100 Meter vor dem Krankenhaus bleibt Edda abrupt stehen. Ihr fiel ein, dass Dr. Will, der Geschäftsführer heute von ihr endgültig wissen will, ob sie ab sofort 3x wöchentlich den Nachtdienst übernimmt. Eine Zumutung denkt Edda. Wenn ich doch nur den Mut hätte ihm zu sagen das er sich für seine schlechte Laune ein anderes Opfer aussuchen soll. Er schikaniert mich wo er nur kann. Will mich loswerden, meine Stelle einsparen, die Vorgaben von ganz oben umsetzen. Doch jetzt, wo ich allein bin, brauch ich das Geld. Was mach ich bloß. Langsam geht sie weiter.
Ein lautes Quietschen und ein derber Stoß in den Rücken reißt sie aus ihren Gedanken. „Können sie nicht aufpassen“, ruft ärgerlich der Fahrer aus dem schwarzen Mercedes, der neben ihr auf der Straße hält. Konnte in letzter Sekunde noch Bremsen. Sie sind mir ins Auto gelaufen. Sind sie verletzt ?
"Nein, nein", stammelt Edda kreidebleich, „alles nicht so schlimm, nur ein kleiner Schubs, bin ja selbst schuld , hab nicht aufgepasst.“
Kniend auf dem Boden, fällt es ihr schwer sich aufzurichten. Ein beherzter Griff des Fahrers, bringt sie in den Stand zurück.
Entsetzt schaut sie ihn mit ein paar großen Kuhaugen an und dann an sich hinunter.
Ein riesen Loch prankt da in ihrer Strumpfhose.
So soll sie zu dem Gespräch erscheinen?
Sie würde eh zu spät kommen.
Warum nur, kreisen ihre Gedanken immer nur um das eine Thema?
Eine Stimme reißt sie aus ihrem Gedankenwirrwarr.
Trotzdem möchte ich, das ein Arzt sie untersucht. Schon zu meiner eigenen Sicherheit und um späteren Regressansprüchen vorzubeugen. Gehen wir hier gleich zu Dr. Breitfeld .
 Vor Schreck rutscht Edda das Herz fast in die Hose. „Auch das noch“ denkt sie, „schlimmer kann es wohl nicht mehr kommen.“
Gemeinsam mit dem Mercedes-Fahrer, Herr Todeskino, nicht Todes - Kino ausgesprochen, sondern mit Betonung auf To-deskino, also mit langem O nach dem T, egal, auf jeden Fall betritt Edda das Krankenhaus, als alles um sie herum sich zu drehen beginnt.
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Edda durchwandert einen Märchenwald. Links und rechts vor ihr sieht sie lebende Märchenfiguren.
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Dann wacht Edda wieder auf. Edda sieht Dr. Will und neben ihm Dr. Breitfeld. "Was ist passiert", fragt Edda, doch dann befindet sie sich wieder im Märchenwald, doch jetzt kommt eine besonders hässliche Hexe auf Edda zu und spricht zu ihr: " Ich warne dich vor charakterlosen Menschen, die in der nächsten Zeit deinen Weg kreuzen werden!". Ein kleines Zucken durchdringt Eddas Körper. In dem Moment, als Edda fliehen will, verwandelt sich die Hexe in einen Engel mit zauberhaften Lächelm. Der Engel sagt zu ihr: " Ich bringe Dir das Glück, wenn du nur deinen Verstand richtig gebrauchst, um den richtigen Weg einzuschlagen!".
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"Hallo, können sie mich hören?", wird Edda von Dr. Breitfeld gefragt.
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"Ja, ich höre sie", antwortet Edda. "Was ist los?"
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"Ihr Kreislauf ist plötzlich zusammengebrochen. Ein Schock als Spätfolge ihres Unfalls. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung", erklärt Dr. Breitfeld.
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Aber eine Nacht werden wir sie noch hierbehalten müssen.
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Man weiß ja nie!
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Edda beginnt an sich selbst zu zweifeln. So schlimm kann das doch alles garnicht sein. Vorhin hat sie doch nur ein paar kleine Schürfwunden von dem Sturz gehabt. und jetzt spielt ihr Gehirn verrückt. Schon wieder sitzt sie aufrecht im Bett. Jetzt unterhält sich auch noch ein riesen Pferdekopf mit ihr.
"Hallo Edda, schau mal wieviel Ernergie in dir steckt, Glück und Erfolg werden dir beschert sein, wenn du nur deinen Verstand benutzt!"
Edda sitzt aufrecht im Bett.
Was wollen diese Figuren nur alle von ihr.
Sie denkt, sie hat schon einen weiten Schritt nach vorn gemacht und diese Grübelei, wirft sie nun wieder um Welten zurück.
Was macht sie nur falsch?
Oder sollten dies wirklich ihre Wegweiser sein?
Schweißgebadet läuft sie in ihrem Zimmer auf und ab, um schon bald wieder einzuschlafen.
Als Edda am anderen Morgen aus dem Krankenhaus entlassen wird, darf sie noch einen Tag zu Hause bleiben.
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Dann kommt er doch der Tag, vor dem sie sich so gefürchtet hat. Das Gespräch mit Dr. Will.
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Leise klopft sie an die Tür. Schüchtern betritt sie den Raum und weiß noch immer nicht was sie sagen soll. Vor Wut über die zusätzlichen Nachtdienste ist sie wie gelähmt und kann sich kaum setzen.
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Dr. Will schaut sie besorgt an.
" Aber Edda, was ist nur los mit ihnen? Hier will ihnen doch niemand etwas böses!", sagt er tröstend zu ihr.
Da platzt es aus Edda heraus: "Warum schikanieren sie mich bloß immer? Nur weil ich so dick bin, muss ich doch nicht so überaus belastbar sein, dass ich drei Nachtdienste noch zusätzlich übernehmen kann! Was haben sie sich denn dabei gedacht? Warum immer ich? Mein Mann ist fort zu einer anderen und ich bin auf das Geld hier angewiesen. Ich kann es mir nicht leisten meinen Job zu verlieren und bin gezwungen ja zu sagen. Obwohl ich Angst um meine Gesundheit habe!".
Danach beginnt sie zu schluchzen und bricht in Tränen aus.
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"Ersteinmal trinken wir einen Kaffee und dann werden wir uns weiter unterhalten", spricht Dr Will, und ruft seine Sekretärin.
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"Edda, ich glaube sie haben da etwas falsch verstanden! Ich schätze sie sehr, und nachdem was sie gestern in ihrem Schockzustand alles von sich gegeben haben, haben sie mich in meiner Meinung sogar noch bestärkt!", sagt er.
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Edda wird leichenblass.
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"Was habe ich denn so alles erzählt?", fragt sie kleinlaut.
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"Nur Gutes Edda! Sie erzählten, dass sie ein paar Jungen vor den Übergriffen eines Größeren bewahrt haben. Und so eine mutige Frau hat Angst vor so einem mickrigen Gespräch?" , sagt er.
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Edda wird rot und schaut nach unten, nur mühsam bringt sie eine Entschuldigung über ihr vorhin gesagtes heraus.
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"So und nun zu meinem kleinen Problemchen.
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Wie sie wissen, ist eine unserer Nachtwachen auf der ITS, durch einen Unfall, dauerhaft erkrankt und fällt somit aus. Da ich sie als kompetente Fachkraft, die auch mal beherzt zugreift, schätzen gelernt habe, wollte ich sie vor der Ausschreibung der Stelle fragen, ob sie diese Stelle gern überehmen möchten? Sie würden 3 Nachtdienste haben und drei Nächte frei, und obendrein noch ein paar Hunderter mehr in der Lohntüte." erzählt er.
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Edda bekommt vor lauter Staunen den Mund garnicht wieder zu. Ihre Träume sollten sich wiedereinmal bewahrheiten. Wenn sie zusagen würde, könnte sie ihre ganzen Vorhaben ohne Probleme realisieren.
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Dr. Will unterbricht ihre Träumerei mit den Worten: "Den Vertrag habe ich schon hier, sie brauchen nur noch unterschreiben!"
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Edda zögert keine Sekunde und unterschreibt.
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Obwohl es ihr um ihre Kollegen leid tut.
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Einige Tage später, Edda befindet sich auf dem Nachhauseweg von einer Nachtschicht, setzt sich ihr gegenüber ein Mann, etwa in Eddas Alter, auf die Sitzbank der U-Bahn hin.
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Er schaut Edda eine Weile ins Gesicht, dann spricht er sie an: "Ich habe sie vor ein paar Tagen gesehen. Als sie den Jungs geholfen haben. Hier in der U-Bahn. Die Idee mit der Notbremse war wirklich gut."
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"Ach ja? Und was haben sie gemacht?", antwortet Edda.
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"Ähm, ich wollte die Situation nicht verschärfen", versucht der Mann zu erklären.
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"Nicht verschärfen? Was soll das denn für'n Scheiß sein? Glauben sie die Leute werden hier überfallen, weil die übrigen Fahrgäste die Situation verschärfen könnten?", Edda ist aufgebracht.
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"Ich wollte ihnen doch nur meine Anerkennung ausdrücken", versucht der Mann Edda zu beruhigen. "Ich heiße Robert."
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Edda starrt Robert mit offenen Augen an. "Lieber wäre es mir gewesen, ich könnte ihnen meine Anerkennung ausdrücken. Sie standen mir ja noch nicht einmal bei."
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"Das stimmt nicht. Ich wäre binnen einer Sekunde bei ihnen gewesen, wenn der Mann sie bedroht hätte. Doch sie hatten alles so gut im Griff, da hätte ich nur gestört. Wenn ich hinzu gekommen wäre, hätte ich nur provoziert", verteidigt sich Robert.
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"Und vorher? Bevor ich was machte, als die Kinder in Gefahr waren?", will Edda wissen.
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"Okay, mein Verhalten war falsch. Darf ich sie einladen?", fragt Robert.
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"Zu was wollen sie micht einladen?", beantwortet Edda seine Frage.
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"Zu irgendwas, wozu man junge Frauen nun mal einladen darf, falls ich darf", erklärt Robert.
 Edda ist überrascht. Ist das hier ein Traum, fragt sie sich, Nein! So plötzlich angesprochen zu werden, muss Edda erst einmal verdauen.
"Edda", sagt Edda.
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"Edda?", fragt Robert.
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"Edda ist mein Name. Ja sie dürfen mich einladen." Edda ist irritiert über sich selbst. "Habe ich eben einem Date zugestimmt?", denkt Edda. Edda schaut sich Robert an und findet ihn nun ganz sympathisch und gut aussehend.
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"Also?", fragt Robert.
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"Also was?", Edda.
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"Zu was darf ich sie einladen?" Robert.
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"Zum Joggen." Edda.
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"Zum Joggen?" Robert.
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"Zum Joggen", wieder Edda.
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"Also dann zum Joggen. Darf ich sie zum Joggen einladen?", fragt Robert Edda.
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"Ja", antwortet Edda.
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Daraufhin vereinbaren sie Ort und Zeitpunkt zu dem sie sich zum Joggen treffen wollen.
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Danach muss Edda die Bahn verlassen. "Ob er wohl kommen wird? Ob ich kommen werde?", fragt sich Edda.
Auf dem Weg nach Hause, lächelt sie wie betäubt vor sich hin.
Man, dass ihr so etwas nocheinmal passiert.
Ist sie noch so begehrenswert, oder mag er sie nur wegen der Aktion in der U-Bahn.
Zu Hause duscht sie schnell und pfeift sogar, seit langem mal wieder, ein schönes Lied dazu.
Sie streichelt ihren Körper und fühlt sich so richtig gut.
Sie glaubt, es sind die berühmten Schmetterlinge im Bauch.
Ein wenig Angst hat sie schon.
Seit langem, lebten ihr Mann und sie nur so nebeneinander her, obwohl sie sich doch einander liebten.
All das bemerkt sie erst jetzt.
Ja in ihrem Leben war alles schon irgendwie zur Routine geworden.
Und jetzt kommt da ein neuer Mann in ihr Leben.
Was tut man da?
Ihren Mann kannte sie.
Sie wußte, was ihm guttat, was er mochte  und wie sie ihm gefallen konnte.
Müde sinkt sie ins Bett.
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Als sie sich auf die Seite dreht, erscheint vor ihren Augen ein ausgestreckter Finger mit einem Ring daran.
Edda ist aber zu müde um sich aufzurichten.
Und doch war sie wie erstarrt, schläft aber darüber ein.
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Als sie am Nachmittag erwacht, scheint die Sonne.
Sie denkt über das geträumte nach.
Was wollte ihr der Finger nur sagen?
Möchte er, dass sie sich für ihr bisher erreichtes belohnt?
Oder steht eine Hochzeit ins Haus?
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Sie beschließt, sich zu belohnen. Diesesmal nimmt sie aber den Bus, hinaus zur Grünen Wiese. Dort möchte sie sich etwas Gutes tun. Sie geht in ein großes Bekleidungssgeschäft. Sie greift wie immer zu den großen Säcken, die ihre Rundungen so schön verstecken. Grün, Braun Beige und Schwarz mag sie am meisten. Sie sucht und sucht, kann aber nichts finden. Sie merkt nicht, dass sie schon lange beobachtet wird. "Kann ich ihnen helfen?", wird sie von der Praktikantin angesprochen. Diese ist der Meinung, dass man ruhig zu seinen Rundungen stehen sollte und auch mal einige von ihnen zeigen solle. Edda beschloss sich in diese Abenteuer zu begeben, obwohl sie etwas skeptisch war. Diese Praktikantin war äußerst selbstbewusst, denn sie drohte aus ihren Klamotten zu platzen. Rundungen konnte Edda da genug bewundern. Aber sie wollte der Jugend auch eine Chance geben um sich zu beweisen.
Zu ihren Farben gehören jetzt orange, Gelb, Violett, Flieder und Lachs.
Die Farben lassen ihre Haut leuchten, die kleinen Rundungen die sich etwas abzeichnen, lassen sie total weiblich aussehen. Edda ist froh sich in dieses Abenteuer begeben zu haben.
Letzendlich entscheidet sie sich für ein sonnengelbes Kleid kombiniert mit einem orangenen Seidenschal.
Im Nachbarladen, einem Schuhgeschäft, kauft sie sich noch ein paar passende Pumps und ist überglücklich.
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Wieder zu Hause, interessiert es sie doch was der Finger ihr sagen wollte und sie geht an ihren PC.
Beim ersten lesen ist sie wie vom Donner gerührt.
Sie kann nicht glauben was sie dort liest.
Die ersten beiden Sätze haben es in sich.
Sehen Sie einen Finger, kann das sexuelle Bedeutung haben.
Ein ausgestreckter Finger deutet auf eine Erektion hin.
Das bringt Edda wiedereinmal zum erröten, beim weiterlesen atmet sie jedoch auf.
Der Ringfinger sagt etwas ganz anderes.
Der Ringfinger steht für Emotionen, Freundlichkeit und Gemeinschaftssinn, Kunst, Schönheit und Musikalität.
Ging es nun nur um den Ringfinger?
Oder aber auch um den Ring?
Sehen oder tragen sie einen Ring, werden sie abgeschlossene Dinge nicht ändern können.
Sie möchte es auch nicht mehr.
Morgen Nachmittag wird sie sich mit dem Herren aus der U-Bahn im Park zum joggen treffen.