich vor, daß mir das den entscheidenden Trumpf bringen könnte. Und dann zog auch noch Klaus im September aus, er hielt es in diesem Haus nicht mehr aus. Mit seiner Art fand Klaus allerdings nirgends Ruhe, denn ihn störten Sachen, die seinem Alter entsprechend banal waren. Ich war nicht froh, daß Klaus jetzt auch noch weg war, das Haus war ja jetzt fast leer und mit ihm verstand ich mich ja mittlerweile richtig gut. Wäre er aber nicht ausgezogen, wäre mein Leben die nächsten Jahre komplett anders verlaufen, das will ich mir nicht vorstellen jetzt, oder doch?Und Anja, mal wieder erwähnt, war mittlerweile in einer Therapieeinrichtung in Neuhaus/Pegnitz, das erfuhr ich eines Tages von ihrer Familie. Rolf fuhr mit mir an einem Tag dahin, sein 3-jähriger Sohn und Christian, ein Jugendlicher aus Reichelsdorf waren noch dabei, sie sahen sich einstweilen die Maximiliansgrotte in der Gegend an, während ich in Ruhe Anja besuchen konnte. Wir hatten uns wieder über 6 Monate nicht gesehen und wir brauchten länger als sonst, bis sich ein vertrautes Verhältnis einstellte. Die Einrichtung machte einen symphatischen Eindruck und ich erzählte ihr, was alles in Reichelsdorf passiert war. Als sie erfuhr, daß die Wohnung von Klaus leerstand, kam ihr gleich der Einfall, daß ich mit dem Vermieter sprechen sollte, ob sie da einziehen könne. Das wäre sicher nicht das Problem gewesen, aber Anja und eine eigene Wohnung? Die Vorstellung, daß sie in meinem Haus, genau eine Etage unter mir, wohnen würde, war verlockend. Ich wünschte mir immer noch ein normales Leben mit ihr, und das wäre von der Idee her ideal gewesen. Aber wohl ein Traum, mal rein juristisch gesehen. Ich hatte immer noch starke Gefühle für sie, als ich sie in so klarer Verfassung und nach so langer Zeit an diesem dunklen und kalten Novembertag sah. Wir waren nicht intim in ihrem Zimmer, weil sie nüchtern doch Distanz bewahrte, und ich nicht der große Verführer war. Ich verabschiedete mich nach 2 Stunden von ihr, weil mein Auto, diesmal mit Rolf als Chaffeur, schon ungeduldig wartete und versprach, bald wiederzukommen.

 

Zu Klaus hielt ich, wie erwähnt, Kontakt in seiner neuen Wohnung in der Bahnhofstraße in Nürnberg. Er hatte da eine sehr kleine Wohnung gefunden im 5.Stock eines tristen und grauen Gebäudes, das früher wohl ein Versicherungsgebäude war, wie man an der Fassade noch erkennen konnte. Er wohnte also jetzt sehr zentral und hatte ab jetzt erstaunlich Kohle zur Verfügung, was ich gut fand, weil dieses lästige Schnorren endlich ein Ende hatte. Es gab ja diese Gerüchte über Kontakte ins Strichermileu, und jetzt wo er mitten in der Stadt wohnte, meinten manche eben. Ja, was auch immer, mir war das egal. Das unsymphatisch wirkende Haus mit viel Lärm vor der Tür, sollte ja noch mein Schicksal werden.Mitte November lernte ich dann durch Rolf eine Paula kennen, die eigentlich Sunny hieß und aus Feucht kam. Paula war sehr aufgeschlossen und nahm mich in ihr Elternhaus kurz später mit, wo sie die komplette obere Etage bewohnte. Ich hielt mich gleich ein paar Tage bei ihr auf, bei ihr war es sehr gemütlich, sie war erstaunlich gastfreundlich, aber auf Annäherungsversuche ging sie nicht ein. Als ich dann auch noch Richi, der wie immer schon betrunken ankam, nach Feucht kommen ließ, wurde es lustig und wir zogen von Kneipe zu Kneipe. Rolf hat mir die sogenannte Paula als leichtes Mädchen vermitteln wollen, aber ich kann das nicht bestätigen. Aber die Frauen, die sich auf Rolf einließen, konnten mit mir wohl nichts anfangen. Das war ein Kontakt, der ein paar Wochen bestand, ich hab sie sogar mal zu Klaus in seine Wohnung mitgenommen und eine Freundin von ihr in Nürnberg besuchten wir auch. Aber aus dieser Frau bin ich auch in keinster Weise schlau geworden und als es mit irgendwelchen Rechtsradikalen in einer Kneipe zum Streit kam, hat sich unser Kontakt wieder verloren..Am 29.November 2005 war dann die große Verhandlung, zu der auch Lindner kam. Christa, Richi und Klaus leisteten mir Beistand, mal von den 30 Studenten abgesehen. Der Richter war extra auf Verkehrsrecht spezialisiert, ein symphatischer, schon etwas älterer Herr. Lindner leistete an diesem Tag außer den Pflichtangaben nichts. Aber das erwartete und wollte ich auch gar nicht. Als die Anklage verlesen war und ich das Wort erteilt bekam, fing ich einfach an, die Fahrten aus meiner Sicht wiederzugeben, versuchte eine Erklärung abzugeben, wie es so weit hat kommen können. Wie mich das Autofahren von meinen Problemen ablenkte, ich mir natürlich bewußt war, daß das ohne Führerschein illegal war. Kein einziger der vielen aufgeführten Polizisten aus ganz Bayern war als Zeuge erschienen, und ich vermied es bewußt, wörtlich der Polizei eine Mitschuld an dieser unglaublichen Pannenserie zu geben. Ich war einfach ehrlich, und sprach über 30 Minuten, ja es ging um viel. Nach meinem Plädoyer brauchte der Richter erst mal eine Pause. Lindner war nervöser als ich, sein Präsentieren war eigentlich überflüssig und von den hinteren Sitzbänken hörte ich immer wieder das Gebabel von den Intimfeinden Richi und Klaus, die sich nur meinetwegen wohl an diesem Tag mal erwachsen benahmen. Die Studenten kicherten, immer noch angetan von meinen persönlichen Erläuterungen. Wenn das alle so lustig sahen, dann erklärt das auch das Urteil- 16 Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung, mit einer Bewährungszeit von 3 Jahren, also die 2.Bewährung in nur wenigen Monaten. Der Richter hatte ein selten mildes Urteil gesprochen, weil er meine ehrlichen Erklärungen verstanden hatte, ja er ließ Menschlichkeit walten. Auch das gibt es noch bei der Justiz. Klar fand er auch strenge Worte, die ich von diesem erfahrenen und symphatischen Mann auch annehmen konnte. Ich war schon sehr erleichtet, wie auch die anderen und nachdem Lindner schnell verschwunden war, gingen wir noch in ein Cafe, um das alles nochmal auf sich wirken zu lassen. Jetzt mußte natürlich Schluß sein mit Straftaten, und die Betrugssache machte mir weiterhin ein ungutes Gefühl, in der ja noch ermittelt wurde. Wenn ich immer wo Glück hatte, war es vor Gericht. Rolf erstaunte das Urteil sehr, als er Abends davon erfuhr. Im Dezember fuhr ich dann mit Richi eines Nachmittags spontan Richtung Tschechien. Von Schwandorf aus landeten wir Abends in Pilsen. Das war ein schöner Ausflug, nachdem wir Pizza essen waren, liefen wir durch das vorweihnachtliche nächtliche Plzen, Richi fotografierte die alten Häuser am Marktplatz, die ihn sehr beeindruckendeten, und nach einem Besuch in einer Bar mit unschlagbaren Schnapspreisen landeten wir früh um 6 wieder am Bahnhof, von wo es wieder zurück ging nach Nürnberg.Es war Vorweihnachtszeit, und eines Tages war Domnik Gothan auch noch in einer Nacht und Nebel Aktion einfach verschwunden. Margit war schon länger mit den Kindern nicht mehr zu sehen und Dominik muß wohl mitten in der Nacht seine Sachen gepackt haben und das Haus verlassen haben. Ich hab nie wieder was von ihm gehört. Ein vom Hass zerfressener Mann. Ich hab ihn deswegen nie verurteilt, nur seine dennunziante Art habe ich verachtet.Wenn ich mich richtig jetzt erinnere, bin ich mit Christa an meinem 26.Geburtstag nach Forchheim gefahren und wir sind gut essen gegangen.

Eine Schicksalhafte Begegnung

Ja, und es sollten noch 3 Tage vergehen, bis am 23.Dezember 2005 eine Frau in mein Leben tritt, mit der ein neues, bis dahin unbekanntes Kapitel in meinem Leben beginnt. Eine Frau, die so überhaupt nicht der Typ Frau war, der mir gefiel, und ich nicht der Typ Mann, auf den sie stand. Wie oft haben wir uns das später gesagt und dieser bis heute unerreichte Rekord, den Bianca aufgestellt hat, macht es für mich zu einer harten Prüfung, ab jetzt die richtigen Worte zu finden, und differnziert zwischen Liebe und Hass einen für den Leser empfindsamen Stil beizubehalten. Es wird auch ab jetzt nicht ausschließlich um sie gehen, es ist noch viel anderes passiert, aber ab diesem Tag begleitete sie unweigerlich mit ihrer besonderen Art, mein Leben. Ich fang einfach mal an, zu erzählen, wie wir uns aus heiterem Himmel kennenlernten- Klaus hatte schon länger von einer jungen Frau erzählt, die über ihm wohnte, viel Besuch hatte und viel Lärm machte. Auch mit Drogen und sogar Prostitution brachte er sie in Verbindung, das mit zweitem hat sich schnell als völliger Schwachsinn herausgestellt, mal zu Anfang erwähnt. Mich interessierte das auch alles nicht besonders, was gehen mich Weiber in irgendwelchen Häusern an. An diesem Tag brachte mich Klaus dazu, daß wir in den 6.Stock gingen und unvermittelt vor ihrer Tür standen. Ich war wie immer sehr schüchtern, wenn ich jemanden noch nicht kannte, vorallem Frauen. Außer ihr, hielt sich noch ein eher minderjährigg bekifftes Pärchen in ihrer sehr kleinen Wohnung auf. Als Frau hat sie in keinster Weise auf mich beeindruckend gewirkt. Aber mit diesem 19-jährigen Mädchen war von der ersten Begegnung an ein selten gekanntes Vertrauensverhältnis vorhanden, ohne daß wir an diesem ersten Abend viel miteinander sprachen. Erst als wir in nächster Zeit stundenlange Telefonate führten, erkannten wir, wie schnell wir uns vertraut waren. Das läßt sich alles schwer erklären, sie war sehr intelligent, sehr impulsiv, aber auch etwas naiv, und ihre Dramatik war von vielem geprägt, über allem stand der Tod ihres geliebten Vaters, als sie 17 war. Schnell erfuhr ich so vieles aus ihrem jungen Leben, daß sie auf ältere Männer so ab der 40 oder sogar jenseits der 50 steht. So der Typ Richard Gere. Sie nannte das Vaterkomplex. Ihr problematisches Verhältnis zu ihrer Mutter, die ja schon lange von ihrem Vater geschieden war, das sie mit 17 bereits ausgezogen war und in Absprache mit dem Jugendamt diese, ihre erste kleine Wohnung bezog. Das sie mit dem Tod ihres Vaters ihre Lehre als Restaurantfachfrau abgebrochen hat und mit Drogen angefangen hat. Ja, es wäre zuviel jetzt hier für den Anfang, das alles zu Beginn zu erzählen. Und ihr konnte ich auch fast alles aus meiner Vergangenheit berichten, wir verstanden uns einfach super bei unseren stundenlangen Telefonaten. Ohne ein Gefühl von Mann zu Frau, nur freundschaftlich. Ich hatte ja noch Anja, die ich immer noch liebte, und sie konnte sich zwischen 2 Männern nicht entscheiden, ein Türke und einer aus dem Irak, so wie ich das erfuhr.So, und jetzt gibt es auch noch anderes zu berichten, denn gesehen haben wir uns in erster Zeit nach unserem Kennenlernen gar nicht mal so oft, eigentlich immer nur, wenn ich Klaus besuchte.Dann war Weihnachten und 2 Tage vor Sylvester rief Richi Abends an, ich war gerade bei Christa, ob ich Lust hätte, wieder Richtung Tschechien zu fahren. Also fuhren wir noch am späten Abend nach Cheb, wo wir eigentlich bloß billig Zigaretten kaufen wollten. Aber als wir noch in Bahnhofsnähe ein Bier trinken wollten, befanden wir uns ohne es zu wissen, in einem Etablissement, und Richi wurde von einschüchternden Vietnamesen um 100,- gebracht. Die Situation war nicht mehr lustig, und der Nachtzug war weg, die Polizei fuhr uns lediglich an die deutsche Grenze, sowas ist Standart in Cheb, und bei einem sehr netten älteren deutschen Polizisten gaben wir die Sache zu Protokoll. Es schneite ohne Ende und als früh um 5 ein Auto mit Rother Kennzeichen vorrüberfahren wollte, stürmte der Polizist aus dem Grenzhäuschen. Das Auto wurde angehalten und der Polizist setzte uns einfach hinein. Der verblüffte Fahrer sollte uns nach Nürnberg mitnehmen. Der betrunkene Richi schlief schnell auf dem Rücksitz ein und ich unterhielt mich mit dem Mann, der auch von einer Dame aus dem Gewerbe kam, die er aber schon lange Zeit kenne, wie ich erfuhr. In Langwasser konnten wir aussteigen und hatten somit noch Glück gehabt, daß wir da überhaupt wieder weggekommen sind. Sylvester waren Christa und ich bei Richis Mutter und seinem Stiefbruder eingeladen. Ich war ja am liebsten Sylvester in Reichelsdorf, und bis auf Berlin 2002 war das das erste Mal wieder, wo ich nicht mein Feuerwerk in unserer Straße machen konnte. War aber ein schöner Abend, Richi war schnell betrunken, sein seltsamer Stiefbruder verurteilte ihn dafür, einer der immer noch mit Mitte 30 zuhause wohnte und den ganzen Tag vor dem Computer verbrachte. Wir brachten Christa dann in der Nacht zum Bus und ich schleppte den besoffenen Richi noch in die Stadt, weil ich noch feiern wollte.Ja, das war 2005, ein Jahr in dem viel passiert ist, und dieser Begegnung am 23.Dezember schenkte ich noch nicht viel Bedeutung. Wie hätte ich ahnen können, was daraus wird. Im Guten wie im schlechten..

Ein Jahr voller Lektionen

Es war wieder ein kalter Januar 2006 und ich besuchte einige Male Anja, fuhr bis Neuhaus/Pegnitz mit der Bahn und weiter die paar Kilometer bis Ranna mit dem Fahrrad. Eine abgelegene Gegend, und an manchen Tagen war der Schneesturm so brutal, daß mein Fahrrad fast von der Landstraße abkam. Aber für eine Frau machte ich schon immer vieles. Die Sache mit der Wohnung verlief sich, der Vermieter wäre einverstanden gewesen, aber Anjas Lebenspanung war so zum Scheitern verurteilt, sowas hab ich noch nie bei jemanden erlebt. Sie besuchte mich auch einige Male in diesem Winter, mit offiziellem Ausgang, aber richtig gemütlich waren ihre Besuche ja noch nie gewesen. Sex gab es halt mal wieder, aber oft war sie schon wieder in ihrer Welt, das selbst das nicht mehr klappte. Ich erzählte ihr auch von Bianca und als sie von ihrem täglichem Kiffen erfuhr, interessierte sie sich mit einem Male sehr für sie. Die beiden haben sich dann auch an einem Februartag kennengelernt, am Bahnhof natürlich. Bianca wohnte ja fast am Bahnhof, und Anja sowiso. Sie war durch meine vielen Erzählungen ja schon vorbereitet auf Anja, aber als sie ihren abgestürzten Lebenswandel und ihre verwirrte Art live das erste Mal sah, war sie schon sehr erschrocken. Sie hatte ja auch starke Probleme, aber ihr Leben doch noch im Griff, und was mir an ihr sehr imponierte, sie hatte Würde. Sie kannte ihre Grenzen, auch wenn sie sich manchmal völlig durchgeknallt verhielt und bei Männern zur damaligen Zeit, vielleicht manchmal etwas billig wirkte, sie hat bestimmte Grenzen nie überschritten und man kann die beiden auch in keinster Weise vergleichen. Sie verstanden sich einigermaßen, Anja kam mit in ihre Wohnung, und Bianca respektierte meine Liebe zu Anja, weil mir wurde diese eingebildete Beziehung immer peinlicher vor den Leuten. Im Haus lebte ich jetzt wirklich völlig allein, nach Dominiks Verschwinden im November war Margit noch für ein paar Wochen mit den Kindern in die Wohnung zurückgekehrt, aber mittlerweile gehörte mir sozusagen ein ganzes Haus allein. In diesem kalten Winter leistete ich auch erneut Sozialstunden bei Hr.Pöllet in Katzwang. Bei der letzten Verhandlung gab es als Bonus wieder neue dazu, und ein bißchen Verpflichtung schadete nicht. Schließlich hatte ich mit 26 Jahren null Arbeitserfahrung, meine Vergangenheit läßt grüßen, und irgendwie wollte ich auch beruflich noch eines Tages was erreichen. Das Schneeräumen bei bitterster Kälte und die Arbeit am Friedhof waren also vielleicht gar nicht mal schlecht. Ich ließ mich bloß von Kleinigkeiten zu schnell ablenken, Anjas Besuche und ähnliches verhinderten oft ausgemachte Zeiten, beim zum Glück verständnisvollen, Hr.Pöllet. Klaus hatte auch immer neue Kumpels, seit er in der Stadt wohnte. Thommy war einer von ihnen, den ich gut leiden konnte. Durch meine Suche in der Zeitung ab und an, eine normale Partnerin zu finden, hatte ich Gabriel kennengelernt, er war zwar keine Frau, aber es entwickelte sich eine Freundschaft mit diesem Kerl, der in meinem Alter war, und so ganz anders, als meine anderen Bekannten. Ich konnte mich ja jedem gut anpassen, und Gabriel kann man schon als verklemmt und für meine Vorstellungen zu brav bezeichnen. Aber wir verstanden uns, ich mußte bei ihm bloß einiges aus meiner Vergangenheit weglassen, wir machten Fahrradtouren, er lebte noch im Haus bei seiner Mutter, Rumänendeutsche, und das war mal ein anderer Umgang. Er tanzte sehr gern und professionell und wir gingen auch in Discos, bloß besondere Stimmung kam mit ihm nicht auf. Aber auch diesen Kontakt vergesse ich nicht, auch wenn Gabriel mich eines Tages vergessen hat und sich ohne Begründung zurückzog, weil er wohl zuviel aus meiner Vergangenheit erfahren hatte. Anja startete wieder verschiedene Fluchtversuche im abgelegenen Ranna, auch sie lernte Gabriel kennen, als wir ihn Sonntagnachmittag mal besuchten, bei ihm ist auch eines von nur 2 Bildern entstanden, das Anja und mich zeigt, Gabriel hat mir auch einges am Computer beigebracht, wo ich zu der Zeit noch keine Ahnung hatte. So im März 2006 wurde dann der Kontakt intensiver mit Bianca, ich war viel bei ihr, sie versuchte mich stylisch zu verschönern, da ich immer noch oft verboten aussah und es mit der Körperhygiene immer noch nicht klappte. Bianca verstand sehr gut psychische Probleme, aber ungepflegtes Erscheinen, war für sie nicht akzeptierbar. Und so veränderten sie und Klaus in diesem Frühjahr meinen kompletten Stil, was bitter nötig war. Ich ließ mir dieses Programm gerne verpassen und was so ein neues Styling beim weiblichen Geschlecht bewirken konnte, war mir erstmal gar nicht bewußt. Natürlich schaffte sie es nicht, daß sie mich in ihre bevorzugte Alterklasse brachte, aber diese "Beautykur", wie wir es in unserem einmaligen Humor nannten, ließ uns eben in diesen Wochen das erste Mal näherkommen. Das waren diese Massagen, die wir uns gegenseitig, nach meinen Besuchen in ihrem Bad, schenkten. Das war eine Nähe, die ich so nicht kannte, da ging es erstmal überhaupt nicht um Sex, nur ein Hauch Erotik, wir sahen uns auf einmal bloß mit etwas anderen Augen. Unsere Gespräche, unser Lachen, und jetzt diese körperliche Nähe, das war ein Lauf, der unwillkürlich diese Begegnung so besonders werden ließ. Das bei ihr noch ganz andere Schauplätze offen waren, bekam ich am Rande mit und vieles verstand ich auch erst im Laufe der Jahre. Weil mit der Wahrheit in bestimmten Dingen nahm es Bianca nie so genau und sie war eine begnadete Schauspielerin, leider ist das für mich verwerflich, wenn Männer dabei die Komparsen spielen müssen. Aber ich hatte meinen Platz in diesem Spiel noch lange nicht gefunden. Sie besuchte mich auch irgendwann das erste Mal in meiner Wohnung, und selbst als sie ihre sehr konservative Patentante und deren Mann, den Bruder ihrer Mutter, mal wieder anstandshalber besuchte, die ein großes Haus in Büchenbach hatten und sehr vermögend waren, nahm sie mich mit. Auch Rolf stellte ich ihr vor, sie brauchte etwas, bis sie mit seiner Machoart, seinen Sprüchen und seinem Humor klarkam, aber seitdem mochte sie Rolf sehr. Sie suchte auch wegen Drogen seine Nähe, aber da hatte sie kein Glück bei ihm. Außerhalb seines engsten Freundeskreises distanzierte er sich von schon lange von solchen Sachen. Da hätte sie bei Stephan schon wesentlich mehr Glück gehabt. Ja, Anja war inzwischen in einer Therapieeinrichtung in Roth, wo ich sie auch wieder besuchte, es war einfach aussichtslos mit dieser Frau. Und in dieser Einrichtung tauchte auch ein ganz alter Bekannter auf- Günter, damals 2002 waren er und ich Andreas Schutzbefohlene, Günter hat mich sofort erkannt und freute sich, ihn konnte ich immer leiden, ein intelligenter und charmanter Mann, wenn da die Drogen nicht gewesen wären, die ihn kaputtgemacht hatten. Keiner aus der Zeit von 2002 und 2003, der es einfach geschafft hatte, auf ein einigermaßen konstantes Level zu kommen, ohne von Psychatrie zu Psychatrie zu ziehen, war mir bekannt. Diesen Sommer wurden es 3 Jahre, das ich jetzt meine Wohnung in der Schalkhaußer Straße hatte, wie lange hatte mir Lindner gegeben? Klar, war viel passiert, aber das war alles vertretbar und viele neue Leute hatte ich kennengelernt, alle mit Problemen, aber mit meiner Karriere in der Psychiatrie, war lange Schluß. Und auch mit Psychiatern hatte ich keine Bekanntschaft mehr gemacht. Man kann und sollte es probieren, sein verlorengeglaubtes Leben sich zurückzuholen, das will ich nur damit sagen, und den schnellen großen Erfolg darf man sicher nach solchen Jahren nicht erwarten, aber von den strafrechtlichen Vergehen abgesehen, bin ich auf diese wiedererlangte Normalität, schon stolz bis heute.

Irgendwann in diesem Frühjahr habe ich von Rolf erfahren, daß einer seiner früheren Kumpels nach Nürnberg zurückkommt, nachdem er, wohl nicht ganz frewillig, 10 Jahre auf Cran Canaria gelebt hat. Mit Hilfe seiner vielen Freunde von früher, wollte dieser Yani, ein Tattoostudio nach seiner Rückkehr eröffnen, und ich erklärte mich gerne bereit, mit Christian, den noch leerstehenden Laden zu streichen. Mit dem Versprechen, wir hätten Tätowierungen ein Leben lang frei, wie Rolf wollte ich wirklich nicht irgendwann aussehen, aber damals spürte ich einen letzten Wunsch nach einer Zukunft mit Anja und somit wollte ich meine bis dahin einzig große Liebe, irgendwo auf meinem Körper verewigen. Ich hätte es bis heute nicht bereut, aber bin schon froh, daß es nicht dazu gekommen ist. Ja, so strichen wir den Laden, ich will mich nicht als Laufbursche von Rolf bezeichnen, aber er gab gerne den Ton an, aber bei ihm fiel es mir erstaunlicherweise nicht schwer, mich etwas unterzuordnen.Am 1.April 2006 war ich dann das letzte Mal zu Besuch in Anjas Elternhaus in Hartmannshof. Wieder über Nacht, und diese Verhältnisse waren von neuem erschreckend und beängstigend. Ich will nicht wissen, was da alles vorgefallen ist, und warum Anja so vom Weg abgekommen ist- die Ursache würde man mit Sicherheit hier finden. Am anderen Tag, wieder in Nürnberg angekommen, war ich relativ psychisch angeschlagen, daß ich Bianca anrief, und sie mich am Bahnhof abholte und mir seelischen Beistand leistete. Was mußte sie sich alles in unserer ersten Zeit über Anja anhören, wie oft klagte ich ihr mein Leid, sie war immer eine verständnisvolle Zuhörerin, das war so schön an unserem anfänglichen Verhältnis, das wir uns alles sagen konnten. Ja, damals mußten wir auch noch nicht über uns und unsere Beziehung sprechen.Biancas Impulsivität erschreckte mich schon manchmal, sie legte sich mit verschiedensten Leuten, oft ohne Grund, an, so klein sie war, ihr Temprament war südländisch und darauf war sie stolz, denn als echte deutsche konnte sie sich nicht identifizieren. Typisch deutsch war sie auch nie. Oft war ihr durchgeknalltes Verhalten aber auch auf ihren Drogenkonsum zurückzuführen. Sie kiffte damals fast täglich, trank ab und zu Alkohol, obwohl sie ihn eigentlich hasste, weil ihr Vater mit nur 42 Jahren an seiner exzessiven Alkoholsucht gestorben war. Ja, wir waren viel unterwegs miteinander, und meistens sind wir in irgendeine seltsame Situation in dieser Zeit gekommen, auch oft durch mein Verschulden. Bianca ist ja in der Südstadt in Nürnberg aufgewachsen, wo ihre Eltern und Großeltern immer noch wohnten, und ich lernte einige Leute aus ihrem früheren Bekanntenkreis kennen. Das war ein schlechter Umgang, der auch dazu beitrug, das sie so aus der Bahn geworfen wurde. Weil ihr Leben hätte eigentlich anders verlaufen müssen, da sie nur durch Faulheit und falsche Freunde das Gymnasium in der 8.Klasse abgebrochen hatte. Ich hab fast jede Nacht bei ihr übernachtet, wir hörten endlos Musik, sie saß immer bekifft am Fenster im 6.Stock, was oft gefährlich aussah, und nach lustigen Gesprächen, überwältigte sie irgendwann jede Nacht die unendliche Trauer über den Tod ihres Vaters. Mit ihrer Mutter war das Verhältnis sehr angespannt und ihr Stiefvater war ein sehr verträglicher Mann, dem sie sich bei wirklichen aussichtslosen Problemen besser anvertrauen konnte. Das wunderte mich auch nicht, nachdem ich immer mehr aus ihrer Familie erfahren hatte. Auch wenn es mich nicht immer interessierte, wußte ich in kürzester Zeit über alles und jeden Bescheid. Bekifft und angetrunken hat sie dann in dieser Zeit oft Annäherungsversuche unternommen, aber mehr als Küssen und Streicheln ist vorerst nicht passiert. Sie hat mich schon auf einmal mehr als Frau interessiert, ich hatte ein Gefühl zu ihr, ich hätte auch wesentlich früher mit ihr geschlafen, aber von Biancas Problemen in dieser Art sollte ich noch vor harte Proben gestellt werden. Ihr seltsames Verhältnis mit diesen beiden wesentlich älteren Männern war schwer zu durchschauen. Und mit Liebe hatte das damals im Frühjahr 2006 mit uns noch so gut wie nichts zu tun..

 

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Michael33

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Michael33 Re: -
Zitat: (Original von MistressDarcy am 21.10.2013 - 21:39 Uhr) Es ist immer wieder ...,"spannend" ist das falsche Wort. Ich bin auch erst in das Buch "eingestiegen", als Du das mit Bianca erzählt hast. Das vorherige hatte ich ja noch genau in Erinnerung. Jetzt habe ich das Wort gefunden: "faszinierend". Ich lese es und kann nicht aufhören....
Ich mag einfach Deinen Stil und finde es klasse, dass Du ihn bis zum vorläufigen Ende des Buches (es ist doch vorläufig, oder?), durchgehalten hast!

Liebe Grüsse


Kerstin

Ja, ich hab das jetzt nochmal zusammengefasst. Danke für dein Lob, es wird bald weitergehen, nur konzentriere ich mich zur Zeit eher auf das Hier im Jetzt, kann ja nicht schaden.
Die eigentlichen Highlights kommen ja erst noch, und wenn man, wie von dir immer, ermutigt wird weiterzuschreiben, ist das schon künstlerisch wohltuend!
Wenn ich die nötige Konzentration wieder verspüre, geht´s weiter... schonungslos, dramatisch, humorvoll und unglaublich lebendig.

Grüße nach Nürnberg, Michael
Vor langer Zeit - Antworten
MistressDarcy Es ist immer wieder ...,"spannend" ist das falsche Wort. Ich bin auch erst in das Buch "eingestiegen", als Du das mit Bianca erzählt hast. Das vorherige hatte ich ja noch genau in Erinnerung. Jetzt habe ich das Wort gefunden: "faszinierend". Ich lese es und kann nicht aufhören....
Ich mag einfach Deinen Stil und finde es klasse, dass Du ihn bis zum vorläufigen Ende des Buches (es ist doch vorläufig, oder?), durchgehalten hast!

Liebe Grüsse


Kerstin
Vor langer Zeit - Antworten
dieNiki ich habs ja schon mal gelesen Michael ,,,
bleibe bei meiner Meinung

gerne wieder bei dir
liebes servus dieNiki
Vor langer Zeit - Antworten
Scheherazade Hab heute begonnen und werde morgen weiterlesen...
Vor langer Zeit - Antworten
Michael33 Re: -
Zitat: (Original von mariot am 04.08.2013 - 01:07 Uhr) du schreibst sehr schön
versuche aufzuarbeiten ,,,

Gruss niki

danke, wenn du mal die erforderliche Zeit hast, kannst sie ja komplett lesen...ist doch etwas lang, und noch lang nicht zu Ende. :)
liebe grüße nach Wien, Michael
Vor langer Zeit - Antworten
KarinB Nun.... - Ich habe mir Deine Texte angesehen. Vor vielen Jahren hätt ich vielleicht geschrieben o je und wie schlimm oder irgend so was. Aber da mir im Laufe des Lebens so Einiges begegnet ist (Eigenes oder Fremdes) bin ich nicht total erstaunt. Mein eigenes Leben verlief auch nicht 08.15. Wichtig ist einfach, dass Du es aufarbeitest mit den richtigen Menschen. Auch Schreiben ist ein Weg des verarbeitens.

LG Karin
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Es geht noch weiter.... - Natürlich habe ich die letzten Seiten wieder verschlungen. Der Autor schreibt so lebendig, dass man meint, man ist live dabei. Mal schauen, was noch so kommt!!! Auf jeden Fall gebe ich obige Bewertung! Weiter so!

Miss Darcy
Vor langer Zeit - Antworten
Michael33 Re: Das Autofahren und die grosse Liebe -
Zitat: (Original von Gast am 01.06.2013 - 00:03 Uhr) Also so einfach ist es, ohne Führerschein durch die Republik, und nicht nur durch die, zu cruisen? Erschreckend!!!!

Und früher, also vor ein paar Jahren, war es anscheinend leichter, einfach Leute kennenzulernen. Diese Erfahrung muss ich auch machen! Vielleicht liegt es am Alter? Was meinen wohl andere Leser? Schreibt einfach mal!!! Würde mich wahnsinnig interessieren! Der Stil des Autors wird meines Erachtens besser! Macht Übung doch den Meister? Bin jedenfalls gespannt, ob er die grosse Liebe noch findet, wobei ich denke, dass es nicht nur eine davon gibt.

Miss Darcy

Ja, du schreibst immer wieder wahres... die große Liebe gibt es bestimmt, aber ich will nicht ausschließen, daß eine noch größere sie nicht neu aufleben lassen kann. Und die große muß es ja nicht sofort sein, Gefühle haben die Chance verdient, sich entfalten zu dürfen...aber schüchterne Wesen haben es da in der heutigen Zeit verdammt schwer, auf sich aufmerksam zu machen...alles sehr oberflächlich und der visuelle Wahn von vielen läßt keine Zeit mehr für zwischenmenschliches...meine Welt ist das schon lange nicht mehr, aber vielleicht werd ich ja noch eines Tages eines besseren belehrt...und solang hör ich weiter Chopin. Grüße an meinen einzigen Fan...
Vor langer Zeit - Antworten
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